und wieder absuchen als röche uns die prustende Wasiernase l Dann aber schauen die kleinen schwarzen Augen wieder beruhigt geradeaus, dem vorausschwimmenden Genossen nach. Wir dachten, sie würden sich an den Baum heranmachen und die Beste herunternagen, aber nur einen kurzen Augenblick macht daS eine Tier halt und nagt nur wie zum Pläsier ein dünneS Aeftchen herunter, das eS noch im Wasser wieder wegschwimmen läßt. Plötzlich aber raschelt eS, als diese beiden Biber verschwunden find, doch an einem der Hauptäste, in dem man eine lebendige Regung des Laubwerks steht, laut auf. Gleich schwimmt ein be- deutend größerer Biber offenbar waren die anderen nur junge Tiere gewesen um daS noch immer in heftiger Bewegung sich befindliche Laubwerk des Astes herum und gibt sich mit einem zweiten Tier, daS die Bewegung im Laube verursachen mußte, aber von uns nicht gesehen werden kann, daran, den Ast abzunagen. In einer unglaublich kurzen Zeit ist mit einem Male der Ast frei, schwimmt ein Stückchen zur Seite, und nun erscheint auch der zweite Biber auf dem Baumstamm, wo er sich schon an einen anderen Ast macht, während sein Gesponst den abgenagten Ast durchs Wasser ans gegenüberliegende Ufer schleift, schräg im Wasser da- mit hinüber treibend, und dann verschwindet er damit laut rauschend im Gebüsch. So geht die Arbeit der Nager fort. Nach einer gewissen Zeit muß daS erste Tier zurückgekehrt sein die Dämmerung ist stark niedergesunken und man erkennt nur. daß schon wieder ein großer Ast zum anderen Ufer schräg durchs Wasser hinübertreibt, während auf dem Stamm noch der dunkel hinschleickiende Körper des Bibers eben zu unterscheiden ist.'Wahrscheinlich ist eS das Weibchen, das am Platze bleibt, wogegen das stärkere Männchen die Abfuhr desorgt. Zuletzt wird es so finster, daß man nichts mehr erkennen kann. Um so vernehmlicher hört man die munteren Nager an der Arbeit. Als wir uns vorsichtig erheben, um noch den Rückweg zu finden, (jibt'S plötzlich ein scharfes kurzes Klatschen im Wasser, als hätte jemand mit einem Brett flach darauf geschlagen. Dann lautloseste Stille, nur hoch aus dem sterndurchflirrten Aether zwischen den Baum- Wipfeln weg ein verhallender geller Eulenschrei. Die Biberpolizei hat die Genossen gewarnt, und auf irgendein durch unser Aufstehen verursachte? Geräusch hat eins der Tiere feinen kellenartigen flachen Schwanz, den sie zum Anklopfen beim Bau ihrer Burgen verwenden, aufs Wasser geschlagen. Wir sind entdeckt und können gehen. kleines feuiUewn. Hundstage. Am 24. Juli treten wir in die Zeit der HundStage «in, die für die heißesten des JahreS gelten und denen man auch heute noch vielfach nichts Gutes zutraut. Woher kommt der merk- würdige Name dieser Wochen, woher der Aberglaube an allerlei schlimme Ereignisse, der sich mit ihnen verbindet I Hundstage sind ein viel tausendjähriges VermächwiS, das die a l t ä g y p t i s ch e A st r o n o m i e bis auf unsere Tage vererbt hat, denn der SiriuS  , dieser Stern erster Größe im Sternbild deS Großen Hundes, den die Söhne des Pharao SothiS   nannten, spielte bei ihnen eine große Rolle. Zunächst hatte in Aegypten   als Jahresanfang der Beginn der Nilüberschwemmungen gegolten, die mit ihrem fruchtbaren Naß für daS ganze Land von größter wirtschaftlicher Bedeutung waren und»och sind. Dieser Zeitmoment in der zweiten Hälfte des Juli kündigte sich nun astronomisch dadurch an, daß die Sonne dein, Herannahen dieser Periode mit dem Sirius   gleichzeitig auf- ging; dieser hellste Stern am ganzen Firmament war in der Morgendämmerung zu sehen. Da die Aegypter den Sothis wegen seines strahlenden Glanzes hoch verehrten, so brachten sie bald diesen Aufgang des Sternes mit der Nilüberschwemmung in enge Be- ziehung. Er galt als ein Vorläufer des segensreichen HinströmenS der Wasser über das Land und wurde unter die wohltuenden Götter versetzt. Der Beginn deS JahreS wurde gesetzlich zu gleicher Zeit mit dem Erscheinen des Sirius in der Morgendämmerung an- geordnet. Zunächst rechneten die Aegypter ein reine? Sonnenjahr mit 360 Tagen, aber bald merkten sie, daß bei dieser Annahme schon nach wenigen Jahren der Beginn der Nilüberschwemmung und der de? gleichzeitigen Aufganges des Sirius   mit der Sonne sich sehr bedeutend gegen einander verschoben. Wie die Mythe berichtet, soll der Gott Thöt der Mondgötttn Isis im Brettspiel fünf Tage abgewonnen haben, die er den Menschen zu den bisherigen 360 Tagen des Jahres als Zugabe hinzuschenkte, so daß sie nun 365 Tage im Jahre besaßen. Aber auch diese Tagezahl im Jahre bewirkte, wenn auch nicht so rasch, so doch allmählich eine Verschiebung des heliaki- schen Siriusaufganges gegen den Jahresanfang: alle vier Jahre be- trug diese einen Tag, so daß also erst nach je 4 mal 365 oder 1460 Jahren der gleichzeitige Aufgang des SiriuS mit der Sonne mit dem Jahresanfang zusammenfiel. Diese große Periode, die die Aegypter die Sothis-Periode nannten, ist ein Beweis dafür, daß diese alten Astronomen die Dauer eines Jahres bereits zu 365'/,, Tagen bestimmt hotten.. Diese Zahl bildete dann ja die Basis für den von Julius Cäsar   eingeführten Julianischen Kalender, den auch wir noch benutzen. So stehen also die HundStage, die von den Acgyptern als Jahresbeginn eingeführt wurden, mit unserer gegenwärtigen Jahreseinteilung in enger Beziehung._ jv.erautwortl. Redakteur: Albert Wachs. Berlin. Druck u.Verlag: Die glückverheißende Bedeutung, die man dem die Nilüber» schwemmung verkündenden Sirius in der Morgendämmerung zu» schrieb, fand aber nicht ihre Ausdehnung auf die ganze Zeit. Mit dem ftuchtbaren Wasser kam nämlich zugleich die Zeit der großen Hitzen, der gefährlichen Krankheiten, der schlimmen Epidemien und des großen Sterbens. Giftige Miasmen stiegen aus dem zurückbleibenden Schlamm des Flusses, und nach dem Segen kam das Elend, für das man nun ebenfalls den Sothis verantwortlich machte. Die Griechen, die dem Hundsgestirn dem Namen Sirius  gaben, übernahmen diesen Glauben an die unheilbringende Macht des Sternes. Sie sahen in ihm einen sagenhaften Hund der Unter» Welt, der von den Göttern an das Firmament versetzt sei, hielten ihn für das Sinnbild des Hundes, den Jupiter dem Totenrichter Minos   schenkte. Nach den Angaben von Hippokrates   und PliniuS .beginnt an dem Tage, wo der Hundsstern sich erhebt, daS Meer zu kochen, der Wein wird schlecht, die Hunde bekommen die Tollwut, die Galle   vergrößert sich und wird gereizt, alle Tiere verfallen in Schlaffheit und Trübsinn; die Krankheiten, die diese Periode am häufigsten hervorruft, sind die heißen und andauernden Fieber, die Darmkatarrhe und die Tobsuchtsanfälle." Bei der ungeheuren Autorität, die Hippokrates im Mittelalter besaß, ist es kein Wunder, daß die Vorstellungen von der Gefährlichkeit der HundStage noch bis in die neuere Zeit hinein bestehen blieben. Geschichtliches. Türken und Albanesen. Wenn in unseren Tagen die Albanesenchefs schlecht gelaunt find, ist der Bestand des türkischen Reiches bedroht, die Ministerien fallen wie beim Kegelspiel und alle großen und kleinen Feinde der Osmanen zeigen ein reichliches Maß von Schadenfteude. Die kriegsgewaltigen Sultane des 15. und 16. Jahrhunderts hätten freilich ungläubig gelacht, wenn man ihnen prophezeit hätte, daß ihre Enkel vor den Räubern in den albanischen Bergen zittern würden. DaS Türkenvolk war damals bei weitem kleiner als heute, und Mohammed II. hatte viel weniger Krieger unter der grünen Fahne vereinigt als heute Mahmud Schewket Pascha. Aber man war einig und geschlossen und vom Sultan   bis herab zum letzten Janitscharen vom gleichen Siegerwillen beseelt. In jenen Zeiten pflegten die Türken ihre Feinde nicht zu zählen. und Bulgaren   und Serben, Ungarn   und Rumänen, Albanesen und Griechen mußten sich in gleicher Weise vor dem Halbmond beugen. Und wenn ein Stamm sich gegen den Sultan   empörte, dann konnte man im nächsten Jahre eine mächtige Schädelpyramide schauen, die die Welt darüber belehrte, wie der Türke seine Rebellen bestraft. Die Albanesen haben sich freilich schon im 15. Jahrhundert recht wacker gegen die Türkenherrschaft gewehrt, und sie fanden dabei an den Staaten Italiens   einen mächttgen Rückhalt. Dem Königreich Neapel   war eS wenig angenehm, daß sich die neue Großmacht an der ihm gegenüberliegenden Küste der Ädria festsetzte, und es unterstützte eifrig die Albanesen in ihrem Freiheits  - kämpfe. Die Venettaner taten das Gleiche. Die Albanesen fanden auch einen großen nationalen Führer in Georg Kastriota  , der besser unter dem Namen Skanderbeg bekannt ist. Jahrzehntelang hat er von seinen Bergschlössern aus die Heere des Sultans bekämpft. und so lange er lebte, hielt der Widerstand in Albanien   an. Aber schließlich war alles vergebens; 1463 starb Skanderbeg  , und zehn Jahre darauf gab auch Venedig   die Albanesen frei. Nun mußten sich die Stämme der türkischen Herrschast fügen. Die Re- gierung des Sultans war dort ebenso milde wie in den anderen Ländern des Reiches. Die lokalen Gewalten blieben ruhig weiter bestehen und niemand wurde wegen seines Glaubens verfolgt. Da der Uebertritt zur Lehre Mohammeds die Gleichstellung mit dem herrschenden Volke und die Aufnahme in sein Heer bedeutete, machte der Islam indessen unter den Albanesen starke Fortschritte und drängte das Christentum zurück. Bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts blieb das Land bor- wiegend rithig. Unterdessen war die Türkei   völlig versumpft und die Weltkrise, wie die französische   Revolution sie ein» geleitet hatte, zog auch den Orient in ihre Stmdel. Da­mals versuchte zum ersten Male wieder ein Albanese in türkischen Diensten, die Unabhängigkeit seine? Vaterlandes zu erneuern; es war A l i- P a s ch a von Jannina. Mi, der Sohn eines albanesischen Häuptlings, machte sich aus eigener Kraft zum Statthalter von Albanien   und zwang die Pforte, ihn anzuerkennen. Er regierte im Sttle des Harun al Raschid  , hielt mit eiserner Hand Ruhe und Ordnung im Lande aufrecht und such.e die europäische  Zivilisation in den Bergen zu verbreiten. Er erbat sich Jnstruktions- offiziere von Napoleon   und trieb seine eigene Polittk wie ein selbst- ständiger Monarch. Dreißig Jahre lang ruhte seine schwere Hand auf Albanien  , bis eS der Türkei   endlich gelang, den gefährlichen Vasallen zu stürzen. Die Osmanen hatten zwar ihre alte Macht eingebüßt, aber ihre brutale Energie war noch nicht ausgestorben. Ali-Pascha   zog sich vor den Truppen des Sultans auf sein Schloß mitten im See von Jannina zurück; am 1. Februar 1822 mußte er sich ergeben, und am 5. Februar wurde er geköpft. Sieben Jahre darauf versuchten die Albanesen einen neuen Ausstand; aber Reschid-Pascha ließ irr Bitosia 400 Albanesenchefs zusammenkommen, und die Türken er- schlugen sie bis auf den letzten Mann. 1843, 1847 und 1854 wiederholte sich das Schauspiel der vergeblichen Rebellionen, und die Türken haben Blutschuld genug in den Bergen Albaniens   auf sich geladen.__ LorwärtsBuchdruckcrei u.Verlagsanftalt Paul SingertCo., Berlin   SW.