uhb einen! Teil des Sommers hatte er stillschweigend zugesehen, wie Oman seine Netze in Hällans Wasser auslegte, als ihm eines Tages der Geduldsfaden riß. Viel sagte er nicht, als er Oman in seinem Hause aufsuchte, ober es genügte, daß die ganze Familie Oeman über ihn herfiel und Joel Nord eine Mnute später die Treppe kopfüber im Hof anlangte. Hinter ihm her fuhr Oeman mit hochrotem Gesicht und geballten Fäusten. Und kaum hatte der alte Joel daran denken können sich aufzurichten, bevor Oeman sich über ihn warf. Zwar waren die Kräfte ungleich verteilt, als aber„Oesterman s Jungs" und noch einige andere dazukamen und die Kämpfer auseinander gebracht hatten, war der alte Joel am besten davongekommen. Oeman's eine Auge total zugefchwollen, auch hinkte er bedenklich. während Joel bereit war, sobald es gewünscht würde, von neuem zu beginnen. „Siehst Du", wandte er sich seinem Gegner zu,„alt bin ich und viele Kräfte sind nicht übrig; aber gilt's, ein Rindvieh zu züchtigen, so hilft mir unser Herrgott. Denk dranl" Und mit der Haltung eines Siegers, begrüßt vom Beifall der Umstehenden, kehrte er nach Hällan zurück. Heimgekommen nahm er die Bibel herab und las drei Kapitel hintereinander. Heiß und heftig strömte sein Blut durch die Adern und seine Stimme dröhnte durchs Haus. Er fühlte sich jung und tatkräftig. Im Bett lag seine Frau mit gefalteten Händen. Ihre Augen glänzten und der zahnlose Mund lächelte. Als Joel fertig war, klappte er das Buch zu und stützte beide Fäuste darauf, während er die Augen zur Decke erhob. Seine Lippen bewegten sich im stummen Gebet, das mit einer Frage endigte: „Soll das Rindvieh nicht eins auf die Schnauze kriegen, sag's Herr?" Seine Augen hingen unverwandt an der Decke, als er- warte er die Antwort von dort oben. Dann lachte er über's ganze Geficht und nickte. Danke, Herrgott im Himmel! Du bist«in ge- rechter Gott, und kommt mir Oeman in den Weg, schlage ich zu. Amen!" Darauf wandte er sich an seine Frau und fuhr fort:„Nun weiß ich's, eine Stimme in meiner Brust hat's mir gesagt. Man soll nie aus dem Wege geh'n; man soll für sein Tun einsteh'n." Seit dem Tage war Joel Nord ein anderer. Froh und trotzig begegnete er jedem Blick und beantwortete jegliche Anrede mit schlauem Blinzeln und einer spaßhaften Bemerkung. Das frühere Mißtrauen, hauptsächlich durch seine Taubheit genährt, war ver- schwunden, und obwohl er selten hörte, was gesprochen wurde, lachte er herzlich mit. „'s hat so wenig zu bedeuten, waS die Leute schwatzen", er- klärte er;„ich habe Friede mit mir selbst gewonnen, und hier drinne antwortet eine Stimme auf alle Fragen." Bei diesen Worten drückte er die knochige Hand auf die Brust, blinzelte und lachte. Dabei schien die hagere, gichtbrüchige Gestalt zu wachsen und stolzerhobenen Hauptes ging er elastischeren Schrittes als zuvor. Die Veränderung, die mit Joel auf seinen alten Tagen vor fich gegangen war, brachte ihm auch äußere Vorteile,«o ver- mietete er sein Haus an Sommergäste und bezog selbst die Hütte am Strande. Und draußen in den Schären, wo jede Krone den doppelten Wert besaß, erhöhte ein derartiges Einkommen das An- sehen. Auf diese Weise ward Joels Alter heller und froher, und er wurde wieder der Mann, auf den man hörte. Aber die Gläubigen murrten und steckten ihre Köpfe zusammen. Daß es Joel so gut ging, war ihnen ein Dorn im Auge. Besonders erbittert war der Schöffe Bolen. „Wartet man, bis die Alte tot ist, dann könnt Ihr was er- leben", prahlte er. Sein Geschwätz erreichte auch Mutter Nords Ohren. Lange grübelte sie darüber nach, dann schickte sie zu den Brüdern Oesterman. „Vor vielen Jahren sprach Euer Vater mal von'nem Testa- ment und tMglcichen", begann sie, als Alexander und Bernhard an ihrem Bett saßen.„Ihr braucht nicht mit Joel davon zu roden, denn er ist ja stocktaub. Und merkt er was, kann er auf dem Ohr nicht hören. Deshalb wollt ich Euch fragen, ob Ihr die Sache für mich in Ordnung bringen wollt. Man weiß ja nie, wann einem die Stunde schlägt, so ist's am besten, man hat das Seinige getan." (Fortsetzung folgt.). l)er I�aubenkolonift. In den Laubenkolonien ist jetzt Kehraus gemacht. Die Früh- froste mahnten zeitig dazu, einzuernten und alles in Sicherheit zu bringen, was dem Winter entrissen werden kann. So sieht es denn jetzt draußen traurig aus. Die Bäume und Sträucher sind ent- blättert, das falbe Laub deckt Beete und Wege, und überall da, wo nicht gleich nach der Ernte das Düngen und Graben der brach- liegenden Beete in Angriff genommen wurde, beherrscht noch das Unkraut die Parzellen. Gelegentliche Frühfröste stören es wenig; Kreuzkraut, Vogelmiere u. a. grünen und blühen lustig weiter, reisen ihre Samen und streuen sie auS, und im Frühling ist man dann erstaunt darüber, wo all das Uilfcaut herkommt, das immer und immer wenige Tage nach dem Graben und Behacken zu Taufen- den hervorsprießt, Abgesehen von den ausdauernden staudenartigen Gemüsen, wie Rhabarbar, Estragon, Schnittlauch u. a.. gibt es auch verschiedene einjährige Gemüsearten, d<e ruhig im Winter draußen st e h e n können, und hier unter Einwirkung der Winterkälte sogar noch an Wohlgeschmack gewinnen. Es sind dies der Rosenkohl. Blätterkohl(Grünkohl). Feldsalat und Spinat. Letzteren tann man jetzt noch säen, aber nur auf gut gedüngte Beete. Die Saat keimt dann im zeitigen Frühjahr, wenn der im September gesäte Spinat schon beinahe verbrauchsfähig ist. Eine dritte Saat macht man auch noch im Frühling, dann hört man auf, weil der Ertrag zur wärmeren Jahreszeit sehr gering und unsicher ist. Bei trockener. warmer Witterung schießt der Spinat rasch in Samen; er bildet dann keine üppigen Blattrosettei., die das Abernten lohnen. Auch der Salat für die erste Ernte, der sogenannte Wintersalat, wird am besten im Herbst gepflanzt und draußen überwintert; nur bei sehr starkem Frost mutz er, wenn kein Schnee liegt, vorübergehend mit Reisig oder trockenem Laub gedeckt werden. Aber alle diese Wintergemüse, sowohl die jetzt fertigen, die bloß auf der Parzelle bleiben, um durch Frosteinwirkung verbessert zu werden, wie solche, die uns im zeitigen Frühling die erste Ernte liefern sollen, können nur da gehalten werden, wo kein Diebstahl zu befürchten und die Parzellen so. gut eingefriedigt sind, daß Kaninchen und Feldhasen nicht einzudringen vermögen. Wo fich diese einfinden, kommen sie uns mit der Ernte zuvor. Bei Par- zellen, die an den Forst und an Ackerländercien angrenzen, ist bei strenger Kälte auch auf den unerwünschten Besuch der Fasanen zu rechnen, die jetzt von vielen Jagdberechtigtcn eingebürgert und ge- hegt werden; sie überfliegen die Umzäunungen, fressen die Samen- pflanzen, Grün- und Rosenkohl, so verschiedenartige, ihnen schmack- Haft erscheinende Blütenstauden. Einige andere jetzt fertig entwickelte Gemüsearten, wie Breit-l lauch, Sellerie und auch Kopfkohl, vertragen ziemlich viel Frost. Wenn man zu Hause im Keller keinen Platz hat, kann man sie auch auf der Parzelle einschlagen und gut mit Erde eindecken. Dies Ueberwinterungsverfahren hat nur den Nachteil, daß uns die so eingeschlagenen Gemüse bei andauerndem Frost, wenn Boden und Erddecke erstarrten, nicht zugänglich sind, daß wir dann also zu erneuter Ernte wohl oder übel andauernd milde Witterung abwarten müssen.' Im Sommer, wenn uns das Küchengrün stets reichlich zur Verfügung steht, wird meistens nur wenig Gebrauch von ihm ge- macht; aber im Winter, wenn eS rar ist, pflegt es die Hausfrau Tag für Tag zu verlangen. Der Laubenkolonist sichert es dem Haushalt, wenn er jetzt eine Portion Schnittlauchstaudcn und kräftige Pcterfilienwurzeln im Keller in mäßig feuchten Sand ein- schlägt. Hiervon werden immer nach und nach einige in Töpfe mit beliebiger, gerade zur Verfügung stehender Erde oder auch Sand gepflanzt, gut angegossen und dann am Küchenfenster zum Austreiben gebracht. Diese Treibkultur gel'ngt immer, wenn dem Topfe nur die genügende Wärme und Feuckttigkeit und etwas Licht zur Verfügung steht. Die Nahrungsaufnahme dieser Pflanzen ist gering, da sie zum jungen Trieb die im Wurzelstocke aufgespeicher- ten Neservestoffe verarbeiten; dadurch erschöpfen sie sich natürlich. Sind sie abgetrieben und abgeschnitten, so topft man sie in den! Müllkasten aus und bepflanzt dann die Töpfe mit frischen Wurzeln. Einen prächtigen Wintersalat liefern uns auch die Cichorien- wurzeln. Diese Wurzeln werden nicht nur in den Cichorienfabriken zu einem gar nicht üblen Kaffeezusatz verarbeitet, fondern ihre zungen Triebe liefern auch einen zwar etwas herben, milchsaftigen, aber sehr zarten und bekömmlichen Wintersalat, den die Italiener 'mehr al» wir schätzen. Um diesen Salat zu gewinnen, schlägt man die Cichorienwurzeln dunkel im Keller ein und hält sie mäßig feucht; sie treiben dann gelbweiße, geschlossene Blätterköpfe, die man abschneidet, abblättert und mit Essig und Oel als Salat zu» rechtmacht. Die erschöpften Wurzeln sind dann nicht mehr genieß- bar. Man findet diese getriebenen Cichorien im Winter regelmäßig in den Delikatessengeschäften; sie stellen aber eine Delikatesse dar, die sich selbst der einfache Laubenkolonist leisten kann. Wer im Juli Winterrettiche gesät hat, nimmt sie Mch jetzt heraus, schneidet die Blätterköpfe ab und schlägt dann nie Wurzeln im Keller in etwas feuchten Sand ein. Genau so ver- fährt man mit Karotten. Ueber die Behandlung des Winterobstes ist nicht viel zu sagen, denn die Ernte war in diesem Jahre fast überall gering, und da, wo Familie ist, wird bald damit aufgeräumt sein. Bei vielen hungrigen Mäulern hält bekanntlich das beste Dauerobst nicht. Wer aber in der Lage ist, haltbare Sorten länger liegen lassen zu können, dem empfehle ich in erster Linie die Aufbewahrung im frost- und mäusefreien Keller. Die Früchte werden hier direkt auf Latten ohne weiche Unterlage gelegt, aber so locker, daß sie sich gegenseitig nicht berühren. Letzteres ist wichtig, weil bei dicht nebeneinander- oder gar noch in mehreren Lagen übereinandergelegten Früchten eine einzige faulende rasch die ganze Nachbarschaft ansteckt. Je mehr man das Licht ausschließen und eine möglichst niedrige Temperatur erhalten kann, die sich nur 2— 3 Grad über dem Ge- frierpunkt hält, um so länger kann man dal Obst erhalten. Für Aufbewahrung in der Wohnung gibt es infache Schränke mit vielen Schubladen, die man sich selbst herstellt, auf die mau aber auch verzichten kann. Auf Schränken in kühler Stube läßt sich sehr viel Winterobst unterbringen. Hier erreicht man den Lichtabschluß durch einfaches Ueberdecken der Fruchtlage mit Zeitungspapier. Zu
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29 (1.11.1912) 213
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