-
735
fommt. Und fie vergaß, den Löffel in das Wasserglas zu stellen, fische Wärme. Die Entdeckung des radioaktiven Berfalls der Eleals fie fertiggegessen hatte. Sie hatte es auf einmal furchtbar eilig.
Am folgenden Morgen lag vor der Haustür des Bürgermeisters ein Päckchen, das zierlich mit seidenen Schnüren umwidelt war, und auf dem Bädchen stand, mit den Blumenbuchstaben des Fräuleins, der Name des Hausherrn. Die Rassel lag darin.
Nach einer Woche aber tänzelte Fräulein Frydenfant zu Bürgermeisters und bat, die gnädige Frau zu sprechen. Ob sie nicht das Dokument einmal bekommen könne, sie wolle nur eine Kleinigteit hinzufügen.
Das flang so nett, und man gab dem Fräulein das Dokument mit nach Hause. Bürgermeisters fahen es nie wieder, und die Frydenfant schenkte nicht einmal dem Fensterspiegel bei Bürgermeisters den flüchtigsten Blick.
Nein, in acht mußte man sich nehmen gegenüber der alten Dame.
-
-
-
-
-
-
-
Fräulein Frydenfant lebte ihr Leben zu Ende, und wie niemand dann noch weiter leben tann, so starb auch sie genau an dem Tage, der ihr letter war.
Sie starb an einem ganz leichten Herzschlag, der dadurch verursacht wurde. daß ihr eine Maus ins Gesicht sprang, als sie etwas auf ein Wandbrett sehen wollte.
Es wurde ein großes Begräbnis. Alle Familien, bei denen die Frydenfant verkehrt hatte, wetteiferten, ihr die letzte Ehre zu erweisen. Es wurden lange Girlanden und Kränze aus Immortellen und florumwundene Kreuze gebunden die Kreuze waren etwas Neues, besonders Feines und Bemerkenswertes. Mit der Erbschaftsfrage wartete man taftvoll, bis das Begräbnis vorüber war. Aber am Tage danach
mente hat uns mit Energiequellen von einer Mächtigkeit bekannt gemacht, von denen man früher teine Vorstellung hatte. Nimmt man an, daß alle Elemente des radioaktiven Berfalls fähig sind, so tommt man zu dem Ergebnis, daß innerhalb der Atome aller Ele mente Energievorräte aufgespeichert sind, im Vergleich zu denen der Wärmeinhalt, d. h. die kinetische Energie der Atome und die damit in Verbindung stehende potenzielle Energie wie auch etwaige chemische Energien verschwindend klein sind. Ein zweites auffallendes Moment bieten die radioaktiven Erscheinungen dem Thermodynamiker dadurch, daß sie nicht umkehrbar sind, nicht im enta gegengesetzten Sinne verlaufen können. Deshalb steht ihnen der zweite Hauptjaz. der ja nur auf umtehrbare Prozesse anwendbar ist, zunächst machtlos gegenüber, wenigstens in bezug auf ihre quantitative Behandlung. Aber vielleicht können die Erscheinungen der Radioaktivität in eine andere wichtige Beziehung zu den Konsequenzen des zweiten Hauptjabes gesetzt werden. Dieser führt bekanntlich in seiner Anwendung auf das Weltall zu der sehr fatalen Konsequenz, daß bei allen Naturvorgängen ein mehr oder minder großer Betrag von Arbeit sich in Wärme, d. h. also in degradierte Energie umsetzt, daß also alle Spannkräfte, die noch Arbeit leisten könnten, allmählich verschwinden und somit allmählich alle sichtbare Bewegung im Weltall schließlich aufhören müßte. Wenn auch oie in den Atomen aufgespeicherten Energiemengen durch die Erscheinungen des radioaktiven Verfalls einen früher ungeahnten Zuwach3 an Arbeitsfähigkeit im Universum bedeuten, so kann dadurch doch der sogenannte Wärmetod des Weltalls zwar hinausgeschoben, aber fein schließliches Eintreten nicht verhindert werden. Vielmehr wird der Degradation der Energie eine sich ebenfalls unausgefeßt abspielende Degradation der Materie on die Seite gesetzt, und so haben sich die Aussichten auf eine Götterdämmerung des Weltalls nur noch verdoppelt. Trotzdem scheint eine Rettung möglich, wenn wir einen dem radioaktiven Berfall entgegenwirkenden Prozeß ans nehmen, indem wir uns vorstellen, daß zwar die Atome der Ele mente sich im Laufe der Zeit vollständig in eine Ursubstanz auflösen, daß aber in diefer alle möglichen Konftellationen, felbft solche unwahrscheinlichster Art. vorkommen können, und daß auf diesem Wege ein Atom irgendeines Elementes von Zeit zu Zeit sich rückbildet. Dieser Vorgang braucht in der Tat nur ganz ungeheuer selten vorzukommen, wie aus der ganz ungeheuren Lebensdauer der gewöhnlichen chemischen Elemente hervorgeht und aus der ungeheuren Spärlichkeit folgt, mit der die Materie im Weltall verteilt ist. Man tann sagen, daß im Mittel etwa alle 100 Kilometer ein Massenförnden von der Größe eines Stecknadelkopfs sich befindet. Daher besteht auch gar keine Aussicht, eine Umkehrung des radioattiven Berfalls experimentell herbeiführen zu können. Aber immers hin ist es von Interesse, darauf hinzuweisen, daß ein Aufhören alles Geschehens nicht mehr als unbedingte Konsequenz unserer gegen wärtigen Naturanschauungen hingestellt zu werden braucht. Wir müssen uns übrigens immer bewußt bleiben, daß unsere Er Ja, angenehm ist es nicht, den Toten etwas Schlechtes nach- fahrungen zu unsicheren Resultaten führen müssen, wenn wir fie, fagen zu müssen, und Fräulein Frydenfant war so ein liebes die doch mit räumlich und zeitlich beschränkten Bersuchsanordnungen fleines Menschenkind, das allen das Beste gönnte Aber das gewonnen find, auf Größenordnungen anwenden, wie sie bei kosSilberzeug padte fie in Seidenpapier und Batte und schickte es in mischen Problemen die Regel sind. die Residenzstadt Kopenhagen , wo es von einem Bösewicht von Antiquitätenhändler angetauft wurde. Der Mann hielt zwar feinen Mund, solange sie lebte; hinterher aber prahlte er nicht wenig mit den guten Geschäften, die er mit der alten Närrin gee macht habe.
Fräulein Frydenfant hatte sich still und redlich von einer fleinen Jahresrente ernährt, die ihr ein längst verstorbener Bräutigam hinterlassen hatte. Ihr ganges Vermögen bestand in einem allerdings überwältigend großen Lager von Diebessachen. Aber diesen Dingen hatte das felige Fräulein eine peinliche Sorgfalt auteil werden lassen, die aller Ehren wert war. Ihr Schlafzimmer, das während der dreißig Jahre, die sie in dem Städtchen wohnte, niemand außer ihr selbst betreten hatte, war sozusagen gepflastert mit Kristallstöpseln. Seite an Seite lagen sie in langen, geraden Reihen, die eine Reihe dicht neben der anderen, nach Form und Qualität geordnet. Kein Museumsdirektor hätte die Stöpsel mit größerem Verständnis für ihre Schönheit und ihren Wert ordnen fönnen. Es waren so viele, daß dem Fräulein nur ein ganz kleiner Pfad nach und von dem Bette blieb. Kein Stäubchen war auf diesen Stöpseln zu sehen, und in der Ede am Ofen fand man eine Schachtel mit alten Lappen und eine Flasche mit Spiritus, so daß man nun auch wußte, wie die Frydenfant ihre Stöpfel so blank hielt.
Und das Silber? wird man fragen.
•
Nun ist nur noch zu erzählen, wie die Leute ein Wettrennen nach Fräulein Frydenfants Wohnung mit stöpsellosen Karaffen und Flatons veranstalteten, um wenigstens etwas zu retten. Und niemand schmüdt Fräulein Frydenfants Grab.
.00
nisped tog
Vom Naturforschertag.
C
Am Freitag hielt Brof. W. Nernst Berlin einen Vortrag: .8ur neuerea Sntwidelung der Thermodynamit."
Die sogenannte klassische Thermodynamik besteht aus dem ersten Hauptsah oder auch Gesetz von der Erhaltung der Energie genannt, und dem zweiten, der die Umwandelung von Wärme in äußere Arbeit behandelt. Diese beiden Naturgefeße sind wohl die allge meinsten, die wir überhaupt besißen. Sie sind mit Erfolg in den verschiedensten und physikalischen Laboratorien und auch auf tose mische Erscheinungen angewendet worden und man bezweifelt wohl auch nicht, daß die Vorgänge in tierischen und pflanzlichen Organise men ihnen unterworfen sind. Im Gegensatz zu allen übrigen Naturgesehen nimmt man ihre Gültigkeit als unbeschränkt an, alle übrigen Naturgeseze gelten nur für ideale Grenzfälle, die streng genommen in der Natur nicht vorkommen. Die beiden Hauptjähe der Thermodynamit kezden also als Naturgeseze besonderer Art angesehen. Um so wichtiger erscheint die Frage, ob sie das Verhältnis der Wärme zu den anderen Energieformeln bereits voll. ständig erschöpfen oder ob nicht noch neue Beziehungen vorhanden find. Den älteren Thermodynamifern, wie Helmholz und Lord Kelvin , waren zwei Gebiete vollständig fremd, die Erscheinungen der Radioaktivität und die neueren Untersuchungen über die spezi
-
Was nun die zweite Reihe neuer Erfahrungen betrifft das ist die spezifische Wärme, oder mit anderen Worten der Energieinhalt der Materie- so wird entgegen den Forderungen der soge= nannten finetischen Theorie der Materie, aber im Einklang mit den Ronfequenzen aus der Plantschen Strahlungstheorie die spezifische Wärme bereits vor Erreichung des absoluten Nullpunktes ver schwindend klein. Es ist aus der Spektralanalyse seit langem betannt, daß Gase, ganz besonders aber der Eisendampf, der wohl den Hauptbestandteil der Sonne bildet. bei sehr hohen Tempe raturen ein fompliziertes Spektrum aufweisen. Es muß also um gekehrt bei hohen Temperaturen jede neue Schwingungsmöglichkeit im Atom, die ja durch das Komplizierterwerden des Spektrums be wiesen wird, einen Beitrag zur spezifischen Wärme liefern. Da durch würde sich die langsame Abkühlung der Sonne erklären, die im Innern wohl Temperaturen hat, bei denen die spezifische Wärme bereits außerordentlich hohe Beiträge angenommen hat. Die chemischen Reaktionen find häufig mit sehr großen Aenderungen der chemischen Energie verbunden. Wie ist also die Affinität einer Reaktion mit der Wärmeentwickelung verbunden? Nach Berthelot ftrebt jede chemische Umwandlung, die sich ohne die Zwischenkunft einer fremden Energie vollzieht, nach Erzeugung des Stoffes oder des Systems von Stoffen, das die meiste Wärme entwidelt. Da nach wäre die Affinität einfach mit der Wärmeentwickelung zu identifizieren. Das ist aber feineswegs immer der Fall. Der zweite Hauptsat ergibt vielmehr, daß dies nur richtig ist, wenn die Affinität von der Temperatur unabhängig ist. Die vielen Ausnahmen entgingen freilich auch Bethelot nicht, aber seine Regel trifft doch gar zu häufig zu, um abfolut falsch zu fein. Es hat sich tatsächlich gezeigt, daß die Gefeßmäßigkeit, die immer wieder Berthe lots Scharfblick auf sich lentien, Spezialfälle eines viel allgemeineren Sazes sind, in dem die Affinität bei tiefen Temperaturen schon vor dem absolatten Nullpunkt unabhängig von der Temperatur wird. Dieser neue Sab, der sich den beiden älteren Hauptsäßen der Wärmetheorie an die Seite stellt, führt zu einer großen Anzahl von Konsequenzen, die einer experimentellen Prüfung zugänglich find und sich dabei stets bewahrheitet haben. Die beiden älteren Säße lassen sich auf die Erfahrung zurüdführen, daß sich gewiffe Bor.