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farl:„ Du feist in Geschäftssachen ausgeedt, weißt, was debei Die mußten ihre Klippen um fo gewiffer acigen, je mehr Hauptim Spiel liegt, tust ja auch net für eine faule Nuß. Mach's, mann als Dichter ein Eigener war, der seinen Weg aus dem Die wie's recht is und auf uns net> oft zusammen. Dadezu innersten Drange seines persönlichen Lebens gehen muß. zwanzig Jahre und mehr, die dieser Mann seinen Ader gepflügt haben wir keine Zeit." und besät und beerntet hat, stellen ein Gedränge von Siegen und Niederlagen, Erfüllungen und Enttäuschungen dar, Enttäuschungen des Dichters ebensowohl wie der Zeitgenossen und dennoch immer ein starkes Ausharren in raftlosem Schaffen und immer wieder ein Offenbaren merkwürdiger Kraft. Dies Kampfvolle seiner Dichterlaufbahn, dies Auf und Ab in der Gunst derer, die an seiner Kunst geistig, seelisch teilnehmen, ist geradezu ein wichtiges Merkmal seines Lebens geworden, ein Zeichen seiner Art sogar. Denn über alles andere hinaus fündigt sich darin der Mensch an, der seinen Weg nicht nach äußeren Einwirkungen, sondern nach Richtfräften nahm, die in ihm selbst lebendig wurden und von deren Befriedigung sein Dasein abhängt wie das Leben von der strahlen
Der Krämerskarl hatte sein Bestes get.n, fich über das Tändliche Genossenschaftswesen zu unterrichten, insbesondere über die Buchführung, die den Darlehnskassen vorgeschrieben war. Bei dem Vertrauen, das er im Dorf genoß, und bei der Unkenntnis der Ba: ern in geschäftlichen Dingen war ihm von Anfang an die Freizeit gewährt, sein Amt nach eigenem Gutbefinden zu verwalten. Zunächst lag ihm ob, einen Geldschrank zu beschaffen. Es dauerte denn auch nicht lange, da Iud der Knecht des Fuhrmanns Blitt aus Lauterbach mit Unterſtügung einiger handfesten Männer das wichtige In ventarſtück vor dem Häuschen des Krämers ab.
Dieser legte den Gaffern, die das eiserne Ungetüm umringten, Bau und Einrichtung iar. Der Umfassungsmantel war aus einem Stück gebogen, Boden und Deckel waren eingeschweißt. Die im Innern angebrachten Sammern boten gegen Brand und Diebstahl Sicherheit. Allgemeine Bewunderung erregte der geheimnisvolle Schlüssel. Der Polenschmied trieb seinen Mutwillen und sagte:„ Donnerschlag noch emal! Das is der Schlül zum Paradies. Früher behielt den unser Herrgott für sich. Alleweil hat ihn so ein Rechner in den Händ'? Gebrüder, mit dem müßt ihr euch halten!" Sobald am Gericht der Eintrag der neuen Genossenschaft ins Register vollzogen war, wurden die Kassentage festgesetzt. Das Hinterstübchen des Krämers sollte fortan als Geschäftszimmer" dienen. bgesehen von dem Geldschrank hatten an neuen Geräten nur ein paar blendend weiße Holzstühle darin Platz gefunden. Von seinem brüchigen Schreibtisch, einem alten Erbstück, mochte der Karl sich nicht trennen. Wer mit ihm in seiner Eigenschaft als Rechner verhandeln wollte, mußte den Laden passieren, wo die ausgelegten Waren zu Einkäufen lockten.„ Doppelt reißt nicht!" falfulierte der Karl, ließ sich auf einen Lehnsessel nieder und harrte der kommenden Dinge.
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Als erster erschien der Kaspar Benner, ein mittelschlägiger Baner. Er bat um dreihundert Mark. Nicht für sich, wie er behauptete, sondern für seinen Knecht, der beim Bau eines Häuschens ins Gedränge geraten sei. Der Mann stehe zehn Jahre bei ihm in Dienst, nun wolle er ihn nicht stecken lassen. Wenn wir kön. ten, helfen wir gern," sagte der Karl mit Gönnermiene. Bring zwei Bürgen. urd du kannst das
Geld haben."
( Fortsetzung folgt.)
Gerbart Dauptmann.
den Sonne.
Das ist es auch, was heute, nun fich des Dichters zwanzig=" jähriges Schaffen zum Gesamtwert zusammendrängt und gebieterischer denn je als ein Ganzes genommen sein will, eine Bewegung für Gerhart Hauptmann auslöst, die seine Bedeutung so willig wirkt fast typisch als der Ausdruck des schwergrabend ringenden selbst mitten im Widerspruch- anerkennt wie feine Beit zuvor. Er Menschen. Es wäre zuviel gesagt, wollte man ihn für den typischen Kämpfer der letztdurchlebten Gegenwart ausgeben; aber seine Dichtung zeigt, daß er das weiteste Feld, auf dem heute geadert wird, mit ernster Tat durchschritten hat. Nur wo dem dichterischen Schaffen ein menschlicher Unterbau von Bedeutung gegeben ist, kann dichterische Größe herauswachsen. Wir fühlen und wissen, daß Sauptmann nicht alles erfüllte, und meinen, daß er nicht alles erfüllen wird, was unser Verlangen nach Größe des Kunstwerks, das auch heute noch ins Monumentale aufragt, voll befriedigen kann. Aber es scheint uns doch auch gewiß, daß kein( wartsdichter der Verwirklichung des Jdeals, das unseren Sinnen vorschwebt, so nahe kam, wie Hauptmann.
In einer Selbstbetrachtung hat Hauptmann einmal von der Vielstimmigkeit seines Geistes gesprochen. Das Wort barg viel und war so etwas wie eine Antwort auf heftige Angriffe, die sein Werk erfuhr. Man verneinte, daß er überhaupt ein Dramatiker sei. Aber was war ihm nicht alles an Fähigkeiten abgestritten worden in seinem jungen Leben! Wieviel hatte er selbst unluftig aufgegeben! Er war nicht bloß förperlich ein Sorgenkind. Mißerfolg reihte fich bei ihm an Mißerfolg. Er war ein sogenannter schlechter Schüler sowohl in der Dorfschule seines schlesischen Heimatsortes Oberfalzbrunn, wo sein Vater einen Gasthof führte, wie später in der Realschule zu Breslau . Die verließ er als Quartaner schon mit schlechtem Zeugnis. Er konnte nicht aufmerken; Träumerei trieb ihn auf eigene Wege ab. Die Hoffnung, ihn durch den Aufenthalt auf einem großen Gute für Landwirtschaft zu begeistern, schlug fehl. Dann glaubte man bei ihm eine Neigung für bildhauerische Tätigkeit vorhanden, aber auch auf der Kunstschule zu Breslau versagte er. Die Lust am Dichten, die ihn schon als Knabe gepact hatte, brach entschiedener denn je hervor. Man erwirkte ihm die Möglichkeit, sich in Jena in wissenschaftlichen Studien umzutun, und an die Jenenser Zeit schloß sich eine Fahrt auf einem Hamburger Handelsschiffe, das ihn ins Mittelmeer führte. In Rom 3u seinem 50. Geburtstage am 15. November. ergriff ihn im Anschauen der Kunstwerke wieder die Lust, BildIbsen, Tolstoi und Zola gaben den letzten Jahrzehnten das hauerei zu treiben, und als er nach Deutschland zurückkehrte, wollte Maz für den bedeutenden Dichtermenschen. Seit den achtziger er Schauspieler werden. In all diesem Tasten bleibt nur das eine Jahren schloß sich ihre Lebensarbeit quadermächtig zum Gesamt- die feste Linie, daß er feinen Zwang von außen ertrug und sich ausdruck ihrer Persönlichkeiten zusammen, und die nachwachsende immer mehr mit voller Kraft an dichterische Pläne hingab. Er Jugend stand unter der Wirkung ihrer Mächtigkeit. Aber nicht nur siedelte sich 1885 in junger Ehe in Erkner bei Berlin an, und hier das. Daß sie so mächtig aufstiegen, war schon ganz wesentlich auch entstand neben lyrischen und dramatischen Arbeiten das Epos ein Werk dieser Jugend, die sich eben damit geschichtlich gezeichnet Promethidenlos, das zwar fünstlerisch unzulänglich war und deshat. Sie wollte das Leben groß und ernst fassen, es in seinen halb schnell aus dem Buchhandel zurückgezogen wurde, aber doch Tiefen erkunden. Eine neue Wirklichkeit fühlte sie erwachsen, auf in der Entwickelung des Dichters eine wichtige Rolle spielte. Es die das überlieferte Anschauen nicht mehr paßte; es schloß ihren war eine Bekenntnisdichtung und ist biographisch wertvoll. In das Inhalt nicht mehr auf. Die Grundtendenz der neuzeitlichen ge- aufgewühlt ringende Innere des jungen Hauptmann läßt es schichtlichen Bewegung wurde aber gerade immer bezwingender die schauen. Größer aber noch ist seine Bedeutung, weil es den letzten Sehnsucht nach dem sindringen in das Verborgenste der Er- Schritt des unsicheren Suchens dieses Werdenden darstellt, der aus scheinungen des Lebens. Diese Sehnsucht muß in ihrem Zu- eigenster Kraft den Weg finden wollte, den er aus innerster Notfammenprall mit der Unzulänglichkeit ererbter, herkömmlicher Be- wendigkeit gehen konnte. wältigung des Lebens nur noch heftiger hervordrängen. Das eben riß die literarische Jugend um 1890 mit starkem Rud in die radikale Strömung der geschichtlichen Bewegung des Tages hinein, und mit dem gesteigerten Gefühl für das Bedeutende, das je vorhanden war und in unmittelbarer zeitgenössischer Nähe rang, gab es dieser Jugend auch größere Maß und Ziele für das, was werden sollte. In diese Zeit der mächtigen Vorbilder und höchsten Hoffnungen fiel Gerhart Hauptmanns junges Werden und erites Siegen, und wenn nun das, was er damals dichterisch schuf, die Einwirkungen der großen Kräfte seiner Gegenwart deutlich genug verriet, so ist seine Erscheinung als Dichter so recht in das Getriebe der Hoffnungen, die damals nach Verwirklichung schrien, gelangt.
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Er selber rang in diesem Getriebe von Notwendigkeit und Erwartung. Sein erster Schritt in die Oeffentlichkeit jene dentwürdige, wildbewegte Aufführung des Dramas„ Vor Sonnen aufgang " am 20. Oktober 1889 wurde durchaus als eine Tat der aufbegehrenden jungen Generation empfunden. Er galt fortan als der Berufene ihres Willens. Das hob ihn mit starken Armen empor. Es schloß aber auch schwere Gejahren und Konflikte in sich.
Alles in dieser jungen Entwidelung ist auf ein Selbstbegreifen und auf ein Schaffen in persönlichster Freiheit, auf Selbstzucht aus tiefstem Naturbedürfnis gerichtet und arbeitete in ihm mit dem erschütternden Drange einer heiligen Mission. Die Inbrust dieser Selbstzucht mußte aber in wilder Unruhe auflohen, als es galt, fich an der Außenwelt abzuprüfen, sich gegen die gefährliche Macht ihrer Hemmungen zu behaupten. Das Qualvolle des Kampfes bezeugte schon die Promethidendichtung. Aber die Möglichkeit, die Qual in der erdrückenden Fülle ihrer Formen auszusprechen, gab erst das Drama. In dem Roman des„ Emanuel Quint ", des Narren in Christo", sind die Stimmungen dieser Zeit ergreifenden Ringens mit den unüberwindlichen Gegensäßen, Widersprüchen, Hemmungen der Außenwelt ausgebreitet. Man muß diesen 20 Jahre später veröffentlichten Roman in die Dramen der Frühzeit Hauptmanns verankern, und man hat die Bewegung, aus der jene Werke ge= boren wurden, man hat den Tolstoi- Geist, der den Dichter damals ergriff und durchbebte. Als Tolstoi starb, schrieb Hauptmann: „ Die Welt hat ihren zweiten Savonarola verloren. Viele haben Tolstoi für einen Narren gehalten. Auch Jesus , den Heiland, hielt man dafür. Er war ein Mensch. Er war unser Bruder.
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