Vulkanc» fdj Abdallah Jöötiget als sonst. Denn dieIfetnadcmnächte wax«n eine Art Karnevalszeit mit viel Ge-Eiligkeit und allerhand Zerstreuungen.Jeden Abend, wenn der erste Hunger gestillt war, emp-fing Abdallah eine Schar von Gästen in der Driba, die bislveü in die Nacht hinein sitzen blieben.Sultana saß unterdessen schlaff und schläfrig bei Ma-Lruka in einem Zustand, der weder Schlaf noch Wachen war.Einige Abende sandte Abdallah Tänzerinnen von UledKalls zu Sultana, um sie zu erheitern. Sie ließ sich vonihnen bunte Erlebnisse erzählen; es war wie ein frischer Wind-stoß aus der Welt da draußen. Es gab ihr neue Kräfte undzerstreute ihren Geist für mehrere Tage.Aber eines Nachts ließ er Sultana in die Zäuia ladenzu einem Feste, das das zweite Opfer sein sollte, welches manAbd el Kader brachte, auf daß er den großen Wunsch desHauses erfüllen sollte.Da kamen arme und kranke Frauen mit einer Scharvon Kindern, die alle mit einer reichlichen Schüssel Kuskusund duftendem maurischen Kaffee bewirtet wurden: vieledieser Frauen kannte sie aus früherer Zeit, da sie sie mit-unter, teils als Bittstellerinnen, teils als Dankende, aufge-sucht hatten.Dagegen sah sie zum ersten Male Frauen aus den vor-nehmeren Harems der Stadt. Sie hatte sich bisher noch nievom Hause entfernt, weder eine Damenvisite abgestattet nochempfangen. Alle waren ihr daher ftemd: ebenso fremd warenihr auch teilweise ihre Gebräuche und Gewohnheiten, so daßsie wenig Lust empfand, ihre Bekanntschaft zu machen.Und jede einzelne unterhielt sie von dem Kinde, das ge-boren werden sollte. Alle sprachen ihr Trost und Hoffnungzu. Viele hatten gute Ratschläge zu geben, die laut hinund her erörtert wurden.Sie waren zum Feste geladen für ein Kind, das erstgeboren werden sollte, und keine von ihnen konnte ahnen,welche Qual es für Sultana tear, sie darüber sprechen zuhören.Dafür hatte sie die Beruhigung, von Abdallah in dernächsten Zeit nichts von der Sache zu hören. Er war so ganzerfüllt von großen Dingen, daß fein Wesen kaum zu erkennenwar und dieser häusliche Kummer für eine Weile vor seinenAugen in nichts zu verschrumt/en schien.Die Hälfte des Ramadan war vergangen, als Gaffa denBesuch eines merkwürdigen Mannes erhielt, der in der Zäuiawohnte und allabendlich Abdallahs Gast war.Hadj Omar Azezla war ein Taleb, ein Gelehrter, dessenWiege in Marokkos südlichen Bergen gestanden hatte.Sein Aussehen häte ihm keine Freunde verschaffenkönnen. Er war von Mittelgrkße und ungewöhnlich mager.Sein unregelmäßiges Gesicht war so braun wie in Walnuß-fast gegerbt und die rechte Wange von der Narbe einesschlechtgenähten Schnittes vom Mundwinkel bis zum Ohrgespalten. Seine Zähne aber waren wie zwei Perlenschnüre,und er hatte zwei Fieberaugen, die stark sein mußten imBösen wie im Guten.l Fortsetzung folgt.)Bilder aus dem 8eemannsleben.Bon Hans Harmening.Bouillon mit Mark Schildkrötensupp«Kaviar Malosiol mit Butter und RöstbrotKrebssalat mit SpargelkvpfenZander au sour— Kalbskopf a la vinaigretteHamburger Küken mit Spinat— Rauckbrust mit SchotenFilet mignon m. Trüffelpiiree— Tournados Bearnaise m. franz. BohnenOmelette surpriseBaumkuchen nit SahneHawai-AnanaZ-Kompott— S-dwedensrüchte m. flüssiger, süßer SahneUngezuckertes KompottEchweizerkäse— Roqnefort— Creme double— KäsegebäckFrische Früchte in Eis gekühltMokka.... Mister Fred Johnson, der amerikanische Tabakkönig undPräsident der.General American Tobacco Company", überfliegtmit gleichgültiger Miene die in der ersten Kajüte d'eS Schnell-dampferS„Pciiiz Withelm" ausgelegte Speisekarte. Beide Händein den Hosentaschen, die Zigarette schics in den herabgezogenenMundwinkeln, mustert er mit kritischen Blicken die gedeckte Tafel,das schneeweiße Damasituch, auf dem die silbernen Eßbestecke blitzen.die geschliffenen Kristallgläser, die mit herrlich duftenden Blumengefüllten Vasen.— Dann wendet er sich mtt einem halb spöttischen,halb mitleidigen Lächeln dein Ausgang zu, der auf das Promenaden-deck führt. Er murmelt etwas, wie Plunder oder Armut.Draußen lehnt er sich gelangweilt an das Geländer. Er hatkein Auge für all die Schönheit, die ihn umgibt. Er fühlt nicht dieweiche Meeresbrise, die sein Gesicht umkost und er sreut sich nichtder silbernen Wellen, die auf der Oberfläche des Ozeans tanzen.Achtlos gleitet sein Blick über die Frauengestalten, die in duftigeGewänder gekleidet auf den Ruhestühlen liegen. Er sreutsich nicht der kleinen Mädels, die mit flatternden Röckchenund schlanken Beinen auf dem glatten Deck ein kindlichesMenuett ausprobieren und ihre blonden Locken im Seewind schüttelir.Mister Johnsons Gedanken find weit fort. In Wallstreet, ander New Yorker Börse. Mechanisch zieht er seinen goldenen Taschen-chronometer.— Gleich ein Uhr.— Die Unterhandlungen mit derBrazil Tabacco Company müßten schon längst beendet sein. Wennsie zu einem befriedigenden Schluß gekommen find, dann steht seinerunumschränkten Herrschast auf dem TabatSmarkt nichts mehr imWege, und das bedeutet für ihn eine jährliche Mehreinnahm« vonungefähr 800 000 Dollar.- Den Blick zu Boden gesenkt, steigt er langsam die Stufen zumobengelegenen Bootsdeck hinauf, wo sich die Station für drahtloseTelegraphie befindet.Der Marconibeamte spaziert wie gewöhnlich vor seinem Häuschenauf und ab, die Hörmuscheln am Ohr.—.Well, Mister, nochnichts?"—„No, Mister Johnson", antwortet der Telegraphist, bleibtaber gleich darauf stehen und scheint gespannt zu horchen. Deutlichvernimmt er die ihm so wohlbekannten fingenden Töne in derAtmosphäre; er nickt dem Amerikaner kurz zu und verschwindet inseiner Kabine, um den Apparat zur Rachrichtenaufnahme klarzu-stellen. Der andere wandert währenddem unruhig auf dem Deckhin und her.Wenige Augenblicke später öffnet sich die Tür der Telefunken-station und der Beamte überreicht Johnson einen kleinen, weißenZettel.—.Brazil Tobacco Company im Trust, good luck Miller."—„All right", murmelt der Tabakskönig, knüllt das bedeutungsvollePapierchen zusammen, als wäre es ein abgefahrenes Trambahn-billett und laßt es achtlos über Bord fallen.Auf dem Promenadendeck läßt er sich seufzend in einen Faulenzerfallen.—«Einen Whisky-Soda", ruft er den, Decksteward zu, dersofort absaust, um gleich darauf mit dem Gewünschten wieder zuerscheinen.— Mit langen, durstigen Zügen trinkt Fred Johnson.dann lehnt er sich zufrieden lächelnd zurück.— AchthunderttausendDollar— eigentlich ein bißchen wenig, kalkuliert er; na— in einigenJahren würde überhaupt keine Brazil Tobacco Company mehrexistteren.-- Dann schließt er die Augen, um sich seinen Träume-reien zu überlassen.Vor dem Niedergang zum Heizraum sitzen die Feuerleute undKohlentrimmer. Andächtig genießen sie noch die wenigen Minutender Ruhe, bis die Schiffsglocke acht Glasen schlägt undsie wieder in den Kesselraum ruft, vor die Feuer mitihren höllischen Gluten. Das gewirkte Schweißtuch lose umden Hals geknotet, die bloßen Füße, die bei allen mehroder weniger auffallende Brandwunden zeigen, in schweren, plumpenHolzpantoffeln, bocken sie eng zusammengedrängt auf dem Schutz-blech der Dampfheizung, die sich den Gang entlang zieht.— Blasse,magere Gestalten, denen der schwere Dienst das Mark und dieLebenskraft aus dem Körper gesogen hat. Die Gesichtsfarbe derAermsten ist blaßblau, wie bei Leichen, die Adern an den Schläfendick hervortretend, die Augen glanzlos und starr.Mit einem seltsamen Gemisch von Interesse und Gleichgültigkeitbeobachten sie das Treiben der Köche, die in der Kambüde der erstenKajüte mit Braten, Suppen und Puddings herumhantieren.— EinSteward kommt den Gang entlang gelaufen. In der einen Handbalanciert er eine silberne Schüssel mit Fruchteis, während er mitder anderen gierig von der Speise nimmt und sich steut, daß seinePassagiere alle seekrank find und nichts von all den vielen Herrlich»leiten genießen können.„Du, Hein l Lat mi mal probeeren', bittet der eine der Heizer.— Aber das glattrasierte Dummejungengeficht des Lakaien guckt denProletarier so von oben herab a», antwortet gar nicht, sondern gehtmit dem Tablett an den Ausguß, wo er kaltblütig die köstlicheSpeise in den Kübel schüttet.—„Pißpottschwenier dreckiger," grolltder Heizer und wischt sich resigniert mit seinem armseligen, per-waschenen Schweißtuch den Mund.Ping, ping— Ping, ping— klirrt der blecherne Ton der Glockeaus dem Maschinenraum.— Acht Glasen I— Die Heizer undTrimmer erheben sich, sie recken ihre dürren, aber sehnigen Gliederund klettern langsam die ölbeschmierten eisernen Leitern zum Ma-schinenraum hinab.— Ein seltsamer Ausdruck liegt auf den Gesichternder Leute, ein Ausdruck, der zu sogen scheint: Ich ergebe mich inmein Schicksal.— Schicksal?— Nun, ja---•Jens Jensen war Promcnadcndeckmatrose geworden. Er steutesich nicht wenig über das Glück, denn nun konnte er jetzt den�ganzenTag in sauberer Kleidung gehen, brauchte sich nicht mit Farbe, Fettund Teer einzuschmutzen und dann bekam er auch monailicheinen ganzen Taler mehr Heuer. Er war gerade eifrigbeschäftigt. die BootSgalgcn mit einem leichten Anstrichweißer" Lackfarbe zu verschönern, wobei er den Pinsel