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fchäftigungstherapie nicht felten rascher und besser zum Ziele. In der hervorrufen, find für praktische 3wede in unserer Zeit zuerst in Provinzial- und Pflegeanstalt zu Eickelborn, wo die Beschäftigung Amerika   ausgenutzt worden und bilden dort den Gegenstand einer der Kranken die weitestgehendste Berücksichtigung erfährt, konnten besonderen Tapezier- Industrie, die preiswerte Wohnungsaus­durch sie bei akuten Fällen sehr gute Erfolge erzielt werden, bessere stattungen liefert. Zahlreich sind ja auch heute noch die Büchers als durch irgend eine andere Behandlungsweise. Es erwies sich keine einzige afute Psychose für ihre Anwendung völlig ungeeignet.

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In der Abteilung Innere Medizin  " und" Hydrotherapie" trägt Sanitätsrat Dr. R. Lenzmann- Duisburg seine Erfahrungen über die

Behandlung des Keuchhustens

scherze mit Bücheratrappen. Es gibt Möbelstücke, die nur von dem Kenner des Geheimnisses als Büchertruhen erkannt wer= den und zum Aufbewahren manch extravaganter Raritäten vers wandt werden; es gibt all jene heut aus dem Kunstgewerbe mehr und mehr verschwindenden Atrappen von der blechernen Frühstücks­tapfel mit der schönen Aufschrift Bäckers Werke" an. Nicht ohne psychologischen Wert sind die Gebetbücher, die manchmal in eng­lischen Kirchen vergessen werden und die beim Oeffnen zwei Ab­teilungen zeigen; die eine enthält Süßigkeiten, die andere einen agentrost in Form eines fräftigen Schnapses, zu dem die Be­fiberin leicht durch anhaltendes Nüssen ihres Buches gelangen kann. Völkerkunde.

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vor. Er faßt den Keuchhusten als eine start übertragbare In­fektionskrankheit auf, deren Erreger von Bordet und Gengou mit großer Wahrscheinlichkeit entdeckt ist. Der Vortragende selbst hat Sas   längst bekannte, auch gegen diese Erkrankung schon empfohlene Chinin in einem besonderen Präparate nach einer eigenen Methode angewandt. Die Methode, die es erlaubt, das Mittel per Schub ins Blut und deshalb zu prompter Wirkung zu bringen, ist die Ein­sprißung in die Adern, bei kleineren Kindern in die Muskeln. Durch Wie Wilde zählen. Eine tiefe Abneigung gegen die diese Art der Behandlung wird die Krankheit sehr günstig be- Kunst Adam Rieses erfüllt den Eskimo. Nur verhältnismäßig einflußt. Die Anfälle werden rasch abgeschwächt und geringer an wenige Geister Grönlands   erfassen das Problem der Bruchrechnung. Bahl, so daß eine bedeutende Abkürzung des Krankheitsverlaufes er- Wird doch den waderen Walfischfängern schon das fatale Addieren so Bielt wird. und Subtrahieren schwer genug! Von Haus aus reicht die Zahlen­and der Abteilung für Zoologie referierte W. Stempell- welt des Estimos auch nur von eine" bis hundert" das heißt: Münster   über den Nachweis feinster organischer die des ungewöhnlich Erleuchteten. Der Durchschnittsgrönländer Strukturen durch Mikrophotographie mit ultraviolettem Licht. scheut schon nach zwanzig" die geistige Strapaze des Weiterzählens Der Vortragende hat die Sporen der kleinsten tierischen Schmarozer mit gesundem Widerwillen. Ein Einblick in das eskimosche Zahlen­durch Mitrophotographie mit den unsichtbaren ultravioletten system ist nicht uninteressant: als Rechenmaschine muß der eigene Strahlen des Lichtes untersucht und durch Messung und Körper herhalten. Von eins bis fünf zählt man mit Hilfe der Rechnung gefunden, daß die Wand der in diesen Sporen Finger der einen Hand, von sechs bis zehn mit Hilfe der Finger vorhandenen Bolschläuche bei besonders fleinen Arten nur der anderen. Dann kommen die Zehen der beiden Füße an die Reihe. acht Millionstel Millimeter dick iſt. Daraus folgt, daß Zwölf" heißt z. B. bei den Eskimos Zwei Zehen des einen Fußes" Drganismen von solcher Kleinheit eriſtieren, daß wir sie selbst mit siebzehn" dagegen zwei Behen des anderen Fußes". Hat man unseren besten optischen Hilfmitteln nicht mehr nachweisen tönnen. alle Finger und Zehen an sich abgezählt, so ist ein ganzer Mensch So wird es verständlich, daß der mikroskopische Nachweis der Erreger zu Ende" eine Formel, die eben nichts anderes als Zwanzig" mancher Infektionsfrankheiten, wie z. B. der Maul- und Klauenfeuche bedeutet. bisher nicht geglückt ist. Ferner ergeben sich daraus Anhaltspunkte für die annähernde Bestimmung der Größe des Moleküls der Eiweißkörper, die danach wohl kaum mehr als 22 Millionstel Milli­meter betragen tann.

Kleines feuilleton.

Kulturgeschichtliches.

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Wer sich in das unheimliche Reich der Zahlen noch tiefer hinein. wagt, der ist, wie schon erwähnt, ein Licht. Das Weiterzählen bes sorgt dieses Licht nun an Fingern und Zehen seiner Mitmenschen. " Einundzwanzig" ist z. B. ein Finger des zweiten Menschen" ,, neununddreißig" heißt bier Zehen am anderen Fuße des zweiten Menschen", und der zweite Mensch zu Ende" ist natürlich vierzig". Wenn hundert" erreicht, bezw. der fünfte Mensch zu Ende" ist- dann sind auch die Qualen der Zahlen überhaupt zu Ende. Denn für weitere Begriffe dieser Art kann der Eskimo buchstäblich keine Worte finden: seine Sprache kennt sie nicht. Ihre eigenen, alten Bahlworte genügten aber den Grönländern vollkommen, so lange fie unter sich waren. Ihre Berührung mit der Kultur, mit Handel und Geld änderte das. Sie nahmen nun- obwohl sie sich im übri gen gegen fremde Worte ablehnend verhielten verhältnismäßig schnell die dänischen Zahlworte an und lernten nun auch über hundert hinaus zählen." Tausend" nennen sie z. B. tusintigdlit". Fridtjof Nansen   allerdings hat sie im Verdacht, daß sie mit so hohen Bahlworten selten tllare Begriffe verbinden.

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Gemalte Bibliotheken. Das Barock, das perspekti­Gische Virtuosenfünfte der Malerei so liebte, hat sich auch an ge­malten Bibliotheken erfreut, und die Wandmaler, die mit ihren architektonischen Spielereien die Zimmer erweitern und die Türen mastieren mußten, boten gern Aussichten auf lange Büchergalerien, zauberten Bücherschränke an die Wände, die mit naturgetreuen Bänderüden gefüllt waren. Ueber diese gemalten Bibliotheken finden sich höchst interessante Mitteilungen in einem Aufsatz der Beitschrift für Bücherfreunde. Infolge dieser Dekorationsmale­reien wurden die Scheinbibliotheken zu einem beliebten Gesell­schaftsspiel des 18. Jahrhunderts, in der geistreiche Männer ihrer Satire und ihrem Wih die Zügel schießen ließen. Es entstanden hölzerne Büchersammlungen, bei denen Bücherbretter mit Buch­atrappen gefüllt wurden, die die komischsten Titel erhielten. Am berühmtesten war die Scheinbibliothek, die sich der Nationalökonom Turgot   anlegte. Als er 1761 zum Intendanten von Limoges  ernannt wurde, schmückte er in seinem Arbeitszimmer als Fort setzung der echten Bücherständer eine Geheimtür mit solchen Buch­atrappen, die die lustigsten und molantesten Titel aufwiesen. Da gab es z. B. eine Kunst, die einfachsten Fragen kompliziert zu machen", vom Abbé Galliani, eine dicke Differtation über den wahren Nutzen des Strieges", von den Brüdern Paris  , die als Armeelieferanten ein Riefenvermögen erworben hatten. Als ein Werk des schlechten Dichters Dorat, dessen Ruhm nur von der Ausschmückung seiner Werke durch die glänzendsten Kupferstiche herstammte, wurde eine Abhandlung angeführt vom Gebrauch der Bilder in der Poesie". Bei manchen dieser Büchertitel macht die Anzahl und Größe der Bände den eigentlichen Wih aus. So um­faßte das vollständige Lehrbuch der Moral, aus Romanen ent­nommen," nur zwei schmächtige Duodezbändchen, und die Licht strahlen aus den Reden in der Académie Française  , seit ihrer Gründung" bildeten ein winziges Zwergbuch. Eine ähnliche Scheinbibliothek hat sich Eugène Scribe   angelegt. Da fonnte man ein Bändchen sehen: Reden berühmter Stummer", und daneben ein gewaltiges Wert von 25 Bänden: Arititen über Mademoiselle Mars  ", eine Huldigung für die berühmte Schauspielerin. Waren diese Sammlungen als Spiel einer wikigen Baune gedacht, so hatte sich Ferdinand IV.   eine Sammlung von Büchertiteln auf Bücherrücken angelegt, die ernst genommen sein wollte. In seinem Schlafzimmer leuchteten hinter den hohen Glasscheiben eines schönen Schrankes lange Bandreihen, deren Titel seinem Geschmack und seiner Gelehrsamkeit das vorzüglichste Zeugnis ausstellten. Aber die kostbaren Bände waren nur Holzstüce in Buchform mit einem prächtigen Lederrücken. Solche Büchertapeten, die auf den flüchtigen Blick den Eindruck einer gelehrten Atmosphäre Berantw. Redakteur: Alfred Wielepp, Neukölln.- Drud u. Verlag: VorwärtsBuchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin   SW.

Daß Naturvölker aus merkantilen Rüdsichten, um bei Tauschs und Geldgeschäften nicht zu kurz zu kommen, gerade die Zahlworte fremder Sprachen lieber und leichter lernen, als irgendwelche anderen Votabeln, hat man auch anderswo beobachtet, z. B. in der Südsee: In einem Beitrag zur Wölfer- und Sprachenkunde von Deutsch- Neu- Guinea   schrieb fürzlich Friederici, daß die Zahlen von eins bis zehn die einzigen deutschen Worte waren, die sich die ihn begleitenden, schwarzen Jungen neben Donnerwetter" und Swin" ( Schwein) aneigneten. Wie in der Nachbarschaft des Nordpole so benutzt der Mensch auch in der Südsee zum Bählen seine Hände und Füße. Darum beherrscht auch das Fünfer, bezw. Zehnersystem faſt die ganze Südsee. Bei den Sulfa auf Neupommern   heißt fünf" geradezu die Hand", und mit dem Ausdruck die beiden Hände verbinden sie den Begriff der Zehn". Während die Sulfa kaum über zwanzig hinauszählen, wagen sich z. B. die Küstenbewohner der nördlichen Gazellenhalbinsel bis in die Hunderte und Tausende hinein." Lima  " heißt hier die Handa ilima" ist infolgedessen die abgeleitete Bezeichnung für fünf. Hundertmal die Hände" be deutet tausend". Für zweitausend" aber hat man den stolzen Ausdruck Ein ganzer Mann". Das soll heißen: Soviel mat hundert, als sich Finger und Zehen an einem kompletten Mann be finden." Die Zahlen, die sich zwischen solchen großen, abschließenden Systemziffer wie Tausend oder Zweitausend befinden, müssen aber oft auf furchtbar umständliche Weise ausgebrüdt werden. Im täg lichen Leben und auf den Märkten operiert es sich natürlich schlecht mit solch ausgedehnten Zahlworten. Darum haben sich die Einge­borenen auch für den Handel bestimmte, vereinfachende Zählweisen, die der jeweiligen Ware angepakt sind, geschaffen. Beim Zählen ihrer geliebten Faden voll Muschelgeld freilich ist der Gebrauch sehr hoher Bahlworte, die sich mit den Hunderten und Tausenden be­faffen, oft nicht zu umgehen. Dann wird aber auch mit feierlicher Langsamkeit gezählt und unter reger praktischer Inanspruchnahme jener uralten, angeborenen Rechenmaſchine

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