- 852-beachten ist, daß manche Früchte die Neigung haben, in irockenenRäumen bald welk und saftlos zu werden. Dies trifft namentlichfür alle grau gefärbten Renetten zu. die bei erhöhter Luftfeuchtig-keit, die andere Torten leicht in Fäulnis überführt, lange prallund gesund bleiben. Manche dieser Sorten, wie die Kanadarenetteund die graue französische Renette, lassen sich unter Berücksichtigungihres Feuchtigkeitsbedarfs bis zum Juni tadellos aufbewahren. Esist aber wichtig, in feuchteren Ueberwinterungsräumen, wie bereitsoben bemerkt, die Früchte nicht auf eine weiche Unterlage zu legen.Mag diese nun aus Papier, Stroh, Heu, Torfmüll oder Sägemehlbestehen; alle diese Materialien ziehen die Luftfeuchtigkeit an,riechen dann dumpf, und dieser dumpfe Geruch überträgt sich aufdas Fruchtfleisch der Winteräpfel und gibt ihnen an Stelle desnatürlichen Aromas einen mehr oder weniger widerwärtigen Ge-fchmack.Der Laubcniolonist hegt natürlich auch den Wunsch, dieBlütenpflanzen, die er den Sommer über mit Liebe ge-pflegt hat, und die ihn bis zum Eintritt des Winters durch dank-bares Blühen erfreut haben, dem Winterftost zu entreißen. Frei-lich lassen sich nicht alle diese Pflanzen retten, denn viele von ihnxn,die Sommerblumen, beschließen mit Eintritt der frostigen Jahres-zeit ihr kurzes Leben. Hart und unverwüstlich sind die Stauden,die man in den meisten Fällen dem Wtinter sorglos überlassen kann,nur Nelken, Goldrute und einige andere werden gern von denMäusen zerfressen. Wie man Rosen und sonstige nicht winterharteSträucher schützt, habe ich ftüher bereits erläutert. Nicht Winter-tarte Knollen, wie die der Dahlien, Canna, der Wunderblume, deslauen Salbeis, der Gladiolen, Begonien u. a. sind spätestens jetztauszunehmen. Das abgestorbene Kraut wird über der Knolle abge-schnitten. Die Knollen muß man mit heim nehmen und dann imKeller auf mäßig feuchten Sand lagern. Im Winter sind sie abund zu durchzusehen, von faulenden Teilen mit scharfem Messerzu befreien und dann an den Schnittflächen mit gepulverter Holz-kohle einzustreuen. Von diesem Verfahren weicht die Uebcrwinte-rung der Gladiolen und Begonien ab. Diese werden nach demAusnehmen vollständig von der anhaftenden Erde gereinigt undbann in einer luftigen Kammer lufttrocken gemacht. Ist dies ge-fchehen, so schneidet man die abgetrockneten Wurzeln ab und über-wintert die gereinigten Knollen trocken und frostfrei in irgendeinerSchublade.Auch bessere Blütenpflanzen, wie Hortensien, Fuchsien, Pelarigonien u. a., lassen sich überwintern. Bei Pelargonien kommtes darauf an, sie rechtzeitig anfangs Oktober in möglichst kleineTöpfe zu pflanzen; sie erfordern Ueberwinterung am Fenster einesnur mäßig warmen, aber absolut frostfreien Zimmers. Man hältsie hier währenv des ganzen Winters mehr trocken als feucht, d. h.läßt die Erde immer erst staubtrocken werden, und gießt dann soborsichtig mit überschlagenem Wasser, daß weder Blätter nochZweige benäßt werden. Jedes Benässen der Pflanze selbst hatsofortige Fäulnis zur Folge. Gilbende oder faulende Blätter reißtman nicht ab, sondern schneidet sie so, daß ein längeres Blattstiel-stück an der Pflanze haften bleibt, das nach und nach abtrocknenmuß. Die am Grunde eines jeden Blattstieles sitzenden zwei Blatt'schuppen entfernt man im Wintxr stets, da von ihnen leicht die gefürchtete Stammfäulnis ausgeht. Angefaulte Zweige mutz manunterhalb der fauligen Stellen mit scharfem Messer abschneidenund die Schnittfläche dann mit Holzkohlenpulver bedecken. Anfang?März schneidet man dann die Pelargonien zurück, falls überhauptnoch etwas an ihnen zu schneiden ist. verpflanzt sie in größereTöpfe und gießt wieder regelmäßig, sobald sich der junge Trieb inbeb Entwickelung befindet.Müheloser ist die Ueberwinterung bei solchen Blütenpflanzen.die jetzt naturgemäß das Laub werfen, wie Hortensien und Fuchsien.Beide sind fast winterhart; im milderen Klima Englands sindetman sie häufig als stattliche Gartensträucher im Freien kultiviert.Wir tun besser daran, sie auszunehmen, mit dem Wurzelballen»m Keller einzuschlagen und hier nur sehr mäßig zu gießen. Eswird nur soviel Wasser gegeben, um das Einschrumpfen der Rindeund das damit verbundene Vertrocknen der ganzen Pflanze zu ver-sjiDdern. Auch Rosen, die man zur Sicherung gegen Diebe von derParzelle nimmt, um sie im Keller zu überwintern, werden hier inder gleichen Weise behandelt. Auch Alpenrosen, Kirschlorbeer,Lorbeer Evonymus und ähnliche bessere, immergrüne Gehölzekönnen im Keller überwintert werden, verlangen hier aber etwasMehr Feuchtigkeit, da sie ihre Daucrblätter erhalten müssen.Zur Ueberwinterung von Gemüse, Knollen und Schmuckpflanzendienende Kellerräume dürfen weder dumpf noch naß sein; sie ver-langen bei milder Witterung gründliche Lüftung. Kellcrräume,deren feuchte Wände mit Schimmel und Pilzen bedeckt sind, sind alslleberwinterungslokale für lebende Pflanzen ungeeignet. Bevorman seine Pflanzen solchen Kellerräumen anvertraut, riskiere manlieber deren Ueberwinterung unter guter Bedeckung im Freien.kleines feuilleton.Volkswirtschaft.Die Petroleumerzeugung der Welt. Zur Zeit,i« der sich Deutschland eine größere Selbständigkeitim Petrolemnhandel erwerben will, ist ein« Uebersicht w*ft>kommen, die eine erste Auskunft der Petroleumerzeugungder ganzen Welt«während des vorigen Jahres gibt.Die Ziffern sind von der Landesuuteus uchuwg der Vereinigten Staaten gesammelt und in ihrem Bulletin veröffent-licht worden. Alle Länder, in denen überhaupt Erdöl gewonnenw-ird, haben eine Zunahme der Produktion zu verzeichnen gehabt,mit einziger Ausnahme von Kanada. Der Gesamtertrag belief sichauf etwas mehr als Millionen metrische Tonnen, was eineZunahme gegen das Vorjahr um rund 2,7 Millionen Tannen be-deutet. Davon lieferten die Vereinigten Staaten nahezu zweiDrittel, genauer 63,8 v. H. oder der Menge nach fast 36 MillionenTonnen. Die Zunahme der Förderung in den Bereingten Staatenseit 1616 wird auf 1,4 Millionen angegeben. An zweiter Stelleunter den Petroleumländern der Erde steht bekanntlich Rußland mitmehr als 9 Millionen Tonnen. Ungefähr gleich reihen sich Galizien�Rumänien und das holländische Ostindien an, indem jedes DieserLänder rund IMi Millionen Tonnen zum Weltertrag beigesteuerthat. Sie sind aber sämtlich in überraschender Weise geschlagenworden von Mexiko, wo sich innerhalb eines JahreS die Gewinnungvon Petroleum auf mehr als das Vierfache gehoben hat, nämlichvon 446 666 Tonnen auf fast 1,9 Millionen Tonnen. In den Ver»einigten Staaten find die Preise für Erdöl übrigens in den ein-zelnen Staaten an der Quelle selbst sehr verschieden. Am billigstenwar es während des vorigen Jahres in den Staaten Kalifornienund Oklahoma, die allerdings auch den weitaus größten Ertraglieferten. Kalifornien wird bald an Erdöl mehr verdienen alsan Gold. Daun folgten die Staaten Illinois, Pennsylvamen, Texas.Louisiana, Kansas, Kolorado, Westvirginia und New Dork. In denletzten beiden Staaten war der Preis fast dreimal höher als inKalifornien. Die Vereinigten Staaten sind übrigens auch mit derPetroleumfeuerung in der Kriegsmarine im letzten Jahr sehr vor-angekommen, und zwei neue im Bau begriffene Schlachtschiffewerden sogar ausschließlich Oelfeuerung erhalten. Im laufendenJahr wird der Verbrauch der amerikanischen Marine an Erdölbereits auf fast eine Million Hektoliter geschätzt.Aus dem Tierreiche.Eine neue Art von Wirbeltieren. Gondwaüaland,dieser versunkene Erdteil der Urwelt, der auf der SüdhalbkugelAfrika mit Indien verband, war von einer Tierwelt bevölkert, wiesie so wunderlich und seltsam nie wieder gesehen worden ist. EinGeschöpf dieses verschollenen Kontinents, der in der Jurazeit unter-ging und an dessen Stelle der Indische Ozean trat, lebt noch inunsere Tage hinüber und ist erst vor kurzem in den nachtdunkleNWäldern des holländischen Neuguinea entdeckt worden. Von diesemmerkwürdigsten Tier des australischen Erdteils, dem„Vlies-i g e l", erzählt Wilhelm Bölsche in„Ueber Land und Meer". DieGondwanatiere glichen teils Reptilien, teils Säugetieren, teilswar es, als wolle sich in ihnen ein ganz neuer dritter Typusbilden, der aus den verschiedenen Tierklassen grotesk zusammen-gestückelt war. An diese phantastische Laune der Natur aus Ur-Weltstagen erinnert heute noch das sagenumwobene Schnabeltier.Schon vor Jahren wies ein einzelner Schädel die erste Spur, daßin Australien große Landschnabeltiere vorkämen; nach und nachaber hat eS sich herausgestellt, daß das eigentliche Entfaltungs-gebiet dieser Landschnabeltiere in unseren Tagen Neuguineaist. Hier wohnen mehrere jener großen Sorten, für die man denNamen„Vliesigel" erfunden hat, wenngleich'die meisten dieserArten kein weiches Vlies, sondern wirkliche Stacheln besitzen.Zum erstenmal ist ein solcher lang- und dickstacheliger Vlies-igel in den Zoologischen Garten zu Amsterdam lebend gelangt.Fast wie ein winziger Elefant sieht dieser einzigartige Geselleaus: der Schnabel biegt sich zu einem gewaltigen krummen Rüsselwie ein Pfeifenrohr ein; der Leib wird bei diesem Stacheltier vonhohen, ganz elefantenartigen Säulenbeinen getragen. Dazukommen noch die stark ausgebildeten äußeren Ohrmuscheln. Unddoch hat dieser„Elefant von Neuguinea" in WahrhMt nichts miteinem Elefanten zu tun; er ist vielmehr der letzte Bote aus jenemgeheimnisvollen untergegangenen Gondwanaland, der Vertretereiner neuen Klasse der Wirbeltiere, die nach der Ansicht mancherZoologen gleichwertig neben Reptilien, Vögeln und Säugetierenstehen müßte. Diese Schnabeltiere sind ja keine echten Säugetiere,denn man weiß, daß sie den der Schildkröten ähnliche Eier legenund daß ihre Bluttemperatur je nach der äußeren Luftwärme steigtund fällt, eine Eigenschaft, die die wechselwarmen Reptilien vonden dauerwarmen Säugetieren unterscheidet. Nun haben sie aberbereits das Haar des Säugetieres, wenigstens in der Form vonStacheln, und ihre Jungen werden noch im Ei durch Säfte desMutterleibes, später aber durch eine Art Muttermilch selbst ge-nährt. Mischbildungen zwischen Reptil und Säugetier sind sie,geradeso wie jene alten Gondwanatiere, die Saurier und saurier-ähnlichen Wesen, in deren Knochenbau Reptil und Säugetier gleich-sam miteinander rangen und daneben eine dritte Klasse sich durch-zukämpfen schien. Je genauer in letzter Zeit das Gesamtgcrippedieser uralten Tiere bekannt wurde bis fast in jede Einzelheit, destosieghafter machten sich die Uebereinstimmungen zwischen denSauriern und den Schnabeltieren geltend.Berantw. Redakteur: Alfred Wielen, Neukölln.— Druck u. Verlag: vorwärtsBuchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul SingertCo., Berlin