fr o *„Na wäar's ja no gar it so weit g'seitl" lachte der Schor- Miayer. „Durchaus it." bestätigte die Limmerin.„Aba was ls denn, mögt's net a bisse! was'z ess'n? A G'selcht's(Ge- räuchertes) mit an Kraut Hütt' i." „Thua's no her!" lärmte der Tretter; und weil auch der Schormayer nicht ablehnte, ging die Bäuerin in � die Küche. Die Kaltnerin rückte noch um eines näher und schien mit der Zeit eine umgängliche und gesprächsame Person werden zu wollen. „Js schad', daß d' a G'schwär Host," sagte der Tretter zu ihr. „Warum?" „Weil ma it siecht, wia's d' ausschaugst. Si is sinscht it so unsauber!" versicherte er dem Schormayer, der freundlich nickte. „Mir feit(fehlt) sinscht gar nix," sagte die Kaltnerin eifrig,„und's Kranksei is mir eppas Fremd's, und z'weg'n dem Zähnweh schauget i gar it um, wann i an Arbet Hütt', aba weil i nix z' thoa Hab', bleib i halt in da Stub'n.", „Bist da auf da Visit'?" fragte der Schormayer. „Ja und na, wia ma's nimmt. I hocket mi it her bloß zu'n Hoamgart'n, aba i bin in Kaff mit'n Atzenhofer von da, nnh jetz is mir ganz passet, daß i bei'n Limmer untasteh ko." „So, du willst was kaffa? Js dös na a größers Sach'? „Eppas über vierz'g Ta'werk." „Alloa Werst na wohl it furt haus'n woll'n?" >.N... ja." „Dös leid'n mi gar it, daß du Wittiberin bleibst," sagte l>er Tretter.„Gel, Limmer, dös gibt's it?" >„Besser waar g'schafft, wann's an Beistander hätt." „Was na für oan?" greinte die Kaltnerin.„Vielleicht wleda so oan, der all's vasauft, was i derarbet?" „Oehö ! Es werd scho anderne aa no geb'n! Paß no auf, was da'r i für oan auftreib l" (Fortsetzung folgt.) Die Volksseele des Tapfen Jos. Von Rudolf Greinz . (Schluß.) Der Oberlehrer war innerlich entzückt über die Urwüchsigkeit iieS Alten. Das schien nun wirklich ein geeignetes Studienobjekt für ihn zu sein. Nun taute der Alte doch etwas auf. „Ja, Sie haben es allerdings viel schöner hier oben auf den Bergen als wir armen Leute in den Städten!" sagte der Ober- lehrer diplomatisch. „Arm! Möcht' wissen, wo dö arm sein, dö Tuifl. dö faulen!" fuhr nun der Zapfen Jos ganz springgiftig in die Höhe.„Saufen tuan's und fressen und Geld haben's g'nua und arbeiten tuan's nix!" ereifert« er sich.„I mag gar nimmer in die Predigt giah'n, weil i mi z' diel gift'!" „Ach so. Der Herr Pfarrer erzählt Ihnen wohl all das schlechte Zeug von den Städtern." „Joa. Und sehen tua i mir aa grad' g'nua. Wenn unsere Burschen vom Militär kommen. Die reinsten Haderlumpen sein's." „Sie sind ja ein richtiger Bergpolitiker!" sagte der Oberlehrer lächelnd. „Was bin i?" frug der Zapfen Jos empört. Er verstand das Wort offenbar nicht. „Ich meinte, ein Mann mit gesunden Ansichten!" verbesserte sich Dr. Bünting schnell. „Ah so. Joa, sell(das) wohl!" nickte der Zapfen Jos befrie- digt. Dann starrte er eine Weile nachdenklich vor sich hin. Auch der Fremde redete kein Wort. „Oes versteaht's wohl nit viel von der Bauerschaft?" fragte der Jos nach einer Weile mitleidig. „Nein. Aber ich interessiere mich sehr dafür. Und besonders für die Bauern." „Jatz wohl!" sagte der Jos geschmeichelt. „Ich wallte mal ein bißchen hören, was Sie über die Welt denken!" steuerte der Oberlehrer nun direkt auf sein Ziel los. „I? Nit viel!" sagte der Jos.„Es is nit soviel was Rares. Schinden und rackern muaß man sie und Steuern zahlen, damit dö hcärrischen Tuifl's feinste Leben haben!" Der Oberlehrer sah ein. daß er sich auf diese Weise wohl schwerlich mit dem Alten verständigen würde. Er wollte ja doch eigcmtlich ergründen, wie es mit dem Seelenleben eines echten Naturmenschen bestellt sei.„Sagen Sie mal, was haben Sie da eigentlich für Gefühle bei Ihrer Arbeit?" fragte er. »3?" jagte der Jos verwundert und hielt einen Augenblick wit ieas Rauchen ißne.„Koanel" erklärte er bestimmt. Ö"P-. „Keine?" Der Oberlehrer glaubte, daß der Alte ihn mißbe?» standen habe.»Fa. Hm. Sehen Sie. Ich meine, wenn Sie nun so bei der Arbeit sind und sagen wir zum Beispiel die Saat aus- streuen, haben Sie da nicht ein eigenes Glücksgefühl, daß ein jedes dieser Körner, das Sie dem Erdboden anvertrauen, gedeiht und Früchte trägt? Erfüllt Sie das nicht mit einem Gefühl des Stolzes, der Dankbarkeit, des... „Raa!" erklärte der Zapfen Jos energisch und sah den Fremden halb belustigt, halb mitleidig an.„Raa! Fluachen tua i. daß es grad' so Hilbert(widerhallt), über dö Hennen, dö malefizischen, und dö Mäus' und dö Vögel, dö mir's ganze Getroad stehlen, dö Sakra, dö verdammten!" Der Oberlehrer hatte sich jetzt in sein Liebliegsthema hinein- geredet und war völlig bei der Sache.„So. Hm!" machte er nachdenklich.„Ja. Und Ihre Seele empfindet die gar nichts dabei?" Mei' Seep?" Der Jos brach in ein dröhnendes Gelächter aus, daß die kleinen Fensterscheiben der Stube klirrten.„I Hab' loa Seen" Nun wurde der Oberlehrer doch ein wenig aus feiner Fassung gebracht.„Wie? Sie haben keine Seele? Sie sind choch ein rechtgläubiger Katholik und glauben doch an die Unsterblichkeit Ihrer Seele?" „Joa!" gab der Jos zu.„In der Kirch'n schon. Aber im Stall und aufm Feld, da Hab' i koa Zeit dazua!" Dr. Bünting überlegte eine Weile. Der Zapfen Jos, der seinen Gast für unbedingt geistesgestört hielt, machte jetzt ein ganz heiteres Gesicht und schien sich vorzüglich zu unterhalten. „Und angesichts der Natur, der Berge, was haben Sie da für ein Gefühl?" forschte der Oberlehrer weiter. „J? Kaans!" „So. Hm. Aber zum Beispiel, wenn Sie in den Stall gehen und Ihren Tieren Futter geben, was für Gedanken haben Sie dabei?" „I? Koane. Fluachen tua i und einihauen tua i auf dö Sakra, wenn's mi derzürnenl" „Hm." Der Oberlehrer schüttelte millbilligend sein Denker- Haupt.„Ja. Und wenn so ein Tierchen auf die Welt kommt. Sagen wir ein junges Huhn—" „Um die Hennen beiümmer' i mi überhaupt nit. Das is den Weiberleuten ihr' Sach!" erklärte der Zapfen Jos mit Würde. „Also sagen wir ein Kalb oder ein Schweinchen?" „Joa. Bei die Kälber und bei die Facken bin i alleweil dabei. Dös is eppas(etwas) anders!" gab der Jos zu. „Nicht wahr?" sagke der Oberlehrer erfreut darüber, daß er nun endlich einen Weg gefunden hatte, auf dem er näheren Ein- blick in das Seelenleben des Zapfen Jos gewinnen konnte.„Da haben Sie doch Ihre Vorstellungen dabei. Gedanken über—" „Freilick!" bestätigte der Jos und zog wie eine Dampfmaschine aus seiner Pfeife. Dem Oberlehrer wurde es schon beinahe übel von dem vielen Rauch.„Mit dö Kälber und Facken Hab' i a Freud '. Da köpf(denke) i mir aus. wie viel so a Stuck wert sein kunnt' und ob die Preis' bis auf» nächsten Viechmarkt in die Höh' giah'n." „Was?" rief nun der Oberlehrer ehrlich empört.„Während daS arme Muttertier Qualen und Schmerzen aussteht, rechnen Sie? Ja, haben Sie denn gar kein Herz, kein Mitgefühl für das Tier?" ..Raa!" sagte der Jos ganz ruhig.„Zu was denn? Diä Viecher sein ja zu dem da!" Der Oberlebrer sah ein, daß er und der Zapfen Jos sich auch in diesem Punkte niemals würden verständigen können. Eine Weile saßen die beiden stumm nebeneinander auf der Ofenbank. Der Jos qualmte in aller Seelenruhe und Behaglichkeit aus seiner Pfeife. Und der Oberlehrer dachte darüber nach, wie er dem Seelenleben des alten Bauern doch noch auf den Grund kommen könne. Ein Seelenleben mußte doch jeder Mensch haben. Und erst gar ein Mensch, der noch von keiner Kultur verdorben war. Bei einem solchen mußte die Seele ja viel reiner und klarer hervortreten. das Gefühl, wo es vorhanden war, tiefer und inniger sein wie beim Kulturmenschen. „Sie haben einen Sohn? Ist das Ihr einziges Kind?" brach der Oberlehrer das längere Stillschweigen. „Raa. Viere Hab' i g'habt. Sein alle g'swrben bis auf'n Lenz. Und's Weib is aa schon g'swrben!" berichtete der Jos. „Armer Mann! Da haben Sie wohl Ihren Teil mitgemacht!" „Joa!" meinte der Jos.„Es is viel z'sammkommen in dem- selbigen Langes(Frühjahr) vor zwanzig Jahr','s Weib krank und g'swrben. Die Lahn (Muhr) is abergangen und hat mir cr Stuck Feld vertragen. Zwoa Kälber sein mir krepiert. Es hätt' nit viel«'fehlt, wär' die Stolza, die beste Kuah im Stall, aa no> hin worden." „Und zum zweitenmal haben Sie nicht mehr geheiratet?" er-, kundigte sich der Oberlehrer teilnahmsvoll. „Raa. I Hab' in oanmal g'nuag g'habt. ES is soviel a zwiders Raffelscheit(altes, zänkisches Weib) g'wesen. Jatz führt mir die Schwester die Wiartschaft schon viele Jahr'." „So. Hm. Ja. Wenn nun aber Ihr Sohn heiratet, das wünschen Sie wohl sehnlichst?" „Was?" Der Zapfen Jos Wz in die Höhe gesprungen vox
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29 (9.7.1912) 130
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