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ablaufen zu lassen. Welcher Unterschied gegenüber dem heutigen anzugreifen. Werner von Siemens  , dem die Kabel­Berfahren, wo die Verlegung von besonderen Kabeldampfern vor- technit überhaupt mit die größten Fortschritte verdankt, konstruierte genommen wird, die mit den allerbesten maschinellen Hilfsmitteln eine Presse, mit der der längste Leiter mit einer geschlossenen, naht ausgerüstet sind, um eine möglichst sichere und störungsfreie Ver- losen Hülle von Guttapercha überzogen werden konnte; dasselbe legung zu erzielen. Vor allen Dingen geht heute jeder Kabellegung System wurde später angewendet, um das mit Isolierung vers eine gründliche Untersuchung des Kabelweges voraus, wobei durch sehene Kabel zum Schuh noch mit einem Bleimantel zu umgeben. forgfältige Lotung alle Unebenheiten des Meeresbodens festgestellt Das moderne Kabel besitzt aber nicht nur eine isolierende werden, um die günstigste Lage des Kabels zu ermitteln. Denn Hülle, um das Abströmen der Elektrizität zu verhindern, sondern gerät ein Kabel über eine Vertiefung, einen Graben im Meeres- auch einen kräftigen Schuß gegen mechanische Verlegung. Denn Boden, so hängt es frei darüber weg und erleidet dabei derartige sehr bald nach der Verlegung der ersten Kabel machte man die Spannungen, daß es mit Sicherheit bricht. Diese böse Erfahrung betrübende Erfahrung, daß ein solcher Schutz in erster Linie not­machte man gleich bei der Verlegung des ersten atlantischen Kabels, wendig war. Daß gelegentlich Beschädigungen durch Schiffsanter bei dem zahlreiche Brüche auftraten. Infolgedessen wurde eine aus- vorkamen, wollte noch wenig bedeuten, da sie zu zufällig waren, gedehnte Lotung des Atlantischen Ozeans   zwischen England und aber eine ganze Menge Feinde gingen dem Kabel systematisch zu Amerika   vorgenommen. Bei dieser Gelegenheit wurde das Tele- Leibe. Das sind Meerestiere der verschiedensten Art, namentlich graphenplateau" entdeckt, die unterseeische Hochebene, die sich in Muscheln mit ihren Verwandten und Bohrwürmer. Diese Feinde einer durchschnittlichen Tiefe von 3560 Meter zwischen beiden Kon- vor allem bewirkten, daß von etwa 50 in den Jahren 1851-1860 tinenten hinzieht und für die Verlegung von Kabeln die denkbar verlegten Kabeln im letteren Jahre nur noch 20 betriebsfähig günstigsten Bedingungen bietet. Auf ihr laufen denn auch sämt- waren. Der Schuh dagegen besteht in erster Linie aus einer liche zwischen Europa   und Amerika   gelegten Kabel. Die bei dieser Anzahl kräftig verzinkter Stahldrähte, die wie die Drähte einer Gelegenheit gestellten Aufgaben führten auch zu einer bedeutenden Klingelschnur um den Leiter geschlungen( berseilt) sind. Dieser Verbesserung der Lotgeräte, die damals noch sehr unvollkommen, besteht heutzutage nicht mehr aus Draht, sondern aus Libe, um eine heute geradezu zu Präzisionsinstrumenten gewonden sind. Ebenso größere Elastizität zu erzielen und im Falle eines Bruches immer mußten die Instrumente zum Auffischen des fehlerhaften oder ge- noch eine Verbindung möglich zu machen. Als Isoliermittel   dient brochenen Kabels erst neu erfunden werden. Zuerst wandte man auch heute noch Guttapercha, die meistens noch von einem Messing­zu diesem Zweck die gewöhnlichen Enterhaken an, die an einem bande spiralig umgeben ist, zum besseren Schuß gegen Bohr­langen Drahtseil herabgelassen wurden. Heute verwendet man zum würmer. Bezüglich des Schuhes( der" Bewehrung") unterscheidet Fischen Patentschneidanker, die das Kabel zerschneiden, die eine man Küstentabel und Tiefseelabel, die ersteren find bedeutend träfa Hälfte fallen lassen und die andere festklemmen, wodurch mit tiger gehalten, meist mit doppelter Bewehrung versehen, weil in Sicherheit das Kabel wieder zutage gefördert wird. der Flachsee nicht nur ein viel regeres Tierleben besteht, sondern auch die Möglichkeit einer Verletzung durch Schiffsanter nur dort gegeben ist. Das erste Kabel, das in diesem Sinne modern ge­nannt werden kann, war das atlantische von 1865. Natürlich mußten diese Verbesserungen der Kabel zu einer be Ein modernes Kabel hat deutenden Gewichtssteigerung führen. ein enormes Gewicht, wenngleich Unterseetabel immer noch viel leichter sind, als Land- Startstromkabel, wie sie von den Elektrizia Das Kabel bon 1850 mog schon 632 Kilogramm pro Kilometer, das von 1865 932 Kilogramm und tätswerken verlegt werden. ein neuzeitliches, wie z. B. die beiden deutsch- amerikanischen, wiegt die immer mehr verfeinerte Technik der Auslegung bewirkte, daß 1070 Kilogramm pro Kilometer. Diese Gewichtsvermehrung sowie heutzutage das Verlegen neuer Kabel nur noch durch spezielle Kabeldampfer vorgenommen wird, deren es heute in der ganzen Welt schon etwa 60 gibt. Der erste wurde im Jahre 1874 gebauta es war der von Wilhelm Siemens   entworfene Fara= day", dessen Einrichtung noch heute mustergültig ist. Das, was man von einem Kabeldampfer in erster Linie verlangt, ist eine große Beweglichkeit, leichte Steuerung und gleichmäßiger Gang. Auf große Geschwindigkeit kommt es nicht an. Trotzdem ist die Geschwindigkeit der Auslegung eine ganz bedeutende, so wurden 3. B. bei der Verlegung des( ostasiatischen) deutsch  - niederländischen Rabels täglich im Durchschnitt 159 Seemeilen zurückgelegt, die Höchstleistung eines Tages betrug sogar 199 Seemeilen.

Von größter Wichtigkeit ist die Maschinerie zum Auslegen des Rabels, denn sie soll durcy zweckmäßige Einrichtungen Brüche im Rabel   überhaupt gar nicht auftreten lassen. Zuerst ließ man das Kabel von der Trommel, auf die es aufgewickelt war, einfach ab­laufen. Den gewaltigen Bug des ablaufenden Kabels hatte niemand in Rechnung gezogen; er führte aber gerade zu einem unbeabsich tigten schnellen Laufen der Trommel und in der Folge zum Bruch. Heute wird die Trommel von einer kräftigen Dampfmaschine ge­dreht, so daß ein unbeabsichtigt schnelles Laufen nicht möglich ist, außerdem führt man das Kabel über einen Dynamometer, ein Instrument, das den Zug des ablaufenden Teiles mißt. Zeigt es plößlich unzulässig hohe oder niedrige Werte, so weiß man, daß irgend etwas nicht in Ordnung ist, und das Schiff wird alsbald gestoppt. Zum Herausholen eines schon verlegten Stückes nimmt man eine besondere Aufwindemaschine.

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Von fast ebenso großer Wichtigkeit wie die Auslegemaschine ist die Lagerung des Kabels im Schiff. Es genügt nicht, die Trommeln mit dem aufgewickelten Kabel einfach im Schiffsraum zu verstauen. Die Jfolierung des Kabels besteht aus Guttapercha und die ist sehr empfindlich, sowohl gegen die Luft wie gegen Wärme. Vor beiden muß fie deshalb sorgfältig bewahrt werden, und das erreicht man am einfachsten und besten durch Aufbewahrung des Kabels unter Waffer. Die Aufbewahrung unter Wasser bietet noch einen weiteren Vorteil; man kann an dem Kabel elektrische Messungen vornehmen, Ein paar Worte mögen noch den elektrischen Eigenschaften der die Güte der Isolation gegen das umgebende Waffer fortgesetzt prüfen und Fehler feststellen, noch ehe das betreffende Stück verlegt unterſeekabel gewidmet jein. Die Erscheinungen an den Kabeln ist. Das ist sogar ein sehr wesentlicher Punkt, an den man auch haben der Wissenschaft viel Rätsel aufgegeben, und mit der Lösung im Anfang gar nicht gedacht hatte: die dauernde Ueberwachung des der Telegraphengleichung" haben sich Jahrzehnte lang die bedeu= Stabels, namentlich des schon verlegten, Teiles. Versäumt man das, tendsten Physiter beschäftigt. Als man nämlich anfing zu tele­so machen sich am fertig verlegten Kabel die Fehler um so un- graphieren, zeigte sich die merkwürdige Erscheinung, daß, trotzdem angenehmer bemerkbar. Um Zeitaufwand zu vermeiden, sind die Rabel mit Meilenmarken versehen, und der Augenblick, in der eine folche Marke das Dynamometer passiert, wird genau nach Green­wicher Zeit in das Journal eingetragen. Außerdem wurden genaue, elektrische Methoden zur Fehlerortsbestimmung" ausgearbeitet, die es ermöglichen, ganz genau den Punkt anzugeben, an dem sich, Tausende von Metern entfernt und in bodenloser Tiefe unter dem Wasserspiegel, ein Fehler befindet. Das Aufsuchen und Beseitigen nimmt infolgedessen fast keine Zeit in Anspruch.

man an der einen Seite Strom hineinschickte, an der anderen Seite nichts herauskam, also kein Zeichen entstand. Ungefähr gleichzeitig fanden der berühmte englische   Physiker William Thomson   und Werner Siemens   die Erklärung dafür in der großen Rapazität" des Kabels. Unter Kapazität versteht man die Eigenschaft eines Elektrizitätsleiters, eine gewisse Elet­trizitätsmenge in sich auszuspeichern. Die hineingeschickte Elek­trizität blieb also einfach in dem Kabel stecken und kam gar nicht in den Telegraphen- Empfangsapparat. Es ist das ungefähr so, als wenn man in ein Glas Wasser hineingießt, es kann nicht Diese oben geschilderte Entwidelung der Verlegungstechnik ging eher etwas überfließen, als bis das Glas bis zum Rande gefült aber parallel mit einem ebenso großen Fortschreiten der Herstellungs- ist; allerdings sind die Verhältnisse am Kabel viel komplizierter. technit. Das Kabel" von 1850 war ein einfacher Kupferdraht. Es sind eine ganze Anzahl von Anordnungen vorgeschlagen worden. der mit einer 6 Millimeter starken Guttaperchaschicht umpreßt war. die diese unangenehme Eigenschaft beseitigen sollen, aber immer Da es fein genügendes Eigengewicht besaß, mußte es durch schwere noch ist man gezwungen, in der Kabeltelegraphie mit besonderen Bleigewichte auf dem Meeresboden festgehalten werden. Diese Empfangsapparaten zu arbeiten, die von denen der Landtelegraphie primitive Einrichtung fonnte natürlich keinen dauernden Bestand abweichen, weil die Ströme, die die Zeichen verursachen, so außer­haben, fast unmittelbar nach der Inbetriebnahme versagte es den ordentlich schwach sind. Darunter leidet natürlich auch die Tele­Dienst. Das Kabel aber, von dem aus die Geschichte der Untersee  - graphiergeschwindigkeit, die wieder nur durch Vermehrung der tabel eigentlich zu rechnen ist, das von 1851, wies schon fast ganz Kupfermenge erhöht werden kann. Troßdem brachte es die Ver­modernen Typus auf. besserung in der Herstellung der Kabel und der zugehörigen Apparate mit sich, daß die Menge des Kupfers und der Isolation gegenüber früher bedeutend vermindert werden konnte, also auch dadurch das Kabel verbilligt wird.

Vorbedingung für eine rationelle Kabelfabrikation überhaupt ist die Verwendung der Guttapercha. Wheatstone war der erste, der in ihr ein allen Ansprüchen genügendes Isoliermaterial für Unterseekabel erkannte. Ihre Vorzüge sind neben dem hohen Isolationsvermögen die Eigenschaft, in Wasser von 62-65 Grad getaucht, plastisch, nach dem Erkalten aber wieder so hart zu werden, daß fie dem ungeheuren Wasserdruck in den größten Tiefen Widerstand leistet. In einer Tiefe von 4000 Metern beträgt dieser ja nicht weniger als 400 Atmosphären, d. h. 400 Kilogramm auf das Quadratzentimeter( Cberfläche und diesen Drud hält die Guttapercha Jahrzehnte lang aus, ohne das Kupfer des Leiters

Ein Wort noch über die Lebensdauer der Kabel. Daß diese bei den ersten eine äußerst geringe war, teilweise nur eine solche von wenigen Stunden, haben wir gesehen. Dem ist natürlich heute nicht mehr so, aber sie ist immer noch, im Verhältnis zu dem un­geheuren Wert der Anlage, gering. Man rechnet bei Küstentabeln mit 25 Jahren, bei Tiefseekabeln mit 40 Jahren. Bedenkt man nun, daß allein die Herstellungskosten eines deutsch- amerikanischen Kabels gegen 20 Millionen betragen, wozu noch die Kosten der