cUcS wieder zu ersetzen im Stande ist." Wie ave romantischenOpernkomponisten, so wirkte auch Hoffmann selbständig auf die Ge-staltung des Textes ein. Der folgende Abschnitt ist somit typischfür die Entstehungsweise aller folgenden romantischen Opern(Frei-schütz. Eurhanthe, Oberon, Faust, Jessonda. Vamphr, Templer undJüdin, Hans Heiling); wenn auch nie wieder das Verhältniszwischen..Dichter und Komponist" so innig aussteht wie hier:„lleberhaupt kann ich es nicht genug wiederholen, daß ich Ihnenjede Abänderung meines Planes mit dem Zutrauen, das wohl jederEomponist zu dem wahren Dichter hegen muß, überlasse: nur denzur musikalischen Wirkung nötigen Klimax der Musikstücke habe ichbezeichnen wollen, und da sind es besonders drei musikalische Massen,die, in näherer Beziehung aufeinander, das ganze Wesen der Operaussprechend auf den Zuhörer mächtig wirken sollen; nämlich derSturm im ersten Akt, das zweite und dritte Finale." Das Schick-sal der vollendeten Oper entspricht in seiner Zufälligkeit dem aben-teuerlichen Lebcnsgange ihres Schöpfers. Im Jahre 181S wurdesie zur Aufführung am Berliner Königlichen Schauspielhause an-genommen. Die erste Vorstellung fand am 3. August 1816 statt,and bis zum 29. Juli 1817 wurde das Werk 22 mal wiederholt.An dem unglückseligen 29. Juli brannte das Schauspielhaus mit dergesamten Ausstattung der„Undine" nieder. Dem Plane, die Operim Opernhause herauszubringen, widersetzte sich der Komponist, wieman meint, aus künstlerischer Einsicht, weil der größere Rahmendes neuen Hauses der Intimität seiner Schöpfung geschadet hätte.So blieb die„llndine" unbeachtet liegen, da angenommen wurde, diePartitur sei verbrannt. Abgesehen von vereinzelten Hinweisen inmusikalischen Zeitschristen, wurde der Wiedererwccker Hans Psitzner,der im Jahre 1996 den ersten Klavierauszug der Oper herausgab,während die beiden säuherlich geschriebenen Originalpartiturenals kostbarer Besitz auf der kgl. Bibliothek in Berlin liegen.Man kann bei unbefangener Prüfung der eben erzählten Tai-fachen mrr zu dem Ergebnis kommen, daß der deutschen Bühnedurch Zufälle und rein äußerliche Umstände ein Werk verloren ging,da? seiner inneren Qualität nach sicherlich verdient hätte, lebendigerhalten zu werden. Bei der Betrachtung seiner Musik muß mansich allerdings vergegenwärtigen, daß Hoffmann vollständig auf denvon ihm übcrschwänglich verehrten Meistern Gluck undMozart fußte und überall da, wo es sich um die Vertonung kon-ventioneller, opernhafter„Nummern"(Festchöre, Duett zwischenVertalda und llndine usw.) handelte, als Epigone jenerGroßen erscheint. Wo aber die Dichtung neue Anregungenbot, da schlägt auch die Musik zum Teil ganz neue, selt-same Töne an. Im Mttelpunkt der Handlung steht der gewaltigeElementargeist Kühleborn, für dessen Charakteristik Hoffmann bisdahin noch nie gehörte Klänge und Klangmischungen gefunden hat,so daß Kühleborn der erste, vollwertige Vertreter des dämonischenPrinzips ist, das dann in Mephisto. Kaspar, Lysiart, Vamphr, HansHeiling bis zum„Fliegenden Holländer" weiter ausgebildet wurde.Jntervallführung und Instrumentation muten an diesen Partienschon ganz„romantisch" an; auch die Melodik weist hier und daauf Weber hin, der ja der llraufführung beiwohnte und davon nach-haltige Eindrücke für den„Freischütz" empfing. Vor allem aberbetritt Hoffmann mit der„Undine" stilistisch neue Bahnen: trotzbcr Nummerneinteilung, trotz des gesprochenen Dialogs ist die Oper«in Ganzes mit einer einheitlich durchgeführten Grundidee, derIdee der Erlösung durch reine Liebe. Die üblichen komischen Episoden sind vermieden; das Maß der gewöhnlichen Soloarien istauf das Allernötigste beschränkt, überall tritt das Streben nach dermufikdramatischcn Szene, nach möglichster Geschlossenheit im Auf-bau zutage. So muß Hosfmanns„Undine", trotz der mitunter«twas„altväterlichen" Musik, noch heute weit über Lortzings gleich-namiges erst 30 Jahre später geplantes Werk, gestellt werden, weil«S als Kunstwerk originell und wertvoll ist, während dieses zwardurch seinen glücklichen Schluß theatralisch wirkungsvoller ist in{einem Stil, aber zwischen komischem Singspiel und großer Oper»in- und berschwankt und jener alten Zauberposse viel näher steht,aus der Hoffmanns„Undine" als die erste deutsche romantischeOper— trotz zeitlich viel engerer Nachbarschaft— so gewaltigemporwächst.kleines feiaUetou.Kulturgeschichtliches.Das Alter des Kompasses in Europa. Nuf demletzten Statursorschertage erörterte Dr. R. Hennig die immer nochnicht geklärte Frage, wann der Kompaß in Europa zuerst ausgetretensei. In der westeuropäiscken Literatur ist der Kompaß schon im Jahre1196, also zur Zeit des dritten Kreuzzuges, nachgewiesen. Es ist dem-nach die frühere Anficht, ein italienischer Lotse aus Amalfi habe um1366 die Verwendung der Richtkrafl der Magnetnadel erfunden underprobt, oder der venezianische Reisende Marco Polo(f um 1324),habe den Kompaß aus China nach Europa gebracht, unzu-treffend und allgemein preiszugeben. Ja, es sprechen sichereAnzeichen dafür, daß der Kompaß schon lange vor demJahre 1196 bei den Seefahrern im westlichen und nördlichenEuropa bekannt war. ES steht sogar fest, daß das von demChinesen Hin Tschin im Jahre 121n. Chr. verfaßte WörterbuchSchua-ben bereits dem Magneten die Fähigkeit zuschreibt,»derNadel die Richtung zu geben". Wahrscheinlich war die Kenntnisdes„Südweisers" in China sogar schon viel älter. Als ziemlichgesicherte Anficht dürfen wir annehmen, daß die Chinesen auf ihrenSeefahrten nach Indien den daselbst Handel treibenden arabischenKaufleuten die Kenntnis des Kompasses vermittelt haben. DerAeghptologe Wiedemann hat den Nachweis geliefert, daß die enro»päischen Völker zur Zeit der Kreuzznge die Magnetnadel im Orientkennen lernten, oder aber daß. wie Profeffor Siegmund Günther an»nimmt, die Erfindung in Europa, unabhängig vom Fernorient, nocheinmal gemacht worden sei.Dr. Hennig glaubt, daß beide Theorien etwas Gezwungenes anfich tragen. Er macht daher auf einen neuen Weg aufmerksam, aufdem die Kennwis des Kompasses bereits im neunten und zehntenJahrhundert von den Arabern nach Nordeuropa gekommen seinkönnte. Das größte Seefahrervolk jenes Zeitalters waren die Nor-mannen, sie haben einen verhältnismäßig sehr regen Handels»verkehr mit den Ländern der asiatischen Kalifen unter»halten und zwar auf dem Wege über die russischen Strömebis zum Schwarzen und zum Kaspischen Meere. Wie diearabischen Schriftsteller des zehnten Jahrhunderts ausdrücklich be»stätigen, gelangten die Normannen in dieser Zeit zu Handelszweckenaber auch über das Kaspische Meer hinaus nach Bagdad. Daß denNormannen wie auch den Byzantinern des Mittelalters sowohlder Dniepr-Wolchow- wie der Dniepr-Weichsel-Weg zur Bernsteinküste deS Baltischen Meeres wohlbekannt war, beweisen diearabischen Münzfunde im Gebiet der Ostsee ebenso wie vieleStellen der arabischen, russischen und westeuropäischen Literaturdes Mittelalters. Haben also in der gleichen Zeit die Araberdurch ihren Handelsverkehr mit den Chinesen den Gebrauch deSKompaffes schon gekonnt, so muß man auch annehmen, daß dieNormannen bei ihren regen Beziehungen zum Orient und zu denArabern die für ihre weiten Seereisen unschätzbare Erfindung auchkennen gelernt und benutzt haben. Auf diese Weise hätte also schonzwei bis drei Jahrhunderte vor den Kreuzzügen der Gebrauch derMagnewadel aus dem Orient nach Europa gelangen können, und eswäre damit auch die zunächst schwer aufzuhellende Tatsache erklärt,daß der Kompaß anscheinend im Norden Europas früher als imSüden bekannt war.Vom Menschen.DaS Alter des Menschen in Südamerika ist eineFrage, an deren Lösung die Anthropologie während der letzten Jahremit besonderer Hingabe gearbeitet hat. Dieser Eiser ist begreiflich,da von der Entscheidung, ob in Südamerika deutliche Spuren einervorgeschichtlichen Bevölkerung zu finden sind, die Beantwortung derviel allgemeineren Frage abhängt, ob sich der Mensch in Amerikaüberhaupt gesondert entwickelt haben könnte oder ob die Besiedelungvon der alten Welt her geschehen ist. Die gründlichste Forschung,die mit diesem Ziel bisher planmäßig unternommen worden ist,wird durch eine Expedition dargestellt, die jetzt eben vonArgentinien nach den Vereinigten Staaten zurückgekehrt ist. Außerden Anthropologen Prof. Hrdlicka und Dr. Holmes»ahm derGeologe Professor Bailey Willis nebst zwei Gelehrten des Labora-toriums für Geophysik am Carnegie-Jnstitut teil. Hrdlicka war fürdiese Untersuchungen wie kein zweiter geeignet, da er in den letztenJahren entsprechende Forschungen über das Alter des Menschen inNordamerika ausgeführt hatte. Die Hauptzwecke der Reise waren:die Prüfung der Knochenreste, die angeblich dem vorgeschichtlichenMenschen angehören und in Brasilien und in Argentinien aufbewahrtwerden; das Studium der Ortschaften und der Ablagerungen, vondenen diese Funde gekommen sind; ferner die Sammlung von Gegen-ständen aller Art, die aus das Alter des Menschen in SüdamerikaBezug haben. Der Aufenthalt der Forscher in Argentinien hat sichüber ein Vierteljahr ausgedehnt und führte Hrdlicka schließlich nochnach Peru hinüber.Der Bericht über die Reiseergebnisse ist jetzt erschienen.Die erste Zeit war namentlich der Erforschung der Fundegewidmet, die von argentinischen Gelehrten als zweifelloseNeste des vorgeschichtlichen Menschen betrachtet werden.Besucht wurden insbesondere daS Tal des Rio Negro, der Bezirk vonOvejero im nordwestlichen Teile der Republik, wo in den letztenJahren besonders viele Menschenknochen ausgefunden waren, undferner die Provinzen Tucuman, San Juan und Mendoza. JedesStück, das auf den Urmenschen bezogen werden konnte und für dieForscher erreichbar wurde, unterlag einer genauen Prüfung, undaußerdem ist auch jede für die Expedition wichtige Oertlichkeit auf-gesucht worden. Das Ergebnis ist den bisherigen Annahmen durchausentgegengesetzt. Die Forscher haben die Ueberzeugung gewonnen, daßnach der gegenwärtigen Kenntnis die Annahme von einem hohenAlter des Menschen in Südamerika auf schwachen Füßen steht.Insbesondere liegen keine Beweise dafür vor, daß dieIndianer in Südamerika Vorfahren von sehr hohem Alter beseffenhaben. Infolgedessen erhalten auch die Theorien über die gesonderteEntwickelung des Menschen in Amerika oder einer eigenen Raffe imsüdlichen Teil de« Kontinents einen schweren Stoß. Alle gesammeltenTatsachen konnten nur auf das Vorkommen der in zahlreichenStänimen zersplitterten und verhälwismäßig modernen indianischenBevölkerung bezogen werden.Berantw. Redakteur: Alfiid Wielepp, Neukölln. Druck u. Verlag: vorwgrtsBuchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul Singer<KCo., Berlin LlV.