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Nun ist es Arbeitstag; sehen wir zu, was dieser strenge, faubere, pünktliche Kirchengänger und Trompetentapellenzahler jetzt ist, wie diese Maffe zum Himmel Strebender sich jest gibt, wo die Bauten im Wirtshause sind und die Trompeten in den Futteralen und die steifen Röde im Schrank.

nehmer gewonnen. Alles deutete darauf hin, daß man den einen solchen Schnelldienst zum Himmel, und es bedarf nicht des richtigen Zeitpunkt gewählt hatte, das Basaltwerk in die In- Nebels und des feuchten Windes, uns fröfteln zu machen; diese dustrie einzuführen. Seiner Pflicht gemäß begab sich der primitive, gedankenloſe Art, seine Beefsteats und Sünden fich für die Krämerskarl jeden Morgen nach dem Bruch. Er betrachtete anderen Tage der Woche schmackhaft zu machen, zerstört die Freude, sich nicht als Aufseher, sondern gleichsam als Teilhaber des die ihr irdischer Leib erweckt und ihre Arbeit, ihre fluge Land­bebauung. Geschäfts. Ein Geldmann wie der Herr Bisping würde sich nicht auf eine Unternehmung beschränken. Der fing über furz oder lang noch etwas anderes an. Und er brauchte Leute, denen er sein Vertrauen schenkte, die er an sich fesselte. Herr Rendant," würde er eines Tages sprechen, Sie leisten mir gute Dienste. Und was die Hauptsache ist: der Bruch rentiert. Ich gebe Ihnen ein Drittel vom Reingewinn. Glück auf!" Er, der Krämerskarl, griff natürlich zu. Ge­sprächsweise hatte Bisping die Jahresrente, die der Bruch ab­werfen würde, auf fünfzehn- bis zwanzigtausend Mark ge­schäßt. Er konnte also auf einen schönen Gewinnanteil rechnen. Er würde dann zu den Kapitalisten zählen. Das war feine Kleinigket. Wer viel besaß, hatte viel zu ver­walten. Je nun, je schwerer die Bürde, desto größer die Kraft. Und eine volle Geldtasche trug sich leichter als ein leerer Bettelsack.

So berauschte er sich an seinen Hirngespinsten und fah in feinem Garten Goldblumen blühen.

Eines Samstags blieb Herr Bisping fort. Die Kipper Tamen zum Krämersfarl. Der gab den Lohn her. Der Bau­unternehmer war wohl verreist, und seine Rückkunft hatte fich verzögert.

Acht Tage später wurde Bisping wiederum vergeblich erwartet.

Wann he sein Geschäft so schlecht betreibt, wird er's net weit bringen," rafaunerte der kleine Kumpf, der als Wortführer seiner Kameraden beim Krämerskarl vorge­treten war.

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" Ich begreif's nicht," fagte der Karl ohne Arg, aber doch ein wenig beklommen. Entweder ist seiner Frau was passiert oder er ist selbst schwer frank. Ihr dürft darunter nicht leiden. Ich leg das Geld noch einmal vor."

Indes er die Münzen aufzählte, brachte die Pörtegitt einen Brief, den der Knecht des Jöckelsheinrich im Auftrag seines Herrn abgegeben hatte.

Sollen wir dann Montag weiter schaffen?" fragte der fleine Rumpf. 8' mag fein, wie's will, he konnt doch wenigstens Nachricht geben. Am End is he bankrott."

" Dummes Zeug," fuhr der Rechner auf. Der Bisping ist ein reicher Mann. Davon abgesehen ist er auch ein Ehren­mann. Und jagt sich lieber eine Kugel durch den Kopf, als daß einer was an ihm verliert. Das hat er mir selbst ge­fagt. Alletveil weißt du Bescheid!"

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( Fortsetzung folgt.)

Saint Helier  .

und Zuseben, ohne bemerkt zu werden. Es fängt gut an. Da steht Es fällt die Feuchte, die die rechte Qust gibt, zum Umherichleichen an der Ede ein Terzett, das sich regelmäßig dort zum Morgen­und Zusehen, ohne bemerkt zu werden. Es fängt gut an. gespräch versammelt. Der eine ohne linkes Bein und in Lumpen, an der Ede ein Terzett, das sich regelmäßig dort zum Morgen der zweite mit nur einem Auge und in Lumpen, der dritte leistet nur so Gesellschaft und ist höflicherweise nicht besser gelleidet. Sie starren einen grübelnd und in falter Hoffnungslosigkeit an und rauchen. Nach Weihnachten   wird es besser." Was wird für fle besser, selbst wenn die Fremden tommen? Nun, es fällt mal hier, mal da ein Trinkgeld ab für eine Santierung. Sie spuden nur, fein Mitleid hoffend, keins in den Tausend erwedend, die an ihnen vorbeigehen. Haben sie nicht dafür den Sonntagsrod an läßt sich aus einem Mann mit nur einem Bein etwas machen, was gezogen und gebetet? Es muß alles feine Ordnung haben, und Geld bedeutet? Allright

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Es ist wahr, es ist feine eigentliche Schande, in den Augen des gutfituierten Engländers, arm zu ſein. Er fennt feine Standes unterschiede und hört die längste Rede des Beistandsuchenden höflich an und geleitet ihn höflich hinaus aber sein Auge bleibt falt, feine schmalen Mundzüge unveränderlich, und wenn er feinen Vorteil sieht, kann der Mann sich vor seinen Augen töten, er wird nur am sorry, cant"( es tut mir leid, ich kann nicht) wiederholen und es sehr unrecht von dem Mann finden, sich bei ihm zu töten, und gar nicht wohlanständig". Wohlanständig"( wellhonourable) au ſein, nicht nur zu scheinen, ist das Lebensziel dieser Menschen. Gut gewaschen sein, gut essen, sich gut fleiden, seinen Garten, feine Kinder in Ordnung haben- ihr übrigen frepiert, soweit ihr mir nichts schuldig oder für mich sonst brauchbar feid!"" Wellhonourable" wie feben diese Kinder aus, die fich links und rechts an mich hingen, mit ihren dünnen Aermchen die großen Beitungen hochhebend und ebenso mutlos aber pflicht­getreu wiederholend: Master master"( Herr, die Zeitung, fünf Pfennige)? Ihre Müzen sind un­paper hapeny paper Schmuß, der an ihren Baden flebt. beschreiblich mit ihren gigantischen Löchern. Niemanden geniert der " Sie werden ihren Weg machen und sich waschen und gut fleiden wie wir, vielleicht, oder sterben, vielleicht. Ist es unsere Sache?"

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Aber was bedeutet dieser ganze wohlgeordnete, wohldurchdachte Fleiß im Erraffen guter Guineen, bei solch barbarischem und ver nachlässigtem Gesellschaftsfinn?

mich hängen, nur evening"( Abendausgabe) jener Periode von Diese Burschen und Mädchen werden sich auch im Dunklen an Ausrufen zufügend, und mit zwei gestohlenen Rüben und Tomaten im Wagen unter irgend welche Lumpen friechen.

Keine Anklage wird aus ihrem Herzen oder dem Munde der Eltern kommen, die nicht anders aussehen. Haben sie nicht die Bibelstunde zur Erwärmung und Erhebung und Sättigung?

Sie haben doch Herzen, diese wohlanständigen Leute. Drink, Das Leben auf einer normannischen Insel. beden, die an den Türen der Geschäftshäuser und Eigenhäuser puppy, drink" steht zärtlich und liebevoll auf großen Porzellan­Schlaf, liebe Seele, es stürmt und gießt noch, also ist es noch( Cottages) stehen." Puppy" ist der Kofename für den wohl Nacht, denn mit Morgenanbruch schweigt das Meer und was darüber anständigen Forterrier, hier aber auf all' die sehr zahlreichen weht. Auch gibt es doch kein Postschiff vom Kontinent, und oben Gassenhunde ausgedehnt. Ist es nicht herzlos", flagte im Bibel vom Fort Regent steigt nur zweimal in der Woche der Wimpel auf, fränzchen, im 5 O'clock- tea( pas stets dasselbe ist), die gut ge der den Einlauf der Berlin  - Bariser Post meldet, und das war erst fleidete und bestparfümierte Miß, daß solche armen Tiere das gestern und bedeutete nichts für unfere nur erwartungsvollen Teller schmuzige Regenwasser oder Bfüßenwaffer trinken müffeu?" und Tassen..." Ja schlafen wir und lassen wir erneut den Puppy würde ihr wohl in seinem gefunden Hundesinn antworten, Kopf in das flache topffiffenlose Bett fallen, er wird doch gleich daß es an Waffer in den Straßen weniger fehlt als an Anochen. wieder aufschnellen.

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Bumm! Ein schiverer Donner, daß die Tischplatte mitbrummt. Dazu als Begleitung Trompeten, verwaschen vom abfallenden Frühwind. Die Rotjacken in den hohen steinernen Kasematten haben, müssen nun ausgeschlafen haben.

Ach

Deshalb find diese Damen gegen arme Menschen, die noch mit ihren Stummeln von Gliedern Musik zu machen bemüht find und ettvas Liebe in soviel überlegte Härte bringen wollen, nicht etwa roh oder falt. Ich sah, wie die arme, schüchterne Frau des Musikanten aus solchem wohlanständigen Hause heraustam, eine Tomate in den Fingern, also ein Honorar von gut einem Drittelpfennig, und beide still mit gefenften Köpfen weiter fuhren.

Schlafen wir weiter und ziehen wir die Decke über die Ohren, denn es ist Sonntag und es gibt nichts zu sehen in den stets regenfeuchten Straßen als geschlossene Läden und andächtige Ein Regenschauer scheucht uns an ein Fenster. Nenne uns Hinterwäldlerische Kirchgänger. Es hilft nicht einmal dieses lleber­ziehen der Decke, ste dringt doch zu deinen Ohren, diese englische penetrante Art, den Schöpfer auf sich und seine pünktliche Antvefenheit in der Kirche aufmerksam zu machen.

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Der triegerische Lärm till in dieser so friedlichen Gemüse- und Tomatenstadt nicht enden. Wieder schmettern Trompeten, durubn" Posaunen, pummen" die Pauten. Kommt Liliencrons" Parade" wohl um die Ecke mit dem Herren Hauptmann"? Nein, wie gesagt, der Engländer betet. Aber das ist doch ein Walzer, oder mindestens ein Marsch- Marsch? Nun es ist mindestens nicht so langweilig, und wer will fagen, ob der, an den dieses fröhliche Gebet gerichtet ist, Trompeten und Pauken nicht so gern hört, wie die Orgel oder Kirchengesang?

Aber diejer Ort von faum 30 000 Menschen hat in jeder Straße

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hart, schimpfe auf uns, aber fage, daß wir fleißig find." Ja, das find fte, diese lärmhaften Beter. Haben sie am Sonntag in einem der fünfzig Institute ihr Geschäft verrichtet, so leben sie ganz dieser ihrer Arbeit, die Tomaten zu immer größerer Fülle zu bringen, die Birnen gewichtiger zu machen, die Reben noch reicher an Beeren zur Ausstellung, zum Export zu bringen, die Kartoffeldampfer immer früher nach England schicken zu können durch raffinierte Aus­nügung der Sonnenwärme und künstliche Ernährung der Pflanze. Wenn man die in Felsen gebrochenen Straßen hinansteigt und durch irgendeine der Heckenpforten blickt, sieht man wahre Tempel einer Naturandacht, edler und sinnvoller als die mit den Baufen. In dieser verglasten Eingangshalle steht zu beiden Seiten eine Reihe hoher Orchideen, die in feuchten Dunst ihre Blattblüten tauchen. Auf dem Vorsprung der überhängenden Klippwand erhebt sich ein dichter