»Heraus mit ihm<MS der Gemeinde l* Aber fünfzehn andere fanden, das; diese Strafe zu hart sei. ES entbrannte ein Streit. Das Geschrei war fürchterlich— han- delte es sich doch um das Schicksal eines Menschen, und nicht bloß eines einzigen, denn er war verheiratet, hatte eine Frau und drei Kinder— was hatten die Frau und die Kinder verbrochen? Er besaß ein Haus, einen Weinberg, zwei Pferde, vier Esel für die ausländischen Touristen; dies alles hatte er mit seiner Hände Arbeit erworben, es hatte nicht wenig Mühe gekostet. Der arme Guiseppe hockte einsam im Winkel, finster, wie der Teufel im Kreise der Kinder. En saß vornübergebeugt auf dem Stuhl, den Kopf zu Boden gesenkt und knüllte den Hut in den Händen. Schon hatte er das Band heruntergerissen und allmählich riß er die Ränder ab; seine Finger aber zuckten und bebten wie die eines Geigenspielers. Und als man ihn fragte, was er zu sagen habe, erhob er sich, richtete sich mit Mühe gerade auf und sagte: „Ich bitte um Schonung I Niemand ist sündlos. Mich von dem Boden vertreiben, auf dem ich länger als dreißig Fahre gelebt, auf dem meine Vorfahren gearbeitet— wird nicht gerecht seinl" Die Weiber sprachen auch gegen die Ausweisung. Endlich schlug Fasca folgendes vor: „Ich glaube. Freunde, er wird genügend gestraft sein, wenn wir ihm die Verpflichtung auferlegen, Luigis Weib und Kind zu unterhalten. Möge er ihr die Hälfte der Summe zahlen, die Luigi verdient hat." Man stritt noch lange hin und her, bis man sich endlich auf diesen Vorschlag einigte. Guiseppe Cirotta war sehr zufrieden, daß er so glimpflich davongekommen war, während die anderen froh waren, daß weder das öffentliche Gericht, noch das Messer mit- gesprochen hatten, und daß die Angelegenheit im eigenen Kreise erledigt worden war. Wir haben es nicht gern, Signor, wenn über unsere Angelegenheiten in den Zeitungen geschrieben wird, in einer Sprache, in der die verständlichen Worte so selten sind, wie die Zähne im Munde eines Greises, oder wenn die Richter, diese fremden Leute, die das Leben sehr schlecht kennen, in einem Ton von uns sprechen, als wären wir Wilde und sie Engel, die weder den Geschmack von Wein und Fisch kennen, noch ein Weib berühren! Wir sind einfache Leute und sehen das Leben ein- fach an. Es wurde denn auch beschlossen: Guiseppe Cirotta ernährt Luigi Metas Weib und deren Kind. Aber die Angelegenheit war damit nicht erledigt. Als Luigino erfuhr, daß Cirotta gelogen hatte, während seine Frau unscbuldig war. als er auch unser Urteil vernahm, schrieb er seinem Weibe kurz: „Komm zu mir; wir wollen gut miteinander leben. Nimm keinen Cent von diesem Menschen, und hast Du schon genommen, so wirf ihm das Geld ins Gesicht. Ich bin unschuldig vor Dir. Konnte ich denn annehmen, daß ein Mann lügen würde, wo es um die Liebe ging?" An Cirotta schrieb er folgenden Brief: „Feh habe drei Brüder, und wir vier haben geschworen, daß wir Dich wie einen Hammel abschlachten, wenn Du jemals die Insel verläßt und in Sorrento , Castellamare , Torre oder wo es auch sei an Land gehst. Erfahren wir das, so töten wir Dich, denke daran! Dos ist so wahr wie die Tatsache, daß die Leute aus Deiner Gemeinde brave, ehrliche Leute sind. Meine Frau bedarf Deiner Unterstützung nicht. Selbst mein Schwein würde Dein Brot der- schmähen. Bleib auf Deiner Insel, bis ich Dir sage— jetzt gehl" So schrieb ihm Luigi. Man sagt, Cirotta haben diesen Brief unserem Richter gezeigt und ihn gefragt, ob man Luigi wegen seiner Drohung nicht verurteilen könne! Der Richter soll ihm darauf erwidert haben: „Natürlich kann man das— aber dann tverden Sie von seinen Brüdern sicherlich getötet; sie kommen dann hierher und schneiden Ihnen den Hals durch. Ich rate Ihnen: warten Sie lieber! Das ist besser. Der Zorn ist nicht wie die Liebe; er hält nicht lange an..." Es ist möglich, daß der Richter das gesagt hat; er ist ein guter, kluger Mann und verfaßt schöne Verse; ich glaube aber nicht, daß Cirotta ihn ausgesucht und ihm den Brief gezeigt hat. Nein, Cirotta ist trotz allem ein anständiger Bursch, er wird eine solche Taktlosigkeit nicht begangen haben; alle hätten ihn deswegen verlacht und verspottet. Wir sind einfache Arbeitsleute, Signor, wir führen unser be- sondercs Leben, haben unsere eigenen Begriffe und Anschmiungen, und wir haben das Reckt, das Leben nach eigenem Ermessen ein- zurichten, wie es am besten für uns ist. Ob wir Sozialisten sind? Oh, mein Freund, ich glaube, der Arbeitsmann wird als Sozialist geboren, und ohgleich wir keine Bücher lesen, so erkennen wir die Wahrheit an ihrem Geruch— sie riecht ja kräftig, die Wahrheit, und stets nach derselben Art— nach dem Schweiße der Arbeit. Oer LaubenkolomCt. SomMerarbeiten. Dem ungewöhnlich trockenen Frühling, der uns sowohl durch anhaltende Dürre wie insbesondere durch den schweren Frost in der Nacht vom 3l>. April zum 1. Mai erheblichen Schaden zugefügt hat, ist ein regenreicher Vorsommer gefolgt. Die andauernden milden Landregeen, die meist bei warmer Witterung niedergingen, haben die Gartenkulturen gut gefördert und die Vermehrung des lliw geziefers stark gehemmt. So steht denn jetzt alles, was nicht ohne« hin geschädigt war. in kraftstrotzender Ueppigkeit. Die Gemüse« ernte hat ihren Anfang genommen und unsere gesamten Gemüse« kulturen versprechen reichen Ertrag zu geben; auch Bäume unlZ Sträucher, die infolge der ganz abnormen, monatelang anhaltenden Dürre des vorigen Sommers sehr geschwächt waren, beginnen neu aufzuleben und haben bereits kraftstrotzende Triebe entfaltet. ES ist im Hinblick auf die Zukunft der Gehölze, namentlich der Obst« bäume, nicht allzusehr zu beklagen, daß der Fruchtansatz in vielen Fällen den durch die vorjährige Dürre geschwächten Bäumen den Todesstoß gegeben, während ihnen der jetzt vielfach fehlende bezltf« mangelhafte Fruchtansatz die Möglichkeit bietet, die geschwundenen Kräfte zu ersetzen, also neu aufzuleben, was sie erneut zur guten Ausbildung von Fruchtholz befähigt. Wenn nicht widrige Umständet eintreten, dürfte die nächstjährige Obsternte eine glänzende werden« Auch im Sommer und Herbst können gelegentlich Naturereig« nisse eintreten, gegen die wir Gartenfreunde machtlos sind, so: hef-, tige Gewitterregen, Sturm- und Hagelschauer, die oft im Nu dia sorgfältigst gepflegten Kulturen in schwerster Weise schädigen oder gar vernichten. Abgesehen von solchen Naturereignissen, wozu auchj andauernde Dürre gehört, und mit denen wir immer rechnen müssen, liegt es jetzt aber in der Hand des Gartenpflegers, die Ernte durch sachgemäße Kultur möglichst ausgiebig zu gestalten. Zu den wichtigsten Sommerarbeiten gehört zunächst die au?« giebige Bewässerung bei Trockenheit. Vorhandenes Regen-, Teich« und Leitungswasser ist natürlich zu bevorzugen. Das Wasser aus Flußläufen ist meist stark durch Fabrikwässer usw. verunreinigt« Brunnenwasser meist zu hart(zu eisenhaltig). Es bleibt aber selten die Wahl, man muß die Wasserart nehmen, die jeweils zur Ver« fügung steht. Wo aber das Wasser aus Brunnen gewonnen wirN« lasse man es vor der Verwendung erst 12— 24 Stunden abstehen, da« mit es annähernd die Temperatur der Luft annimmt. Zu dieseirt Zweck ist die Aufstellung einer entsprechend großen Bütte notwendig bezw. eines Betonbassins, das für eine mittelgroße Laubenparzelle mindestens 4— 500 Liter Wasser fassen muß. Man gießt im«omme« niemals in den heißen Mittagsstunden, sondern am besten abend?« bei ungewöhnlicher Dürre dann noch einmal am frühen Morgen, und pumpt jedesmal nach Beendigung der Arbeit das Bassin wieder bis zum Rande voll. Holzbütten sind in der Anschaffung teuer, in der Haltbarkeit begrenzt und haben außerdem den Nachteil, undicht zu werden, wenn sie an heißen Tagen einmal vorübergehend nicht ganz gefüllt sind. Demgegenüber sind Betonbassins, möglichst solche aus Stampfbeton, von unbegrenzter Haltbarkeit und Dichtigkeik, wenn man die Vorsicht gebraucht, sie vor Eintritt strenger Fröste vollständig zu leeren und umgestülpt zu überwintern. Die Regengüsse der letzten Zeit haben nicht nur die Kulturen, sondern auch die Entwickelung des Unkrautes, und letzteres oft in beängstigender Weise, gefördert. Eine der wichtigsten Aufgabe des Gartenpflegers ist es nun, die mannigfach auftretenden Unkräute« energisch zu bekämpfen, weil sie einerseits die Kulturpflanzen über« wuchern, ihnen also Licht und Luft entziehen, andererseits ihnen aber auch die Nahrung nehmen und überhaupt den Boden aus« saugen. Für den ernsten Gartenfrend ist es nicht ohne Interesse, sich die einzelnen Unkrautarten etwas näher anzusehen, denn viela Unkräuter geben uns einen Wertmesser für die Bodenqualität und! für die wichtigsten Pflanzcnnährstoffe, die im Boden vorhanden sind! oder ihm fehlen. So weist das massenhafte Auftreten der Bogel « miere, eines unserer lästigsten Unkräuter, auf reichen Stickstoff« geholt im Erdreich hin, sagt uns also, daß wir vor der Hand aufs die teure Stickstoffdüngung mit Chilisalpeter, schwefelsaurem Ammo« niak, Blut- oder Hornmehl, Guano usw. verzichten können, wäh, rend andererseits das Auftreten von Sauerampfer, d. h. von Ver« tretern der Gattung R u m e x, auf Stickstoffmangcl hindeutet. Ichs werde auf dieses Gebiet später einmal eingehender zurückkommer», Eine große Zahl der Unkrautarten hat federleichte oder flug« fähige Samen, wie z. B. die Gräser jeder Art, Kreuzkraut, Löwen« zahn. Berufskraut usw. Derartige Unkräuter werden uns immev und immer wieder durch den Wind aus verwahrlosten NachbargärteiH und von benachbarten Brachäckern und Oedländereien zugetragen, Gegen die regelmäßig neu erfolgende Ansiedelung solcher Unkraut« arten sind wir also machtlos, gegen andere können wiv uns aber durch stets rechtzeitiges Behacken der Kulturen, schützen. Man behacke immer und immer wieder, sobald eins neue Unkrautdecke aufkeimt und lasse sie nicht erst Hochwachsen, blühen oder gar Samen reifen. Sobald Selbstaussaat erfolgt, ist das Grundstück auf Jahre hinaus mit Unkrautsämereien verseucht, die zum größten Teil im Boden ein Jahrzehnt und oft weit darüber hinaus lebensfähig bleiben und von denen dann bei jeder neuen Bodenbearbeitung oder Lockerung wieder eine Fülle in die zun» Keimen günstige Nähe der Oberfläche kommen, um dann wieder einen erneuten Unkrautteppich zu bilden. Hierdurch werden manche Ländereien auf Jahre hinaus so verseucht, daß nichts anders übrig bleibt, als wi iderholt hintereinander Hackfrüchte anzubauen, üament« lich Kartoffeln und Kohl, durch deren Behacken und Behäufeln das Unkraut stets rechtzeitig entfernt wird. Die Handhabung von Spaten und Hacke ist für unsere Garten� kulturen von größter Wichtigkeit. Man vertilgt damit nicht nur das Unkraut, sondern man hält den Boden auch locker, durchlüftet ihn
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29 (2.7.1912) 125
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