Nun kannten fte einander besser, Und dis festen Pläne gaben ihre:n Verhältnis jene Ruhe, nach der Sultana sich so .lange gesehnt hatte. Marcel war seiner selbst sicher geworden. Er wußte nun mit täglich steigender Gewißheit, daß dies weder Spiel noch Blendwerk war. Er hatte in Sultana das gefunden, wonach sein Wesen verlangte. Sie war eine lebende Quelle mit Wirbeln und Tiefen, ein sprudelnder Born von Möglichkeiten, eine unentfaltete aber reiche Natur, 'ein Rätsel, mit dessen Lösung sein bohrender Verstand nie- mals fertig werden würde. Sowohl Justine wie Mabruka schliefen. Die beiden Liebenden genossen das Beisammensein so innig, daß sie sich nicht loszureißen vermochten. Sie schoben die Trennung von Stunde zu Stunde auf und ließen es hell werden, ehe sie schieden. Als aber Sultana heimging, durchschauerte sie ein Angst- gefiihl und Unbehagen, das sie selbst sich nicht zu erklären wußte. (Fortsetzung folgt.) 6] Gcfchicbtc des Shalden 6gil. Ms Thorstein das gewahr wurde, schickte er einen seiner Haus- leute zu Thrand und ließ ihm die Landmarkung zwischen ihm und .Steinar sagen. Als der den Knecht traf, sagte er ihm seinen Auftrag und hieß 'ihn das Vieh wo anders halten. Das da, wo jetzt das Vieh hinein- gekommen sei, das sei Thorstein Egilssohns Land. Thrand sagte:.Das ist mir vollständig gleichgültig, wessen Land das ist! Ich gedenke das Vieh da zu halten, wo rfiir die Weide am besten zu sein scheint!" Darauf trennten sie sich. Thorsteins Bote ging heim und sagte .seinem Herrn die Antwort des fremden Knechtes. Thorstein ließ es ruhig sein, aber Thrand blieb beim Vieh Tag und Nacht. Einen Morgen stand Thorstcin mit der Sonne auf unb ging auf den Hügel, nach loelchem das Gut seinen Namen hatte. Er sah zu, wo Steinärs Vieh war. Darauf ging er auf das Moor hinaus, bis er zu dem Vieh kam. Am Meerbach steht ein mit Gebüsch bewachsener Felsen. Oben auf diesem Felsen schlief Thrand und hatte seine Schuhe aus- gezogen. Thorstein ging auf den Felsen hinauf. Er hatte eine kleine Axt in Händen und sonst keine Waffen. Er stieß mit dem Axtstiel nach Thrand und weckte ihn auf. Der sprang schnell und hart in bie Höhe. Er griff mit beiden Händen nach der Axt und zückte sie. Er frug, was Thorstein wolle. Thorstein sagte:Ich will Dir sagen, daß dieses Land mir gehört. Eure Weide aber ist jenseits des Bachs. Es ist nicht ver- wunderlich, daß Du die Landmarkung hier noch nicht kennst." Thrand sagte:Mir scheint, daß das nichts austrägt, wem das Land gehört. Ich berbfichtige das Vieh da zu lassen, wo es ihm am besten gefällt!" Wahrscheinlicher ist das," sagte Thorstein,daß ich selbst werde über mein Land bestimmen wollen, als daß ich Steinars Knechte damit betraue!" Thrand sagte:Du bist sehr viel weniger weise, als ich dachte, Thorstein! wenn Du Dein Nachtquartier unter meiner Axt suchst und dabei Deine Würde gefährdest. Denn ich achte, daß ich Deine Kraft dreifach habe, und an Mut mangelt es mir auch nicht. Ich bin besser gewaffnet als Du." Tliorstein antwortete:Auf die Gefahr denke ich es ankommen zu lassen, wenn Du das mit der Weide nicht änderst. Ich meine, unser Glück wird ebensoviel auseinandergehen als die Gerechtigkeit unserer Sache!" Thrand sagte:Nun will ich Dir zeigen, Thorstein, wie ich Deine Drohungen fürchte!" Damit setzte er sich nieder und band feine Schuhe. . Thorstein aber zückte seine Axt hart in die Höhe und hieb ihm in den Hals, so daß, das Haupt in die Brust sank. Darauf hüllte er den Leichnam mit Steinen und ging heim. Diesen Tag kam Steinars Vieh nicht nach Hause. MS keine Hoffnung mehr darauf war, da nahm Steinar sein Pferd und sattelte eS und waffnete sich schwer- Er ritt nach Borg, und als er dort ankam, traf er einige Männer, die er anspracht Er frug. wo Thorstein wäre. Er säße drinnen. Da bat Steinar, daß Thorstein herauskäme; er habe etwas mit ihm zu verhandeln. Als Thorstcin da? hörte, nahm er seine Waffen und trat in die Tür. Er frug Steina  ', was er habe. Saft Du meinen Knecht Thrand erschlagen?" fragte Steinar. Ganz gewiß habe ich das getan," antwortete Thorstein.Du brauchst keinen anderen im Veroacht zu haben." Ich sehe," sagte Steinar,daß Du Dein Land mit harter Hand zu oexjeidigen gedenkst, da Du zwei meiner Knechte erschlagen hast. Mir komlnk da? nicht wie eitle Heldentat vor. Dazu will ich Dir eine bessere Gelegenheit verschaffen. Ich werde mich nun nicht mehr auf andere Männer verlassen, das Vieh zu hüten. Aber das! sollst Du wissen: Mein Vieh wird Tag und Nacht auf Deinem Lande fein." Die Sache steht so," antwortete Thorstein:vorigen Sommer erschlug ich Dir den Knecht, welchen Du das Vieh hier auf meinem Lande weiden ließest. Danach aber ließ ich Euch den übrigen Sommer weiden, soviel Ihr wolltet. Jetzt habe ich Dir den anderen Knecht erschlagen aus demselben Grunde wie den vorigen; Du hast nun wieder freie Weide bis zum Winter. Weidest Du nächsten Sommer wieder auf meinem Lande, da denke ich Dir abermals! einen zu erschlagen, der das Vieh hütet, und wenn Du es selbst bist. Und weiter denke ich so zu tun, jeden Sommer, solange Du es auf diese Art weiter treibst." Da ritt Steinar nach Hause. Wenig später machte er sich auf in das Stafaholz hinauf. Da wohnte damals der Gode Einar. Er bat ihn um Hilfe und bot ihm Geld dafür. Einar antwortete:Meine Hilfe wird Dir wenig nützen, glaube ich, wenn nicht mehr von den Vornehmen dabei sinv." Da ritt Steinar ins Reykjadal hinauf zu Tungu-Odd. Er bat ihn um Hilfe und bot ihm Geld dafür. Odd nahm das Geld an und versprach, Steinar zlk üntd» stützen, damit er vorwärts komme mit feinem Rechtsstreit wider Thorstein. Darauf ritt Steinar heim. Um den Frühling unternahmen sie, Odd und Einar, die Vor-- ladungsfahrt mit Steinar, und hatten ein gewaltiges Gefolge dabei. Steinar lud Thorstein wegen Knechteerschlagung und zwar auf dreijährige Verfehmung für jeden Totschlag. Denn so war es Gesetz, wenn jemandem ein Knecht erschlagen war und bis zum dritten Sonnenaufgang keine Knechtsbuhe abgeführt war. Awei Verfehmungen aber gaben eine Aechtung auf Lebenszeit. Thorstein unternahm keine Gegenlaoung. Kurze Zeit darauf sandte er Mannen südwärts. Sie kamen nach dem Moorberge und berichteten, was geschehen. Egil ließ sich nicht viel merken, spürte jedoch im stillen nach, wie es um den Streithandel stand und wer Steinar in dieser Sache unterstütze. Darauf zogen die Boten heim, und Thorstein erklärte sich mit ihrer Fahrt zufrieden. Wie der Streit auf dem Thinge geschlichtet ward, Thorstein Egilssohn sammelte für das Frühjahrsthing ein sehr großes Gefolge und kam eine Nacht früher als die anderen. Sie zelteten ihre Hütten, er und seine Thingmänner, soweit sie dort Hütten besaßen. Als sie damit fertig waren, da ließ Thorstein sie kommen und eine neue Hütte mit gewaltig großen Wänden auf» führen und zelten, größer als alle anderen Hütten, die auf dem Thingplatz waren. Steinar ritt mit großem Gefolge an. Auch Tungu-Odd führte eine mächtige Schar herbei, und ebenso brachte Einar aus dem Stafaholz ein großes Gefolge mit; sie zelteten ihre Hütten. Das Thing war sehr besucht. Sie brachten ihre Sache vor, Thorstein bot keinen Vergleich. Er antwortete denen, die sich um einen Vergleich Mühe gaben, daß er beschlossen habe, das Urteil abzuwarten. Ihn dünke die ganze Sache, die Steinar wegen Knechteerschlagung vorgebracht habe, geringfügig. Die Knechte Steinars hätten hinreichend viel Schuld auf sich geladen. Steinar ließ sich sehr großartig aus über seine Sache. Sie sei dem Gesetze gemäß, und er habe die Macht dazu in der Hand, dem Gesetz zum Siege zu verhelfen. Er war sehr herausfordernd. Am Tage waren die Männer zum Thinghügel gegangen und hatten ihre Sache vorgetragen. Am Abend sollten die Richter untersuchen und entscheiden. Thorstein war mit seinem Gefolge da; er sorgte sehr genau für die Thingordnung. So war es gewesen, solange Egil das Godord und die Häuptlingschaft gehabt hatte. Beide Teile standen in voller Waffenrüjwng. Da ,'ahen sie vom Thingplatz aus, wie ein Haufe Mannen unten längs dem Klufbach heraufgeritten kam; die Schilde blinkten; und wie sie an dem Thingplatz herankamen, sah man vorne einen Mann reiten in blauem Klappmantel, der hatte einen goldumwundenen Helm auf dem Haupte und einen goldgeschmückten Schild zur Seite und in den Händen einen Hakenspeer mit goldbeschlagenem Schaftring: er war mit dem Schwerte   gegürtet. Da war Egil Skallagrimssobn mit achtzig Mann gekommen, alle wohlgewaffnet, wie wenn sie zum Kampfe gerüstet wären, eine ausgewählte Schar; die besten, kampftüchtigsten Bondensöhne des Gaues, in dem er wohnte, hatte er sich ausgesucht.. Er ritt mit dem Haufen zu der Hütte, die Thorstein hatte zelten lassen und die vorher leer geblieben war. Dort stiegen sie von ihren Rossen, und als Thorstein seinen Vater erkannte, ging er ihm entgegen mit seinem ganzen Gefolge und begrüßte ihn feierlich. Da lieh Egil das Gepäck hineintragen und die Pferde auf die Weide treiben. Als dies geschafft war, gingen er und Thorstein mit dem ganzen Haufen zum Thinghügel hinauf und setzten sich dort nieder, wie sie zu sitzen gewohnt waren.. Daraus erhob sich Egil und sprach mit lauter Stimme:»Ist Oenund Sjoni hier auf dem Thingbügel?."