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fatt, schämen fich aber dessen und möchten gern das Berufliche mit| werk von Otto March . Dieser ausgezeichnete Architekt has nie dem Menschlichen selbst, mit dem Allzumenschlichen vertauschen. Sie die Gesinnung der Qualität verleugnet; er hat früher ala mancher find Bürger und möchten Künstler sein; sie breiten die Flügel, andere gewußt, welches die Forderungen der Gegenwart sind. Der fliehen aber den Sturm. Man fann gegen ihre Malerei gar nichts Grundriß seines Wormser Volkstheaters könnte jedem der Opernfagen, sie ist ebenso anständig wie harmlos, sie entspricht dem, was hausbewerber an Lehrmeister sein. Die Bebauung des Pankower die Leihbibliotheken des Berliner Westens( ausgenommen die per- Amalienpartes zeigt alle Keime der Gartenstadt; die Fassaden in verse Dekadenz des Kurfürstendammes) an die Damen ausleihen. der Bismarckstraße weisen auf den ernsten Willen, die Unruhe der Sie ist naturfreudig, ohne das Abenteuer der Berge oder das Brüllen Großstädte durch das System des einheitlichen Blocks auf ein Minides Seesturms zu suchen. Sie ist gänzlich unproblematisch, wohl mum zu bringen. Wir haben wirklich alle Ursache, den Namen aber ein wenig sehnsüchtig musikalisch. Sie ist zwar lebensfähig, March auf die ersten Seiten einer modernen Baugeschichte zu aber nicht zum Leben notwendig. schreiben. Wenn er auch nie eigentlich moderne Formem baut, so ist er doch ein direkter Schrittmacher für Künstler von der Art des Billing und des Burein. Beide zeigen uns hier, was sie können: ruhige Vernünftigkeit und gemäßigtes Pathos, Nukung historischer Elemente zur Komposition eines neuen Stiles. Zur Komposition man merke wohl. Noch handelt es sich nicht um Schöpfung. Auf die warten wir noch. Robert Breuer
Die Ausstellungsleitung hat einen Wih auf sich selber gemacht, nicht gerade einen blutigen, aber immerhin einen schmerzhaften. Se hat gestattet, daß einige Säle mit Iabaten gefüllt wurden. Sie ahnte wohl kaum, daß etliche Leute so frech sein würden, zu meinen: diese Plakate, diese Reklamewaren seien in sich vollendeter, für die Zeit charakteristischer und, was das Individuelle betrifft, sehr viel stärker als die meisten der eigentlichen( der hochedlen) Bilder. Das ist nun aber geschehen. Und nicht zu Unrecht: denn diese Plakate, wenngleich sie dem System nach nur Gebrauchsgegenstände der kaufmännischen Propaganda sind, gehorchen doch weit entschiedener als die meisten der Niveaumalereien dem Locken, wenigstens dem Fernruf der Genialität. Diese Plakatiers sind weder bewußt bürgerlich noch ängstlich, noch suchen sie die Tradition, noch ein abgeklärtes Wohlsein. Im Gegenteil, sie heben das Feuer in ihren Adern, springen als Sanskulotten, den Philister zu ärgern und umzurennem. Sie glauben an Daumier und Toulouse- Lautrec ; fie lernten von Japan und allen Meistern der Hieroglyphe. Sie spielen Hasard mit den grellsten der Farben; sie leben fast immer im Maximum; sie wollen, ja, sie müssen aus dem bürgerlichen Niveau herausfallen. Sie müssen entweder koketter oder laus bübischer, fie müssen lauter, bunter, konzentrierter, gespannter und aggressiver sein als das Publikum und sein Niveau. Dazu kommt, daß das Plakat eine innere, auch eine äußere Berwandtschaft zu jener Karikatur aufweist, die gerade unsere Zeit als ein Symptom der Rebellion hervorstieß. Bon Thomas Theodor Heine , auch von Busch führen Linien zu den wirksamsten unserer Plakatiers. Ferner: gerade einige jener Probleme, die zu den spezifischen unseres künstlerischen Interesses gehören, machen die Qualität eines Plakata entscheidend: die Aufteilung der Fläche, das Gegen- und Nebeneinander großer Massen, Hell gegen Dunkel, die Silhouette, die monumentale Linie, der Schrei des Rhythmus. Wobei dann noch eins nicht zu vergessen ist: das Wiedererwachen der Kalligraphie, der Freude an ausdrucksvoller, schön bewegter Schrift. Man sieht: die Konjunktur( es handelt sich um Kaufmännisches) war dem Plakat günstig. So tam es, daß aus den Eintagefliegen ein Reigen wurde, den man beinahe museumsreif heißen könnte. Lucian Bern hard hat diesen Reigen gefügt; er, selber einer der tüchtigsten Blatatmacher, wählte mit großem Geschick die wirksamsten, die grotesken und beinahe monumentalen, die amoureusen und beinahe liebestollen Affichen. Vom ollen ehrlichen Edel bis zum ausgelassenen Scheurig und total verrückten Deutsch treffen wir hier famose Anreißer. Ich zähle auf: Edel, die drei roten Lichter des fortrollenden Zuges. Knut Hansens Boulevardmanier. Leonards rotzüngigen Apachen, der direkt dem Toulouse gehört. Die Feuerwerke des Ernst Neumann und das gelbrote Fleckenspiel, das Paul Leni aus Hummern und Zitronen mischt. Die saloppen Gesellschafteszenen von Kainer und die Stilleben, die Buhe in der Erinnerung an Cézanne komponiert. Die wüsten Karikaturen des Haase und des Krotowski, der den Roda Roda als einen Typus des verknautschten Feudalismus mit blutiger Feder ausrüstet. Dann die Erinnerungen, die Deutsch an Bascin flüstert, diese Linienerotik, die das komische Ende der Präraffaeliten zu sein scheint. Die Farbenwiße des Hans Rudi Grdt und die Flammenspiele des Finetti, die so etwas wie Frühgeburten des Futurismus find. Und Julius Klinger , der einen Pfeffer= fresser Schlipse in den Schnabel hängt und so geradezu einen Flammentanz auflodern macht. Oder der Lohengrin auf die Formel eines badfischfüßen Tenors mit rosaroten Beinen bringt. Schließlich: Bernhard, ein Meister der raffinierten Kürzung. Er weiß für die fimpelsten, selbst für flobige Dinge eine sich einprägende, zugleich liebenswürdige Formel, so etwas wie ein Stenogramm, zu finden. Er weiß außerdem mit wenigen Farben immer wieder neue, pikante Sensationen aus dem Aermel zu schütteln.
Ist das nicht eine lustigere Gesellschaft als die Maler der Akademie? Weiter: ist solcherlei nicht dem Gemalten des Niveaus ebenbürtig? Kunst freilich sind die Platate nicht; ebensowenig wie die Späße des besten aller Clowns Literatur sein können.
( Nachdruck berboten.
Der Untergang der großen Armee.")
I.
Das Verständnis der weltgeschichtlichen Tragödie, die den Namen Napoleon trägt, erschließt sich niemandem, der nicht in die Zusammens hänge der europäischen Entwickelung eindringt und die napoleonische Politik zum mindeſten bis zur englischen Revolution zurückverfolgt. Wer an der Erscheinung der isolierten Persönlichkeit haftet, sich bestenfalls mit der Anekdotenpsychologie begnügt, die aus dem Menschen feeliiche- Wahngebilde( der eigenen Befangenheit) schürft und aus ihnen dann die Politif zu erklären fucht, verliert sich faffungslos in trübe, wirre Widersprüche, die er schließlich wohl gar für die Widerfprüche des Helden ausgeben möchte.
Das Zeitalter Napoleons ist nicht nur deshalb von unvermin. tertem Reiz, weil in ihm die Wurzeln der europäischen Geschichte von heute eingebettet sind, sondern auch weil es die unvergleichlich flare Anschauung gewährt für die Triebfräfte des geschichtlichen Fortgangs. Napoleon ist das stärkste Tatgenie der Menschheit, zugleich ein Staatsmann von schärfstem Verstand, der von Anbeginn mbeirrbar ein einheitlich geschlossenes politisches System festhält und durchzuführen fucht, endlich einer jener echten Idealisten, die- trop allem ablenkenden Anschein- dennoch einer großen Jdee leben und jich opfern. Und dieser Genius, dessen ganzes Dafein persönlichste Entfachung, Beherrschung, Bändigung unablässig sich drängender ge schichtlicher Wirbelstürme scheint, war gleichwohl nur ein von den geschichtlichen Mächten getragener und getriebener, emporgehobener und gestürzter Mensch. Napoleon hat das oft selbst gesagt. Die Sudler der dynastischen Buchmacherei haben solche Geständnisse als die eitlen Ausflüchte des schlechten Gewissens zu entwerten versucht. Sie sind aber das schlichte und ehrliche Bekenntnis eines Mannes, der sich über sich selbst ebenso flar war wie über die andern. In meinem Jena - Buch( ,, Das Ende des Reichs") habe ich den Grundgedanken durchzuführen mich bemüht, daß Napoleon die ges schichtliche Aufgabe zu lösen unternahm, der Vorfämpfer für die bürgerlich- wirtschaftliche Befreiung und Entfaltung des europäischen Festlandes gegen das englische Weltmonopol in Handel und Industrie zu fein. Dieser Aufgabe diente er, ihr unterlag er. Dem Bunde der selbstsüchtigen, verkommenen festländischen Dynastien und ihres Feudalabels mit der wirtschaftlichen Weltherrschaft Englands war das Frankreich der Revolution und ihres Erben Napoleon nicht gewachsen. Napoleons Herrschaft brach zusammen, der europäische Kontinent wurde um mehr als ein halbes Jahrhundert gelähmt, England war der Sieger. Große Politit trieben um diese Zeit nur Nichts fleiner und verächtlicher dagegen England und Frankreich .
als die enge, faule, gewiffenloſe, feige, tüdische und anmaßende Politik der Helfer Englands und der Feinde Frankreichs . Die politische Unreife und Unmündigkeit besonders der deutschen , feudalen Polizeiftaates entfeelten in den Jahrhunderten des deutschen Wölfer ließ letzten Endes die große tontinentale Bolitik Napoleons scheitern, zum Unheil Deutschlands und alle Böller des Festlandes.
In einem fürzlich aus dem Nachlaß des bedeuten her ter reichischen volkswirtschaftlichen Schriftstellers Alexander b. Beez ( Englands Vorherrschaft. Aus der Zeit der Kontinentalfperre", Leipzig 1912, Duncker u. Humblot) kann man die eben angedeuteten Grundgedanken zum erstenmal in einem deutschen Werk umfassend Einen Blick verdient die Architekturabteilung. Wir treffen und weittragend ausgeführt finden. Trotz der fonservativen Richtung einige, zwar nicht ausreichende, so doch immerhin illustrierende des Verfassers und mancher Grillen( die vielleicht aber auch Zutaten Proben von Lösungen, die mehr oder weniger gute Architekten den des Herausgebers find) ist diese Schrift geeignet, das Verständnis Bauaufgaben unserer Zeit fanden. Wir sehen einige geſchidte Land- für die geschichtliche Mission Napoleons zu fördern, bas faſt bon häuser, so eins von Heinrich Straumer ; wir finden ein paar der gesamten bürgerlichen Geschichtsschreibung Deutschlands , seit erträgliche Geschäftshäuser und Bureaugebäude, so Arbeiten von den Pamphleten vor 100 Jahren bis in unsere Tage der unermeßWilliam Müller, Oscar Kaufmann und dem Reichs
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bankbaumeister Habicht. Außerdem gibt es vier Kollektionen.*) Wir beginnen mit diesem Aufsatz die Jahrhunderterinnerungen Die von Cremer und Wollfenstein war überflüssig; denn an die Kriege von 1812/13, weltpolitische Betrachtungen, die nur weniges, was diese heute machen, ist des Anschauens wert. feits aller patriotischen" Legenden die großen Zusammenhänge Durchaus am Plage hingegen ist die Ueberschau über das Lebens- europäischer Entwicklung darstellen.