stellungen sind sicherlich geeignet, in anschaulicher Weise das Ver° ständnis für die technischen Vorgänge zu fördern und dadurch das Interesse für die Technik namentlich bei der Jugend zum Nutzen der technischen Industrie hervorzurufen. Ueber d'e Statistik der Kindertuberkulose sprach in der Abteilung für Geburtshilfe Dr. L. Ascher- Hamm. Der Referent wie? auf das merkwürdige Verhalten der Tuber- tulosesterblichkeit im Gegensatz zur Infektion in schulpflichtigem Mter hin. Die Sterblichkeit erreicht hier, wie bei allen Todes- Ursachen, ihren Tiefpunkt, während die Infektion, gemessen an den tuberkulösen Befunden, unter allen in einer Reihe pathologischer Institute obduzierten Leichen nahezu ihren Höhepunkt erreicht. Entsprechend der geringen Sterblichkeit waren auch die Fälle von tuberkulöser Erkrankung im schulpflichtigen Alter so gering, daß man Fälle von offener Tuberkulose im schulpflichtigen Alter als Seltenheit bezeichnen kann. Diese Feststellungen, die schon mehrere Jahre zurückliegen und anfangs sehr angegriffen wurden, haben inzwischen ihre volle Bestätigung erhalten: die hohe Jnfektions- ziffer durch die Tuberkulinuntersuchungen nach Pirquet, die niedere Sterblichkeit durch Bernhard Fraenkel   und die geringe Zahl offener Tuberkulosen durch die verschiedensten schulärztlichen Untersuchungen. In einer Gesamtsitzung der naturwissenschaftlichen und der medizinischen Hauptgruppe, die Donnerstag vormittag stattfand, sprach Prof. Dr. C. C o r r e n s- Münster über: Kererbung und Bestimmung des Geschlechtes. Der Vortragende betonte einleitend, daß er das interessante Problem vom theoretischen Standpunkt aus behandeln wolle und führte dann weiter aus: nicht nur jedes Geschlecht, sondern auch jede Keimzelle besitzt die Fähigkeit, für die Entfaltung sowohl des männlichen als des weiblichen Mcrkmalkomplexes zu sorgen. Der Prozeß der Geschlechtsbestimmung besteht in der Unterdrückung der einen Mertmalgruppe zugunsten der anderen. Ueber das Ge- schlecht des Nachkommen wird aber erst nach der Befruchtung de- sinitiv bestimmt. Die Untersuchungen des letzten Jahrzehnts haben es jvahrscheinlich gemacht, daß bei den getrennt-geschlecht- lichen Wesen, also bei den Tieren und höheren Pflanzen, schon die Keimzellen eine bestimmt sexuelle Tendenz besitzen, und zwar so, daß das eine Geschlecht nur einerlei Keimzellen bildet, während daS andere Geschlecht zweierlei Keimzellen hervorbringt. Danach unterscheidet man Homogametische und hcterogametische Ge- schlechter. Die Bestimmung des Geschlechts des Embryo würde dann bei der Befruchtung und zwar so zustande kommen: die eine Art der Keimzelle des hctervgametischen Geschlechts dominiert mit ihrer Tendenz über die Tendenz der Keimzelle des homogametischcn Geschlechts und es entsteht das heterogametische Geschlecht aufs neue. Die Geschledjtsbestirrmung ist also ein komplizierter Bor  - gang, der in mehrere Phasen zerfällt. Zunächst handelt es sich um die Bestimmung der Tendenz der Keimzelle. Das ist nach allem, was wir wissen, ein Vererbungsvorgang, und insofern können wir sagen: das Geschlecht wird vererbt. Erst beim Zu- sammentreffcn der Keimzellen bei der Befruchtung fällt dann die Entscheidung über das Geschlecht des Emb�tzo. Die Entscheidung ist meist eine definitive; nur selten läßt sich z. B. unter dem Ein- ifluß von Parasiten die theoretisch stets denkbare Acnderung des Geschlechts nachträglich wirklich beobachten. Welche Tendenzen bei L>er einzelnen Befruchtung zusammentreffen, entscheidet jedesmal der Zufall, der also bestimmt: männlich oder weiblich. Daß das Geschlechtsverhältnis nicht genau 1 zu 1 ist, sondern in einer für die Spezies oder Raffe charakteristischen Weise zugunsten des einen oder anderen Geschlechts verschoben ist, hängt wohl von sekundären Einflüssen ab. z. B. von einer ungleichen Widerstandsfähigkeit der Keimzellen oder Embryonen gegen schädliche Einflüsse. Nach deni heutigen Stand unserer Kenntnisse sind also die Chancen sehr gering, daß wir die Geschlechtsbestimmung beim Menschen jemals wirklich in die Hand bekommen werden. Die einzige Möglichkeit scheint noch die, daß das weibliche Geschlecht heterogametisch wäre und die Reifung der Eizellen mit männlicher und mit weiblicher Tendenz in bestimmtem Wechsel erfolge. Wahrscheinlich ist eine solche Reihenfolge aber durchaus nicht. Alles spricht vielmehr da- für, daß nur der Zufall entscheidet, ob das ausgestoßene Ei vorher, das heißt bei der Reifeteilung, die eine oder die andere Tendenz «rhalten hat. Damit wäre aber schon bestimmt, ob das Kind dem einen oder dem anderen Geschlecht angehören wird. Es ist ja auch gar kein Grund einzusehen, warum ein komplizierter Wechsel zwischen Eiern von verschiedener Tendenz vorhanden sein soll, wenn der Zufall allein zu demselben Resultat, der Bildung von an- nähernd gleich viel männlichen und weiblichen Nachkommen, führt. Aengstliche Gemüter, die von der Entdeckung der willkürlichen Ge- schlechtsbestimmung den Umsturz der Weltordnung erwarten, glaubte der Vortragende damit trösten zu können: die Einblick«. die in der letzten Zeit in das Wesen der Geschlechtsbestimmung gewon uen wurden, haben uns diesem Ziele nicht genähert, sondern entschieden von ihm entfernt. Und es sieht fast so aus, als ob wir über kurz oder lang vollen Einblick haben und dann beweisen könnten, daß die Bestimmung des Geschlechtes beim Menschen nach unserem Wunsche ebenso unmöglich ist, wie die Quadratur des Zirkels oder das Perpetuum mobile. Ueber dasselbe Thema sprach dann noch Prof. Richard Gold- Verantw. Redakteur: Alfred Wiclepp, Neukölln. schm i d t- München, der die zelluläre Seite des Problems be- sonders behandelte. An dritter Stelle sprach Prof. Walter S k r a u b- Freiburg i. Br. über:_ Kleines f euilleton* Kulturgeschichtliches. Chinesische   Druckerei. Wer ein Verständnis dafür er­langen will, welcke Bedeutung sür China   die Einführung einer neuen und bequemeren Schrift besitzt, muß eine Druckerei aufsuchen, die für die Herstellung von Büchern in chinesischer Sprache bestimmt ist. Er braucht zu diesem Zweck nicht einmal bis nach China   zu reisen, sondern kann in großen asiatischen Sammlungen der europäischen  Museen einen Einblick in den umständlichen Betrieb erlangen, den eine solche chinesische   Druckerei erfordert. Wenn die Chinesen trotz- dem auf diese Errungenschaft stolz find, so haben sie ein Recht darauf, weil der Buchdruck in ihrem Lande lange vor Gutenbergs Zeiten erfunden und benutzt worden ist. Es verhält sich mit dieser Errungenschaft ebenso wie mit anderen Einzelheiten der nichtchinesijchen Kultur, die schon sehr früh geschaffen wurden, ldafür aber auch in der EntWickelung völlig oder beinahe stehen geblieben sind. Der älteste bekannte Buchdruck aus China   und damit aus der ganzen Welt, der bisher bekannt ge- worden ist, stammt aus der Zeit der Tanakaiser, die von ö18 bis 906 regierten. Diese ehrwürdige Urkunde ist nicht etwa ein ganzes Buch, sondern nur ein einfacher Papierstreifen, der noch heute im Britischen   Museum aufbewahrt wird. Dieselbe Sammlung cnt- hält dann ein wirkliches Buw. daS im Jahre 1099 hergestellt worden ist und in Anbetracht dieses hohen Alters eine erstaunliche Erhaltung aufweist. Die Druckerschwärze erscheint noch ganz frisch, und diese Güte ihres Zustandes erklärt sich angeb- lich daraus, daß zu ihrer Herstellung Kampfer benutzt wurde. Drei andere Druckwerke, die im 12. und 13. Jahrhundert in Japan  hergestellt worden sind, fallen in die Zeit der Sunglaiser. Ein be- sondercr Stolz der Sammlung ist ein gedruckter Band aus der Zeit der Mongolenberrschaft in China  , der die gesammelten Werke eines großen chinesischen   Gelehrte» enthält. Unter den Mingkaisern, der letzten chinesischen   Dynastie des Reiches, die den Mandschu voraus- ging, erreichte die Buchdrucksrkunst eine besondere Höhe, und ihre Erzeugnisse, die etwa in derselben Zeit entstanden als die Buch- drnckerkunst in Europa   eingeführt wurde, zeichnen sich durch einen hohen Glanz aus. Aus dem Pflanzenreich. Eine merkwürdige Herbstblume. Im Herbst sieht man in den Blumenhandlungen häufig eine braune runde Zwiebel auf Gestell oder Tisch liege», die ohne Erde und Wasser kräftige Blütenstengel treibt, an denen sich hübsche violette oder fliederfarbige Blüten entfalten. Diese merkwürdige Treibzwiebel ist eine kultivierte Form unserer Herb st zeitlose(Colchicum autunmale), deren charakteristische Blüte zur Herbstzeit als letzte Blumengabe deS Jahres auf den schon fahl gewordenen Wiesen erscheint. Weil die Blume so zur Unzeit blüht, hat sie den Namen Zeitlose be- kommen; sie ist»och besonders dadurch bemerkenswert, daß sie im Herbst nur die Blüte treibt, während die Blätter und Früchte erst im nächsten Frühjahr erscheinen. Die alten Botaniker, die das Leben dieser Pflanze noch nicht genau kannten, glaubten. die Früchte erschienen im Frühjahr zuerst, und dann im Herbst erst die Blüte, und sie nannten die sonderbare Pflanze daher?ilius ante patrem"(.Der Sohn vor dem Vater"). Die Pflanze soll aus Kolchis   an. Schwarzen Meer stammen, weshalb sie den botanischen Namen Colchicum erhielt. Nach einer alten griechischen Sage be- reitet« Medea   nach der Rückkehr der Argonauten einen Zaubertrank, um dadurch den alten Jason, den König von Jolkus, zn verjüngen. Vön diesem Zaubertrank fielen einige Tropfen zur Erde, und aus ihnen entsproß die Herbstzeitlose. In späteren Zeiten wurde die Herbstzeitlose noch häufig zu Gift- und Zaubertränlea benutzt, denn die Knolle birgt ein sehr heftiges Eist, das Colchicm. Durch die Kunst des Gärtners ist nun die Herbstzeitlose in so hohem Grade kultiviert worden, daß sie trocken, ohne Topf, ohne Erde und ohne Wasser blüht, num braucht die Zwiebel nur irgend wohin zu legen, Ivo sie Licht hat, dann entwickelt sie ihre Blüte ganz von selbst. Ja, sogar ohne Licht bilden sich die Blüten voll- komme» an der trocken liegende» Zwiebel, in diesem Falle aller- dings farblos. ES dürfte kaum ein zweites Gewächs bekannt sein, das ohne irgendwelche Pflege so kräftige, zahlreiche und schön- farbige Blüten hervorbringt, wie dieses Colchicum. Im Freien wie im Zimmer hat die inerktvürdige Blunie daher eine große Zahl von Verehrer» gefunden; ihre EntWickelung überrascht um so mehr, als die braune Zwiebel in der ersten Zeit einen gänzlich leb- losen Eindruck macht. Die Blütezeit des Colchicum fällt in die Monate September und Oktober. Kurz nach dem Abblühen kann man die noch völlig wurzellose Pflanze in einen nicht zn kleinen Blumentopf mit nahr- haster, am besten mit Torfmull vermengter Erde setzen. Man erhält dann bei anfänglich schwächerem, später starkem Gießen im Winter eine kräftige Blattpflanze mit großen, glänzend grünen, unregel- mäßig eiförmigen Blättern, die dem winterlichen Blumentisch zum Schmucke dient._ Druck u. Verlag: vorwartSBuchdruckerel u.VertagSanstaltPayISingertCo.,Bert»nLlV.