»Da sehen toir'af Da sehen foir'Sf Ein Keiner Beitrag fürdie Aussteuer ist, nie zn verschmähen! Ja, ja, diese jungen Leuiel"Und nun ist die Frydensant die Treppe hinabgehuscht, und daSMädchen starrt ihr ganz verbaselt nach. Fräulein Frhdenfant hatviel Geld. Fräulein Frhdenfant ist reich!Die Frau des Hauses stellt ihren Verlust fest. Ein silbernerTeelöffel ist weg. ein Silberfisch aus dem fiek�ehnten Jahrhundertund ein Flakmstöpsel.Den letzteren wenigstens hätte man retten können. FrauKassierer Nielsen ist auf die Idee gekcmunen. Glasstöpsel zu kaufenund, wenn das Wetter für Seidenstiefelchen geeignet ist. aus Flakonsund Karaffen zu setzen. Aber man ist vergeblich gewesen.Dagegen unechte Löffel für Fräulein Frhdenfant hinzulegen,wie Justizrats es getan haben, die dann natürlich dem Mädchendie Schuld gaben das ist so eine Sache. Man kann nie wissen...Die Dame des Hauses öffnet das Geheimfach des Sekretärs,wo sie ihre Lotterielose und ihre falschen Zöpfe für die grossenFestlichkeiten verwahrt— sonst klatschen die Mädchen darüber!—,und entnimmt dem Gefach ein dickes, zusammengefaltetes Doku-ment, das mit seidenen Schnüren umwickelt und mit veilchenblauemSiegellack versiegelt ist. Ihr voller Namen steht darauf, in Fräu-lein Frydensantt sonderbarer Schrift geschrstben. Jeder Buchstabeist wie eine Vignette für sich. Verschlungene Blätter, eine Rosenrankeoder ein mit Früchten besetzter Zweig. Und zwischen diesen Buch-staben schwirrt eine Heerschar von flockenzarten Bienen. Käfern,Schmetterlingen und Libellen umher; das alles ist mit der gleichenZierlichkeit gezeichnet, wie die Kurven in Fräulein Frhdenfantsseidenen Löckchen.Dieses Papier ist Taufende wert. Auf, sein Konto kann manschor hin und wieder einen Löffel, einen- ererbten Silberfisch odereine Spange opfern.... Dinge, die man ausserdem, wenn mannur genau Buch führt, zurückbekommen kann, wenn FräuleinFrhdenfant erst einmal tot ist. Ewig wird sie ja nicht leben.Niemond kennt die Grösse der Summe, aber man kennt denWortlaut des versiegelten und beglaubigten Schenkungsbriefes.„Ein Zehntel von allem, was ich hinterlasse!" So hat Fräu-lein Frhdenfant eS bestimmt.tSchluss folgt.)Vom l�aturforlekertag.Die naturwissenschaftliche Hauptgruppe behandelte am Mitt-woch nachmittag„Die Wissenschaft vom Leben in ihrer Bedeutungfür die Kultur der Gegenwar t".Den ersten Vortrag hielt hier Prof. v. W e t t s e i n- Wien. DieBiologie in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts lätzt sich,so führte er aus, am besten charakterisieren als die Biologie unterdem Einfluh der Deszendenzlehre und speziell des Darwinismus.Die Ueberzeugung von dem entwicklungsgeschichtlichen Zusammen-hange aller Organismen stellte die Verbindung der theoretischenBiologie mit der Medizin, mit der Soziologie, mit der Landwirtschaft, wie überhaupt mit den angewandten Naturwissenschaftenher. Die Diskussion über den Entstehungsmodus neuer Orga-nismenformen, die zu einer Revision der Darwinschen SelcktionS-lehre führten, verleiteten manchen dazu von einer„tfrifis" zusprechen. Aber der wissenschaftliche Betrieb der Biologie zeigtnichts, was mit Recht als Symptom einer Krisis gedeutet werdenkönnte. Unverrückt steht die Basis, auf der wir im letzten halbenJahrhundert so stolz sind Erfolge zu erzielen, und wenn sich dieMethoden ändern, so ist dies nur ein erfreuliches Zeichen dafür,dass die Wissenschaft aus sich selbst heraus ihre Fortentwicklungfindet.Nicht so befriedigend ist das Ergebnis, wenn wir nicht denBetrieb der wissenschaftlich-biologischen Forschung selbst ins Augefassen, sondern die Beziehungen, dw zwischen der Wissenschaft undden weiten Kreisen des Volkes bestehen. Wenn es sich um denEinfluß einer Wissenschaft auf die Kultur einer Zeit handelt,kommt es naturgemäß sehr darauf an, wie die Ergebnisse derWissenschaft ihre Verbreitung finden. Die geistige Vermittelungzwischen der Forschung und den weitesten Kreisen des Volkes istgerade für die Biologie von besonderer Wichtigkeit, da hier dienaturgemäße Vermittelung durch den Schulunterricht sehr ein-geengt ist. Deshalb hat der Biologe ollen Grund, der popu-lären Literatur seine Aufmerksamkeit zuzuwenden. Derbiologischen Literatur im weitesten Sinne des Wortes hasten viel-fach Schwächen an, da sie die große Masse über den Geist derWissenschaft unrichtig informiert und den Geschmack des Publi-kums ungünstig beeinflußt. Die erste dieser Schwächen ist dievielfach hervortretende Tendenz, theoretischen Betrachtungsweisenzu großen Spielraum einzuräumen. Die lheoretische Behandlungdes naturwissenschaftlichen Materials muß den Schlußstein derTätigkeit des einzelnen bilden und nicht den Beginn. Wir habenallen Grund, ein Ueberwuchern der philosophischen Methode zubekämpfen. Eine zweite Schwäch« unserer populären Literatur cnt-spricht dem Streben, zuviel zu erklären. Wenn wir den Vor-trägen mancher populärer Biologen folgen, so hören wir oft eineFülle von Erklärungen, die manchmal sehr anregend und de-lehrend erscheinen, und wenn wir fragen, auf welcher Unter.suchung, auf welcher Beobachtung beruht denn diese Erklärung, soerhalten wir keine Antwort. Hier lind Uebertreibungen unbedingtzu bekämpfen, nicht nur, weil sie melmch Unerwiesenes und Un«richtiges lehren, sondern auch, weil sie dem Fernstehenden die Mei«nung beibringen, die Biologie sei-eine Wissenschaft, in der Deu-tungen eine größere Rolle spielen als die Beobachtungen.Mehr als eine Schwäche jedoch, geradezu ein Vergehen gegendie Interessen der Biologie, ist das so häufig zu beobachtendeStreben, dem Wunsch weiter Kreise nach Sensationellem.Ueberraschendem, ja Paradoxem Rechnung zu tragen. Wir lebenin einer raschlebigen Zeit; starke Eindrücke sind an die Stelletiefer getreten, und das in diesem Sinne erzogene Publikumwünscht eben solche Eindrücke auf dem Gebiete der Wissenschaft.Die Wissenschaft verträgt sich aber mit diesen Wünschen nicht. DerSchaden, der durch den Hang nach Sensationen zugefügt wird, be-steht darin, daß das Interesse für weniger Sensationelles und mages noch so bedeutsam sein, verloren geht, daß das Bestreben ent-steht, durch aufsehenerregende Augenblickserfolge eine Stellung imKreise der Forscher zu erringen. Im Anschluß an das über diepopuläre Literatur Gesagte knüpft der Vortragende noch einigeprinzipielle Bemerkungen über den biologischen Unter.r i ch t. Die Eigenart des naturkundlichen Unterrichts an den mitt-lere» Lehranstalten liegt darin, daß er nicht nur Einzelkenntniffevermittelt, sondern daß er allein Gelegenheit bietet, einige gedank-liche Operationen von größter Wichtigkeit zu erlernen und zuüben; er allein operiert nicht hauptsächlich mit Wortbildern, son-dern mit Vorstellungen von Dingen, gibt so die Möglichkeit derSchulung im Beobachten, im Gewinnen allgemeiner Sätze ausTatsachen. Dadurch wird dem Schüler die Ueberzeugung bei-gebracht, daß die Grundbedingung für jeden Fortschritt � aufbiologischem Gebiete wie auf naturwissenschaftlichem Gebiete über-Haupt Beobachtung und Experiment bildet.Ueber die Notwendigkeit des biologischen Unterrichtsin den höheren Lehranstalten sprach sodann Professor Czerny-Strassburg, und zwar vom Standpunkt des Arztes aus. Biolo-gischcs Denken sei notwendig zum Verständnis der hygienischenFaktoren, z. B. der Reinlichkeit. So manche Stadt hat wunder-volle Kirchen und prachtvolle Museen gehabt, ehe sie eine Kanali.sation und genügende Anstalten für Kranke besaß. Wären in un-serem Bildungsgang die humanistischen Wissenschaften gegenüberden biologischen nicht einseitig bevorzugt worden, so hätte dieEntwickelung unserer Städte wohl eine andere Reihenfolge aufzu-weisen gehabt. Der Landbewohner erwirbt durch die tägliche Be-obachtung der Naturvorgänge mancherlei biologische Kenntnisse,für den Stadtbewohner muß dafür der biologische Unterricht einenErsatz schaffen. Nur die Unkenntnis der elementaren biologischenTatsachen erklärt es, daß die huttan.stisch gebildeten deutschenStudenten geradezu eine führende Stellung im Mißbrauch desAlkohols erlangt haben. Mit Bewunderung sehen wir, wie aufGrund der Erfahrungen in den Tiergärten die alten Käfige ver-schwinden und wie für die Tiere ein Terrain geschaffen wird, wiesie es für ihr Gedeihen brauchen, weil sie sonst im Käfig degene-rieren. Auf die Lebensführung des Menschen sind diese wertvollenbiologischen Studien bisher ohne Rückwirkung geblieben. Fürunsere Kinder werden die Käfige immer enger. In den Städtengibt es keinen Platz für die Kinder mehr. Aber was nützt uns eingebildeter Nachwuchs, wenn er körperlich minderwertig ist? Anbiologisches Denken erinnern wir uns erst, wenn sich krankhafteVerhältnisse einstellen. Deutschland ist bereits so weit, daß dieSorge um den genügenden Nachwuchs auftaucht. Sichern wir ihmzunächst einmal freien Raum und bessere Lebensbedingungen, dasser sich kräftig entwickeln kann.\ Wrrd die Qualität verbessert, sowird es an der Quantität nicht fehlen. Justus Liebiz forderte, dassalle Wissenschaften eine Förderung erfahren, die nicht nur denGeist, sondern auch das materielle Wohl des Volkes heben. Indem Sinne dieses Ausspruches erstreben wir die Förderung desbiologischen Unterrichts an den höheren Lehranstalten(und hofsent-lich auch an alle Volksschulen. D. Red.).In ähnlichem Sinne sprach sich arch der dritte Vortragende.v. H a nn st e i n- Berlin, auS.In der Abteilung für Physik und Elektrotechnik berichtete amDonnerstag Ingenieur Uhlig-Berlin überKinematographie der Technik.Je mehr die Zahl der kinematographischen Theater wächst, destolebhafter werden die Klagen, daß die Vorführungen, die sie demPublikum bieten, überwiegend ohne jeden erzieherischen oder dilo-nerischen Wert sind. Daß die Kinematographie als solche darannicht schulo ist, haben in neuerer Zeit u. a. die Siemens-Schuckert-Werke bewiesen, indem sie kinematographische Aufnahmen in ihreneigenen Fabriken und in anderen, von ihnen elektrisch ausgerüste-ten Betrieben machen ließen, die die Vorgänge aus der Technikin bisher unerreichter Vollkommenheit wiedergeben. Allseitig wirdanerkannt, daß diese Bilder, die in Berlin und anderen Städtenunentgeltlich vor Schülern und Vereinsmitgliedern vorgeführtwurden, einen großen bildenden Wert besitzen. Einige dieser Bilderführen in das Gebiet der mechanischen Technologie, um die Ver-hüttung des Eisens und seine weitere Verarbeitung zu zeigen.Auch die Verwendung von Hilfsmaschinen bei der Gewinnung vonRohprodukten wiro in diesen Bildern gezeigt. Alle diese Dar»