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Nun gaben bie beiden Forscher den Bauern 15 Tage lang eine tägliche Zulage von 200 Gramm Fleisch zu ihrer pflanzlichen Rahrung. In 200 Gramm Fleisch sind etwa 35 bis 37 Gramm Eiweiß enthalten. So betrug nun die tägliche Zufuhr von Eiweiß insgesamt in Form von Pflanzen und Fleisch 111 Gramm bei den Männern und 93 Gramm bei den Frauen. Wieder wurde die Eiweißmenge im Stote ermittelt. lind da zeigte sich eine ganz mertwürdige Sache. Die Eiweißmenge, die sich nun im Kote borfand, war geringer geworden, obgleich die Leute ja nun mehr Eiweiß genossen hatten, als bei rein pflanzlicher Ernährung. Da uns aber die Eiweißmenge im Kote anzeigt, wieviel vom Eiweiß der Nahrung unbenutzt den Körper wieder verläßt, so war damit erwiesen, daß dank der Zulage von Fleisch nunmehr die pflanzliche Nahrung besser ausgenutzt wurde als früher. So betrug bei der Bulage von 200 Gramm Fleisch zur pflanzlichen Nahrung die Eitweißmenge im Kote bloß 11 bis 12 Proz. des mit der Nahrung aufgenommenen Eiweißes gegenüber einem Biertel bis einem Drittel Eiweiß im Sote bei rein pflanzlicher Nahrung. Es war also durch eine Zulage von Fleisch die Ausnutzung der pflanzlichen Nahrung und damit die ganze Ernährung der Bauern besser geworden.
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fein echtester Schilderer. Alle feine Geschichten stehen inmitten dieser Atmosphäre, ohne die diese Gestalten ihrer unnachahmlich durchwärmten Bodenständigkeit beraubt wären. Es ist wahr: dies Wienervolt in feiner lässigen Genießensfeligkeit ist eine nicht sehr erfreu liche Erscheinung, aber voller übersättigter pifanter Reize. Und wie in den Erzählungen, so ist's auch in den Theaterstücken. Nur in wenigen von diesen ist der Schauplas in längstentschwundene Zeiten und außerösterreichische Bezirke verlegt. Paracelsus " geht bis aufs Mittelalter, Der grüne Kakadu " auf die große franzöfifche Revolution zurück; während Medardus " allerdings wieder Wien , jedoch im Jahre 1809 der Franzosenherrschaft zeigt. Doch ob Parifer Gesellschaft von 1793 oder Wiener Gesellschaft etwas später, selbst das neuzeitliche Wien es find eigentlich immer einander verwandte Farben und Klänge, die der Dichter sinfonieartig auf rauschen läßt. Wo es aber auch sei: ob in den Einafterzyklen Anatol"," Lebendige Stunden", ob in Liebelei", Freiwild", die füßen" Mädeln spielen doch stets die Zwischenspiel" usw. Hauptrolle im Getriebe des donaustädtischen Menschenvolts. Mehr oder weniger stark angesprochen, manche ungleich stärker beim Bublifum als bei der Kritit, die nicht jedesmal mit dem Dichter mitging, wohl auch schwerlich ohne Bedenken mitzugehen vermochte, haben die Schnitzlerschen Theaterstücke, denen der Feuilletonismus im Blute steckt, doch fast alle. Ja, weitaus die meisten find frisch und jung geblieben, wie sie vor Jahren waren. Das spricht allerdings nicht fo fehr für die Schnitzler trengebliebene echten Dichter, der ein Bon all diesen Dingen, daß das Fleisch die Ausnußung der Gunft der Menge, als für den feltener Art und tiefer, wohl gar pflanzlichen Nahrungsmittel berbessert, davon wissen die meisten Seelenkundiger von Leute nichts. Und nicht nur die Bauern, auch der städtische Arbeiter fapriziöfer Eindringlichkeit ist froß einer unleugbaren Einseitige ift zumeist wohl faum über die Grundlagen der Ernährungswissen- feit in der Bevorzugung weiberotischer Motive. Der„ Ton", der in fchaft orientiert. Aber auch ohne diese Kenntnisse hat er das größte den Szenen des lächelnden Melancholikers" Anatol, in„ Liebelei" Berlangen nach Fleisch. Jede Verteuerung des Fleisches ruft die und Lebendige Stunden" angeschlagen wurde, wird jedenfalls am größte Beunruhigung in den weitesten Kreisen der Arbeiterbevölte- fonfequentesten vernehmbar in dem Zyklus„ Reigen", dem Schnißler rung hervor. Jeden Pfennig, den der Arbeiter im barten Kampf jedoch die Aufnahme in feine gesammelten Werke verwehrt hat. Nieums Dasein mehr ergattert hat, verwendet er zu dem Zwecke, seinen mals hat der Dichter die Wienerische Gesellschaft" schärfer auf ihre Konsum von Fleisch zu steigern. Das haben vor zwei Jahren in Segualmoral untersucht, als in diefen lächelnden satirischen Bildern. vollkommen übereinstimmender Weise die Erhebungen gezeigt, die Und doch wieder ist es Wien , wie es leibt und lebt, sentimentalisch der Metallarbeiterverband einerseits und das Kaiserliche Statistische liebt und leichtblijtig liebelt! Amt andererseits über die Einnahmen und Ausgaben der Arbeiter guwege gebracht haben. Der Arbeiter, die breite Masse des Volfes Handelt hier, ohne zuerst den Forscher befragt zu haben. Wie sollen wir uns diese Tatsache erklären?
Die große Beweiskraft und Bedeutung der Versuche von Albertoni und Rossi, deren Namen in der Ernährungswissenschaft auch sonst einen guten Klang haben, wind kein Vegetarier ignorieren fönnen.
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Die Antwort ist hier einfach. Das Fleisch regt unseren Appetit an. Das ist es zunächst, was wir an dem Fleisch schätzen, ohne auch nur die leisefte Ahnung von wissenschaftlichen Untersuchungen über die Bedeutung des Fleisches für die Ernährung zu haben. Der Appetit aber ist von gewaltiger Bedeutung für die Verdauung und damit für die Ernährung. Appetit haben heißt nicht nur, daß man essen will und nach der Nahrung greift, sondern noch viel mehr: Appetit ist Saft". Verdauungsfaft, wie Pawlow, der diese Frage in großzügiger Weise studiert hat, sich ausdrückt. Denke ich an eine schöne Speise, so läuft mir das Wasser der Speichel, der VerSauungsfäfte enthält im Munde zusammen. Und nicht nur im Munde auch im Magen läuft uns das Waffer" zufammen, sobald unser Appetit durch Speisen angeregt wird. Wenn wir so mit an die Verdauung der aufgenommenen Nahrung mit Appetit Herangehen, so haben wir von vornherein einen Vorrat an Berdauungsfäften, um die Verarbeitung der Speisen in Angriff zu nehmen. Die meisten Leute nun, die in fümmerlichen und sorgenvollen Verhältnissen Leben, haben keinen Appetit und verdauen darum schlecht. Das Fleisch, wenn es nicht zu stark versotten ist, regt ihren Appetit an, verschafft ihnen eine gewisse Menge über schüssigen Verdauungssaftes, und die Verdauung geht jetzt beffer vonstatten. Der Verdauungsfaft, der als Appetitfaft im Magen zusammengeflossen" ist, kommt auch der Verdauung der pflanz lichen Nahrungsmittel zugute. So erklären sich die Ergebnisse der Versuche von Albertoni und Rossi an den italienischen Bauern: bei einer Zulage von Fleisch stand den Bauern mehr Verdauungssaft in ihrem Magen zur Verfügung, und sie fonnten nunmehr die pflanzliche Nahrung beffer ausnußen. Dr. A. Lipsch üb.
Kleines Feuilleton.
Literarisches.
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Zum Schluß noch ein Wort über diese S. Fischersche Ausgabe. Sie macht hinsichtlich ihrer sorgfältigen, dabei ohne jedwede Bierfegerei im besten Geschmack des heutigen Buches durchgeführten Haltung sowohl dem Verlag als wie dem Dichter alle Ehre. Technisches. ssid mas
e. k.
Glas, das nicht splittert. Von Frankreich kommt, wie die Umschau" berichtet, eine merkwürdige Erfindung, die berufen zu sein scheint, im Verkehrswesen, besonders bei Automobilen,. Straßen- und Eisenbahnwagen, eine große Rolle zu spielen. Wird eine Fensterscheibe zertrümmert, so zerspringt sie in die bekannten Tausende von Splittern", die mit ihren scharfen Bruchflächem sehr gefährlich werden können und oft schwere Verlegungen hervorrufen. Die neue Erfindung beruht mun auf einer neuen Glassorte, die zwar nicht unzerbrechlich ist, aber wenn sie gewaltsam zertrümmert wird, nicht splittert. Genau genommen handelt es sich um ganz gewöhnliches Glas, von dem zwei Scheiben auf ganz besondere Weise vereint find. Jede Glasscheibe wird zunächst auf einer Seite mit Gelatine überzogen, dann werden sie mit diesen beiden Gelatinefeiten gegen eine ganz dünne Zelluloidscheibe gelegt und das Ganze durch starken Druck einer hydraulischen Preffe zu einer Scheibe zufammengepreßt. Auf diese Weise entsteht das neue Glas, das durch das Auge von gewöhnlichen nicht unterschieden werden kann. Bei der Zertrümmerung durch Hammer und Stemmeisen entstehen an der Bruchstelle Riffe, die strahlenförmig nach allen Seiten laufen, und konzentrische Ringe von Sprüngen, doch zersplittert das Glas nicht. Steinwürfe gegen die Glasscheibe rufen das gleiche Reful
tat hervor.
Neuer Tunnel unter der Themse . Im Oktober d. J. foll der Woolwich- Tunnel unter der Themfe, der einen neuen Verfehrsweg zwischen dem Süden und dem Norden Londons darstellt, eröffnet werden. Bisher diente für diese Verbindung eine Fähre, die aber so in Anspruch genommen wurde, daß man ihren jährlichen Verkehr auf rund 8 Millionen Berfonen schäzte. Der neue, rund 500 Meter longe und 4 Meter breite Tunnel ist nur für Fußgänger bestimmt. Mit seinem Bau ist im September 1910 begonnen worden. Die Baukosten betragen rund 1 600 000 M. London wird nach Eröffnung des neuen Tunnels einschließlich der Tunnel für die Eisenbahnen acht Verkehrswege unter dem Wasser besitzen. Hierfür dienen vier für den Verkehr von Wagen und Fußgängern. Alle Tunnel liegen im östlichen Stadtteil.
Artur Schnißlers Theaterstücke in vier Bänden von zufammen 1616 Drudseiten Stärke bilden den Schlußstein der an fäßlich des Dichters 50. Geburtstag Gesammelten Werke" ( Verlag S. Fischer, Berlin ), die munmehr mit den erzählenden Die größte Kuppel. Für die Ausstellung der JahrhundertSchriften fieben Bände betragen. Das ist die Schaffensernte aus feier der deutschen Freiheitsfriege in Breslau wird eine Festhalle beinahe 25 Jahren, und man wird fagen dürfen, sie sei, wenn auch errichtet, die eine Kuppel von 65 Meter Spannweite erhält. Damit nicht das natürliche Maß dichterischer Produktivität überschreitend, wird der größte Suppelbau errichtet, den es gibt. Die Kuppel der desto reicher an literarischen wie materiellen Erfolgen. 22 Heineren Festhalle läßt die bisher größten Kuppeln weit hinter sich. Diese Novellen und umfänglicheren Romandichtungen stehen 28 ein- bis find: Bantheon in Rom 43,5 Meter Spannweite, Peterskirche in fünfaltige Dramen gegenüber. Daß der Dramatiker dem Erzähler Rom 42 Meter, Agia Sofia in Konstantinopel 34,5 Meter, Baffagevorgearbeitet habe, wird wohl stimmen, denn jener wurde rascher faufhaus in Berlin 30 Meter Spannweite. Die Breslauer Kuppel der Bekanntere. Kein anderer Dichter Desterreichs ist so ganz der wird als Rippenfuppel in Eisenbeton ausgeführt, während die alten Dichter des Wienertums von heute wie eben Schnißler; nur er ist berühmten Kuppeln natürlich gemauert sind. Berantw. Redakteur: Alfred Wielepp, Neukölln. Drud u. Verlag: BorwärtsBuchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW.
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