Nr. 38.
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Redaktion: SW. 19, Beuth- Straße 2.
Donnerstag, den 15. Februar 1900.
Das Resultat, zu dem Dr. Arndt bei dieser Untersuchung gelangt
"
Im Jahre 1898
Einfuhr Englands
Wieder- Ausfuhr Englands
Sämtliche Waren 470 379 99 434 60 655 10 806 4 427 5 049
In den Volkswirtschaftlichen Zeitfragen" beschäftigt sich der Assistent der Kölner Handelskammer Dr. Paul Arndt aus Anlaß der deutsch - englischen Verhandlungen über den Abschluß eines neuen Handelsvertrages der alte ist bekanntlich am 30. Juli 1898 außer Kraft getreten und nur einstweilen verlängert worden mit der Frage, welcher Art die Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und dem britischen Weltreich sind und wie eine Zollvereinigung Englands mit seinen Kolonien auf dessen Welthandel voraussichtlich zurückwirken würde. Eine Erörterung der lezten Frage, die der Verfasser schon vor ungefähr zwei Monaten in einem Vortrage in der hiesigen, Volkswirtschaftlichen Schafwolle Gesellschaft" behandelt hat, würde hier zu weit führen; dagegen Thee lohnt es sich recht wohl, einen Blick auf die statistischen Berechnungen Weizen. zu werfen, die Arndt über den Umfang des deutschen Handels mit Jute, roh England und den englischen Kolonien anstellt, nicht nur weil Holz, gesägt( Fichte) über die Natur dieses Handels vielfach ganz irrige VorStäse. stellungen bestehen, sondern weil sich auch neuerdings in den Leder, roh Kreisen unsrer Flottenenthusiasten und seekriegsbegeisterten Welt- Hammelfleisch, frisch politiker eine gefährliche Unterschätzung der Bedeutung geltend macht, Flachs- und Leinsaat die unsre Handelsbeziehungen zu England für unsre heutigen Wirtschaftsverhältnisse haben. Thatsächlich giebt es kaum zwei Länder, die so sehr an der Aufrechterhaltung Reis. friedlichen Handelsverkehrs mit einander Mais interessiert sind, wie Deutschland und England. Jutewaren
Butter Ochsen
Speck Rindfleisch, frisch Fische, eingelegte
Palmöl. Schmuckfedern Zucker, roh Indigo. Stupfer, roh afer
-
Expedition: SW. 19, Beuth- Straße 3.
nach der
Selbstverständlich hat die Berechnung Arndts feine absolute 221 Gültigkeit; sie fann nur auf annähernde Nichtigkeit Anspruch machen; immerhin zeigt sie, daß, im Gegensatz zur gewöhnlichen Ansicht,
-
-
3
2 Englands Export nach Deutschland zu einem sehr großen Teil aus 26 Produkten seiner Kolonien besteht, während Deutschlands Ausfuhr nach England nur in sehr geringem Maße von dort weiter nach den
6 englischen Kolonien geht, und zweitens, daß der Verbrauch Deutsch lands an englischen Kolonialprodukten den Konsum von Waren eng lischen Ursprings bei weitem übersteigt.
2
Politische Webericht.
II. Ausfuhr
im Jahre 1898
( in 1000 strl.)
( in 1000 strl.)
aus
im
nach nach im engl. Belganzen Kolo- gan- Deutsch- Holland zen land nien
nach
Ausfuhr nach England"
740
600
"
nach fremden Ländern über England
100
gien
"
"
nach engl. Kolonien über England nach englischen Kolonien
401
180
140
140
Ausfuhr im ganzen
880
880
.
22 437 19 897
10 069
2 715
10 336 9 220
1 509
259
471 139
1810
880
780
.
21
26 147
5 584
181
6
8
64
3 802
3788.
1 317
116
166
14 573
3 775
86
1
1
4 970
3 035
159
4 715
2966
1 812
234
420
4 902
2 941
10
2 921
1 874
246
100
15 962
1821
320
8
24 109
9 322
1 738
2006 1 539
863
6
12
24
11 283 1 534
215
4
1 593
1506
1227
10
18
43
6 215
1 330
4 021
905
145
98
1 390
1 301
1 062
172
118
7
2 066
1 110
1 065
196
175
36
1 518
1 100
476
63
16
108
1 455 1 084
1 095
218
76
83
11 545
1 063
249
-
2
10 322
996
767
127
68
5 916
995
19
1 973
993
452
25
11
975
810
624
70
255
1 440
799
616
131
6
7 053
776
214
3
12
15
891
767
643
79
117
3 567
711
704
186
194
4 383
710
7
3 598
678 2131
759
576
1 196
653
1076
51
26
620
61
24
6
1 348
598
311
75
71
676
590
82
29
1 914
578
12
2
1
2521
557
200
28
11
125
1108
533
11
606
530
368 129
25
604 528
282
46
85
1 351 1 443
518
44
-
515
144
48
6
Zur Beurteilung des Wertes des Ein- und Ausfuhrhandels Kautschuck. Deutschlands mit England und seinen Kolonien reicht weder die deutsche Zinn noch die englische Handelsstatistik aus, wie sich auch bei einem Vergleich Talg und Stearin. beider sofort zeigt. Während z. B. die deutsche Statistik die Einfuhr Schaffelle, rob Deutschlands aus England( ohne Edelmetalle) in 1898 auf 566 Häute, roh, trocken Millionen Mark angiebt, stellt sie sich nach englischer Berechnung Weizenmehl auf 33,3 Millionen Pfd. Sterl. Ein ähnlicher Unterschied besteht auch zwischen den Ziffern der deutschen Warenausfuhr nach England. Nach der deutschen Berechnung betrug der Export nach dem Vereinigten Königreich 741 Millionen Mark, nach englischer 28,5 Millionen Pfd. Sterl. Die Unterschiede erklären sich teils aus falschen Angaben der Deklaranten über den wirklichen Bestimmungsort der Waren, teils aus den verschiedenen Methoden der deutschen und englischen statistischen Aemter. Während z. B. das deutsche Amt als Herkunftsland der Waren dasjenige Laud ansieht, aus deffen Gebiet die Versendung der Waren mit der Bestimmung nach Staffe, rohe dem deutschen Zollgebiet erfolgt ist, gilt umgekehrt in Ziegenfelle, roh England dasjenige Land als Herkunftsland aus dent 694 Holz, behanen( Teak). die Ware direkt nach England verschifft worden ist. So werden Kakao, roh denn z. B. manche Waren, die von Deutschland aus über holländische Guttapercha oder belgische Häfen in England eingeführt werden, dort als Kartoffeln. holländische bezw. belgische gerechnet, und andrerseits wieder Waren, Blei, roh als deren Bestimmungsort bei der Ausfuhr aus Deutschland englische Aepfel, roh Häfen angegeben wurden, in England als Einfuhrgut aus Deutsch Bfeffer land nicht mitgezählt, da sie von den englischen Häfen aus nach den Rijie, zur Delbereitung Kolonien oder andern Ländern weitergesandt werden. Dafür hat Mohairwolle. allerdings die englische Handelsstatistik einen großen Vorzug: fie Mehlstoffe. unterscheidet die Ausfuhr der Waren englischen Ursprungs von der Wiederausfuhr kolonialer und fremder Waren.
Bei der Berechnung des Umfanges des Handels Deutschlands mit England und den englischen stolonien legt nun Dr. Arndt die
20
2324
Berlint, den 14. Februar..
Jm Reichstag wurde am Mittwoch die Beratung des Kolonialetats fortgesetzt. Die Regierung verlangt erhebliche 98 Mittel für die Fortführung der unrentabeln Usambarabahn und zu Vorarbeiten für eine o stafrikanische 22 Centralbahn. Die Bedeutung der Bewilligung dieser 124 Summen liegt darin, daß der Reichstag auf Jahre 4 hinaus finanziell überaus start engagiert werden würde. Große Geneigtheit zur Bewilligung hat sich bis jetzt 43 im Reichstage nicht gezeigt, trotzdem eine ganze Reihe zum Teil merkwürdiger Freunde des Bahnbaues in Ostafrika 230 gegen die ablehnende Haltung des Centrums und der ganzen 4 linfen Seite des Hauses für die geforderten Summen fich ins
19
Summe 213 737 82 661 34 750 6 824 3401 3 345
13 570
in
I
Ergebnisse der deutschen Statistik zu Grunde und sucht sie dann an genannten Artikel die Einfuhr aus den Kolonien die ganze Wieder läufig noch recht bescheiden als Küstenstechbahn bezeichnet,
der Hand der englischen Statiſtit durch eine Abſchätzung derjenigen Warenwerte zu ergänzen, welche scheinbar aus England, that sächlich aber aus den englischen Kolonien nach Deutschland gelangen, bezw. aus Deutschland scheinbar nach England, thatsächlich aber nach den englischen Kolonien gehen.
Es betrug der Wert der Einfuhr Deutschlands aus England und den englischen Kolonien und der Wert der Ausfuhr Deutschlands in diese Gebiete nach der deutschen Handelsstatistik( in Millionen Mark):
Einfuhr
davon
im
Ausfuhr
Der
8 Zeug legten. Für das Centrum sprach der Abgeordnete 33 Dasbach entschieden gegen die Titel 3 und 5 des Extra Ordinariums; er dann sich auch ließ sich nicht eriveichen, als der Direktor des Rolonialamts sich auf„ die „ die kulturellen Rücksichten" zurückzog und die 17 Interessen der Missionen gegen den Bau ausspielte. Ganz 39 eindringlich warnte Abg. Stichter vor der dem Reichstag zugemuteten Bahn, in ganz und gar unwirtschaftliche Unter6 nehmungen der Kolonien Geld auf Kosten des Reichs hinein. zustecken, nachdem die deutschen Kapitalisten doch diese Anlagen in unsren Kolonien für noch schlechter erachteten, wie solche Aus dieser Aufstellung ergiebt sich, daß in den meisten der erotischen Werten. Die Centralbahn werde ja wohl vor ausfuhr Englande übersteigt; wo dies aber nicht zutrifft, könnte aber diese Stechbahn wächst sich nach der Absicht einfluß. wenigstens( mit Ausnahme von Kaffee) die Ausfuhr nach Deutschland - reicher Kolonialpolitiker zu einer Centralbahn aus. Holland - Belgien aus den Einfuhren der Kolonien gedeckt werden. Kolonialdirektor wehrte sich gegen diese Aufdeckung des wahren Damit ist nur natürlich nicht gesagt, daß dies leztere thatsächlich Charakters der Stechbahn, doch machte Abg. Bebel dem der Fall ist; sicherlich stammt ein großer Teil der angegebenen Aus- Eindruck dieser Versicherungen auf den Reichstag ein rasches Ende. fuhr nach den drei Ländern nicht aus den Solonien, sondern aus fremden Auf welchem Standpunkte der Kolonialdirektor stehe, sei ganz gleich Gebieten, wohl aber zeigt die Aufstellung, daß ein ganz wesentlicher gültig; hier gehe es nicht anders wie mit den regierungsseitigen VerProzentsaz der Waren, die England uns liefert, aus seinen Kolonien sicherungen bei der Flottenvorlage: Die Stechbahn habe nur eingeführt ist, daß es gewissermaßen als Zwischenhändler fungiert. In derselben Weise sucht dann Arndt Aufschluß darüber zu gekomme mit oder ohne Herrn v. Buchka als Leiter des Sinn als Anfang der Centralbahn, und die Centralbahn winnen, welche Waren Hauptsächlich von Deutschland- Holland- Belgien nach England ausgeführt werden und welche Mengen von diesen Kolonialamts. Die Ausführungen des Grafen Arnim verArtikeln England wieder nach seinen Kolonien exportiert. Auch hier glich Abg. Bebe I mit Phantasien, wie sie einem Primaner erweist sich die gewöhnliche Annahme als unzutreffend. Nicht Noh- oder gar einen Quartaner anstehen. Als ntan schon stoffe noch Halbfabrikate führt Deutschland vornehmlich nach England am Schlusse der Debatte zu sein glaubte, erhob sich aus, sondern Ganzfabrikate und Genußmittel, und nicht der größere noch der Abgeordnete bon Siemens, Direktor Teil dieser Fabrikate geht von England aus weiter nach dessen Kolonien, sondern nur ein recht einer Prozentsas. Es ist hier nicht der Deutschen Bant, zu einer Rede, augenscheinlich um seinem möglich, die lange Liste der Einfuhrartikel aus Deutschland - Holland - Freund Dechelhäuser, der als freiwilliger Regierungskommissar Belgien aufzunehmen, die der Verfasser zusammenstellt; wir müssen am Bundesratstische saß und seinen Lieblingsplan, die oftuns auf das Endresultat beschränken. Danach ergiebt sich, daß der afrikanische Centralbahn, von den verschiedenen Rednern so Einfuhr von 93 Hauptartikeln in England, deren Wert in 1898 gleich unbarmherzig zerzausen sah, beizuspringen. Herr v. Siemens 270 Millionen Pfund Sterl. betrug, an der Deutschland , Holland und wollte nur davon sprechen, warum die Deutsche Bank, die Belgien mit 671/2 Millionen Pfd. Sterl. beteiligt waren, nur eine seiner Zeit den Bahnbau beginnen wollte, heute von Wiederausfuhr in diesen Artikeln von 33,8 Millionen Pfd. Sterl. der Ausführung des Plans zurückgekommen sei. 0,0 gegenübersteht, und hiervon nur für 4,5 Millionen Pfd. Sterl. zu diesem Zweck holte er gar weit aus, hielt dem deutschen Waren nach den englischen Kolonien gegangen sind; das heißt, es können von den aus Deutschland - Holland - Belgien nach England eingeführten genannten Waren höchstens 6 Proz. weiter nach den englischen Kolonien exportiert worden sein.
davon
im ganzen Edelmetalle ganzen Edelmetalle 1897 1898 1897 1898 1897 1898 1897 1898 661,5 825,7 93,9 259,3 701,7 803,8 2,5 63,1 0,5 0,7
1
-
-
Cypern
•
Ostindien
204,6
1,9 1,7 0,0 17,4 19,8 0,0 20,3 23,3 0,1 220,9
-
0,0
-
4,2
5,9
8,6
7,9
0,0
-
0,9
0,9
1,2 0,9
13,5 14,6
11181118
0,0 5,5 6,9 0,0
47,3 57,1
16,8 23,9 1,5 1,6
85,7 86,8 0,0 0,1 31,3 32,9 0,0
-
0,0
2C.
Jm ganzen 1004,7 1192,7 94,0 259,4 819,7 942,6 2,5 63,1 Nach fast allgemeiner Ansicht setzt England in Deutschland vorwiegend Industriewaren, vornehmlich Fertigfabrikate, ab; in Wirtlichkeit ist es umgekehrt, nicht nur die englischen Kolonien auch EngAuf Grund dieses Ergebnisses sucht nun Dr. Arndt die Anland selbst liefern vor allem Rohstoffe und Halbfabrikate nach gaben der amtlichen deutschen Statistit über den Handel Deutschlands Deutschland : Wolle, Garne verschiedenster Art, Gold, Steinkohlen, mit England und seinen Kolonien zu korrigieren, indem er die UnterReis, Rohbaumwolle, Jute, Kautschuk und Guttapercha scheidung der englischen Statistik zwischen Waren englischen, britischAber ein großer Teil dieser Rohstoffe und Halbfabrikate find folonialen und fremden Ursprungs bei der Berechnung der Eins und nicht englisches Erzeugnis; sie sind erst in England von den Ausfuhr Deutschlands in Anwendung bringt. Das Ergebnis ist englischen Kolonien oder aus andren Ländern eingeführt und werden folgendes( in Millionen Mark): später wieder ausgeführt. Wie stark sind nun, ganz abgesehen von ihrem direkten Export nach Deutschland , die englischen Kolonien an dieser englischen Ausfuhr nach Deutschland beteiligt? Um für die Beantwortung dieser Frage einen Anhalt zu gewinnen, stellt Dr. Arndt für eine Reihe der wichtigsten englischen Ein- und Ausfuhrartikel fest, wie viel von ihnen im Jahre 1898 aus den Kolonien eingeführt ist, wie viel davon aus England wiederum ausgeführt Einfuhr aus England wurde und in wie weit an dieser Wiederausfuhr Deutschland , Holland und Belgien participierten. Die beiden letzten Länder werden deshalb hinzugezogen, weil der in der englischen Statistik ermittelte Handel Englands mit Deutschlands im wesentlichen nur den über deutsche Häfen vermittelten englischen Handel repräsentiert, bekanntlich aber nimmt eine große Anzahl der nach dem industriellen Westen Deutsch lands bestimmten Waren den Weg über Belgien und Holland .
I. Einfuhr
nach der
im Jahre 1898
amtlichen nach Arndts deutschen Berechnung Statistik
566
376
"
"
aus fremden Ländern über England aus engl. Kolonien über England aus englischen Kolonien Einfuhr im ganzen
95
95
367
367
933
933
933
838
•
462
Aber
Reichstag eine wirtschaftspolitische Vorlesung, geißelte die kurzsichtigen Philifter" in und außer dem Hause, die für Deutschlands Kolonialbesitz nichts opfern wollen, und schreckte auch nicht vor dem Gelächter zurück, von dem seine Rede aus Eugen Richters Reihen fleißig begleitet wurde. Als er endlich am Schluß seiner Ausführungen wieder auf den Bahnbau zurückkam, da erfuhr man, daß die Deutsche Bank zu der wirtschaftlichen Zukunft der Bahn jedenfalls zur Zeit nicht dasschaftlichen Zukunft der Bahn jedenfalls zur Zeit nicht dasjenige Zutrauen hat, um das Privatkapital zum Bau derfelben zu animieren. Wohl aber mutete er dies Zutrauen dem Reichstage zu, von dem er die Mittel für die Bahn verlangte. Auf dieses eigenartige Verhältnis eines ersten Vertrefers der deutschen Bantwelt nagelte der Abg. Bebel Herrn b. Siemens unter lebhafter Zustimmung des Hauses fest. Gerade die Rede dies Abg. v. Siemens spreche schlagend gegen eine Bewilligung; in ihr sei offen ausgesprochen, daß es sich nur um die Centralbahn als solche und nicht um eine bescheidne Stichbahn handle. Der Reichstag aber habe alle Veranlassung, die Mittel zu dem Bau zu verweigern, nachdem sich herausgestellt habe, daß die deutsche Finanzwelt, an ihrer Spike Herr von Siemens, zivar wohl Reichsmittel für koloniale Zwecke empfehle, aber sich ängst