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Start V., an den fich Tizian   wiederholt mit Slagen wandte. Karl von denen er höchstens 10 000 für sich verbrauchte Ala Beleg Honorierte mit Anweisungen auf Stadtkassen, in denen nichts war. für seine Stennerschaft mag eine Geschichte gelten, die einmal in In der Wirtschaftsgeschichte der Renaissange kam auch der meinem Atelier passierte. Er schwärmte eine Zeitlang für die Humor zu seinem Recht. Eines Tages ward der Maler Sodoma   schöne Helene von Dönniges  , die später durch ihr verhängnisvolles zur Steuererklärung aufgefordert. Er fatierte: sein Vermögen Abenteuer mit Laffalle bekannt wurde. Und ich hatte sie damals bestehe aus seinen drei Frauenzimmern", seinen dreißig Ban- zu malen. Da kommt Baron Schack eines Tages in mein Atelier, terten" und aus einer Menagerie. Aus dieser Natur seines Ver- stürzt auf die Staffelei zu und ruft: Sind ihre Haare nicht noch mögens machte Sodoma   Ansprüche auf Steuerfreiheit geltend röter?" Unglücklicherweise stand aber auf der Staffelei nicht das Bild der roten Schönen, sondern das des alten Döllinger. ein Bild aufrecht oder auf dem Kopf stand, war diesem Kenner vollkommen gleichgültig."

Im Gegensatz zu Tizian   lebte Dürer   fümmerlich. Lieft man zum Beispiel Dürers niederländisches Tagebuch, dann findet man Seite un Seite die sorgsamsten Ausgaben- und Einnahmen­vermerke. Sie stimmen auf Heller und Pfennig. Dürer   ist wirt­schaftlich der Typus des sparsamen Kleinbürgers, der mit jeder Kupfermünze rechnen muß. Er beneidet die niederländischen und italienischen Kollegen, mit deren Honoraren sich die seinen nicht von weitem vergleichen lassen.

Rembrandt   war nicht besser daran: das Talent zur Buch­führung ging ihm obendrein vollkommen ab. Er geriet, da ein­trägliche Aufträge ausblieben, jo tief in Schulden, daß ihm seine ganze Habe 1657 und 1058 versteigert wurde. Eine Magd, mit der er in wilder Ehe lebte, Hendritje Jaghers, ein Weib von proleta­rischer Energie, hat ihm dann künftighin das Hauswesen in prole­tarischer Einfachheit zusammengehalten

Aehnlich lebte Franz Hals  ; auch er war eines der größten Genies aller Zeiten der Malerei und auch er hat mit seiner Malerei nie ein noch so bescheidenes Vermögen verdient. Er war twie Rembrandt boyfottiert, weil seine Kunst wie die Rembrandts  nicht begriffen wurde und weil er so wenig als Rembrandt geneigt tar, dem Publikum Konzessionen zu machen Auch er erlebte Non­Turse Sein Begräbnis war ein Armenbegräbnis Seine Witwe par Empfängerin einer Armenrente

Anders Rubens Sein Genie war verständlicher, weil es weniger tief war. Er lebte fürstlich. Als junger Mensch erhielt er am mantuanischen Hof schon ein Jahresgehalt von 400 Du taten. 1608 ward er Hofmaler des Brüsseler Hofes mit 500 Pfund blaamisch. Er wurde geadelt. Sein Haus zu Antwerpen  tar wie die Residenz eines Herzogs. Seine Bilder erzielten die Höchsten Preise des siebzehnten Jahrhunderts. 1622 erzielte er einmal einen Preis von 14 000 Frants für ein Bildnis. Dabei arbeitete er spielend. Sein Honorarmaßstab war, wie Rooses er gählt, einfach: er ließ sich für ein Bild sovielmal hundert Gulden bezahlen, als er Tage daran gearbeitet hatte". Aber das war nur der Normalmaßstab.

Die glänzendsten Einkommen des achtzehnten Jahrhunderts Scheint der Franzose Rigaud   gehabt zu haben: ein eleganter, oberflächlicher Charakterisierer, der so recht berufen war, Hof- und Modemaler zu sein. 1729 befam er für ein Porträt, an dem er ein Jahr lang getüftelt hatte, 45 000 Franks. Seine durchschnitt­liche Jahreseinnahme belief sich( nach Paul Drey) auf 30 000 Franks. Wahre Genies wie Chardin   hatten damals fleinbür­gerliche Einnahmen.

Noch einige Worte über das neunzehnte Jahrhundert. Typisch für die Kümmerlichkeit der Staatsaufträge des neun zehnten Jahrhunderts ist der Vertrag, den Moriz von Schwind 1842 mit dem Großherzog Leopold von Baden   über die Ausmalung ber neuen Akademie"( Sunsthalle) in Karlsruhe   schloß. Schwind bekam ein Firum von 1000 Gulden pro Jahr. Die Arbeit war derart, daß sie ihn voll beschäftigte. Wie man mit geringen Kosten und ohne jedes Kunftver­ständnis in den Besiß einer Galerie und in den Ruf eines großen Mäcene fommen kann, das lehrt das Beispiel des Grafen Schad, beffen Sammlung fich bekanntlich( jekt als öffentliche faiserliche Galerie) in München   befindet. Man muß die von Wyl gesammel­ten Aeußerungen Lenbachs lesen, wenn man wissen will, wer Schad gewesen ist. Da findet man zum Beispiel folgendes:

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Seyse eröffnete die Verhandlungen und fand günstigen Bo Als man auf den Geldpunkt zu sprechen tam, machte ich die Sache furz und erklärte, daß ich bereit fei, für 1000 bayerische Gul den im Jahr für den Freiherrn von Schad zu kopieren. Von den Ausgaben für meine Arbeit wurde mir nichts bezahlt, nur die Meise. In Italien   topierte ich tapfer drauf los, und ich fann wohl sagen, daß ich mich furchtbar geplagt habe, wobei ich natürlich mit meinen 1000 Gulden keinen besonders üppigen Lebenswandel füh­ren konnte. In diesem Verhältnis stand ich zu Schack unge­fähr drei Jahre lang. Als ich später für Schad unter denselben Bedingungen nach Spanien   ging, stellte sich bald heraus, daß ich dort mit meinen 1000 Gulden nicht leben fonnte. Zum Glück fand ich bald einen Anlaß, um eine Verbesserung meiner Lage herbei­zuführen. Als ich den Karl V.   nach Tizian   fertig kopiert hatte, eine Arbeit, die ich in drei Wochen zu bollenden hatte, bot mir ein Engländer für diese Kopie allein die Summe von 8000 Franfen Daraufhin wurde Schack etwas freigebiger... Was den Grafen Schad als Mäcen und Kunstkenner anbelangt, so ist fast alles, was über seine Liebe zur Kunst und seine Kennerschaft erzählt wird, eitel Phantasiegebilde. Die Wahrheit ist, daß er Keine Ahnung von Kunst hatte Es gefiel ihm, daß in der Allgemeinen Zeitung  " immer von seiner Kunstliebe die Rede war. Er faufte Bilder ganz einfach deshalb, weil sie billig und ihm sehr empfohlen waren. Sein Einkommen gestattete ihm solche Liebhabereien. Dasselbe betrug 60 000 bayerische Gulden jährlich, Berantwortl. Redakteur: Albert Wacks, Berlin  . Drud u. Verlag:

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Lenbach   erzählt dann, daß Schack schon wegen seiner schlechten Augen fein Talent zum Kritifer gehabt habe:" Von Kennerschaft, ja nur von physischem Sehen war feine Rede."

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Als Böcklin   als Günstling" Schads für 500 Gulden eine seiner Billen am Meer" malte, schrieb Schack an Lenbach  :

Dem Böcklin   ist zu sagen, wie selbst nach der Meinung seiner größten Verehrer das Bild seiner unwürdig ist." Böcklin  mußte den Gegenstand ein zweites Mal malen. Für die Wieder­bolung aber", meldet Lenbach  , bekam Böcklin   feinen roten Pfennig."

Als Schwind einmal fünfundzwanzig Bildeln" zu verkaufen batte und in Not war, ließ er sie durch Lenbach dem Baron Schack enblock um 8000 Gulden anbieten. Darauf Schad:" Ich mag die Bilder von Schwind; den Kerl selbst aber fann ich nicht leiden." Schack wurde mit Schwind erst handelseinig, als Schwind noch ein weiteres Bild gratis dazu gab.

Für jeden, nicht nur für den Bublifumsmaler Lenbach  , son dern auch für große Künstler wie Marées   und Feuerbach, war das Mäcenatentum Schacks ein Martyrium: finanziell wie moralisch und künstlerisch. Es ergibt sich: Auch die Geschichte der bildenden Kunst hat ihre Stelle in der Geschichte der Ausbeutung.

Kleines feuilleton.

Lokalmagnetismus. Schon vor Beiten war die Tatsache bes fannt, daß in bestimmten Gegenden einzelne größere Gesteins­massen magnetische Erscheinungen geigten. Dieses Phänomen, das den Anlaß zur Sage von dem Magnetberge bot, der heran­nahenden Schiffen sämtliche Nägel aus dem Holz ziehen sollte, so daß es elendiglich untergehen mußte, wurde bereits früher an einer Stelle der vorderindischen Küste festgestellt. Wie die Münchener Akademie mitteilt, ist neuerdings ein solcher Ort bei Hof in der Es handelt sich um eine Nähe von Plauen   gefunden worden. niedrige Erhebung, den sogenannten" Schafhübel", ein altes Eruptivgestein, das zum großen Teil mit Erde bededt ist und nur wenige freie Lavastellen besitzt, die sich als magnetisch erweisen. Noch deutlicher zeigt sich dieser Lotalmagnetismus am Schwarzen Stein" bei dem bayerischen Grenzort Trogen  ; dort ist sogar der mit Humus bedeckte Boden magnetisch, so daß also der ganze Fels­Sier zeigt sich die horizontale wie die vertikale Ablenkung der hügel als ein großes magnetisches Kraftmagazin zu deuten ist. Magnetnadel gleich bemerkenswert. Ueber die Ursache solcher Gr­scheinungen ist man sich noch nicht einig. Vielleicht befinden sich große Lager von Magneteifenera in geringer Tiefe unter der Erd­oberfläche, so daß die Störung der Magnetnadel nicht auf die Felsen selbst, sondern auf eine unter ihnen befindliche, nicht sicht­bare Ursache zurückzuführen ist, oder es handelt sich um eine durch Inbuktion( Uebertragung von Magnetismus auf nichtmagnetische Körper durch Annäherung eines magnetischen) hervorgerufene magnetisierung der an der Oberfläche erfaltenden vulkanischen Ausbruchmassen, aus denen die genannten Stellen bestehen. Ferner ist es möglich, daß die eigenartige Erscheinung auf vulkanische Störungen in vergangenen Zeiten zurüdzuführen und mit Erd­erschütterungen in Zusammenhang zu bringen ist.

Ein neuer Tauchapparat wurde in Paris   erprobt, der vor den bisherigen Apparaten vor allem den Vorzug großer Leichtigkeit hat. Der Erfinder ist Morib Fernez, Wertmeister in einer Bariser Parkettfabrik. Die Versuche wurden in der Seine vorgenommen in Gegenwart eines Hauptmanns der Feuerwehr, des Inspektors der Seineschiffahrt und einiger Aerzte. Mit seinem leichten Apparat versehen, der ein einfaches Kautschulband über dem Munde festspannt, konnte Fernez 10 bis 20 Minuten unter Wasser bleiben. Von einem Boote aus wurde ihm mit einer Pumpe die nötige Luft zur Atmung zugeführt. Die Pumpe ähnelt jenen, welche zur Füllung der Gummireifen von Fahrrädern benutt werden. Nachdem Fernez wieder an die Oberfläche gekommen war, wurde er von den Aerzten untersucht, die bei ihm weder eine Störung in der Blutzirkulation noch in der Atmung tonftatierten. Giner der Hauptvorteile des neuen Apparates besteht in der Ge­schwindigkeit, mit welcher er das Untertauchen ermöglicht. Während die mit den älteren Apparaten arbeitenden Taucher dreiviertel Stunden gebrauchen, find mit dem neuen zehn Sekunden genügend. Allerdings scheint sich die Anwendung auf die geringen Tiefen der Flüsse zu beschränken. Sie fönnte aber auch bei Feuersbrünsten in Kellern, Gasexplosionen usw. Dienste leisten. Borwärts Buchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin   SW.