Anterhalwngsblatt des vorwärtsNr. 147.Donnerstag� den 1. August�1912Machdru» vervo'.en.)23]Der Mittiber.Von Ludwig Thoma.Wie sie hinschaute, sah sie etliche Leute an der Waldlichtestehen: einer wischte sich mit dem Aermel den Schweiß von derStirne, und ein anderer trank lange und herzhaft aus einerBierflasche.Das war der Holzweber Simmerl.Die Zenzi erkannte ihn gleich mit scharfen Augen undschier von selber tappte sie vom Weg ab in den Schnee undging auf die Holzknechte zu.„Guat Morg'n beinandl" sagte sie und lachte denSimmerl freundlich an.„Js insa Hansgirgl it bei enk?"Der Simmerl wischte sich den Schnurrbart ab.„Na. Js er enk valor'n ganga? Der kimmt scho Wieda,bal'n hungert."„Gehn weita!"„Lang gnua is er do beim Schormoar, daß a Wieda hoamfind't."„Du bischt oanal"„Hascht an Strick bei dir, daß d''n glci o'hängscht, bala dir untakimmt?"„J ho ma grad denkt, ob er it do is, wei i eahm wassag'n möcht."„Du muaßt vui Zeit Hamm, bal's du zu'n Dischkricrndo außa gehscht?"„I bi ja beim Vaua'n hint'n g'wen."„I woaß scho: mi Hamm di scho g'sehg'n."Der Simmerl drückte ein Auge zu und lachte.Und da sagte die Zenzi eifrig:„Du muaßt dir nix denka dabei."„Mit'n denka hob's i übahaupts it."„Ja no, weil's d' a so lachst. I ho grad Daxn(Tannen-zweige) z'sammklaab'n müass'n."„So, Daxn? Dö hoscht aba g schwindi bcinand g'habt.Und bückt hoscht di aa it viel, wos ma g'seg'n Hot."Er blinzelte lustig zu seinem Kameraden hinüber.„Geah zua, du lachst oiwei(alleweil)!" sagte Zenzischmollend.„I woaß it, wos du zu'n lacha hoscht."„I wer halt mein luschtinga Tag Hamm."„Du bischt wohl it oft trauri, han?"„Net leicht, so lang i mir no a Maß Bier kaffa(kaufen) ko."„Daß ma di gar nia siecht?"Zenzi schaute bei der Frage den Simmerl ganz freund-lich an.Er nahm wieder einen Schluck aus der Bierflasche undsagte:„Muaßt halt öfta zu'n Daxn klaab'n kemma, na siechstmi scho."„Du thatst mi jetzt grad dablecka(verspotten)."„I? Ja, was moanscht denn? I dableck koa Madlgwiß it."„Du net?",NaI D' Madln san für was anders do."„Ah du! Jetz red amal g'scheidt: kimmscht d' gar itamal zu'n Hoamgartn(auf Besuch)?"Zenzi fragte leise, daß es der andere nicht hören konnte:aber Simmerl dämpfte seine Stimme nicht.„Mögst d' ma was vazähln?"„Vielleicht woaß i was."„Wos nacha?"„A so halt."•Da lachte der Bursche wieder kreuzvergnügt.„I wer amal schaug'n," sagte er:..bal i an Weg sind',kimm i vielleicht."„Du find'st'n scho."„It allmal. Bei da Nacht is gar sinschta."„Gehscht halt beim Mo'schei(Mondschein)."„Dös is Wöhr. Heunt schaug i amal glei an Kalendanach."„Vielleicht g'frcut's di. wos i dir sag?"„Warum it? Mi g'freut so wos schnell."„Nacha pfüat di, Simmerl."„Adjes, Zenzi! Und kimm vielleicht Wieda ins Daxn'klaabn!"„Na... du!"Sie stapfte durch den Schnee zurück, und am Weg schautesie noch einmal freundlich lachend herüber. Aber sie konntenicht sehen, was für ein Gesicht der Simmerl machte, denner stand zurückgebogen da und trank den Rest aus der Flasche.Und sie war außer Hörweite, wie der andere Holzknechtsagte:„Mit dera kunntst d' bal' glllckli wer'«."„Moanscht?"„De Hot si ja d' Aug'n außakegelt vo lauta Gernmög'n."„Vo mir aus(meinetwegen)!"„Du thuast it feini um?"„Na."„I möcht g'rad wiss'n, was de bei'n Schormoar hinttho' Hot."„Hoscht as ja g'hört. Daxn Hot s' klaabt."Da lachten alle zwei, und der Simmerl nahm seine Axtund ging daran, den Baum zu putzen. Nach ein paar Hiebenfiel ihm ein alter Vers ein:,.He, ös meine Menscher,'Eni derf'S net vadriaß'n,De Manner zahl'n sanern Wein,.D' Jungg'sell'n an süaß'n!"Zwölftes Kapitel.Der Lichtmeßtag hatte sich, wie es die Bauernregel lobt,mit Schnee und Wind eingestellt:"ad aus der Kirche, worinheute das heilige Wachs geweiht worden war, ging die ehren-geachtete Brautpcrson Ursula Glas nach Hause. In Händentrug sie einen roten Wachsstock, der nach altem Brauche dieserbaldigen Ehefrau zukam und ihr als hoffcntlicher Wöchneringute Dienste leisten konnte. Denn um Hand und Fuß ge-wunden, wehrte er bösen Zauber von Mutter und Kind ab.In der Stube saß die Näherin, die mit flinker Nadel undklappernder Schere hantierte und an der Ausstattungarbeitete. Da gab es Allerwichtigstes zu reden, und Ursulawar schier unwillig, als ihr der Lenz zur Tür hereinrief, daßsie nur gleich in die Küche kommen solle.Er machte zornige Augen, und seine Stimme klang ge»Preßt:„Woaßt d' as scho? D' Zenzi is dcblieb'n!"„Mi is gesting scho auffallend g'wen, daß sie si net zu'ngeh' richt'."„Du hoscht as g'hört, daß a g sagt Hot, sie muaß aufLiachtmeß aus'n Haus?"„Freili hot'a's g'sagt."„Also, du bischt mei Zeug'n. I wart jetzt grad aufMittag, und bal s' do it weg is, nacha frag i'n schnurgrad.I will sehg'n, was a sagt."„Du. Lenz, laß's guat sei!"„Wos?.Kamst du jetzt aa mit'n guat sei lass'n? I zoag's enk all mitanand, daß i net g'rad da Hanswurscht imHaus bi!"„Schrei do it a so! Hört's ja d' Natherin."„Dös is �nir ganz Wurscht. Moanst, d' Leut' red'n it anganz'n Dorf? Und lachan ins aus, den alt'n Depp'n unddi, und mi erscht recht? Js ja Wöhr aa, is denn dös no aHauswes'n?"„Aba schaug', jetz mach do koa G'schicht it her, de paarWocha, wo i no dahoam bi!"„Wos geht denn dös mi o? Du redt'st da leicht! Balno du in Hirtlbach hockst, na derf do da größt' Saustall sei,iWnanst? Du siechst und hörscht nix davo."„Es hilft dir ja do nix!"„Dös wer'n ma sehg'n, ob i da gar neamd(niemand) bi,und ob ma bei ins auf koa Ehrbarkeit übahaupts nimma auf-pass'n muaß. Woaßt denn du. wo dös no hi'geht?"„Er werd eahm(sich) nacha do selm schama!"„Der schämt si brav, ja! Jetzt redt'st a so, und z'erschthättst da liaba's Mäu(Maul) z'riss'n, und hoscht mi gradoiwei g'hetzt."„Wo hon i di g'hetzt? I ho da bloß g sagt... �.