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wolle. Der Kostenaufwand sei jedenfalls bedeutend. Er heiten. Vorausgesetzt, daß die Mahlzeiten zur vorgeschriebenen Zeit hoffe, daß das Entgegenkommen der Gemeinde Herrn Bisping fertig sind und sie genügend Kleingeld durchzubringen haben, laffen ermutige, dem Unternehmen sein volles Interesse zuzuwenden. Sie Anna Maria allerlei Geschäfte treiben, unentbehrliche GegenDer Bürgermeister zeigte sich bereit, den Steinbruch an stände verpfänden, die Miete nicht bezahlen und sich aus dem Hause jagen. Ihre Philosophie läßt die beiden Männer Bisping zu verkaufen. Dieser erklärte, vorläufig komme für sich in alles finden in den bösen Tagen und sich munter und zärtlich ihn nur eine Bachtung in Betracht, doch habe er einen späteren zeigen in den guten Tagen. Zwei Brachtmenichen, zwei Perlen, Kauf in Aussicht genommen. Wegen der Pachtsumme erwarte wahrhaft würdig, eine Frau von dem Schlage Anna Morias zu beer die Vorschläge des Bürgermeisters. sizen, die sich aus dem Elend nichts macht und sich nicht schämt, das Glück beim Schopf zu faffen, dabei ihren Erfolg nicht verbirgt, sondern Verwandte und Freunde ins Freie einladet und es dabei hochhergehen läßt. Ein anderer Mensch, der im Lotto über 200 Lire gewinnt und wie Anna Maria nach allen Richtungen hin Schulden hat, hätte sich beeilt, die Gläubiger zu beruhigen, nicht wahr? Sie hingegen veranstaltete ein Fest in Ceffati Spiriti und läßt die Gläubiger ruhig Gift und Galle speien.
,, Da fällt mir was ein," richtete der Dürrhannes an den Bauunternehmer das Wort. Wie der Elmenröder selig den Schutt am Hornerhang hat abräumen lassen, is einer von den Kippern auf drei Goldgulden gestoßen. Ich will emal annehmen, Sie pachten den Bruch und finden Geld. Wie Stellen Sie sich dann dadezu?"
Bisping lächelte.
Darüber gibt's eine gesetzliche Bestimmung. Die eine Hälfte gehört dem Finder, die andere fällt der Gemeinde zu." " Das is schad'," meinte der Dürrhannes ,,, mir könnte das Ganze gebrauchen."
Ich glaub's Ihnen gern," sagte Bisping, aber es ist doch besser, Sie kriegen die Hälfte, als daß das Ganze in der Erde stecken bleibt."
Der Bemerkung wurde Beifall gezollt, ja sie brachte den Dorfvätern gleich eine hohe Meinung von der Gescheitheit des Unternehmers bei.
Morgen is Sigung ," beschied ihn der Bürgermeister, ich denk, daß wir einig werden."
Eben ericholl ein Chor von Flüchen gegen die berhaßte Klasse Hauseigentümer, Bäder, Schlächter, Krämer, alles gierige Menschen, die nur daran denken, bezahlt zu werden. Die lustige Gesellschaft verschlingt inzwischen Schüsseln boll saftiger Fleischschnitten und leert die bis an den Rand gefüllten Weinbecher.
Anna Maria lauschte mit befriedigter Eigenliebe der von der Festversammlung gehaltenen Lobrede. Als dann Schweigen eintrat, indem man eine Pyramide von erlesenem Fritto bestürmte, begann Anna Maria zu sprechen und methodisch die Regeln des Lottospieles au erflären. Sie sprach gelaffen, mit vollem Munde, unterbrach fich oft, um das Glas in einem Zuge zu leeren und mit den Fingern in die gemeinsame Schüssel zu greifen. Das Lottospiel sei ein wahres Geschenk der Vorsehung. Man bringt jede Woche 2-3 Lire aufs Lottobureau, und nach einem Jahre, vielleicht erst nach fünf oder sieben oder gar zehn Jahren, ganz unerwartet, gewinnt man eine Terne mit dem Gewinn von 200 Lire. Pofttaffe und Sparkasse? Diebeseinrichtungen der Regierung, Schliche, Vorspiegelung, um die Dummen zu fangen.
Während der Sachverständige im Ritter" einen Imbiß nahm, suchte Bisping den Krämerskarl auf, diesem über die Besichtigung des Steinbruchs und über die Verhandlung im Bürgermeisterhaus Bericht zu erstatten. Sekt wo der Winter Jegt vor der Tür stand, würde man sich darauf beschränken, das Dahingegen sei das Lottospiel eine öffentliche und ehrliche Sache, denn wenn die fünf Nummern aus dem Glückrad herauswollen, so Gestein am Hornerbang freizulegen. Drei, vier Leute konnten fann nicht einmal der Ewige Bater es verhindern, daß der kleine die Arbeit gut bewältigen. Unterdessen würde Bisping nach Junge mit den verbundenen Augen sie erfaßt. Man verliert oft, Abnehmern Umschau halten und alles in Bereitschaft seßen. fast immer, das ist wahr, aber was macht das? Wenn man gewinnt, Im Frühjahr sollte dann der Betrieb in vollem Umfang er- gewinnt man, und das Gold wird einem in flingender Münze auf öffnet werden. Bisping dachte an hundert Kipper. Vom den Tisch gelegt, und man kann es nach Herzenslust vertun. Wer Bruch sollte eine Feldbahn zum Klopfwerk führen, für dessen schlecht vom Lotto denkt, beweist, daß er nie gewonnen hat, und Anlage der Plaz am Gänsborn geeignet schien. Dazu kam wenn er nie gewonnen hat, so bedeutet das, daß er fein Glück hat, die Dampfmaschine. Dreißigtausend Mark würden im Nu und wer unterm bösen Blick geboren ist, der gehe hin und stürze berausgabt werden, reichten aber noch lange nicht hin, alle fich ruhig ins Waffer! Die Tischgenoffen stimmten dieser Rede zu mit gierig leuchtenden Bedürfnisse zu decken. Freilich sollte der Steinbruch in Augen nnd weinerglühten Gesichtern, während die Sonne in einer großem Stile betrieben werden, sollte für die hessische Basalt- Apotheose von feurigen Strahlen unterging, und in der Ferne fich industrie vorbildlich sein. die Hügel Latiums in ein grünes mit Silber durchwirktes Band auflösten. Die Luft war so kristallklar, daß die Castelli romani deutlich hervortraten; auf dem Gipfel schimmerten, in leichten Dunst gehüllt, die Häufer von Montuave; etwas tiefer erblickte man Grottaferrata , weiß leuchtend in goldigem Wasserstaub; noch weiter unten Frascati , weich in Grün gebettet und von bunten Lichtbligen betüpfelt; dann Monteporzio, einsam daliegend in seiner Rundform; Marino, das, von einer feuerglühenden Wolfe in Purpur gekleidet, gleich einem Siegeslabarum am Himmel zu schweben schien; links die lange Flucht der schlanken, ebenmäßigen Aquädukten.
Der Krämersfarl war Feuer und Flamme. ,, Wer Großes will," warf er hin ,,, hat's halb getan. Ich fann aus eigener Erfahrung sprechen."
Meinen Wohnsitz behalte ich in Lauterbach bei," legte der Bauunternehmer weiter seine Pläne dar. Das bin ich meiner Frau schuldig. Im Dorf, wo fein Arzt zu haben ist und auf mancherlei Bequemlichkeiten verzichtet werden muß, ist ihre Eristenz einfach unmöglich. Zwei-, dreimal in der Woche werde ich selbst herüberkommen. Ich stelle natürlich einen Aufseher an. Aber trau, schau, wem! Ein Kollege von mir im Lumdatal ist, wie ich fürzlich gehört habe, durch einen spizbübischen Werkführer um ein großes Kapital beschwindelt worden. Ich brauche jemand, auf den ich mich ganz und gar berlassen kann, der in meiner Abwesenheit nach dem Rechten sieht. Und da hab ich an Sie gedacht, Herr Rendant. Ich verlange das nicht umsonst. Ich zahle Ihnen für Ihre Mühewaltung jährlich tausend Mark."
( Fortsetzung folgt.)
Sie waren ihrer siebzehn und lachten alle unbändig, angeregt von Speise und Trant und von Anna Marias Erzählung ihres Traumes.
Von einem duftenden Truthahn träumen, der auf der gedeckten Tafel steht, ist schon nicht übel; aber in dem seltsamen Traumgebilde drei Lotterienummern mit dem Gewinn von über 200 Lire zu erblicken, ist ein ganz außergewöhnlicher Fall, der auch nur der glückhabenden Anna Maria zustoßen konnte. Ein... Schweineglück! Der Sohn Epio und der Gatte Romolo verursachen ihr feinen Verdruß, im Gegenteil, fie tragen zu ihrem Ansehen bei: der erstere dadurch, daß er den ganzen Tag vor dem Haustore steht, mit der Zeitung in der Hand und der Zigarre im Munde; der andere dadurch, daß er, eine beträchtliche Rundung und ein fettglänzendes Aussehen aufweisend, alle Prasser des demokratischen Stadtviertels San Lorenzo mit seinen Verdauungsfähigkeiten übertrifft. Weder ber eine noch der andere mischt sich in Anna Marias Angelegen
BY
Inzwischen hatte sich auf der Beranda der Trattoria der Freuden lärm von Tisch zu Tisch verbreitet.
Die Hände fuchtelten mit Messern und Gabeln und ließen den blutroten und den goldgelben Wein im Abendlichte funkeln.
Es war das Allerheiligenfest, der 1. November, und schrankenlos mußte man sich der Freude hingeben. Man ist fein echter Römer, wenn man nicht die Oktobertage bis in die Mitte des November ausdebat! Der Sommer ist heiß; der Winter falt ; der Herbst nur ist schön. Im Herbste reifts in den Weinbergen, es gärt der
Wein.
Es lebe Noah! Es lebe der Herbst! Nieder mit dem Wasser und nieder mit dem Elend!
Die bestellten und geleerten Fiaschi waren nicht mehr zu zählen. Der Wein floß über in den gar so schnell wieder gefüllten Gläfern, die Worte brachen ab, die Augen blizten wild auf, der Frohsinn nahm den Charakter und Umfang eines Bacchusfeftes an. Am äußersten Ende der Veranda spielte ein Orgelmann unentwegt, drei junge Mädchen tanzten den Saltarello, wanden sich, drehten sich auf den Fußspitzen, beugten den Oberkörper vor, warfen die Arme zurück, stampften mit den Füßen, glitten leise dahin, fielen fast, brachten sich wieder ins Gleichgewicht, standen aufrecht, herausfordernd, wie rasend, das Haar aufgelöst, die Wangen in Glut, der und Halbgeöffnet, die Augen schmachtend in unbewußter wilder Wollust. Einige der Gäste stimmten ein in das Ritornell des Volksliedes und begleiteten ihren Gesang, indem sie mit den Messern an das Geschirr schlugen und mit den feisten Fingern auf die stark eingefettete Tischplatte hämmerten.
Alles wäre in der Gesellschaft, bei der Anna Maria volle Anerkennung fand, friedlich verlaufen, wenn nicht der Kellner versucht hätte, ihr einen Schelmenstreich zu spielen. Er setzte in die Mitte des Tisches die schon zerlegten gebackenen Hühner und eilte dann nach einer anderen Stelle der Veranda, von wo man ihn gar nicht gerufen hatte. Anna Maria, ohne viel Federlesen, steckte die Finger