lienn die Nase erscheint infolge dicker Nasenflügel platt. Dicke Nasenflügel sind nach samoamscher Auffassung ei« Merkmal der Schönheit, und man hilft deshalb nach. Wir kommen nun zu den Zähnen, die in ihrer ursprünglichen Gestalt und Zahl vielen Menschen gar nicht zu gefallen scheinen, am wenigsten den Afrikanern. Sehr verschieden ist zunächst da? Spitzfeilen der Schneidezähne, wodurch der Mund ein an den Rachen eines Raubtieres erinnerndes Aussehen gewinnt. Dem- entsprechend wird vielfach geglaubt, Stämme mit spitzgefeilten Zähnen seien Menschenfresser oder besonder? wild; aber das trifft durchaus nicht immer zu. Andere Stämme schlagen sich gewisse Vorderzähne aus, zum Teil deshalb, weil sie nicht den Tieren gleichen wollen, die ein vollständiges Gebiß haben. Die Massai ziehen Knaben und Mädchen die zwei mittelsten unteren Schneide- zähne aus, damit sie was zum guten Ton gehört den Speichel in langem Strahl von sich geben können. So wurde Merker er- zählt, der wohl mit Recht meint, die Erinnerung an den wirklichen Grund der Verstümmelung sei in Vergessenheit geraten. Einer uralten und merkwürdigen Sitte, über deren Ursprung die Meinungen noch nicht geklärt sind, entspringen die Trauer- Verstümmelungen, die außer in oft grausamen Selbstzerfleischungen und Scheeren der Haare in der Entfernung eines oder mehrerer Fingerglieder, seltener der Zehen oder eines Ohres von Trauern» den bestehen. Beispiele sind besonders von den Indianern, aber auch von Afrikanern und Südseevölkern bekannt; es scheint in- dessen, daß diese Sitte allgemein im Verschwinden begriffen ist. Von den Schwarzfußindianern hat noch jüngst McClinstock berichtet, die Trauernden schnitten sich manchmaletwas vom Finger", ge- wöhnlich das erste Glied des kleinen Fingers ab; besonders tiefe Trauer aber gebiete das Verkürzen des Haares. Ein anderer Beobachter, Thomson, sah auf den Fidschi -Jnseln kaum einen älteren Eingeborenen, dem nicht der kleine Finger einer Hand oder beider Hände fehlte. Eine ältere Nachricht erwähnt einen Sioux-Jndianer, der, um seinen im Kampfe gefallenen Sohn trauernd, sich jeden Monat ein Stück von einem Ohre abschnitt, und, da die vorgeschriebene Traucrzeit ein Jahr betrug, das Ohr bald ganz geopfert hatte. Bekannt ist die Trauerverstümmelung schon von den Skythen und den alten Aegyptern. Die Ethnologen nehmen zumeist an, daß die Sitte ein Ersatz oder eine Ablösung des Menschenopfers sei. Eine neuere Ansicht aber(von K. Th. Preuß) geht dahin, man habe es mit einem Versuch der Hinterbliebenen, ihr moralisches Gleichgewicht herzustellen, mit der ältesten Urkunde des sich regenden Gewissens im Menschenge- schlecht" zu tun, wobei die Anschauung vorauszusetzen sei, die Hinterbliebenen fühlten sich am Tode deS Verwandten mit- schuldig. Nicht immer aber hat man beim Fehlen eines Fingergliedes Trauer anzunehmen. So herrscht bei vielen Küstcnstämmen Südost- Australiens die Sitte, daß schon den kleinen Mädchen zwei Glieder eines kleinen Finger? oder auch dieser ganze Finger abgeschnitten wird, und da soll es sich nach Howitt um ein Stammes- oder Berufszeichen(Fischerfrauen) handeln. Kleines Feuilleton. Hygienisches. Ernährung der kleinen Kinder rm Sommer. Wenn schon der Erwachsene während der heißen Jahreszeit eine besondere Vorsicht in seiner Ernährung beachten muß, so ist dies in noch höherem Maße im Kindesalter nötig. ES ist hier zu be- achten, wie Prof. Langstein in Berlin mit Recht betont, daß durch die Einwirkung der Hitze nicht nur die Nahrungsmittel verderben, Sondern auch die Kinder gewisse Veränderungen erleiden, die unter Imständen dazu führen können, daß sie auch eine gute Ticrmilch nicht vertragen. Selbstverständlich blechen die natürlich ernährten Kinder vor anderen dauernd im Vorteil. Brustmilch verdirbt nicht und die Verdauungskräfte der Brustkinder vermindern sich im Sommer nicht. Die Mutter des künstlich ernährten Säuglings muß sich klar sein, daß sie nicht einseitig die Güte der Milch im Auge behalten darf, sondern sie muß auch stet? bestrebt sein, den Zustand ihres Kindes so zu gestalten, daß eine Verminderung der Verdauungskräfte unter d:r Wirkung der Hitze nicht eintritt. Da- her muß sie in der Ernährungstechnik und in der Pflege des Kindes rm Sommer manches ändern, um seine Verdauungskräfte auf der 'Höhe zu halten. Man gebe daher in der heißen Zeit dem Säug- ting weniger Nahrung als sonst, verzichte lieber auf jede Gewichts- zunähme, als daß man ein plötzliches Versagen der Darmtätigkcit riskiere. Auch die Menge des Zuckerzusatzes muß vermindert werden. Die Ueberfütterung mit Zucker und Milch rächt sich im heißen Sommer oft mehr als die mit Milch. Der Zuckerschnuller �ist die größte Gefahr für das Kind. Was man in der heißen Zeit dem Kinde an Nahrung entzieht, inuß ihm an Flüfsigkeit ersetzt werden; auch der Säugling hat im Sommer ein erhöhtes Durstgefühl, das sich durch Schreien und Unruhe bemerklich macht; gibt man ihm Wasser oder dünnen Tee, so wird er ruhig. Damit die Verdauungskräfte sich erhalten, Muß das Kind möglichst kühl gehalten und vor jeder Ueberernährung in acht genommen werden. Einpacken in Federbetten und Wickel- tücher führt leicht zu Verdauungsstörungen. Der Säugling gehört in der heißen Zeit in das kühle, luftige Zimmer. Was für Säug- linge, gilt auch für die Kinder bis zum zweiten Lebensjahr, deren Nahrung ja auch zum größten Teil au? Milch besteht. Auch hier hüte man sich vor leder Uebersättiguna und vor der Verabreichung von Nahrungsmitteln, die durch die Sommerhitze leicht verderben. Meteorologisches. Der Mond und das Wetter. Zu den schier unau's- rottbar abergläubischen Vorstellungen, die nicht nur in den weniger gebildeten Kreisen des Volkes, sondern weit darüber hinaus all- gemein verbreitet sind, gehört die Vorstellung von dem Einfluß deS Mondes aus den Gang des Wetters. Wem es jemals gelungen ist, diesen vermeintlichen Einfluß in eine selbst erdachte oder errech- nete Formel zu bringen, hat damit großes Aufsehen und einen starken Erfolg erreicht, Der letzte HeroS der Mondmeteorologie war Rudolf Falb , der mit seiner Theorie eine Zeit lang geradezu eine Herrschaft ausübte, aber wie es den Aposteln zu ergehen pflegt. nach seinem Tode bald vergessen worden ist. Die Wissenschaft hat an diesem Schicksal freilich einen gewissen Anteil, da sie sich peran- laßt sah, den Lehren Falbs durch eigene Arbeiten zu begegnen, in denen die Ohnmacht des Mondes mit Rücksicht auf das Wetter nachgewiesen wurde. Aber keins von beiden, weder der Tod von Rudolf Falb noch der Aufwand der Gelehrten gegen ihn, hat den Aberglauben selbst zum Verschwinden gebracht oder auch nur wesentlich gelähmt. Es ist auch heute noch eine Pflicht der Meteoro- logen, von Zeit zu Zeit gegen den lieben Mond zu Felde zu ziehen. Wenn man immer noch hört, wie sonst hochgebildete Leute davon sprechen, daß sich beim Neumond das Wetter geändert habe oder ändern werde, wie der Mond die Wolken verdränge oder ähnliches, so kann man sich der Einsicht in die Notwendigkeit einer immer wiederholten Belehrung nicht entziehen. Ein trefflicher Vertreter der wissenschaftlichen Witternngs- künde, Dr. Otto Klotz, hat kürzlich in einem Vortrag zum hundert- sten Male den Mondaberglauben vernichtet und dafür sehr wirk- same Waffen gewählt, gegen die ein Widerstand eigentlich unmög- lich erscheinen sollte. Er geht von der Frage aus, in welcher Weise der Wechsel des Mondes denn überhaupt einen Wechsel der Witte- rung sollte herbeiführen können. Das einzig«, was auch für die Erde dabei sich wirklich ändert, ist die Menge des Lichtes, die sie vom Monde empfängt. Der Mond erhält aber nur eine Licht- menge, die dem 1 MO OVO sten Teil des Sonnenlichtes entspricht. Von diesem Licht gelangt aber nur ein Teil durch Rückspicgelung auf die Erde, und daraus ergibt sich schon zur Genüge, daß diese Lichtmenge durchaus unwirksam sein mutz, selbst wenn die Möglich- keit einer Wirkung auf die Atmosphäre für erwiesen gelten könnte. Der Mond sendet uns im ganzen Jahre nur so viel Licht wie die Sonne in 30 Sekunden. Außerdem wäre eS auch unlogisch,. einen Einfluß des Mondwechsels auf den Gang der Witterung anzu- nehmen. Dieser ist, wie jeder weiß, sehr unregelmäßig, so daß es lange gedauert hat, bis die Nawrforschung mit dem ganzen Rüst- zeug der Physik und anderer Wissenschaften zu einigermaßen sicheren Wettervoraussagen gekommen ist. Würde aber der Mond das Wetter wesentlich bestimmen, so müßte sich die Regelmäßigkeit seiner Wechsel auch in einem regelmäßigen Verlauf des Wetters erkennen lassen. Was man aber vom Wetter weiß, widerspricht ferner der sonst notwendigen Voraussetzung, daß seine Aenderungen auf der ganzen Erde ungefähr gleichzeitig eintreten müßten, weil ja der Mondwechsel für die ganze Erde gleichzeitig erfolgt. Wie sich die Unterschiede des Luftdrucks, Stürme, Gewitter, Regenwetter und dergleichen in der Regel von West nach Ost, aber auch in ande- ren Richtungen mit verschiedener Geschwindigkeit fortpflanzen, ist heute bekannt genug und an den täglichen Wetterkarten gut zu verfolgen. Den Meteorologen hätte es gewiß weit angenehmer sein müssen, wenn der Mond das Wetter regierte, denn sie hätten sich eine außerordentliche Summe von Scharfsinn und Arbeitskraft er- sparen können. Da aber der Einfluß des Mondes für die Natur- forscher ein« erledigte Sache ist, so haben sie sich eben damit ab- geben müssen, die Bewegungen der Atmosphäre, die Verhältnisse der Sonne und die Eigenschaften ihrer Strahlen, den Einfluß der Erddrehung, die Bedeutung der Verteilung von Land und Wasser aus der Erdoberfläche und viele andere Fragen aufS genaueste zu studieren, um zu einigermaßen sicheren Grundlagen für eine Wettervoraussage zu gelangen. Wenn trotz dieser großen Leistung der Meteorologen, die sich etwa auf das letzte halbe Jahrhundert verteilt, noch heute der Mondaberglaube so kräftig blüht, kann dieser nur durch Vererbung erklärt werden. Der Aberglaube hat sich eben in diesem Fall wie in anderen durch Jahrhunderte im Menschengeschlecht fortgepilanzt. Er gehört in dieselbe Klasse der Vorstellungen wie die Furcht vor dem Freitag oder vor den Dreizehn bei Tisch, ist übrigens auch auf viele andere Zusammenhänge außerhalb des Wetters verbreitet. Dazu gehört die Vorstellung von dem verhängnisvollen Einflüsse des Mondlichts, wenn es einen Schlafenden oder Kranken bescheint, auf die Vergiftung von Fischen durch das Mondlicht und vieles andere. Der Mondabcrglaube erstreckt sich eben seit ältester Zeit auf alles, auf Mensch und Tier, auf Belebtes und Unbelebtes. lverantwortl. Redakteur: Albert Wachs, Berlin. Druck u. Verlag: vorwartsBuchdruckereiu.VerlagsanstaltPaulStngerzcCo.,BerlinLsV.