erkannt hat. Was täe Schivertzierrate betrifft, so tviffcn wir, da� die Tradition des Schmiedens, des Ziselierens und Tauschierens durch lang« Generationen vererbt und gepflegt wurde. Das spricht für die Qualität der Primitiven; das erklärt die ent- zückende Feinheit der schwelgend Reichen. schließlich die Farbenholzschnitte. Man hat sie uns entwerten wollen, hat sie als populäre Reklamedrucksachen, als Theaterzettel und dergleichen verächtlich machen wollen. Auch Kümmel glaubt die zweihundert aufgehangenen Blätter alsKon- zession an das Zufallsintcresse des europäischen Sammlers" ent­schuldigen zu müssen. Eine etwas uufccrständliche Meinung. Wir finden, wie einst die Gebrüder Gonrourt, daß diese Farbenholz- schnitte noch immer die reizvollste, amnutigfie, zärtlichste und aus- drucksstärkste Graphik der Weltproduktion aller Zeiten sind. Gewiß, wir haben längst sehen gelernt, daß Hokusai , den wir einst für einen Klassiker hielten, bereits Verfall ist. Aber wir haben nur mit desto größerem Respekt die Blätter der frühen Zeit, die Tanggedichte des japanischen Rokokos und seines Watteaus, der Masanobu heißt, ehren und lieben gelernt. Unter den> Frühen finden sich Kurz- schriften, die(?. 20) alle Absichten der Kubistcu vorgeahnt haben. Harunobus Mädchen sind wie Schneeflocken, wie wehendes Schilf, sind melancholisch und zugleich sinnlich verzückt. Die Schauspieler des Sharakn können über den Stärksten mit Furcht und Schrecken kommen. Während die Frauen des Utamaro wieder die süßesten Töne der Gitarre schwingen machen. Das ist schon Kunst. Und wenn wirklich alle diese Blätter nicht mehr als Theaterzettel ge- wescn sind, so fragen wir einigermaßen naiv: warum die Personen- Verzeichnisse unserer Bühnen so abscheulich blieben. Es scheint nur richtig, in solchem Gegenüber zu erkennen: was die Kunst Ost- asiens über Europa triumphieren macht. Robert Breuer. Vom SUcKertileb der)Vaturlehre. Hand in Hand mit der wachsenden Ansdebnuiig und Per- feinerung des naturwissenschaftlichen Getriebes gehl auch die zu- nehmende Spezialisierung der populär-wissenschaftlichen Literatur. Und zwar geschieht sie ebenso dadurch, daß immer neue Einzel- gebiete der Forschung in die volkstümliche Bearbeitung einbezogen werden, als auch durch immer größere Anpassung des gegebenen Stoffes an die sehr ungleichen Ansprüche der nach Bildungsgrad und Geistesrichtung verschiedenen Leserkreise. Diele beiden Tendenzen läßt auch die uns jetzt vorliegende Blutenlese der in letzter Zeit erschienenen Literatur aus verschiedenen Gebieten der Naturlehre erkennen. Da ist zunächst auS dem Gebiet der theoretischen Physik die zusaninienfassende Darstellung der Bilanz der modernen physikalischen Forschung in dem WerkchenPhysikalische Weltbilder" von Prof. Dr. E. Lecher sTH. Thomas Verlag. Preis 1 M.) als Beispiel für die zweite der beiden genannten Tendenzen zu nennen. Angeregt durch die in letzten Jahren eifrig betriebene Diskussion der grundlegendsten Begriffe der physikalischen Wissenschaft, versucht der Verfasser, diese gewaltigen Wellprobleme in ihre Elemente zu zerlegen und sie im Lichte elementarer Naturvorgänge als deren verschiedene Ausdrucks- formen erscheinen zu lassen. Das Buch wendet sich an einen weiteren Leserkreis; doch erfordert das tiefere Eindringen in den Geist der gebotenen Probleme nicht nur die genügenden Vorkenntnisse aus den Hauptstveigen der Physik, sondern auch den Hang und die Uebung in abstraktem Denken. Auch erschwert die etwas knappe Darstellung an manchen Stellen das Erfassen der Kernfragen. Wer diese Schwierigkeiten zu überwinden willens und imstande ist, wird in dem Werkchen eine zum Selbstdcnken höchst anregende Lektüre finden. Bewegt sich das Buch von E. Lecher vorzugsweise auf dem Gebiete des Problematischen, so will uns das treffliche, bereits in dritter Auflage vorliegende Werk von F. Auerbach: Die Grund- begriffe der modernen Naturlehre sTeubners Samm- long Aus Natur und Geisteswelt, Pr. t,2S M), das heule geltende Begriffsrünzeug der Physik in allen seinen Verzweigungen vor Augen führe». DaS Buch ist mit einer wahrhast souveränen Beherrschung des ausgedehnten Stoffes geschrieben. Zum Anfangsstudium ist es freilich nicht bestimmt, wohl aber wird es für den Leser, der in de», Tatsachenmaterial der Physik einigermaßen zu Hause ist, von einer klärenden und richtunggebenden Bedeutung sein. Den Bibliotheken kann die Anschaffung deS Buches nicht warm genug einpfohlen werden. Die Klarlegung der einfachsten physikalischen Vorgänge in ihrer lebendige» Wirklichkeit strebt dieEinleitung in die Experi- m e» t a l p h y s i k" von R. B ö r n st e i n an. Das Buch, das in derselben Teubncrschen Sammlnng erschienen ist, ging auS Vorträgen hervor, die auf Veranlassung desVereins für volkstümliche Kurse von Berliner Hochschullebrern" vor einem Publikum gehalten wurden, deffen erheblichen Teil Mechaniker, Uhrmacher, Schlosser und andere Kategorien gelernter Albeiter bildeten. ES wurden deshalb die Ver- suche, die in das Gebiet der Bewegungs- und Gleichgewichts- erscheiiumgen fallen, so gehalten, daß die Hörer die erforderlichen Apparate nötigenfalls selbst herstellen konnten. Diesen Charakter der durchsichtigen Einfachheit des experimentellen Materials behält das Werk auch in Buchform bei. So wird cS sich, besonders bei dem gemeinsamen Studium in kleineren Liebhaberzirkeln, aber auch bei größeren Vorträgen als Anleitung für Nefercnteii bewähren. Von einer wesentlich pädagogischen Tendenz ersüllt ist auch das kleine Büchlein über:»Die Elektrizität im täglichen Leben" von L. Wunder, das im Verlage von Th. Thomas als ein Bändchen der Naturwissenschaftlichen-Technischen Volksbücherei(Preis 60 Pf.) erichieiien ist. Das Buch, das teilweise in Gesprächsform gehalten ist, nnistert die Hauptgebiete der elektrischen Erscheinungen vom Slandpuiik'.e der möglichst allseitigen Klärung der Grundbegriffe. In seiner gesälligcn Art des Vortrags eignet es sich eben so gut für das Selbststudium, wie es auch dem Lehrenden manchen wertvollen Fingerzeig bieten kann. In das Gebiet der A st r o p h y s i k führt das soeben bei Reclam erschienene BändchenPhysik der Gestirne" von Professor I. B. Messerschmitt ein(Preis 60 Pf.). Der leider zu früh verstorbene verdienstvolle Verfasser gibt in diesem Werke eine Fort- setzung und Ergäiiznng seines in demselben Verlage vor etwa Jahres- frist erschienenen thcoretisch-astronomiicken Buches über denSternen- Himmel". Die das letztgenannte Büchlein auszeichnenden Vorzüge sind auch dem nenen Werke eigen: streng systematische, sachliche Darstellung und eine nahezu enzyklopädische Verwertung des Tat- sachenmaterials. Ein ausgewähltes Kapitel der Astrophysik die Physik der Sonne behandelt das Werkchen von A. Krause: Die Sonne (Sammlung Teubner, Preis 1,23 M.>. Das Werk berücksichtigt in bohem Maße die Ergebnisse der modernen Sonnen- forschung und gibt neben der auSsührlichen Zusammenstellung der Forschungsergebnisse auch eine ausgiebige Erörterung der wichtigsten Soiliienlheorien. Einen guten Ueberblick über die Gesamtergebnisse der Astronomie gibt das bei Quelle n. Meyer in der Sammlung Wissenschaft und Bildung" kürzlich erschienene Bändchen: Himmelskunde von Prof. Dr. A. M a r c u s e(Preis 1,23 M.) Das Werkcken»inlerscheidei sich von den meisten populären Büchern über das gleiche Thema im wesentlichen dadurch, daß es weniger eine systematische Talsachensammlung als vielmehr ein zwangloser, durch historische Streiszüge in seiner popularisierenden Absicht wirk- sam untersiützter Führer durch das Gebiet der Astronomie sein will. Als bewährter Lehrer erreicht der Verfasser mit Sicherheit das ge­steckte Ziel. An seinerHimmelskunde" werden alle, die sich ohne anstrengende Studien über die Lehren der Astronomie schnell orientieren wollen, sicherlich ihre Freude haben. Auf dem Gebiete der Chemie wartet die Naturwiffenschaftlich- Technische Volksbücherei von Th. Thomas mit zwei Bändchen auf, die zwei wichtigen Zweige der angewandten Chemie behandeln: Die Chemie der ni enschliche u Nahrungsmittel" von H. Bauer(Preis 60 Pf.) undDie Metalle nach Vorkomnien, Gewinnung, Verwendung und wirk- schaftlicher Bedeutung" von K. A. H e n n i g e r(Preis 1 M.) Das erstere gibt eine leichtfaßliche, nach praklischeiA Gesichtspunkten diirckgeiührte Darstellung der Nahrungsmillel« chemie in deren wich:?gsten Ergebnissen. Es unterrichtet über die Forderungen, denen ein normales geiundes Nahrungsmittel cut- sprechen muß, über die häufigsten Fälschungsartcn usw. Zu rügen wären sehr undeutliche Zeichnungen, die die Zusammensetzung der wichtigsten Nahrungsmittel veranschaulichen sollten. Die kurze Metallurgie, die uns K. Henniger bietet, ist nach ähnlichen Gesichtspunkten verfaßt und stellt eine» guten verläßlichen Leitfaden dar. dessen Lesbarkeit durch historische und wirtschafts- statistische Ausblicke wesentlich erhöbt wird. Einem Metallarbeiter, der' einen allgemeinen Ueberblick über die Grundvoraussetzungen seines Tätigkeitszweiges anstrebt, wird das Werkchen gewiß sehr willkommen iein. Außerdem enthält es eine größere Anzahl von Weisungen über die Ausführung grundlegender chemischer Versuche. So werden auch solche Jünger der Chemie, die das Studium was übrigens das einzig Nichtige ist mit Reagenzglas und Retorte in der Hand betreiben, auf ihre Kosten kommen können. Für eine gründliche Unterweisung in chemischem Experimentieren sorgen zwei Werke:Chemisches Experimentierbuch " von O. Hahn(Naturwiffenschaftliche Bibliothek für Jugend und Volk; Verlag von Quelle u. Meyer, Leipzig , Preis geb. 1.80 M.) und das gleichbetitelte Buch von K. Scheid(Dr. Bastian SchmidS naturwissenschaftliche Schülerbibliothek, Verlag Teubner, Preis geb. 3 M.), von dem zunächst nur der erste Teil, indes bereits- in der dritten Auflage vorkkegt. Beide Bücher sind gut; das erstere ist etwas elementarer und für das jüngere Volk geeigneter, da es mit einfacheren Mitteln und ungefährlicheren Stoffen umgehen läßt. Eine eminent wichtige Anwendung der Errungenschaften der Chemie aus die Probleme der praktischen Geologie bietet uns das schöne Buch von L. M i l ck überDeutschlands Boden« schätze"(Wissenschaft und Bildung", Verlag von Quell« u. Meyer, Leipzig , Preis geb. 1,23 M.) dar. In seinem zunächst erschienenen I. Teile behandelt er die brennbaren Gesteine(Torf, Skoble, Erdöl usw.) und Salze(Steinsalz, Kalisalze). Das Werk berücksichtigt daS neueste statistische Material und die letzten Ergebnisse der theoretischen Forschung. So werden bei der Erörterung der Frage nach der Ent- stehmig der Kalisalze die grundlegenden Arbeiten des kürzlich ver- ftorbenen I. H. van't Hoff über die Bildung der ozeanischen Salz- nblagerungen in ausgiebigem Maße benutzt. Auch sonst bietet daS Werk des Interessanten und LesenSiverten genug, nni auf das beste empfohlen zu werden. In daS Gebiet der Geologie fällt ferner der 2. Teil derGeschichte der Erde" von R. B o»i ni e I i. der unter dem TitelDie Weltalter" bei Dietz in Stuttgart als Band 21 derKleinen Bibliothek"(Preis pro Band drosch. 73 Pf., geb. 1 Mk.) erschienen ist. Wir sind seinerzeit auf den t. Teil des ausgezeichneten Werkes ausführlich eingegangen und tonune» aus dal»