iridjt selten die Sigentümlichkeitea dieser Brutpflege zum Verderbenfür die Rachlommenschast des Kuckucks um. So entfernen mancheKögel das fremd« Ei einfach aus dem Reste, andere überbauen dasEi. dritte verlassen da» entweihte Rest ganz und gar. so z. B. derZaunkönig, dem gerade mit am häufigsten Frau Kuckuck ihr Geschenkaufoktroyiert.Beim Ablegen seiner Eier wie beim Entfernen von Nesteiernhat der Schmarotzer oft heftige Kämpfe mit den Nesteigentiimern zubestehen, die nicht selten da» Zugrundegehen des KuckiickSeieS zurFolge haben. Auch ist al» wahrscheinlich anzunehmen, dast da»Kuckucksweibchen jedes Rest nur mit einem Ei beglückt und dost, sobald zwei oder drei Kuckuckseier in ein und demselben Reste ge-funden werden, fie von ebenso viel Kuckucksweibchen herrühren.Das kann sogar mit Sicherheit festgestellt werden. Beobachtungenund Erfahrungen haben nämlich gelehrt, dah nicht nur die einzelnenEier eines Geleges übereinstimmend gefärbt find, sondern daß auchsämtliche Gelege ein und desselben Weibchens einander gleichen. Dauun die Kuckuckseier sich durch Annäherung ihrer Merkmale an dieNesteier kennzeichnen, besitzen sie überraschende Mannigfaltigkeit inder Färbung, dem Kolorit der Eier jener Vogelarten entsprechend,denen da? Kuckuckswcibchen sein Ei zur Bebrütung unterschiebt.Jeder weibliche Kuckuck hat die Gewohnheit angenommen, seineEier in da« Rest einer bestimmten Vogelspezies zulegen. Wenn nun auch von sämtlichen Kuckuckseiern, die beispielS-weife in Rotschwänzchennestern gefunden werden, 8S Prozent denEiern des RestvogelS angepaßt waren— in gewissen Gegenden, wiein der Dessauer Heide, weicht kein einziges davon ab—, so bleibtdiese Art der Anpassung doch eine Ausnahme, und in Wirklichkeitsinkt der Prozentsatz der tatsächlichen Lehnlichkeit auf 4 Prozentherab. Wo bleibt da die schönklingende und vielbewunderte Theorie,nach der die KuckuckSeier in der Regel eine so täuschende Aehnlich-keit mit den Nesteiern haben sollen, daß der Vogel dadurch getäuschtwerde und sie für die seinigen halte? IWollte man, um die Legezeit de» Kuckuck» festzustellen, einfachdie Daten annehmen, die über daS Auffinden von Eiern notiertwurden, so würde die» ein falsches Resultat ergeben. Ein Beobachterfand am 28, April daS erste KuckuckSei und am 5. August das letztefrisch gelegte. Zwischen beiden Tagen liegt ein Zeitraum von100 Tagen, Wenn aber der Zweck einer parasitischen Brutpflege er-reicht werden soll, so muß sich der Kuckuck notwendigerweise auch derBrütezeit jener Vögel anpassen, die er zu Pflegern seiner Brut aus-ersehen hat. Deshalb überschreitet auch seine Legezeit 35—45 Tagenicht; im allgemeinen hat man aber einen nur zwanzigtägigem Zeit-räum beobachtet.Ueber die Stückzahl des Gelege? ist man bi? in die neueste Zeitim unklaren gewesen. Jetzt weiß man, daß sich die Eierproduktioneine? Weibchens auf 14, 1ö, IS, sogar 17 Stück belaufen kann.Wenn man berücksichtigt, daß ein großes Glück dazu gehört, alleEier eines Weibchens aufzufinden, da neben den Nestvögeln und demKuckuck auch Raubzeug Eier vernichten, kann man füglich noch einehöhere Zahl als die festgesetzte 17 als oberste Grenze annehmen undbehaupten, daß der Kuckuck 17—22 legt. Endlich ist durch gewissen-hafte Beobachtung festgestellt worden, daß die Ablage der Eier einenTag um den anderen erfolgt.Der junge Kuckuck ist anfänglich nicht viel größer als die übrigenNestjungcn; er wächst aber rasch und Hot diese in kurzer Zeit über-holt. Ließen sich die Kuckuckswirte vielleicht ansang? durch daS anGröße und Färbung dem eigenen Gelege ähnliche Ei des Schmarotzer«täuschen, so merken sie doch jetzt, wo der junge Kuckuck auf Kostender eigenen Nachkommen heranwächst, daß sie eS mit einem Fremdling zu tun haben. Dann aber kommt eben die Gutmütigkeit zurGeltung. Bekanntlich sorgen die Pflegeeltern mit unennüdlicherSusdauer für ihren Pflegling und machen übergroße Anstrengungen,um den unersättlichen Fresser mit Nahrung zu versorgen. Manbeobachtete sogar, daß sie darüber den Abzug ihrer Sippe nach demSüden unbeachtet ließen und sich ihrem aufgedrungenen Pfleglingnoch weiter widmeten. So weiß ich von einem Bachstelzchen zuberichten, das noch im November einen jungen Kuckuck fütterte, derin einer hohlen Weide saß und seinen Kopf aus einem Spalt hervor-streckte. Ich befreite den Gauch aus seinem Gefängnis und anderenTag« war das Bachstelzchen verschwunden.Bald werden dem jungen Kuckuck die Stiefgeschwister unbequemund er drängt eines nach dem andern über den Nestrand hinweg.Friedrich schreibt über diesen Vorgang: Ich habe mehrfach Gelegen-heit gehabt, au? eigener Anschauung mich von der bestimmten Tat-sacke zu überzeugen, daß der junge Kuckuck seine Stiefgeschwisterabsichtlich aus dem Neste wirft. Der erste Fall nieiner Beobachtungwar bei einem fast nackten Jungen, das sicherlich höchstens dreiTage alt war. Diesem legte ich, da eS allein im Neste war, acht-tägige Kauarienvögel ins Nest und der junge Kobold ruhte nichteher, als bis er eines durch heftiges Umherdrehen und Unterschiebendes Kopfes oder Hinterkörpers auf dem Rücken sitzen halte. DenBürzel schob er dann dem Nestrande zu, erhob sich schnell undkräftig, machte eine Rückwärtsbewegung— und draußen war dasaufgelegte Junge; ebenso erging es den anderen. Diese Probewiederholte ich zu meiner und anderer Ueberzeugung sehr oft.Es ist mir nicht bekannt, ob über das Futter des erwachsenenjungen Kuckucks im ersten Jahre Beobachtungen angestellt sind; doch»st nicht nnwahr'cheinlich, daß er no() die Kost genießt, die ihm seineAdoptiveltern zukommen ließen.__Kleines Feuilleton.Naturwissenschaftliches.Ein Naturschutzgebiet vor den Toren Berlin».AlS dritter Band der„Beiträge zur Raturdenkmalpflege' ist vonProf. Conwentz gemeinsam mit F. Dahl, R. Kollwitz, H. Schroeder,I. Stoller und E. Ulbrich eine Untersuchung veröffentlicht worden,die recht schlagend beweist, was sich aus einer eingehenden natur«wissenschaftlichen Durchforschung eine« an sich kleinen Bezirks imHerzen Deutschlands herausholen läßt. Es handelt sich um daSPlagefenn bei Chorin an der Stetttner Bahn. Das Beispiel dieserForschungen zeigt in überraschender Weise, wie wenig unsere Heimatimmer noch bekannt ist. Sind doch in diesem Naturschutzgebiet, daSseit 1907 jeder Nutzung entzogen und sich selbst überlassenworden ist, dicht vor den Toren der Reichshauptstadt, neueFormen, neue Arten, ja sogar neue Gattungen aufgefunden worden.Freilich beruht daS Ergebnis auf einer sehr gründlichen und plan-mäßigen Durchforschung. Im einzelnen stellt sich da» Plagefennals ein jugendliches Moor dar, und zwar als ein sogenanntes Ber-landungsmoor. Die Flora deS geschützten Gebiets zeichnet sich durchArtenarmut und Jndividuenreichtum der einzelnen Formen aus. Diegroße Jugend der Pflanzengemeinschaften gibt einen Grund für dieAermlichkeit der Vegetation, weil daS Wasser früher eben eine vielgrößere Fläche einnahm als jetzt. Die Tierwelt hat stets einenBorsprung in der Besiedelung neuer Flächen; die Pflanzen-weit folgt langsamer und faßt schwerer Fuß. Die Wasser-Vögel mögen viel zur Besiedelung des Gebiets beigetragenhaben, wie denn die gesamte dort lebende Tierwelt als fcuchtigkeitS-liebend bezeichnet werden muß. Eine Reihe von Charattertierenfindet sich dort fast überall, und ihr Fehlen an einzelnen Stellen iststets nur durch untergeordnete Nebenumstände bedingt. Die Forst-Verwaltung verdient besondere Anerkennung für die Schaffung diese»Schutzbezirks, der unberührt von Menschenhand nach einem weiterenJahrzehnt die wichtigsten Aufschlüsse über die Zusammensetzung derFauna und Flora zu geben verspricht. Aber schon jetzt liefert da»Plagefenn zu Lehrzwecken ein sehr geeignet«? Material.Anatomisches.DieX-Beine. Ein tadelloser Wuchs ist an den Beinennoch seltener als an anderen Körperteilen. Da» erklärt sich einfachdaraus, daß die Beine die Last des ganzen übrigen Körpers zutragen haben. Meist bilden sich die Abweichungen nach der Richtungdes O oder X schon in dem ftühesten Kindesaller auS, können �«mnaber noch ausgeglichen werden, wachsen sich auch einigermaßen vonselbst wieder aus. Ein außerordentlich großes Material für die Be-urteilung der Häufigkeit und EntwickelungSart solcher Mißgestaltungenhat Dr. Karl Francke gesammelt und in der„Münchener medizinischenWochenschrift" besprochen. Er gründet seine Schlüsse auf die Untersuchungvon 1099 Personen beider Geschlechter und jeder Altersstufe. Er fandunter b12 Männern 46 Proz. mit geraden, oder wie er sich ausdrückte,Parallelbeinen, 16 Proz. mit O-Beinen, 33 Proz. mit X-Beinen.Beim weiblichen Geschlecht zeigte sich das Verhältnis wesentlich ungünstiger. Nur 32 Proz. hatten gerade Beine, 9 Proz. O-Beine,69 Proz. X-Beine. Dabei ist noch zu berücksichtigen, daß dieX-Beine im allgemeinen schwächlicher und weniger leistungsfähigsind als O-Beine. Wählt man au» dieser Statistik nur die er-wachsenen Personen ans, so wird da» Ergebnis fürdas schöne Geschlecht noch viel ungünstiger. Unter den er-wachsenen Männern fand Francke mehr als vier Fünftelgeradbeinig, unter den erivachsenen Frauen nur etwa einDrittel. X-Beine hatten nur 13 Proz. der Männer, dagegen66 Proz. der Frauen. Also kommen auf einen X-beinigen Mannfünf X-beinige Frauen. Man sollte fast meinen, daß die Frauensich dieses Nachteils seit Jahrhunderten oder gar Jahrtausenden be-wüßt gewesen sind und die weibliche Tracht danach gewählt haben.Besonders interessant ist die Tatsache, daß sich das männlicheGeschlecht in dieser Hinsicht besser auSwächst. Nach den Feststellungenvon Dr. Francke sind unter den Knaben zwischen dem zweiten undfünften Lebensjahr noch mehr al» dreiviertel X-beinig, unterden jungen Männern von 23 Jahren nur noch 5 Proz. Die X-Beinigkeitist bei den Mädchen zwischen dem zweiten und fünften Lebensjahrogar etwas seltener als unter den Knaben. Dafür scheint sie nochzu steigen, denn gegen daS 60. Jahr hin sind mehr als vier Fünftelder Frauen x-beinig. Daraus geht schon hervor, daß man auch hiervon einem„Werden und Vergehen" sprechen kann. Krumme Beinekönnen gerade werden, gerade in 0- oder X-Beine übergehen.Vor allem beherzigenswert ist der Satz, daß der tüchtige Gebrauchder Muskel«, die gerade Gestalt am besten gewährleistet. Männerund Frauen, die viel fitzen oder liegen, einen fetten oder faulen Lebens-wandet führen, stehen am nieisten unter der Gefahr, den X-Beinen zuverfallen. Dr. Francke sagt geradezu, man könne an den Bein-formen die Schlafmützen von den tatkräftigen Menschen unterscheiden.Diese Beobachtungen erfahren übrigens auch eine Bestätigung darin.daß bei den wilden Völkern x-beinige Frauen weit seltener sind.Dadurch wird Francke endlich zu dem Schluß geführt, daß dieschweren Franenröckc wesentlich zur Verschlimmerung der X-Beinig-keit bei den Europäerinnen beitragen, und er zieht deshalb nament-lich gegen die Mode der engen Röcke zu Felde, die den Gebrauchder Beinmuskeln noch besonders behindern.Lerantwortl. Redakteur: Albert Wuchs, Berlin.— Druck u. Verlag: VorwärtSBuchdruckerei u.VerlagsanstaltPaulSingeräiEo.,Berl>nLW,