scheiter als frre anderen im Dorf war. Gewiß war ja die Hanpt- fach von der Kirch bezahlt worden. Aber wie er dann aus der Kutte gesprungen war, da hatt's doch ganz an ihnen gehangen, und der Vater hatt sich nichts zu sagen getraut, und sie hatten alle zu- sammengeschasft, um's zu bestreiten, er, der Vater, und die Mutter, und was er damals nur an Wurst und Schinken, Butter und Eier nach Mainz   geschleppt hatte, bei Wind und Wetter, wie er auf der Augustincrgasz den Halbapotheker gelernt hat! Das hat der Frefj- bacher heut all vergehen. Und wie er ihm seine paar armen Sonn- tagskreuzer zugesteckt hat. Da hat er gut Wort geben und schön danken können. Aber wenn die Laus in den Grind kommt! Der Ochs vergißt immer, daß er ein Kalb gewesen ist. Heut fitzt der Herr Bruder im Fett in Frankfurt  , baut Häuser und spekuliert mit seiner Frau ihr'm Geld. Ja, Geld hat er und eine Frau dazu. Man soll kei'm. Menschen was Uebles nachreden, aber die vier Evangelisten haben der die Lebensgeschicht auch nit geschrieben, aber bei der Frau Potiphar   im Alten Testament  , da steht schon so was von ihr. Aber sie hat Geld und fünf Bälg dazu gehabt, und über's kanonische Alter ist sie auch schon hinaus gewesen, da war gut auf sie hereinfallen. Und nun kennt man die Familie nit mehr. Der Bauer zog einen Brief aus der Tasche, der seine eigene unbeholfene Handschrift trug. Den hatte er ihm geschrieben, dem säubern Bruder Freßsack, daß er ihm doch mit ein paar lumpigen hundert oder tausend Märkelchen helfen mächt. Der Brief war dann aber ungeöffnet zurückgekommen, und hinten aufs Kuvert war geschrieben Herr­gott, war das eine feine Handschrift! war geschrieben:Ich wünsche, unbehelligt zu sein!" Er wünscht, unbehelligt zu sein. Worte hatte der Hannes nun keine mehr für diese Sache. Seine Pfeife war ausgegangen, und so wollte er seinen Brief mit des reichen Bruders Handschrist zu einem Fidibus machen, wie er das vom Ofen her gewohnt war. Aber er besann sich noch ein- mal und steckte den Brief wieder ein. Gegen die Schweinestalltür aber tat er einen Tritt, daß sie aus allen Fugen ging. Dann setzte er seinen Rundgang fort. Aber noch schlimmer war doch eigentlich der scheele Spitzbub, der Ferkelstecher hier, der ihm jetzt das bißchen Bettel der- steigern ließ. Und was hatte er nicht alles für den getan? Wie er noch so ein rotznäsiger Schreiberbub gewesen war, dem der Hunger an den Rockärmeln herausgeguckt hat, der aber schon die hohen Stan- gen im Kopf gehabt hat, da hatt er den fast ganz durchgefüttert. Dann war er der erste Schreiber auf dem Notariat geworden und gleich ein vornehmer Mann natürlich, vornehmer als der Notar selber, der Vater, Mutter. Bruder jetzt nit mehr zu kennen gebraucht hat. Es war wenig genug, was er damals daheim abgegeben hat, und wie dann Vater und Mütter gestorben find, da hat er auch nur getan, was er gerad gemußt hat. Gar nicht zu reden dann von der Kathrin, die immer für ihn gesorgt hat, als wär er ihr Kind statt ihr Schwager, und die ihm gewaschen und gebügelt hat, weil er das mit seinen paar Schreiberbatzen anderswo doch nit hätt bezahlen können. Und für die hohen Stangen hat doch immer was übrig bleiben müssen. Und dann hat er Hochzeit gemacht, mit der Musikantenanna, mit dieser kalbsäugigen Watschel- ent, die aufgeblasen ist wie ein Fastnachtskreppel und dumm wie ein Misthaufen. Da war der Hochmut dann gleich übers Dach hinaus gewachsen. -(Fortsetzung folg!.? Die Bayrifebe Gewerbefebau. Man wollte in München   diesmal etwas ganz anderes machen, eine Ausstellung, die gar keine Ausstellung sein sollte. Bisher, wenn Kunstgewerbe, Möbel und all' das übrige, was man Jnnenarchitekwr beißt, zur Vorführung kam, so geschah das nach dein Prinzip des Raumes. Wenigstens seit Darmstadt   und seinem ersten Dokument der modernen Kunst war das so. ES sollte nicht der einzelne Gegen» stand gezeigt werden, vielmehr die Synthese aus solchen Gegen- ständen. Man zeigte fertig eingerichtete Zimmer, zeigte Säle, wie fie für den Einbau bestimm: waren, zeigte Gärten, Kirchen, Fried- Höfe. Der Raum mit seinem geschlossenen Rhythmus, seiner Stimmung und seinem individuellen Pathos sollte das Publikum gefangen nehmen. Das war psychologisch ein ganz richtiges Ver- fahren, nur so gelang es, auch den Fernstehenden klar zu machen: wohin jetzt die Fahrt gehe, was man heute unter einem Schlafzimmer, einer Küche oder gar einem ganzen Eiirfamilienhans zu verstehen habe. Das Publikum nahm Interesse an diesem Anschauungsunterricht und trug Ideale heimwärts, wie künftighin die eigene Wohnung aussehen solle. Dos Ideal des Raumes hat sich als praktisch erwiesen. Es ist aber nicht nur praktisch, es ist in der Tat das, worauf es eigent- lich ankommt. Der einzelne Gegenstand bedeutet noch garnichtS, wenn es nicht gelingt, aus den mannigfachen Einzelheiten eine Ein- bsit, eben den Raum zu fügen. Erst das Zueinander von Stuhl. Fenstervorhang und Beleuchtungskörper gibt Wohnlichkeit und Schön- heit. Womit gesagt ist, daß das Prinzip des Raumes auch künftighin den Ausstellungen zu den besten Eindrücken helfen wird. Das andere aber ist nicht weniger wahr, und das war es, was München   unterstrich: im Raum und seiner Gesamtwirkung können leicht die Einzelheiten und ihre Fehler übersehen werden. München  war keck: wir wollen einmal auf die Unterstützung irä schönen Scheines verzichten, wollen einmal zeigen, daß jedes Einzel» stück, wie wir es hinstellen, ein eigener Wert ist. Ohne jede Milderung ohne jede Ablenkung wollen wir zehn Stühle. deren zwanzig, deren dreißig, nebeneinander stellen; und ein jeder soll für sich gesund und charaktervoll sein. Wir wollen dem Publikum Gelegenheit geben, die kleinste Ware rund herum zu be» trachten und zu beurteilen. Wir wollen keinerlei Illusion; wir wollen die nackte Wahrheit des brutalen Marktes. München   Ivollte genau das, was die Leipziger Messe feit langem tut: ein Nebeneinander­reihen von Waren der gleichen Gattung, damit jedermann das eine gegen das andere zu prüfen vermag. Nur einen Unterschied wollte München   gegen Leipzig   fich wahren, allerdings einen entscheidenden. In Leipzig   kommt wahllos alle Produktion der Saison zusammen; es gibt dort nur ein Ideal: die Nouveautö, den Schlager, das Un» gewöhnliche. München   wollte für seinen Markt ein anderes Ideal aufpflanzen: die Qualitätsware. Es sollte bewiesen werden, daß Bayern   auf allen Gebieten seiner Produktion Waren von sorg- fältigster Arbeit und von schönem Geschmack vorzuweisen habe. Wenn diese Absicht gelungen wäre, so könnten Bayern   und mit ihm das ganze Deulschland sehr zufrieden sein. Dann wäre der OucklitätSgedanke zur Norm der Produktion geworden. Die Absichten der bayerischen Gewerbeschau waren hoch gespannt; sie find nicht in vollem Maße erfüllt worden. Noch scheint die Zeit nicht reif, um wirklich einen weitgedehnten Markt allein durch Qualitätsware bestreiten zu lassen. Es ist in Bayern   nicht ge­lungen, die großen Hallen der Theresienhöhe nur mit guten und schönen Dingen zu füllen. Das will richtig verstanden sein. Es gibt in München   selbst- verständlich eine Fülle von brauchbaren und schönen Dingen unter den Beleuchtungs körpern, unter den Fraucnhandarbeiten, besonder? aber bei keramischen Gefäßen sind vortreffliche Stücke zu sehen. Das aber war nicht die eigentliche Absicht der Messe, wenigstens nicht die wichtigste. Um das Niveau handelte es sich: es sollte be- wiesen werden, daß die normale Produktion des Landes, die tag» tägliche, untadelig fei. Und das eben ist nicht gelungen. Konnte auch noch nicht gelingen; dazu ist der Gedanke der Qualitätsarbeit noch zu neu, dazu ist der Kapitalismus noch zu instinktlos, zu ge- waltiätig, zn sehr vom kurzsichtigen Egoismus besessen. Hierfür läßt sich ein schlagendes Beispiel zitieren: die Nürnberger Spielwaren- industrie. Sie fehlt in München   fast völlig. Wie kommt das? Die Großkommissionäre haben den einzelnen Fabrikanten die Teil« nähme an der Gewerbeschau verboten, weil sie lein Interesse daran haben können, das Publikum wissen zu lassen, bei wen, im einzelnen die Nürnberger Spielwaren hergestellt werden. Die Großkommissto» näre, deren es nur wenige gibt, sind die Herren der gesamten Pro- duktion; ihnen ist es völlig gleichgültig, was produziert wird, wenn es nur Absatz findet. Nun wohnen aber die Käufer der Nürnberger Spielwaren über die ganze Erde verbreitet; der größte Teil dieser Erde aber ist erst halb zivilisiert, ist spanisch, südamerikanisch, asiatisch, afrikanisch. Da ist es nur selbstverständlich, daß das Be» dürfnis der exotischen Völker die Art der Prodicktion bestimmt. Was find die europäischen   Kinder; ein Minimum gegenüber denen vom Balkan   bis zur Südsee. Daher kommen denn die rohen Mecha» nismen und grellen Farbeneffekte und all die anderen plumpen Derbheiten der Nürnberger Spielwaren. Das Kapital der Groß» kommisfionäre fragt nicht nach Qualität und Schönheit; gegen die Macht des Kapitals konnte die Münchener   Gewerbeschau nichts aus­richten. Auf einen, anderen Produktionsgebiet war sie scheinbar von größerem Glück begünstigt. Die Augsburger   Textil- industrie zeigt erstaunlich gute, und, was Muster und Farbe be- trifft, ganz annehmbare Waren. Man wundert sich, wenn man weiß, daß auch diese Industrie zu einem Teil vom Export an die minder zivilisierten Völker lebt. Es ergibt fich der einzig mögliche Schluß, daß die in München   gezeigten Waren zwar von der Augs- burger Textilindustrie gefertigt werden, aber nicht für die eigentliche Umsatzziffer maßgebend find. Diese Beobachtung dürste noch für viele andere Industrien, von denen wir auf diesem Stärkt relativ Gutes sehen, zutreffen. Es wäre falsch, anzunehmen, daß die in München   stehenden Waren die Durchschnittsqualität der Landes- Produktion aufwiesen. Man darf nicht vergessen, daß eine Jury siebte, zurückwies und auswählte. ES wird unendlich Häßlicheres in Bayernland gemacht als in München   zu sehen ist; dessen muß man sich stets erinnern, um nicht in Optimismus zu verfallen. Die Ausstellungsleitung begnügte sich aber nicht damit, aus Vorhandenem zu wählen; sie gab auch selber Anregungen, Neues zu produzieren. Dabei hatte sie Erfolg, aber auch Mißerfolg. Erfolgreich waren zu einem Teil die Wettbewerbe, so der für brauch- bare Stubenöfen. Was da die Hafnerinnung zu zeigen hat, ist ge- nau das Gegenteil von jenem schrecklichen Ungetüm, das, mit Orna­menten beklebt, unsere Zimmer verunstaltet. Die Oefen der Boye- rischen Gewerbeschau wahren ein erträgliches Maß und begnügen sich, die Seerosen meidend, mit guten Verhältnissen. Weniger glücklich verlief die Beeinflussung, die die AusstellungSleiwng den kleinen Tischlern von München   und der Provinz zuteil werden ließ. Diese kleinen Betriebe versuchten es, nach Entwürfen, die man ihnen gab, oder die fie erwarben, sozusagen moderne oder gar künstlerische