Baß' s guat seil Hör auf!"

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" Zeufi no a neil Aba du bischt sauber g'wachs 'n1" Hör auf, sag i!"

Sei g'scheit, Madli

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Dem Schormayer ging der Atem schwer, und die heiße Gier stieg ihm zu Kopf, und er fam ins Ringen mit dem üppigen Frauenzimmer. Da losch das Licht aus.

Jeffas nal Jet is d' Kirz'n aa no ausganga!" Was braucha denn mir a Liacht?"

Geh abi in dei Stub'n!"

mag it, und i bleib a mal bei dir!"

Na, dös derfst it!"

Jo, sag i! Herrgott wo bischt denn?"

Die Benzi war ihm entwischt, und er hörte sie auf dem Gange, und da schnappte eine Türklinke ins Schloß, und ein Riegel wurde vorgeschoben.

Der Schormayer tappte im Dunkeln vorwärts. Er ließ mit dem Fuße an seinen Stock, den er hatte fallen lassen, und dann suchte er an der Wand, bis er die Magdkammer fand. Die Türe war verschlossen.

( Fortschung folgt.)

Der Idiot.

Von Martin Andersen Nero .

Am Tage nach meiner Konfirmation saß ich wieder hinter dem Strohschirm und schlug Steinschutt aus dem Haufen, während Vater drüben stand und Material zu Pflastersteinen spaltete. Das Heute glich genau dem Gestern. Ich hatte teinerlei Razen­jammer, die Konfirmation bedeutete feine feierliche Einweihung in eine neue Welt.

Auf einmal legte Vater den Hammer hin und sagte: Das beste ist, Du gehst und suchst Dir eine Stelle; denn von nun an mußt Du für Dich selber sorgen."

Er nidte bedeutungsvoll bei diesen Worten; und obwohl ich für mich selbst zu sorgen gehabt hatte, fast seit ich friechen konnte, flang es ganz verhängnisvoll- als übertrüge er mir eine schwere, berantwortungsvolle Laft und recte selber den Rüden. Ich padte das Werkzeug zusammen, legte den Strohschirm darüber und schlenderte aufs Geratewohl in den Herbstregen hinaus.

Weit drüben in Boulster tam ich endlich an ein Gehöft, wo sie kein Aufhebens von meiner Echmächtigkeit machten und mich als Stallburschen mieteten. Der Hof war ziemlich groß; ich hatte alles Vieh zu besorgen und bekam im halben Jahr zwanzig Kronen dafür. Jetzt verwendet man erwachsene, fertige Männer für diese Arbeit, die für besonders streng und verantwortungsvoll gilt; und von aller Landarbeit wird sie heute am besten bezahlt. Es liegt eine Entwickelung zwischen damals und jetzt!

Ich war klein und dünn; mein Körper hatte sich zu früh dar­auf einrichten müssen, alles in Arbeit umzusehen. Dafür fonnte ich aber gehörig schuften, war gut trainiert und von zäher Non­stitution, ich wurde nicht leicht müde und ging keiner Beschäftigung aus dem Wege. Aber dies hier war trotzdem zu viel für mich. Von drei, halb vier Uhr an jedem Wintermorgen war ich bis gegen neun Uhr abends ununterbrochen tätig; ich erledigte Arbeiten, die stets an der Grenze meiner Kräfte lagen und diese oft überstiegen. Wenn mir nur irgendeine Kleinigkeit mißglückte oder ich nur einen Augenblid in verzweifelter Resignation zusammenfant, so häufte die Arbeit sich um mich auf wie ein Berg von Unüberwindlichkeiten. Jch racerte mich wahnsinnig ab, um das Versäumte nachzuholen, aber das Wieh war ein gestrenger Herr. Wenn ich die Fütterung nur um fünf Minuten zu spät besorgte, dann erhoben die Tiere ein anklagendes Gebrüll. Und dann verließ der Bauer seine junge Frau und kam herbeigesprungen, um Gerichtstag zu halten.

Es war eine strenge Zeit; aber ich hatte eigentlich tein it­leid mit mir selbst. Ich ertrug mein Los, wie die Unterdrückten mun einmal ihren Fluch ertragen. Die Umgebung kann man nicht erweichen, darum muß man versuchen, sich dem Leiden gegenüber gefühllos zu machen. Trotzdem erinnere ich mich dunkel an eine Stunde des Aufruhrs. Eines Tages ging ich im Stall mit einem Strick umber und suchte nach einer Stelle, um mich aufzuhängen. Jegend was tam dazwischer ich glaube, der Bulle riß sich los; das Ganze hat damals feinen tieferen Eindruck auf mich gemacht ich mußte jedenfalls wie bisher mein eigenes Wohl der Pflicht opfern. Auf einem der Nachbargehöfte wohnte ein Bauer, bei dem das Gefinde es nie lange aushielt. Er arbeitete ungern und liebte es sehr, gut zu essen und zu trinken; aber denen, die die Arbeit ver­richteten, gönnte er feine Mahlzeit und keinen Lohn. Jetzt be­wirtschaftete er den Hof mit Hilfe eines armen geistesschwachen Menschen, für den ihm die Gemeinde Kost- und Pflegegeld be­zahlte.

Ich kannte diesen Unglücklichen recht gut; in meiner frühen Kindheit war er ein junger, kräftiger Bursche gewesen, der auf Langfahrt unterwegs war. Von Zeit zu Zeit fam er im Winter

Inach Hause, fröhlich und übermütig, ganz erfüllt von der Frische von da draußen. Aber einmal tam nur ein Gerücht: er hatte in einem Sturm am Steuer gestanden, das Großsegel hatte sich Lod geschlagen, und ein Block hatte ihn auf den Stopf getroffen. Gr hätte das Rad fahren laffen und sich in Sicherheit bringen können das Fahrzeug wäre dann wohl verloren gewesen; aber er harrte auf seinem Bosten aus und ließ sich zum Idioten schlagen! So ungefähr erzählte man. Und in diesem traurigen Zustand ge langte er dann auch von draußen in die Heimat zurück, wie ein Wickelkind von Ort zu Ort transportiert. Er fonnte nun nicht länger für sich selber sorgen; darum akkordierte die Gemeinde und gab ihn zum Mindestgebot ab.

Man sah ihm nichts Besonderes an; er glich einem gewöhne lichen Arbeiter, der abgestumpft ist. Auch reden ließ sich recht gut mtt ihm. Aber aus seiner lichten Zeit vor dem Unglüd wußte er nichts mehr, und alles auf Erden war ihm gleichgültig, außer dem Branntwein. Die Felder der beiden Gehöjte stießen aneinander, und ich tam oft mit ihm in Berührung." Hast Du Branntwein?" fragte er stets, wenn er mich sah. Ich hätte mir für einen Schnaps eine Handreichung erkaufen können, hatte aber damals meine guten Gründe dafür, den Branntwein zu haffen.

Wenn er nüchtern war, arbeiteten in ihm Bosheit und Tüde, und man bekam Angst; selbst sein Dienstherr fürchtete sich dann vor ihm. Vielleicht regte sich unter seiner diotie eine unflare Forderung ans Dasein; und er bedurfte des Alkohols, um dieses Gefühl zu ersäufen. Darum sorgte der Bauer stets dafür, daß Schnaps für ihn vorhanden war. Im übrigen aber behandelte er ihn schlimmer als ein Tier, gab ihm erbärmliches Essen und ließ ihn in einem Winkel im Stalle schlafen. Der Jdiot fand sich fröhlich darein, wenn er nur seinen Schnaps bekam. Er war ein starter breitschultriger Bursche und verrichtete die Arbeit von zwei bis drei Mann; es mußte ihm nur jemand einen Stoß geben und ihn in Gang bringen.

Eines Tages hatten wir einen jungen Bullen zum Dampf­schiff zu liefern. Das Tier war ziemlich launisch, und weder der Bauer noch der Knecht war darauf versessen, es zur Stadt zu schaffen. So bekam ich den Auftrag; ich war ja daran gewöhnt, mit dem Tier umzugehen. Der Bauer war splendid und gab mir für den Rest des Tages frei.

Ich war noch nicht wieder daheim gewesen und war unbändig frch über mein Glück. Alle meine Lieder schrie ich unterwegs in die Lüfte und hielt den Bullen in raschem Galopp, so daß er keine Beit fand, Böses zu ersinnen. Das Heimweh hatte mich völlig aufgerieben.

Jch lieferte den Bullen ab und lief nach Hause. Meine kleinste Schwester lag auf der Bank; sie bog sich gerade hinab und zog einen Schemel hin und her. Sie starrte mich einen Augenblid an, dann ließ fie den Schemel fallen und brüllte los. Da fam Mutter aus der Küche herbeigestürzt.

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Herrgott, bist Du es, lieber Junge?" rief fie. Und wie Ja mager Du geworden bist! Du siehst ja ordentlich böse aus. ia, arme Leute müssen früh daran glauben!" Sie ging rund um mich herum und befühlte mich liebkosend; an ihren schwachen Händen konnte ich merken, daß sie stolz auf mich war, und das machte mich tapfer.

Bater fam zum Feierabend nicht nach Hause, und wir hatten es sehr gemütlich; Mutter flickte meine Kleider, und wir Kinder schnitten aus alten Spielfarten Schlitten aus, russische Schlitten mit fliegenden Pferden davor, und einem Wolf, der das Deichsets pferd in die Kehle beißen wollte. Weit drüben auf dem Tischranze tauchten noch andere Wölfe auf; und dann fraßen sie den Mann im Schlitten- und die Mutter mit dein kleinen Kinde. Ich ver­gaß ganz, daß ich nur auf Besuch su Hause weilte und bald wieder zurück mußte an den Ort der Qual.

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Plöhlich stand Mutter erschrocken auf: Aber Kind, die Uhr geht auf zehn, und Du hast einen weiten Weg bor Dir!" Fröstelnd sah sie zum Fenster hinaus; die Nacht war pechschwarz und stür­misch, und vom Strande her brüllte die See.

Die Wirklichkeit mit allen ihren Schreden brach heftig über mich herein. Mutter!" flüsterte ich und sah sie flehend an. Sie begann zu zittern.

Herrgott doch!--Ist es denn so bös?" rief sie verzweifelt. Und Dein Vater, Kind!" Mehr brauchte sie nicht zu sagen; ich raffte still meine Sachen zusammen und sagte Lebewohl. Sie stand am Fenster, als ich den Weg entlangtrabte, und lächelte mir unter Gesichtsverzerrungen aufmunternd zu.

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Jah hatte nicht die Absicht, zu dem Gehöft zurückzukehren alles andere lieber als das! Jch lief nur ins Dunkel hinaus, um Mutter zu schonen. Aber irgend etwas lenkte dennoch meine Schritte nach jener Richtung hin; es war wohl das verfluchte Pflichtgefühl, das den Kleinen so tief im Fleisch und Blut sitt und sie veranlaßt, beständig die Bürde einer Welt auf sich zu nehmen, die nicht um ihretwillen da ist. Ich wollte diesen Weg nicht einschlagen und lief ihn dennoch leise vor mich hinbrüllend zum Brotest.

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Ich lief über eine halbe Meile, ohne irgendwelche Eindrücke zu empfangen; mein Kindersinn war wohl in jenen Betäubungs­zustand hinübergeglitten, der noch immer die einzige Waffe der Unglücklichen gegen Mißhandlung ist. Den Tannenwald und die unheimliche Balkaheide passierte ich, ohne es zu wiffen. Aber dann