schaute flBet die grünen Felder hin. üBer die fernen Wälder und die alten WeidenBäume an der hundertjährigen Landstraße. UeBer seinem Haupte wölbte sich blau und wolkenlos der Himmel, aber drüben über der Stadt lag der Schornsteinrauch, schwarz und undurchdringlich wie eine Mütze der Finsternis. Diese Finsternis war der Himmel seiner Jugend. Er neigte den Kops und kam sich so klein und mutlos bor, und er wünschte sich den Tod. Aber da pflückte er, in Gedanken, eine der blauen Glocken- bliimen, und sein Herz war auf einmal so seltsam befreit und erleichtert; und es war, als flüstere ihm eine Stimme ins Ohr: .Sei nicht traurig I Verlier den Mut nicht I Kopf hoch, du bist ja einer von denen, die nicht auf Reisen zu gehen brauchen,»un die Poesie zu suchen. Aergere dich nicht darüber, daß du nicht nach Borneo oder um die Erde reisen kannst. Das. weißt du doch: die Poesie ist überall da zu Hause, wo ein Herz, voll und kindlich, an der kleinsten Blume am Straßenrande Freude findet. Die Poesie ist in deinem eigenen Herzen, im Innerste » der Seele, wo der Geist leuchtet, in dessen Tiefe ein göttlicher Funken ruht. Schreib aus der Tiefe deines Herzens heraus I Dann wirst du erreichen, ivas du er- reichen sollst.... Wenn du auch nicht daS Geld des Großkausmanns bekommst." Da nahm der junge Mann sich zusamnien und ging nachdenklich nach Hause. Und er schrieb ein Gedicht über daS, was die blaue Blume seinem Herzen erzählt hatte. Und dieses Gedicht schickte er dem Groß- kaufmann ein. Aber da war endlich ein sechster Dichter. Der sagte sich: .Der verfluchte Großkaufmann hat mir da eine garstige Auf- gäbe gestellt I Wie in aller Welt soll ich daS anfangen?-- Einen schönen, erhabenen Gegenstand oder Menschen?-- Ah, jetzt weiß ich, was ich tun Willi Ich will ein Buch über den Großkauf- maun selber schreiben: und das soll ein Buch werden, daS seine Wirkung nicht verfehlt I" Und er ging nach Hause und schrieb ein Buch über den Groß- kaufmann. Es hatte fünfhundert Seiten und war reich illustriert. Er bekam das Legat und war seelenvergnügt. (Deutsch von Hermann Kiy.) Kewegiingsfornien des JVIceres. Als eine sehr große Waschschüssel möchten wir daS Meer an- sehen und ihm die gleichen Bedingungen der Bewegungsmöglichkeiten zuschreiben. Unaufhörlich, jedem Anstoß der Winde folgend, bewegt sich die Oberfläche, lange noch nachschwingend in der Dünung. Diese Brandungswellen, die in starrköpfiger Ausdauer Schlag auf Schlag die Ouaimaucr heranklettern, sind es nicht ewig die gleichen Wassermassen, die zurückrollen und sich ewig um sich selbst drehen? Diese hohen Wellen der Ozeane, sind sie nur ein Spiel der Ober- fläche und bleiben die Tiefen unberührt von diesem Lärm der Außen- weit, wie es die Tiefseesage behauptet, wie es unseren sichtlichen Eindrücken entsprechen würde? Schon unsere Waschschüssel belehrt unk eines anderen. Selbst im kleinen Wossertropfen sehen wir die kleinen Staubteilchen unaufhörliche Wirbel und Bewegungen auS- führen, in der Schüssel sehen wir ebenfalls durch die mitgerissenen Staubteilchen auch bei langem Stillstand des Wassers eine Wände- rung der Wasserteilchen, die zu schwachen Strömungen werden und nie enden. Im Meer stürmen solche Strömungen mit solcher Ge- walt und Schnelle zwischen den ruhigen Wassermassen hin, daß diese wie die Ufermauern eines FlusieS erscheinen. Die Karten der Meeres- strömungen belehren uns, daß das gesamte Weltmeer in einem reichen, ausgebildeten System von Strömungen seinen Blutkreislauf besitzt, der es in allen Teilen in ständiger Belebung, Bewegung erhält. Ihm schließen sich andere Bewegungserscheinungen der Meereswasser an, die nicht durch Wind und Sturm, die durch ferne Weltkörper ver- anlaßt werden, die Gezeiten. Die Ursachen der regelmäßigen Meeresströmungen werden wir zu erkennen streben, sowie ihre Wirkung auf die Zustände der Erde; wir werden die stillen Kräfte der Tiefe ringen sehen und erfahren, daß es auch dort unten keinen Frieden, keine Kirchhofsruhe gibt. Endlich versuchen wir etwas von dem Wesen der flüchtigsten Meeres- erscheinnng, der Welle, festzuhalten. Die Tatsache regelmäßiger Ströme im Meere und ihr Zu- sammcnhang mit bestimniten Luftbewegungen sind den Schiffern des Mittelmeeres bereits in den bekanntenältesten Zeiten" bekannt ge- Wesen und von ihnen auch zweckmäßig benutzt worden. Die Aus- breitung des Menschen über die Erde hängt mit diesen Strömungen, die den Schiffer zu unfreiwilligen Neulandentdeckungen durch Abtrieb und Mitreißen brachten, eng zusammen. Unsere Schiffahrt be- rücksichtigt in der Einhaltung ihrer Kurse auf den Liyien sorgsam die Einwirkung der zu streifenden, oder zu benutzenden Strömungen. Die Richtungen dieser Strömungen und damit die Reisen der Wasser- teile sind dem Menschen illustriert durch das Finden von Treibholz z. B. sibirischer Herkunft an amerikanischen Küsten, durch da? An- ichwemmen fernster Pflanzensantc», z. B. indischer Herkunft an der Ostküste Grönlands . Nicht nur der Mensch wurde durch diese Mccresbewegungen zur Ausbreitung über die Erde gestihrt, auch die Tierwelt kann so zu merk- würdiger Verbreitung auf Inseln und Länder kommen. Man kennt nicht nur ein Treiben stürzender Urwaldbäume, die von ihren Ströme» dem Meer zugeführt wurden und dann ihre langen Fahrten in de» Meeren fortsetzen, häufiger lösen sich infolge der Nagearbeit deS Meeres, Unterspülung, auch größere Waldkomplexe ab und treiben mit ihrem gesamten Inventar von Insekten, Schmarotzern und Affen. Vögeln und Schlangen, durch das Wurzelgcäst zusammengehalten, auf dem Meere, bis sie irgendwo an einer Insel in geschützter Lage hängen bleiben, worauf die angeschleppte Flora und Fauna von der Insel Besitz ergreifen mag, wenn keine stärkeren Einwohner vor- Händen sind. In»eueren Zeiten sucht man durch Auswerfen von verschlossenen Flaschen die Strömungen in ihrem Verlaufe, ihren Geschwindigkeiten zu verfolgen und ihre Natur zU ergründen. Die herkömmliche Ansicht, daß die Ausgleichsströmungen der Luft als Urheber auch der Meeresströmungen zu betrachten seien. Man hat bei 100 Beobachtungen von einem Feuerschiff aus in Fällen eine Ucbereinstimmung zwischen Wind- und Strömungs- richlung beobachtet. Man kennt aber ein HinauStreiben eines Schiffes aus dem Hafen, obgleich Wind und Wasser landeinwärts gerichtet find und man beobachtet Eisberge, die der Windrichtung entgegen treiben. Das Wasser ist 774 mal so schwer als die Luft. Die Ein- Wirkung dieser Stoßkraft vereinzelter Winde kann daher nicht aus- reichen, diese mit großer Energie dahindrängenden Massen in derart regelmäßigem Gang zu erhalten, zumal wir durch Temperatur- Messungen, durch chemische Analyse der Wasserteile auf ihre Zu- sammensetzimg, auf Reichtum an Salz oder Diatomeen erkannt haben, daß diese Ströme ii» Meer Tiefen bis 600 Meter erreichen. Wir wissen aber, daß dieser Luftdruckausgleich, den wir als Wind" spüren, genau so exakt an bestimmte Verhältnisse der Erde gebunden ist und nicht weniger als zufällig oder willkürlich wirkt. Wir finden auch, entsprechend den periodischen Veränderungen dieser Luftdruckverhältnisse und der Jahreszeiten eine Abfolge der Strömungsrichtungen im Meere, die keinen Zweifel über die gemein- same Wurzel beider Naturvorgänge läßt. In der Aequatorialzone ist der Druck der auf der Luft lastenden Atmosphäre geringer, nach den Polen zu nimmt er zu; daher strömen die Luftteile von den Polen gegen den Acquator. Da der Luftdruck aber wiederum in bedeutender Höhe sich umgekehrt ver- hält und gegen polwärts abnimmt, so strömt die Lust, die in der Aequatorialzone hochsteigt, dorthin ab, um wieder zum Aequator geführt zu werden. So müssen wir uns auch den Ersatz der ständig abschmelzenden und gegen den Aequator zu geführten Eisberge und Schmelzwasser denken. Diese Lnftdruckausgleiche. verursacht durch die größere oder geringere Sonnenerwärmung der Erdteile, müssen also so regelmäßig vor sich gehen, wie die Drehung der Erde um die Sonne selbst. Wir sehen also in den großen Meeresströmungen das Kielwasser der darüber hinsegelnden beständigen Winde. Die Passate treiben die kalten Ströme gegen den Aequator. die Monsune die warmen Ströme polwärts.Warm" undkalt" dürfen wir freilich nicht anders fassen, denn als Gegenbezeichnung zur vorherrschenden Temperatur.' Eine Strömung wird in der Polarzone alswarm" empfunden, auch wenn sie nur wenige Grade über Null, also für uns ziemlich kalt erschiene. Wir finden demgemäß in sämtlichen großen Wassergebieten, in den großen Ozeanen vollständig ausgebildet, aber noch in ab- geschlossenen Meeren gut merklich, diese Stromkreise alsAusgleichs- Mechanismus", wie ihn die Winde für den Lustdruck der Atmosphäre darstellen. DaS Wasser eines der warmen Ströme unterscheidet sich merklich von dem kalten oder indifferenten. Seine blaue Färbung scheidet es sichtlich von dem grnnfarbigen der kalten Strömungen. Es ist salzrcich und schwerer als das kalte und reicher an kleine» Lebewesen, Diatomeen usw. Wenn wir uns fragen, warum diese Strömungen gerade einen Kreis bilden, warum sie nicht regellos gegcneinanderflutcn, so müssen wir auf die Drehung der Erde verweisen, die eine Ablenkung der Ströme bedingt, ferner müssen wir uns analog den Erscheinungen des Lustdruckausgleichs eil« Hineinstürzen in freiwerdende Becken vor- stellen, ein.Herabgleiten". Diese Strömungen, die derart den Ausgleich der Temperatur- unterschiede zwischen heiße und kalte Zone innerhalb der Gewässer vermitteln, schaffen diegemäßigte Zone", der Golfstrom wirkt noch in seinen Ausläufern als ein Kälteschirm für Westeuropa . Diese großenAuSgleichSströme" sind aber nur die großen An- reger der Meeresbewegung. Jeder von ihnen beeinflußt und ver- ursacht weitere Bewegungen. So können z.B. die Strömungen, die mehrere hundert Meter Tiefe haben, nicht den Küsten näher kommen, wo eine Unterschwell« mit geringerer Wasserbedeckung in das Meer hinausragt. In diesem Kustenwasser beobachtet man dann einen Gegenstrom. Wenn ein Wind Wasser in eine Bucht drängt,staut", so muß diese? am Boden wieder zurückfließen. Darauf beruht jene oben angeführte Erscheinung eines bei landwärts gerichtetem Wind seewärts getriebenen Schiffes. Sein Kiel und sein Leib ruhen im zurücktreibenden Unterwasfer, das bei Nachlassen de? die Oberfläche landwärts drängenden Windes stärker werden kann und das Swiff mit hinauszieht. Ebenso steckt ein Eisberg, der meist mit vier Fünftel seiner Gesamtgröße im Meere bleibt, vielleicht in einer starken anderen Strömung und folgt ihr, obgleich an der Oberfläche ein entgegengesetzter Wind Iveht, ohne den Eisberg zu hennnen. Wir keiineu Aehnliches im Luftraum. Wir haben in so Meter