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ihre berhältnismäßig fleinen Trümmerſtüde fönnen den Fahr- 1 Die Urkunden führen unmittelbar in die entscheidenden rel zeugen verhängnisvoll werden. Geraten nämlich diese Trümmer giösen Kämpfe und Wandlungen des Judentums hinein und geben in die mit großer Geschwindigkeit herumwirbelnden Schrauben, der Bibelkritik neue bedeutsame Aufschlüsse und Sicherungen so zerschmettern sie deren Flügel wie sprödes Glas, und das Schiff Außerdem finden sich die Reste eines altorientalischen Lese- und ist hilflos. Eine gleichfalls sehr gefährliche Lage bedeutet die Märchenbuchs, einer Volksdichtung, die wir aus zahlreichen neueren Einschließung eines Fahrzeuges durch Eisberge und deren trei- Fassungen kennen:" Die Geschichte Achiquare", die im 2. Jahr bende Stücke. Lettere, die anfangs bloß vereinzelt den Kurs des hundert eine Nachahmung in dem Tobit- Buche der Bibel fand. Schiffes stören, treten schließlich zu Tausenden auf, umgeben das Diese Blätter stellen in der Tat das älteste erhaltene Buch der Fahrzeug, so daß es nur noch mit Mühe vorwärts kommt und Weltliteratur dar, und es ist nur ein Zufall, daß diese Blätter, baden sich ringsum zu einer unbeweglichen Kruste zusammen. die wir jetzt in einer Abschrift des 5. Jahrhunderts v. Chr. be Diese nimmt das Schiff förmlich gefangen, vereinigt sich mit den siken, nicht auch in der Schriftensammlung, die wir Bibel nennen, herantreibenden Eisbergen zu einem sich immer höher auftürmen- Aufnahme gefunden haben. Anklänge der im Fund von Elephan den Chaos, das Blöcke und Lawinen herabsendet und zwischen wel- tine erhaltenen Sprüche Achiquars an die in der Bibel überlieferten chem auch das stärkste Fahrzeug schließlich wie eine Nuß zerknadt" Spruchweisheiten sind bereits festgestellt worden; die Erforschung wird. Man erinnert sich, daß die zu den Nordpolfahrten ausge- des Textes ist im einzelnen noch nicht abgeschlossen. Achiquar is rüsteten Schiffe besonders start gebaut zu werden pflegen, um der weise Minister des Assyrerkönigs Sanherib . Unter seinem diese ungeheure Gispreffung aushalten zu können.- Sohne Afsarhaddon fällt er in Ungnade infolge der VerleumNoch wenige Worte über die Eisberge, welche vom Südpol dungen des königlichen Neffen Nadan. Achiquar soll hingerichtet aus in das umgebende Weltmeer hinausschwimmen. Sie sind in werden, aber der mit der Erekution beauftragte Beamte schont ihn. der Regel weit größer, als die im Norden beobachteten und bilden Ueber den vermeintlichen Tod des weisen Achiquar freut sich der gigantische Bänke" von 25 bis 40 Meter Höhe und 15, 20 ja Pharao von Aegypten, und dieser fordert den Afsarhaddon auf, eine 30 Kilometer Länge. Man hat sogar mehrfach solche von an- Burg in der Luft zu bauen; fönne der Assyrerkönig diese Aufgabe nähernd 50 Kilometer Längenausdehnung und entsprechender Breite lösen, so solle er drei Jahre lang Tribut empfangen, andernfalls und Höhe gefunden und für wirkliche Inseln gehalten, da sie sich müsse er Tribut zahlen. Keiner der Räte Asarhaddons weiß die infolge ihrer Größe naturgemäß sehr langsam fortbewegen. Die Lösung zu finden. Da gesteht jener Beamte, daß Achiquar noch legten Trümmer dieser Riesenbänke schwimmen bis weit gegen Bum Dank wird ihm der boshafte Nadan vom König ausgeliefert. lebt. Er wird geholt und der weise Mann schafft Rat in der Not. Norden und machen zum Beispiel die Schiffahrt an der argentini- Achiquar läßt seinen Feind fesseln, prügeln und in einem dunklen schen Küste bis zur Breite von Buenos Aires mitunter gefährlich. Verließ am Eingang seines Hauses einsperren Desgleichen pflegen sie auf der Route von Asien nach Australien , Brot. Jedesmal, wenn Achiquar sein Haus betritt oder verläßt, bei Wasser und Neuseeland und den südlichen Inselgruppen des Stillen Ozeans hält er dem Eingesperrten weise Strafpredigten, die sein Diener bisweilen den Schiffen zu begegnen, und auch die Seefahrer, die aufzeichnet. Nadan aber schwillt vor lauter Bosheit so an, daß er um das Kap der Guten Hoffnung segeln, wissen von ihnen zu schließlich elendiglich plant. Woraus wohl die hübsche Moral zu erzählen. In welche Abenteuer und Gefahren diese Eisbänke die ziehen, daß der gemeine Mensch an der Weisheit der Gerechten vor Fahrzeuge bringen können, erhellt mit großer Deutlichkeit aus ut zugrunde geht eine Beobachtung, die wir auch heute in dem Bericht des Kapitän Blondet, welcher im Jahre 1896 das politischen wie wissenschaftlichen Kämpfen beobachten können. französische Segelschiff Président Thiers" von Barcelona nach Das ist also eine jener Erzählungen, wie sie in der Bibel geTahiti führte. Am 11. November", so erzählt der Kapitän, also fammelt worden sind zum erstenmal in einer alten Handschrift. zu einem Zeitpunkt, der auf unserer Halbfugel dem Monat Mai Ungleich wichtiger noch als dieses altorientalische Literatur entspricht, erschienen mehrere Gisgipfel vor uns. Als wir uns denkmal sind die politischen Eingaben und Erlasse, die in dem Pa ihnen näherten, bemerkten wir, daß sie zu einer ungeheuren Bank" phrus von Elephantine neben mancherlei zivilrechtlichen Ür gehörten, die nicht weniger als 20 Meilen( 37 Kilometer) lang kunden erhalten sind. und 150 Meter hoch war. Es gelang, dem Hindernis auszuweichen, Die jüdische Gemeinde von Elephantine bestand aus militäriaber um 4 Uhr nachmittags erschien das Eis von neuem. Noch schen Söldnern; sie zählte insgesamt 600-800 Köpfe. Wir sehen einmal änderten wir den Kurs, jedoch ohne Erfolg. Am folgenden in diesen Dokumenten nicht nur die Spuren der älteren erhaltenen Morgen war das Schiff ringsum von Eisbänken eingeschlossen. jüdischen Volksreligion, sondern es wird auch aufgeklärt, durch Der Mann am Ausgud meldete eine Oeffnung gegen Südwesten. welche Einflüsse jene junge jüdische Gesetzgebung des Ezra und Sofort steuerten wir dorthin. Neue Enttäuschung: eine Bank, von Nehemia zustande tam, die dann mehr als zwei Jahrtausende als der man nach beiden Seiten kein Ende sieht, versperrt den Weg. göttliche Offenbarung" galt. Wir segelten demgemäß nach Süden zurüd und es gelingt uns, Als die Israeliten um 1400 vor Chrifto aus der Wüste vom zwischen zwei riesigen Eisgebirgen eine Passage zu entdecken. Aber Often in Palästina einbrachen, brachten sie mit sich den Kult des erst nach biertägigem( 1) Lavieren gelang es, der eisigen Umflamme- Gottes Jahre, der ursprünglich auf einem Bultan östlich des Ostrung zu entrinnen." armes des arabischen Golfs seinen Siz hatte. Es war ein Gott bulkanischer Ausbrüche, der eifersüchtige, leicht reizbare Gott der biblischen Schriften, der erst bei Nacht sichtbar wird als rauchender Ofen und feurige Fackel". Ueberall waren seine Opferstätten, in jeder Ortschaft, auf jeder Höhe und unter jedem grünen Baum". Es war aber durchaus nicht der einzige Gott, wie er in der späteren Gesetzgebung erscheint. Diese Boltsreligion, deren Spuren wir auch überall in der Bibel finden, hielt sich natürlich in fernen jüdischen Ansiedlungen reiner als in Jerusalem , wo die religiösen Barteitämpfe unmittelbar brandeten. So finden wir denn bei den Juden des 5. Jahrhunderts noch die alte Voltsreligion, wie fie bestand, als etwa um 650 unter der ägyptischen Herrschaft Psamme. tichs I. diese jüdischen Soldaten nach Aegypten und Elephantine tamen. Die jüdische Gesetzgebung von 621 das Deuteronomium
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Die größte Eisbank", die sich vielleicht je gebildet hat, wurde im Jahre 1893 an der Ostküste Patagoniens im Atlantischen Ozean beobachtet. Sie setzte sich aus ungezählten riesigen Pyramiden, Ruppeln und bergehohen Eisfelsen zusammen und hatte eine Ausdehnung von 300 Kilometern! Mehr als ein Dußend Schiffe rannten gegen diese Eisbarre und gingen zugrunde. Was im übrigen den Seedienst zwischen Europa und Amerika betrifft, so wird das Auftreten von Eisbergen regelmäßig gemeldet und den interessierten Schiffstapitänen alles Erforderliche mitgeteilt, damit fie den weißen Zyklopen" nach Möglichkeit ausweichen können. Hier leiftet eine der neuesten Errungenschaften, die drahtlose Telegraphie, dem Seeverkehr befonders wertvolle Dienste.
Das älteste Buch der Welt.
Im Sommer 1907 wurden in Elephantine , der südlichen Grenzfeftung Aegyptens , zahlreiche Papyros gefunden, mit aramä ischen ein dem Hebräischen verwandter Dialekt Schriftzeichen bedeckt. Sie erwiesen sich als Urkunden und literarische Fragmente einer jüdischen Militärtolonie aus dem 5. Jahrhundert unserer Beitrechnung unter der Perserherrschaft. Daneben fand man massenhaft Aufzeichnungen auf Tonscherben; die Papierrollen waren teuer und so benutte man auch die im häuslichen Betrieb zerbrochenen Tonkrüge zu schriftlicher Betätigung.
Gerade die inhaltlich wichtigen Papyrus zerfielen beim Ausgraben in Staub. Dennoch gelang es menschlichem Scharfsinn und gelehrter Geschicklichkeit, die winzigen Stüde so zusammenzufügen, daß sich in verständlichen Zusammenhängen große und wichtige Terte ergaben. Im vorigen Herbst hat Eduard Sachau in einem Textband und 75 Lichtdrudtafeln die Funde herausgegeben, und jekt unternimmt es Eduard Meyer , der Forscher und Darsteller alter Geschichte, in einer gemeinverständlichen Schrift die bor = läufigen wissenschaftlichen Ergebnisse zusammenzufassen.*)
*) Der Papyrusfund von Elephantine . Dokumente einer jüdie schen Gemeinde aus der Perserzeit und das älteste erhaltene Buch der Weltliteratur. Von Eduard Meher, Leipzig ( J. C. Hinrichsche Buchhandlung) 1912.
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berührte die Juden von Elephantine nicht, ebenso wenig wie die abschließende Reform des Ezra und Nehemia unter der Perserherrschaft. Schon das Gesetz von 621 hatte zugunsten des einen Jahwe- Tempels in Jerusalem alle anderen Kultstätten aufgehoben und gleich den Bilderstürmern der chriftlichen Zeiten wurden damals alle Wahrzeichen zerstört. Gleichwohl behielten die Juden von Elephantine ihren eigenen Jahwe- Tempel; ja, als dieser von ägyptischen Söldnern im Jahre 410 zerstört wurde, haben sie wiederholt an Bagoas, den Statthalter von Juda, das Ersuchen gerichtet trop der inzwischen erfolgten Gesetzgebung des EzraNehemia den Tempel wieder aufbauen zu dürfen; eine dieser Eingaben, vom Jahre 407, ist in den Papyros erhalten. Noch im Jahre 419 waren die Juden von Elephantine keine Monotheisten; aus dieser Zeit nämlich stammt eine Liste der Kultussteuern der Gemeinde, zu denen auch Frauen beitrugen, und von der zur Verfügung stehenden Gesamtsumme wurde fast zu gleichen Teilen für den Gott Jahwe( Jahu) und zwei Göttinnen Schon- bet- el und Anat- bet- el verwandt; die Göttin Anot ist dieselbe wie die grie chische Kriegsgöttin Athene .
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Diese Vielgötterei wobei der Vorrang Jahwes freilich gewahrt war bestand in dieser jüdischen Militärtolonie, obwohl am 30. Oftober 445 das streng monotheistische Gesetzbuch Ezras eingeführt war. Die wohlhabenden babylonischen Juden hatten 458 durch große Geldopfer vom Perjerfönig Artagerres I. die Volla macht erwirkt, daß der Priester Ezra das von ihm verfaßte Geſet buch in Juda und Jerusalem einführen durfte, ivas dann nach der