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gesellen ein solcher Junggeselle von einem auswärtigen Gesellen schaft mit einer Herabfehung des förperlichen und geistigen All­angeklagt, daß er sich in seinen Lehrjahren nicht gut betragen hätte, gemeinbefindens. Ob aber die durch ein solches Gesamtbild ge sondern mit Hilfe seines Vaters einen Gesellen hätte arretieren kennzeichnete Krankheit stets als echte Influenza zu bezeichnen Cassen, weil dieser dem Burschen, der seinen Hut nicht gezogen, und auf ihren Bazillus zurückzuführen ist, muß nach neuen For­eine Ohrfeige gegeben. Auf Grund dieser Klage wurde denn auch schungen angezweifelt werden. Andererseits wird der Begriff der der Junggeselle für sein vormaliges Vergehen vom Gesellenaus Influenza dadurch verwirrt, daß der Bazillus noch bei zahlreichen schusse zu 6 M. Banco verurteilt. anderen Krankheiten als Eindringling in die Luftwege zu finden ist, beispielsweise bei Keuchhusten, Masern und auch bei Lungen­schwindsucht. Dadurch wird die Feststellung einer Influenzas epidemie sehr erschwert.

Gegenseitiges Beschimpfen und Beleidigen wird in allen Ge­sellenordnungen der damaligen Beit streng verpönt. Die Straß burger Steinmeßen schreiben 3. B. 1563, welcher Geselle übel spricht oder einen anderen Lügen heißt in Schimpf oder in Ernst Einmal sind zu einer Zeit und an einem Ort, wo von einer oder ruppige Worte findet in der Werkstatt, der soll geben zwölf eigentlichen Epidemie nicht gesprochen werden konnte, in einem Pfennig zu Buße....Welcher Gefelle des anderen spottet, stochert, Drittel beliebig ausgewählter Fälle von akuten und chronischen oder ihn namet mit Hinderkosen, der soll 15 Pfennig geben zu Luftröhrenkatarrhen Influenzabazillen nachgewiesen worden, und Buße". Die Freiberger Schloffer setzen 1555 fest, wenn ein Ge- andererseits wurden bei einer Epidemie, die als typische Ins selle den anderen vor einen Bauer oder Unflat schelten tut, der fluenza betrachtet wurde, nur bei 6 Proz. der daraufhin unter foll ohne alle Gnade und Behelf 2 Wochen Lohn zur Strafe fällig suchten Kranken diefe Bazillen gefunden. Jedenfalls kann nach sein". Und wer einen Mitgesellen einen Schelmen schalt, mußte den Forschungen der letzten Jahre kein Zweifel mehr darüber be ohne alle Ausflucht einen Guldengroschen zur Straf erlegen. Die stehen, daß bei den mit dem Namen Influenza belegten Krant Beutler der gleichen Stadt verlangen 1563, fein Geselle solle den heiten noch zahlreiche andere Seime im Spiele sind. Am häufigs anderen Lügen strafen, noch ihn verfuchsschwanzen( d. h. verklat- sten werden von solchen die Pneumofoffen, Streptokokken und schen), noch der Wahrheit entgegen verklagen". Diplotoffen ermittelt. Gerade dadurch wird es klar, daß man mit der Erforschung der sogenannten Influenzaepidemien überhaupt noch in den Anfängen steht. Um damit vorwärts zu kommen, wird noch eine große Zahl von Untersuchungen über die Bakteriologie der Schleimhäute und vielleicht auch des Blutes bei Kranken mit vermeintlicher Influenza erforderlich sein. Zuweilen sind dadurch schon überraschende Aufklärungen gegeben worden. Es ist beispiels weise an die Epidemie unter den Berliner Kindern vom vorigen Jahre zu erinnern, die nach den Arbeiten von Müller und Seligs mann nicht auf den Influenzabazillus, sondern auf einen Strepto kokkus zurückzuführen war, der dann noch den besonderen Namen Grippenstreptofoffus erhalten hat. Auch in Amerika sind unlängst mehrere Epidemien ähnlicher Art nachgewiesen worden, so in Boston , wo der verantwortliche Streptokokkus durch die Milch ver­breitet wurde und zu fieberhaften Entzündungen der Luftwege An­laß gab. Bei einer der jüngsten Vergangenheit angehörenden Epidemie in Chicago ist nun gleichfalls ein Streptokokfus beob= achtet worden, der in vielen Eigenschaften dem in Berlin ent­deckten Krankheitserreger gleicht. Der Influenzabazillus hat mit diesen Epidemien also überhaupt nichts zu tun.

Besonders zahlreich waren die Gesellenvorschriften im Her­bergsleben, und es mußte sich jemand auf der Herberge sehr in acht nehmen, wenn er nicht fortwährend den Geldbeutel zur Buß­zahlung zur Hand nehmen wollte.

Beim Betreten diefer mußte zunächst Mantel und Degen ab gelegt und dem Herbergsvater in Verwahrung gegeben werden, wenn der Geselle nicht wie bei den Arnstadter Schustern eine Buße von 6 Pf. für jeden Fall aufgebrummt haben wollte. Auch im bollen Wichs mußten die Gesellen aufziehen, wie denn das eben genannte Handwerk denjenigen, der feine Schuhe und Strümpfe auf der Herberge anhatte, mit 1 Groschen Buße belegte.

Beim Trinken an der Gesellentafel ging es überaus zeremoniös zu. Wer z. B. beim Trunke dem Altgesellen vorgriff, zahlte 6 Pf., wer den gemeinsamen Bierkrug sich selbst zum Trinken nahm und sich ihn nicht zureichen ließ, ebensoviel. Ueberging einer der Ge­fellen den anderen bei offener Lade beim Trinken, war 1 Groschen fällig. Die Freiberger Gerber gebieten 1555, es soll feiner keine Kanne vor die Tür tragen, auch keiner keinen bertadelten oder unehrlichen Mann aus der Kanne schenken, bei Straf eines Groschen", die Gürtier der gleichen Stadt 1563, und wo einer unter der Schenke auf den Tisch schlägt, der ist in der Gesellen Straf".

Technisches.

8ur Geschichte des Eisenbetons. Noch nie hat ein Das Trinken selbst wieder hatte bei den verschiedenen Hand- Baumaterial in so furzer Zeit allgemeine Anerkennung und Ver­sverken seinen eigenen Komment. Die Freiberger Schlosser verwendung gefunden wie der Eisenbeton, der seit seiner ersten Tangen 1570, daß die Kanne nur mit der rechten Hand zugereicht technischen Verwertung im Jahre 1867 in seiner Brauchbarkeit für und während des Trinkens weder Hand noch Arm aufgestützt wird. die verschiedensten Industrien einen ungeahnten Fortschritt zu ver­Bei der ganzen Aktion müssen die drei unteren Rockknöpfe ge- zeichnen hat. Es ist merkwürdig, daß diese Kombination von schlossen sein. Die Schneider der gleichen Stadt fordern, daß ge- Bement und Eisen so späten Datums ist, während man die An­trunken wird, ohne Zucken, ohne Rucken, ohne Bartwischen", die wendung des Eisens seit der vorgeschichtlichen Zeit und die des Schuster verbieten 1431 das Stehendtrinken, ebenso ein solches mit Bements schon bei den Römern kannte. Schon diese verstanden es, über der Achsel gehängten Mantel. aus dem bei Bajä und Neapel gefundenen vulkanischen Tuffgestein Bierverschütten war ein großes Vergehen und die Arnstadter unter Hinzufügung von gelöschtem Kalt einen wasserwiderstands­Schuster büßen ein solches mit 1 Groschen. Uebrigens muß das fähigen Mörtel herzustellen, aus dem man in großem Maßstabe Verschüttete sofort weggewischt oder irgendwie den Blicken der Kloaten und Kanalisationsröhren verfertigte. Bechenden entzogen werden. Daher verlangen die Freiberger Archiv Sie fannten, wie im für die Geschichte der Naturwissenschaften und Schneider, daß der Urheber des Unglückes das Verschüttete sofort der Technik, Heft 6, dargelegt wird, den mit dem Fuße bedeckt, die Gerber 1555 ein solches mit dem Hut. wohl in Form von Schüttungen wie von gehärteten Blöcken. Auch beim Essen wird auf Ordnung, Anstand und vor allem So sollen aus diesem Material unter dem wahnsinnigen auf Bescheidenheit gesehen. Daher schreiben die Freiberger Caligula großartige Hafenbauten entstanden sein. Bei der Er Schuster 1431 ihren Mitgesellen vor, auch soll kein Gesell in der oberung von Germanien fanden die Römer in der Eifel , im Schüssel ungeneußig umbrasseln und vor anderen zugreifen", des Mofeltal, bei Nördlingen sowie an einigen anderen Orten, ein gleichen die Böttcher 1511, item kein Geselle foll raffen und Steinmaterial, die Trasse vor, das sich gleichfalls zu Bement ver­nehmen aus der Schüssel, soviel sich zwei dormit mochten be- arbeiten ließ, tamen aber doch noch nicht auf die Kombination einer tragen". folchen Masse mit Eisen.

Kleines feuilleton.

Medizinisches.

de.

Zement fo

Das Eisen ist das einzige aller sogenannten unedlen Metalle, das, mit Zement zusammengebracht, nicht orhdiert, d. h. rostet. Ja, der beim Anrühren des Zements sich abspaltende alkalische Kalt ist sogar imftande, rostiges Eisen zu entrosten. Was die Erfindung des Eisenbetons selbst betrifft, so erwähnt dieses Material der Ingenieur François Coignet um die Mitte des vorigen Jahr, Falsche Influenza. Die Influenza hat sich in einer hunderts zum ersten Male, nachdem aus gewöhnlichem Zement, dessen Beit von wenig mehr als zwei Jahrzehnten bei der Menschheit in Verwendung im Mittelalter verloren gegangen war, die umfangreichen einen ungeheuren Respekt zu sehen verstanden, und alle Welt pflegt Hafenbauten in Algier von dem Ingenieur Poirel hergestellt worden jezt über Influenza zu flagen, wenn irgendein nicht sicher auf waren. Sogar 1816 existierte bereits eine Betonbrücke in Frankreich eine andere Ursache deutbares Unwohlsein eingetreten ist. Der über die Dordogne . Der erste, der Eisenbeton technisch verwertete Bazillus der eigentlichen Influenza hat wahrscheinlich nur mit und auch ein Patent darauf bekam, war der Gärtner Joseph einer verhältnismäßig fleinen Zahl der Leiden etwas zu tun. Monier( 1828-1906): er stellte aus Eisenbeton Kübel für Nachdem die Krankheit in den Jahren 1889 und 1890 mit einer gärtnerische Zwecke her. Heute wird der Eisenbeton, dessen Druck­unerhörten Gewalt die ganze zibilisierte Welt fast gleichzeitig er- und Zugfestigkeit ganz bedeutend ist, im Hochbau zur Herstellung von griffen hatte, hat es in gewissen Abständen immer wieder In- Schornsteinen und Wassertürmen, zum Bau von Fabriken, Waren­fluenzaepidemien gegeben, die namentlich die Städte heimsuchten. Häusern, Speichern und Baukhäusern benugt; aus ihm entstehen Ein ganz sicherer Nachweis, daß es sich bei einer Erkrankung Ausstellungsgebäude, Luftschiffballen, Kais und Ufermauern, Leucht­anzweifelhaft um Jrflienza handelt, kann freilich nur durch Be- türme, Talsperren und Molen so gut wie Treppen, Tröge, Bade­obachtung des Bazillis erbracht werden, der zuerst von Pfeiffer in wannen, Grabmonumente, Eisenbahnschwellen und in Amerita sogar den Ausscheidungen der Nase und Luftröhre entdeckt wurde. Den Schwungräder. Die Erfolge, die die Eisenbetonindustrie im Verlaufe noch läßt sich auch eine Gruppe von Merkmalen unterscheiden, der relativ furzen Zeit von 50-60 Jahren erntete, lassen erwarten, deren Auftreten auf Influenza schließen läßt. Das sind nament- daß mit dem bisher Erreichten die Verwendungsmöglichkeiten des lich Schnupfen, Halsschmerzen und Luftröhrenkatarrh in Gemein- Eisenbetons noch nicht ihr Ende gefunden haben. Berantwortl. Redakteur: Albert Wachs, Berlin . Drud u. Verlag: VorwärtsBuchdruderei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW.