-
882
Hochzeitsfuchen waren trefflich geraten. Allein die Köchin, Schwarzwald jest viel feltener fingen hört, als in früheren Jahren, die man aus der Stadt verschrieben hatte, tochte der Walk- wird mir auch noch von vielen anderen Beobachtern bestätigt. müllerin nicht zu Gefallen. De Frau hatte in einem herr- tauben, verlieren durch die Abholzung des Waldes überhaupt thre Die Vögel, die nur in Baumhöhlen brüten, wie Specht , Hohl schaftlichen Hause gedient und fuhlte fah in ihrer Ehre ge- Niftgelegenheit. Hier muß allerdings zugegeben werden, daß fich fränkt. Während das Haus sich mit Gästen füllte, erscholl in einzelne Tiere troßdem eine neue Brutstätte zu verschaffen wissen. der Küche lautes Geschrei. Wütend gebot der Waltmüller So haben zum Beispiel die Hohltauben in Quedlinburg jeht viel Ruhe. fach in Felsspalten und gar auch in Kaninchenhöhlen ihre Nefter Unter strömendem Regen hatte das junge Paar die gebaut! Aber alle, die übrigen Höhlenbrüter, wie Wendehals , Kirche verlassen. Das bedeutete nichts Gutes. Auch die Fliegenschnäpper, Meisen, Rotschwänze, Baumläufer, Wiedehopf, Rede des Geistlichen war mit Kopfschütteln aufgenommen Turmfalt, Eule und manche andere werden sich aller Wahrscheinworden. Der Pfarrer hatte die Brautleute ermahnt, allezeit lichkeit nach nicht so leicht an derartige Unterschlüpfe gewöhnen, der Hoffart zu wehren, die das Glück aus dem Hauſe treibe. höchstens eher an fünstliche Nistkästen. Durch die besonders mit dem Kahlschlag in den Wald getragene Immer sollten sie sich vor Augen führen, daß ihre Habe bloß inruhe werden an manchen Stellen auch größere Bögel vertrieben. Lehngut sei. Geld dürfe nicht der Maßstab sein, den sie an So ist der Uhu in deutschen Landen nur noch ein sehr seltener Gaſt. fich und andere legten. Vor Gott habe doch nur Wert, was der Diese unsere größte Eule, die als Mäufevertilgerin für den LandMensch in seiner Seele trage. Auch den Geringsten dürfe mann von nicht zu unterschäßender Bedeutung war, läßt nirgends man um seiner Armut willen nicht verachten und drücken. mehr nachts im deutschen Hochwalde ihren schauerlich schönen Ruf Alles unterliege dein Wandel hienieden. Niemand sei vor erschallen; in den Zoologischen Gärten findet man die letzten als dem Bettelbrot sicher. Die Bauern faßen mit finsteren Ge- lichen Vogel, den der Landmann vielfach selbst im baren UnverRaritäten aufgehobenen Eremplare! Man versucht diesen nüßfichtern da. Teufel auch! Was focht den Pfarrer denn an, stande an die Zore seiner Scheunen nagelte, hier und dort wieder daß er mit der Schwarzbürste über die Brautleute fuhr? Er einzubürgern, wenigstens famen in letzter Beit aus Süddeutschland bekam seine Traugebühr. Dafür hatte er eine schöne und aus Böhmen und Ungarn derartige Nachrichten. Predigt" zu halten. Ohnehin tvar er ein Ausländischer, der Welchen Schaden der Kahlschlag im Walde anrichtet, wurde gar- nicht wußte, um was sich der Doppch( Kreisel) hier drehte. befonders flar, als man z. B. im Revier Ilfeld im Harz alte Noch beim Kaffee im Brauthause wurde die Rede. be- Buchenbestände gänzlich abholzte. Das Auerwild verschwand kurz frittelt. Erst der Regen, der, nachdem er eine Weile nach- darauf vollständig. Ebenso ist auch in den größten Teilen Deutsch gelassen hatte, wieder mit Gewalt herunterrauschte, gab dem lands das Haselhuhn eine Seltenheit geworden. Gewiß hat hier Gespräch eine neue Wendung. Seit Wochen folgte ein Guß starken Rückgang beigetragen, wie man borzüglich an russischen auch zu übermäßige unvernünftige Nutzung des Wildes zu seinem dem andern. Die Aecker wurden zur teigigen Masse, in der Verhältnissen ersehen kann. Dort ist das Federwild in unglaub die Pflanzen nicht wurzeln fonnten. Die auf eine leidliche lichem Maße in wenig Jahren zurückgegangen, aber man hat dort Ernte gerechnet hatten, sahen ihre Hoffnung zu Wasser auch in unglaublicher Weise darunter aufgeräumt und mit einer werden. Die Erträgnisse des Ackerlandes waren im hohen wahren Jagdwut alles niedergeschossen, was vor den Lauf zu beVogelsberg an sich gering. Was man zog, wurde in der kommen war. Man höre nur einige Zahlen an! Allein in der eigenen Wirtschaft verbraucht und verfüttert. Einzig die Umgegend von Kostroma wurden in einem Jahre( 1896) nicht Viehhaltung war rentabel. Der Peter Margolf erzählte, er 88 000 Stüd Baselwild erlegt! Aber wir sind auch keine Heiligen, weniger als 22 000 Stück Auerwild, 29 290 Stück Birkwild und habe für zwei Kühe Simmentaler Kreuzung neunhundert ja nicht einmal viel besser als der Russe"! Stets schimpfen wir Mark verlangt und erhalten. Die Körkommission, die die auf die grausamen Italiener, die Hunderttausende unserer Sing Viehbestände der Bauern überwachte und ihre Schildchen an vögel in ihren himmelhoch gespannten Fangneßen wegschnappen die Häuser heftete, machte es den Händlern leicht, den Weg und abschlachten. Aber auf dem winzigen Helgoland, das selbst zu gutem Mastvieh zu finden. Der Butternidel bemerkte, nicht leben und sterben kann, werden jährlich zirka 25 000 Stüd wenn früher ein Schlachtschwein hundertachtzig Pfund ge- Feldlerchen, Steinschmäher, Amseln und Singoroffeln vernichtet. wogen habe, sei das erstaunlich viel gewesen, jetzt seien drei Sierher gehört, was dem Verfasser der Naturdenkmäler, H. Conhundert Pfund keine Seltenheit mehr. So hätten sich die went, ein Gewährsmann erzählt. Dieser hatte jahrelang in Magdeburg , an seinem Wohnort, die Aushänge der DelitateßBeiten geändert. Er selbst verlegte sich auf Yorkshireschweine. warenhandlungen durchmustert, aber unter den vielen Tausenden Doch tadelte er ihre schwachen Knochen und ihre Empfindlich von Vögeln nur ganz bereinzelt den Krammetsvogel bemerkt, vielfeit gegen Hitze und Froft. Er könne es wohl begreifen, daß mehr beobachtete er, daß der gesamte Fang neben einigen Amseln manche Leute der Landrasse den Vorzug gäben. und Weindrosseln aus Exemplaren unserer Singdrossel bestand. Diese aber ist ein ausgezeichneter Sänger, der besonders unsere Hügellandschaften belebt und hier den Spaziergänger nicht nur durch seinen lieblichen volltönenden Gesang sondern auch durch sein zutrauliches und munteres Wesen und Gebaren ergött.
( Fortsetzung folgt.)
Ausfterbende Vögel unferer Heimat.
-
Die Abholzung unserer Wälder nimmt immer gefährlichere Dimensionen an. Ohne Rücksicht auf die Schönheit der Landschaft, auf den gesundheitlichen Nutzen des Waldes und auf den für die Tierwelt sich ergebenden Schaden werden unaufhörlich neue Waldgebiete abgeholzt oder doch für den Schlag bestimmt. Der Rückgang im Wildbestand und in der Vogelwelt, der durch diese Radikal wirtschaft herbeigeführt wird, ist ein jo bedeutender, daß einmal darauf hingewiesen werden mast, zumal viele unserer Vogelarten und eine beträchtliche Reihe on Säugetieren unserer Heimat mehr und mehr der Vernichtung anheimfallen. Man erwäge nur einmal, wie viel Vögeln dadurch allein die Lebensbedingungen genommen werden, daß das Unterholz im Walde von einer gänzlichen Abholzung ganz abgesehen der Forstkultur" zum Opfer fällt. Unsere besten Sänger gerade wie Zauntönig, Grasmüde, Rottehlchen, Nachtigall nisten nur im dichten Gebüsch, das leider auch auf dem freien Lande der Landwirtschaft vielfach vollständig weichen muß. Hans Thoma , ver als Landschaftsmaler zugleich viele Naturbeobachtungen gesammelt hat, hat hier ein beachtenswertes Wörtlein gesprochen:" Da dürfen Forstverwaltungen und Gemeindebehörden doch daran erinnert werden, daß diese Sänger gern an Waldbächen wohnen, und daß das unsinnige Weghauen des Buschwerts, wie es besonders im Schwarzwalde, wie mir gesagt wurde, sogar mannigmal auf obrigkeitlichen Befehl oder auch um eine paar Hand voll Hau mehr 31 erzielen, seit Jahren hindurch berübt wurde, gar vielen Vögeln die Brutstätte zerstört hat. Wenn sie jetzt aus den Gefahren des Welschlandes wieder heimkehren, können sie nicht so froh sein, wie sie wollten, da sie aufs neue überlegen müssen, wohin jetzt? In solchen Gebüschen habe ich in meiner Jugend viele Vogelnester entdeckt, ich habe aber keine ausgenommen. Meine eigene Wahrnehmung, daß man im
-
-
Bei einem anderen, einem unserer schönsten Vögel, könnte man es sich eher erklären, daß man über ihn, wo er sich auch nur blicken läßt, mit einer wahren Vernichtungswut herfällt und ihm auch um seiner Schönheit willen keinen Pardon gibt. Wer hat heutzutage schon draußen in der Natur bei uns in Deutschland einen Reiher, einen Silberreiher gesehen? ja, auf Bildern! Einstmals waren der Reiher noch so viele bei uns, daß man von jedem Schloß aus nur einige Wege weit zu gehen oder reiten brauchte, um am nächsten Fluß- oder Seeufer diesen eleganten Vogel anzutreffen. Seine Eristenz wird uns heute nur noch durch die" Reiher" auf den Hüten der Damen zum Bewußtsein gebracht. Heute sieht man diesen schlanken, schönen, vornehm gefärbten Vogel, der jeder Landschaft zur Zierde gereichen würde, gewöhnlich nur in ausgestopften Exemplaren als vorweltliche Wunderdinge im naturwissenschaftlichen Museum. Läßt sich dieser berüchtigte Fischjäger, dem man nicht einmal diese Fastenkost gönnt, doch noch irgendwo sehen, wird unnachsichtlich nach ihm geknallt. Fischervereine und selbst solche selbstgerechten Wesen, wie Staaten, haben Prämien auf seine Vernichtung gesetzt. An dieser Stelle sei es noch einmal erlaubt, Hans Thoma ein zweites Wörtlein sprechen zu lassen, mit dem er so trefflich für unsere Raubvögel eintritt ja, für unsere Raubbögel"! Zaunig beginnt er:" Die Singvögel haben sich in einer Petition an mich gewendet, ich weiß nicht, wie sie es erfahren haben, daß ich jeht Mitglied der ersten Kammer bin auch einige Raubvögel haben unterschrieben, und weil sie so schön sind, möchte ich auch für sie ein gutes Wort einlegen, daß man sie nicht so unbedingt ausrotten möge. Ich denke, der Haushalt der Natur ist doch wohl viel komplizierter als der Haushalt des Staates, und wer vermag es so genau zu wissen, ob nicht am Ende auch diese Räuber eine Aufgabe zu erfüllen haben." Tatsächlich sind die Raubtiere nichts anderes als die Gefundheitspolizei unseres Nußwildes und die Ventile der Natur in den Jahren, in denen einzelne Tierarten sich zu stark vermehren. Die Schneeule, die sonst ihr Neft gewöhnlich mit drei bis höchstens fünf Giern belegt, brütet in den Zeiten, wo unabsehbare Lemmingsmassen die Zundren überschwärmen,
-