fliegt. Wenn die tragische Schluhwendung: da� Soth in der Furcht, sie könne, durch ihre Abstammung belastet, ihm keine lebenSfäbigen jtinder schenken, sich von ihr kosreifct, auch einen Beigeschmack de« theoretisch Konstruierten trägt, war die Entstehung dieser Liebe um so ursprünglicher vom Dichter dargestellt, mit uuderwelklich frischem Reize guellender Natürlichkeit geschmückt. In der Kampagne, die die einige Monate nach dem Erscheinen von Hauptmanns Erstling konstituierte«Freie Bühne" führte, war dieses Drama der Schlager, das Programm werk an dem Begeiste­rung und Entrüstung sich am heftigsten entzündeten; der Kampf, der bei der Aufführung tobte, fand in der Preffe seine Fortsetzung. ES schien da eine Kunst sich anzukünde«. von der sich hoffen liest. dast fie. im lebendigen Konnex zur Gegenwart, auf deren graste soziale Hintergründe und ringenden Kräfte im Bübnenbilde schauen lafien werde. Und diese Hoffnung die dann freilich nur spärliche Erfüllung fand, war e«. die mit in erster Reihe damals zur Grün- dung der Freien BolkSbühnr trieb. Hauptmanns Stück gab einen entscheidenden Anstost. und wurde gteich nach Ibsens «Stützen der Gesellichast", der Eröffnungsvorstellung, dem Spielplan d«S Vereins einverleibt. K o n ra d Schmidt. Kleines Feuilleton Die Freundin. Ich kannt- zwei Mädchen. Das eine war grost. stark und schön wie eine nordische Königin der Sage. Sein Schreiten war jubelnde Menschheit, sein Schauen schwingende Freude. Aus all seinem Tun strömte schaffendes Leben und wenn man mit ihm sprach, faßte man schwer den Sinn seiner Warte; es war, als tönte eine Glocke und riefe zur verzückten Andacht vor diesem herrlichen Menschen. Das andere Mädchen war klein, verwachsen; aus einem Pocken- grubigen Geficht krach sein Blick im Staub. Mau nannte esdie Kröte"!..... Diese zwei Mädchen lebten geschwisterlich zusammen und liebten sich sehr. Das verwachsene Mädchen ging immer im Schatten des großen, schönen und freute sich, wenn ein Fünkchen Sonne , ein wenig Freude von diesem auf fie herabglitt. Das königlich« Mädchen aber liebte in der Buckligen ueben sich den Gegensatz zu seiner Schönheit, der es alle Tage erinnerte, wie stark und herrlich es in diesem Dasein stünde, wie der Schöubeit alle guten und weisen Dinge der Erde huldigend«ntgegcnwandern, indes der Häßlichkeit nur Verachtung oder armseliges Mitleid in den dürftigen Schoß fällt. Aber es liebte auch seine kleine Freundin, weil es fühlte, daß Güte verborgene Schönheit und Kraft sei, und es staunte oft, wie reich das Herz des pockennarbigen Mädchens an Güte war. Da kam einst einer mit einer seltsam betörenden, nicht in Worte zu fassenden Pracht der Lüge ein Liebeskünstler, der mit prunkenden, glitzernden Sätzen zu dem schönen, großen Mädchen von der Liebe sprach." Und mit der ganzen glühenden Sehnsucht seiner gesunden Jugend gab sich ibm das herrliche Mädchen. Es vergaß alles um sich herum, nicht zuletzt seine bucklige Freundin. Diese zog sich ganz in ibre einsame Häßlichkeit zurück und wagte nicht, in diesem Lichte sich mitzusonnen. Der Kröte gehörte die Nacht. Es kam aber«ine Stunde, wo die brennende Qual, das sonne­vernichtende Elend über das schöne Mädchen ihr schwarzes Tränen- tuch warfen. Der Liebcsküus.ker hatte sie Betörte Verlaffen, als sie sich durch ihn Mutter fühlte. Run stand sie da im schrecklichen Dunkel des Schmerzes und Enttäuschung. Neben sich nur die Bucklige, die der Verlassenen die Hand streichelte und sie mit samtener Stimme tröstete. Alle Menschen wichen der Gefallenen aus und keine guten und reifen Dinge schritten ihr mehr sehnsüchtig nach dem Hauche ihres Mundes verlangend entgegen. Nur dieKröte" blieb bei ihrer schmerzensreichen Freundin. Diese gebar einen schönen starken Knaben. Einige Wochen nach der Geburt ihres.Kindes verließ die junge Mutter das Haus und versank in den dunklen Strom des Groß­stadtlebens eine Zerbrochene. Den Knaben zog das höckerige und pockennarbige Mädchen auf und formte atis ihm einen schönen, starken Menschen mit einer guten, frohen Seele. Ich kannte zwei Mädchen. Das eine war grost, stark und schön; sein Schreiten war jubelnde Menschheit, sein Schauen schwingende Freude und sein Ende war Nacht. Das andere Mädchen war klein und verwachsen, aus seinem pockengrubigen Gesicht kroch der Blick im Staub; aber sein Ende war sonniger Tag. Alfons Petzold . Vom Meuschen. Die Funktion der Milz. Zu den am häufigsten er- zählten, das Gebiet der Medizin berührenden Anekdoten gehört dic� _ Verantw�Redakteur-. Alfred Wiclcpp, Neukölln. Druck u. Verlag: niedliche Examensgescktchle von dem Kandidaten, der nach dem Zweck der Milz im menschlichen Körper gefragt wurde. Er ant- wortcte stotternd, daß er die Antwort noch vor kurzem gewußt, im Augenblick aber vergessen hätte, worauf der Examinator erwiderte: «Schade, der erste Mensch, der den Zweck der Milz gekannt hat, und der hat ihn wieder vergessen!" Diese Lücke in der Kenntnis des menschlichen Körpers besteht heute noch fort. Wenigstens läßt sich nicht sicher sogen, welche Aufgaben die Milz zu erfüllen hat. Wird sie durch eine Operation entfernt, so treten keine merklichen Veränderungen im Stoffwechsel des gesamten Körpers em. Den- noch habe» sich in den letzten Jahren mehrere Forcher bewogen gefühlt, einen Zusammenhang der Milz mit der Blutbildung anzu- nehmen. Als besonderes Anzeichen dafür ist der stets vorhandene Gehalt diese? Organs an Eisen bezeichnet worden. Ein bündiger Beweis für eine Mitwirkung der Milz bei der Entstehung der roten Blutkörperchen ist aber keineswegs erbracht worden, und sogar bei jungen, noch im WaMium begriffenen Tiereu scheint sich der Ersatz der Blutzellen nach Herausnahme der Milz ebenso leicht zu vollziehen wie vorher. In den letzten drei Jahren hat sich notnent- lich die Schule von Professor Asher in Bern mit der Erforschung der Milz beschäftigt, und die Ergebnisse der Arbeiten sind bisher darauf hinausgekommen, daß in der Tat ein gewisser Zusammen» hang der Milz mit der Blufbtldung doch besteht, indem das Organ für die Verarbeitung des Eisens die Hauptrolle spielt. Tiere näm» lich, denen die Milz herausgenommen worden ist, scheinen stets mehr Eisen auszuscheiden als ihre gesunden Geschwister, und auch für den Menschen ist diese Folge bestätigt worden. Erst dadurch hat man auch eine Erklärung dafür gefunden, daß bei einem Menschen ohne Milz ein Mangel an Eisen in der Nahrung leichter zu be- deutlichen Folgen führt, wenn eine Reubildung der eisenhaltigen roten Blutkörperchen besonders notwendig wird. Die Experimente. die zuletzt vorgenommen worden sind, haben diese Tatsachen derart bestätigt, daß wenigstens eine der Aufgaben der Milz jetzt für fest- gestellt gelten darf. Dieser Fortschritt ist auch von praktischem Wert, weil er eine Anweisung für die Ernährung von Menschen gibt, denen die Milz hat herausgenommen werden müssen. Technisches. Der elektrische Hochofen. Die Bemühungen, die durch den elektrischen Strom erzeugte Wärme für die Reduktion des Eisen? aus leinen Erzen sowie für da» Erschmelzen von Flußeisen und Stahl nutzbar zu machen, sind alt. Während aber die Versuche zur elektrischen Stahlbereitung lehr bald von Erfolg gekrönt waren es gibt beute bereits ein gutes halbes Dutzend verschiedener Systeme von Elekirostohlöteu hatte die Erzeugung von Roheisen im elel- irischen Ofen unmittelbar aus den Erzen bis vor wenigen Jahren nur unbedeutende Resultate zu verzeichnen. Während der letzten drei Jahre ist es jedoch in Schweden gelungen, elektrische Hochösen längere Zeil im Dauerbetriebe zu halten. Gerade in den skandinavischen Ländern, mit ihrem Reichtum an besten Erzen und an zur Erzeugung billiger elektrischer Energie verwendbaren Wasserkräften bei gleichzeitiger Armut an mineralischen Brennstoffen lag eS nahe, die Borteile des elel- irischen Betriebes auch im Hochosenprozeß einzuführen. Der erste Versuchsosen wurde im Jahre 1909 in Domnarsoet(Schweden ) er» richtet und war längere Zeit mit zufriedenstellendem Ergebnis in Betrieb. Dann wurde von dem schwedischen Jerntontor(Vereini- gung der schwedischen Eisenwerke) ein weiterer Ofen am Trollhättan gebaut. Das Aeußere des elektrischen Hochofens weicht nur wenig von dem der gewöhnlichen Hochöfen ab. Rur der unter« Teil, der Schmelzroum. ist bedeutend breiter als da» übliche Gestell und die Rast; der Schackiausbau ist der gleiche. Der Schmelzraum wird oben durch ein Gewölbe abgeschlossen, auf welchem der Schacht aufsitzt. durch dieses Gewölbe werden von oben vier Kohleelekttoden von eckigem, neuerdings rundem Querschnitt eingeführt; die Säbe find 1,5 bis 1,8 Meter lang bei einem Durchmesser von über einem halben Meter. Beim Durchgang des elektrischen SttomcS(Drebsttom von annähernd 2000 Kilowatt) durch die Elektroden bildet sich an deren Spitzen ein Lichtbogen, der da« Schmelzgut erhitzt. Die Beschickung besteht auS Erz, Kalkstein und Holzkohle; Kok« bat sich beim elektrischen Bettieb nicht bewährt. Di« übrrgen Einrichtungen, wie Windzufuhr und dergleichen, sind ebenso wie beim gewöhnlichen Hochofen. Die bei der Verbrennung entstehenden Gase werden am Kopfe des Schachtes der Gicht abgezogen und nach voll- zogen« Reinigung dem Ofen unten, wieder zugeführt. Die Vorteile des elektrischen Hochofenbetriebes bestehen vor allem darin, daß sich das erzeugte Material durch besondere Reinheit auszeichnet. Der Kohlenstoffgehalt des elektrisch«zeugten Roheisens schwankt in den beim gewöhnlichen Hochofenbetrieb bekaiinlen Grenzen; der Schwefel- und Phosphorgchalt bleibt unter den sonst üblichen Zahlen. Die erste Bedingung für den elektrischen Hochofenbetrieb ist das Vorhaitdensein von Kraftanlagen zur Erzeugung billiger elektrischer Energie, da bei dem verhältnismäßig hohen Stromverbrauch nur dann ein rentables Arbeiten möglich ist. In Ländern, die durch Verwertung reicher natürlicher Wasserkräfte über«ehr billigen Strom verfügen, wird der eleltrische Hochofen eine große Zukunft haben. Es sind dah« auch bereits in Schweden sechs weitere Anlage» im Betrieb oder im Bau.___ vorwärtSBuchdruckerelu.BerlagsanstaitPaulSiagerckEo.,BerlinLA>.