S5t. G. v. Sieumaher. damals Direktor der deutschen   Geewarte. Während ich diesem liebenswürdigen alten Herrn meinen großen Plan entwickelte, nahm sein Jnter-sse beständig zu, und am Ende strahlte er geradezu v»r Entzücken. Unter seiner persönlichen Leitung erhielt ich dann auch eine Zeitlang Unterricht an der deutschen See- warte. Und dann kam endlich der große Tag, wo der Plan Fridtjof Nansen   vorgelegt werden sollte. Ich glaube, Mark Twain   ist es, der einmal von einem Menschen erzählt, der so winzig war, daß er zweimal durch eine Tür gehen mußte, bis man ihn sehen konnte. Aber die Unbedeutcndheit jenes Menschen ist gleich Null im Vergleich mit meines Nichts durch- bohrendem Gefühle, das mich an jenem Morgen beherrschte, wo ich in Nansens Villa Lysacker stand und an die Tür seines Arbeits- zimmers klopfke. Herein I" rief eine Stimme von innen. Und dann stand ich von Angesicht zu Angesicht dem Manne gegenüber, der seit einer Reihe von Jahren als etwas Uebermenschliches, hätte ich beinahe gesagt vor mir gestanden hatte, dem Manne, der Taten voll- bracht hatte, die jede Fiber in mir erzittern ließen. Von diesem Augenblick an war die Gjöa-Expebition für mich etwas Wirkliches geworden. Nansen hatte meinen Plänen seinen Beifall gespendet. Kleines feuilleton, Psychologisches. Das Wesen der optischen Täuschung. Das Auge ist einer der vollkommensten Apparate, die zur Herstellung der Aufgabe, für die es bestimmt ist, überhaupt erfunden werden könnten. Dennoch ist es gewissen Mängeln unterworfen, über die sich auch Helmholtz ausgesprochen hat. Das lehren in einer fast täglichen Er- fahrung die sogenannten optischen Täuschungen, die allerdings nur zum Teil einer Unzulänglichkeit des Auges selbst, zum anderen Teil aber geistigen Vorgängen zur Last zu legen sind. Die eigentliche Entstehung ist so oft gar nicht zu erklären. Professor Stirling hat in einem Vortrag von der optischen Vereinigung darauf hingewiesen, daß beispielsweise eine Säule mit vollkommen geraden Seiten dem Auge stets in der Mitte des Schafts verschmälert erscheint. Die alten Griechen müssen diese optische Täuschung bereits gekannt haben, denn sonst hätten sie den Säulen in ihren Tempeln wohl nicht einen schwach ausgebauchten Schnitt gegeben. Auch stellten sie die Säule nicht ganz senkrecht auf. Die des Parthenon   zum Beispiel waren einander nicht parallel, sondern etwas einwärts geneigt. Die Baumeister des Altertums wußten auch bereits, daß unter Umständen eine Krümmung notwendig ist, um eine Linie in gewissem Abstand horizontal erscheinen zu lassen. Ein Beispiel au? neuerer Zeit sind die Stufen der Paulskirche in London  , die man als gerade Linien wahrnimmt, während sie in der Tat in Krümmungen verlaufen. Besonders eindrucksvoll und hartnäckig sind die optischen Täuschungen bei bewegten Gegenständen. Wenn man vor einem Wassersall steht, diesen längere Zeit ins Auge faßt und dann auf da« umgebende Gestein blickt, so scheint sich dies mit derselben Geschlvindigkeit auf- wärt« zu bewegen, wie das Wasser nach unten stürzt. Auch an geometnschen Figuren lasten sich Augentäuschungen vielfach fest- stellen. Senkrechte Linien werden gewöhnlich überschätzt, ebenso kleine Winkel, während große Winkel meist als zu klein betrachtet werden. Wenn man zwei jtreise von genau gleicher Größe zeichnet und sie zwischen zwei gegeneinander geneigte Linien einschließt, so erscheint der eine von ihnen unvermeidlich kleiner als der andere. Dasselbe ist mit zwei geraden Linien mit gleicher Länge der Fall, von denen die eine in gestrichelter Unterbrechung gezeichnet ist, und zwar wird man diese für länger halten. Nimmt man ferner von einem Quadrat eine Seite fort, so erscheint es nach dieser Seite bin verlängert. Ein Kreis, besten Umfang zum Teil gestrichelt wird. scheint ganz auseinander zu fallen, da die gestrichelten Bogen ab- geflacht aussehen, als ob sie einem Kreis mit einen, andern Radius angehörten. Bei den Zuhörern von Profestor Stirling erregte be- smiders eine Vorführung Erstaunen, die einen Vogel und einen Käfig nebeneinander darstellte. Wenn diese Zeichnung dicht vor das Auge genommen wurde, so schien sich der Vogel auf den Käfig zuzubeloegen. Hierbei ist ohne Zweifel ein psychologischer Vorgang wirksam. Es gibt auch geometrische Figuren, die eine Bewegung vorspiegeln, und besonders bekannt sind die optischen Täuschungen, die mit Licht und Farben zusammen- hängen. Wenn man gewiste Figuren in Schwarz   und Weiß in schnelle Drehung versetzt, glaubt man Farben zu sehen. Die schmale Mondsichel nach dem Neumond zwingt das Auge gleichfalls zu einer Täuschung, da sie einen viel größeren Radius zu besitzen scheint als die übrige dunkle Mondsichel. Technische?. " 2- Schon vor 100 Jahren hatte Dabh die Beobachtung gemacht, daß mit einer Verbrennung nicht ,mmer eine Flammenbildung verbunden sein muß. Er zeigte damals, daß Gase unter ihrer Entzündiingstemperatur verbrennen können. Wird beispielsweise Wasserstoff und Sauerstoff auf 450 Grad Celsius erhitzt, so entsteht eine Wasterbildung, die so langsam fort- LxrantAortl. Redakteur: Albert Wachs. Berlin. Druck u. Verlag: schreitet, daß eine Entzündung des Gasgemisches nicht eintritt. Erst bei 550 Grad verläuft die Erscheinung so rasch, daß eine Selbsteut» zündung erfolgt. Diese Versuche sind nun von dem amerikanischen Professor Bone wieder aufgenommen worden und haben zu praktisch sehr brauch- baren Resultaten geführt. Wenn man Gase mit einer geeigneten Kontaktsubstanz poröse Stoffe, die eine große Oberfläche haben verbrennt, so wird die Entzündungstemperatur der ersterenherabgedrückt, andererseits die Verbrennungstemperatur erhöht. Die Verbrennung erfolgt, ohne daß eine Flammenbildung eintritt. Bone benutzte bei seinen Versuchen eine in einen eisernen Rahmen eingebaute poröse Tonplatte. Auf der Rückseite befindet sich eine Kammer, in die das Gas eintritt. Preßt man dies unter passendem Druck durch die Tonplatte und entzündet es an deren Vorderseite, so tritt hier eine Verbrennung mit schwacher Flamme ein. Diese erlischt durch Steigerung de« Drucks und die Oberflächenverbrennung beginnt. Die Platte erhält anfangs dunkelrote Flecke: dann erhitzt sich di� Oberfläche bis zur hellen Rotglut. Dabei bleibt der eiserne Rahmen und die Rückseite der Tonplatte kalt: die Verbrennung vollzieht sich eben an einer dünnen Oberflächenschicht. Fast die ganze Energie wird in Strahlung umgesetzt. Bone hat auch die praktische Verwendung der Oberflächen- Verbrennung durchzuführen versucht. So konstruierte er einen Tiegelofen, bei dem der Tiegel in feuerfesten, etwa haselnußgroßen Steinstücken   eingebettet ist: das Gas wird von unten zugeführt. Der Ofen ergab mit Leichtigkeit 1400 bis 1500 Grad Celsius. Zur Verwendung der Oberflächenverbrennung zur Kessclheizung brauchen die Heizröhren des Kessels nur mit einer geeigneten Kontaktsubstanz gefüllt zu werden. Hierbei käme, neben anderen Vorteilen, der Schornstein gänzlich in Fortfall. Hochöfen, Koksöfen und Muffelöfen könnten leicht mit einer entsprechenden Einrichtung versehen werden, wobei eine weit bester« Ausnutzung dieser Oesen einträte. Die Temperatur kann sehr hoch gesteigert werden. So wurde beispielsweise bei einem Versuch als Kontaktsubstanz ver- wendetes Karborundum zum Teil in weiße Kieselsäure umgewandelt, was bei einer Temperatur von etwa 2000 Grad Celsius emtritt. Hauswirtschaft. Marmeladenbereitung. Als Ergänzung zu unserem Bericht über die an der Gärtnerleyranstalt in Dahlem   gemachten Versuche(siehe U.-Bl. Nr. 137) wird uns von einererfahrenen Köchin" aus Wien   geschrieben: Das Lob. das den englischen Marmeladen zuerkannt wird, ist übertrieben. Die Franzosen sind in erster Linie zu nennen, wenn es sich um die Kunst zu konservieren handelt. Ich selbst habe diese Kunst in Paris   gelernt, und es freut mich, einen Anlaß zu haben. diese leicht zu erlernende Wissenschaft meinen Genossinnen zu über» Mitteln. Erforderlich sind dazu: 1. das reifste tadelloseste Obst, 2. der beste Zucker, 3. eine starke irdene Kasserolle, 4. neue unge- brauchte Holzlöffel, 5. ein neues Haarsieb. Die Kasserolle wird mit Wasser gefüllt auf den Herd gestellt, damit das Gefäß warm ist, wenn die Früchte zum kochen be- reit sind. Nun wäscht man das Obst zweimal, legt es auf's Sieb und dann auf reine Tücher in die Sonne. Nehmen wir z. B. Aprikosen. 1. Eine beliebte Konfitüre zu Tee: Vt Kilogramm halbierte(nicht geschalte Aprikosen).% Kilo­gramm selbstgestoßenen Zucker, 610 Aprikosenkerne, die man vor- sichtig aufschlägt und schält, kocht man Stunde unter fortwähren­dem Rühren. Diese Viertelstunde rechnet man selbstverständlich von dem Augenblick an, in dem die Masse zu kochen beginnt. Die Konfitüre wird nun in gut ausgekochte Steintöpfe warm einge- füllt, man kann sie auch sehr warm in Gläser füllen, wenn man einen silbernen Löffel ins GlaS stellt, damit es nicht springt. Mit alter Leinwand und feuchtem Pergamentpapier am nächsten Tag gut verbinden. Also daS Geheimnis deS Gelingens, der Erhaltung des Ge- schmacks und der Farbe besteht darin, kleine Quantitäten in Stunde fertigzustellen. Was nun die Quantität des Zuckers be- trifft, so kann man nicht von einem Einheitsmatz sprechen, z. B. muß man bei Aprikosen auf 1 Kilogramm Frucht 1 Kilogramm Zucker nehmen, bei geschälter Zwetschen-Marmelade nimmt man auf 1 Kilogramm entkerntes geschältes Obst, Vi Kilogramm Zucker und ein drei Zentimeter langes Stück Vanille. Die Zwetschen müssen sehr reif sein und werden nicht durch das Sieb gestrichen. Johannisbeeren werden roh durch das Sieb gestrichen; für 1 Kilogramm Fruchtbrei genügen 80 Deka Zucker., Es wird behauptet, daß die Marmeladen in Deutschland   zu süß sind, das liegt nicht am Zucker, im Gegenteil, sparsame Haus- frauen nehmen meist zu wenig Zucker und lassen die Früchte dann so lange kochen, bis Geschmack und Farbe zum Teufel ge- gangen sind. 1 Kilogramm Fruchtbrei mit 400 500 Gramm Zucker gekocht, wird nie Marmelade sondern Gelee. Das ist etwas gang anderes, es bekommt niemals die für Marmeladen nötige Konsistenz und muß in Dunst gekocht werden. Als Beweis, daß in vielen Fällen nicht die zu große Menge Zucker an der Süßigkeit die Schuld trägt, kann sich jeder leicht selbst überzeugen. Man koche die gleiche Marmelade statt% Stunde 1 Stunde, und man wird sie wie Honig finden, während die % Stunde lang gekochte säuerlich schmeckt.__ E. A. vorwärtsBuchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul SingeräiCo., Berlin   LW.