dann nach der Landung Mutier und Kind auf Teck, so hob er zuerst den kleinen Heinz auf seinen Arm bevor er seiner Iran die Hand zum Mlllommen gab. Als Heinz das sechste Jahr erreicht hatte, nahm ihn der Vater zum ersten Male mit sich auf die Fahrt, alsSpielvogel", wie er sagte. Die Mutter.sah ihnen mit besorgten Augen nach; der Knabe aber freute sich über sein blankes Hütchen und lief jubelnd über das schmale Brett an Bord; er freute sich, schon jetzt ein Schiffer zu werden wie sein Bater, und nahm sich im stillen vor, recht tüchtig mitzuhelfen. Frühmorgens waren sie ausgelaufen; nun beschien sie die Mittagssonne auf der blauen Ostsee, über die ein lauer Sommerwind das Schiff nur langsam vorwärts trieb. Nach dem Esten, bevor der Kapitän zur Mittagsruhe in die Kajüte ging, wurde Heinz dem Schiffsjungen anvertraut, der mit dem Spleißen zerrissener Taue auf dem Deck beschäftigt war; auch der Knabe erhielt ein paar Tauenden, die er eifrig ineinander zu verflechten strebte. Nach einer Stunde etwa stieg HanS Kirch wieder aus seiner Kajüte und rief, noch halb im Taumel:Heinz? Komm her, Heinz; wir wollen Kaffee trinken?" Aber weder der Knabe selbst, noch eine Antwort kam auf diesen Ruf; statt dessen klang drüben vom Bug- spriet her der Gesang einer Kinderstimme. Hans Kirch wurde blaß wie der Tod; denn dort, fast auf der äußersten Spitze hatte er seinen Heinz erblickt. Auf der Luvseite, behaglich an das matt geschwellte Segel lehnend, saß der Zwabe, als ob er hier von seiner Arbeit ruhe. Als er seinen Vater gewahrte, nickte er ihm freundlich zu; dann sang er unbekümmert weiter, während am Bug das Wasser rauschte; seine großen Kinderaugen leuchteten, sein schwarzbraunes Haar wehte in der sanften Brise. Hans Kirch aber stand unbeweglich, gelähmt von der Ratlostg- keit der Angst; nur er wußte, wie leicht bei der schwachen Luft- strömung das Segel flattern und vor seinen Augen das Kind in die Tiefe schleudern konnte. Er wollte rufen; aber noch zwischen den Zähnen� erstickte er den Ruf; Kinder, wie Nachtwandler muß man ja gewähren lassen; dann wieder wollte er das Boot aussetzen .und nach dem Bug des Schiffes rudern; aber auch das verwarf er. Da kam von dem Knaben selbst die Entscheidung; das Singen hatte er satt, er wollte jetzt zu seinem Vater und dem seine Taue zeigen. Behutsam, entlang dem unteren Rande des Segels, das nach wie vor sich ihm zur Seite blähte, nahm er seinen Rückweg; eine Möwe schrie hoch oben in der Luft, er sah empor und kletterte dann ruhig weiter. Mit stockendem Atem stand Hans Kirch noch immer neben der Kajüte; seine Augen folgten jeder Bewegung seines Kindes, als ob er es mit seinen Blicken halten müsse. Da plötzlich, bei einer kaum merklichen Wendung des Schiffes, fuhr er mit dem Kopf herum:Backbord!" schrie er nach der Steuerseite,Backbord!" als ob es ihm die Brust zersprengen solle. Und der Mann am Steuer folgte mit leisem Druck der Hand, und die eingesunkene Leincwand des Segels füllte sich aufs neue. Im selben Augenblick war der Knabe fröhlich aufs Verdeck ge» sprungen; nun lief er mit ausgebreiteten Armen auf den Vater zu. Die Zähne des gesahrjjewohnten Mannes schlugen noch aneinander: Heinz, Heinz, das tust Du mir nicht wieder!" Krampfhaft preßte er den Knaben an sich; aber schon begann die überstanden« Angst dem Zorne gegen ihren Urheber Platz zu machen:Das tust Du mir nicht wieder!" Noch einmal sagte er es; aber ein dumpfes Grollen klang jetzt in seiner Stimme; seine Hand hob sich, als wolle er sie auf den Knaben fallen lassen, der erstaunt uud furchtsam zu ihm aufblickte. ES sollte für diesmal nicht dahin kommen; der.Jörn deS Kapitäns sprang auf den Schiffsjungen über, der eben rn seiner lässigen Weise an ihnen vorüberschieben wollte. Aber mit entsetzten Augen muhte der kleine Heinz es ansehen, wie fein Freund Jürgen. er wußte nicht weshalb, von seinem Vater auf das grausamste gezüchtigt wurde. Als im nächsten Frühjahr Hans Kirch feinen Heinz wieder einmal mit aufs Schiff nehmen wollte, hatte dieser sich versteckt und mußte, als er endlich aufgefunden wurde, mit Gewalt an Bord gebracht werden; auch faß er diesmal nicht mehr singend unter dem Klüversegel; er fürchtete semen Vater und trotzte ihm doch zugleich. Die Zärtlichkeit des letzteren kam gleicherweise immer seltener zutage, je mehr der eigene Wille in dem Knaben wuchs; glaubt« ex doch selber nur den Erben seiner aufstrebenden Pläne in dem Sohn zu lieben. ilFortsetzung folgt.! lftudefblicker und Iugenälekriften. i. Soweit der Markt sich überschauen läßt, hält sich die vor ein paar Jahren ins Uferlose Geratene Flut neuer Bilderbücher diesmal in denielben vernünftigen Grenzen, die schon vor Jahresfrist zu be- obachten waren. Die Zeit der Versuche scheint vorüber, der Acker ist bestellt und einige Frucht, die neu gewonnen wurde, wird erfolgreich und vorgezogen weiter ausgesät. Namen wie Gertrud Easpari, Arpad Schmidhammer , Eugen Oßwald , Joseph Mauder beherrschen vor allem das Neuland und haben auch in diesem Jahre wieder für die Welt der Kleinsten mit guten Gaben ge- sorgt. Das Beste aber, was jetzt geschehen ist, wird in der künstlerischen Weiterbildung des ganz wohlfeilen, unzerreißbaren Bilderbuchs sichtbar. Unser wiederholt ausgesprochener Wunsch, das in den nicht eben billigen, für den Arbeiter meist unerschwing- lichen guten neuen Bilderbüchern aufgespeicherte Bildermaterial für wohlfeile Ausgaben zu verwenden, ist jetzt von einigen Verlegen, auigcnommen worden. Das bedeutet etne ganz wesentliche Er­leichterung des Kampfes gegen das Schundbilderbuch, das bisher mit wahren Spottpreisen das Angebot für die Kleinsten beherrschte. Am weitesten ist der Verlag von Scholz auf diesem Felde gegangen. Schade, daß dieser Verlag durch seine törichte Teilnahme an den Kotzdeschen Bestrebunaen und Manövern seinen Ruf in der Nassen- bewußten Arbeiterschaft getrübt hat. Aber es mag gesagt sein, daß diese Bestrebungen, wenigstens für das Feld der Kinderbücher, beiseitgehalten wurden. Der Scholzsche Verlag hat jezt unzerreißbare gute farbige Bilderbücher zu sechs und acht Seiten Umfang auf den Markt gebracht, die nur fünfundzwanzig Pfennig kosten. Das eben braucht man. Ein Bilderbuch großen Formats mit neun Seiten Umfang rmd zahlreichen Anschaubildern von Eugen Oßwald Mein Spielzeug" kostet nur 1 M. Auf demselben Wege treffen wir auch den Leipziger Verlag Alfted Hahn. Aus Gertrud Casparis reizenden Unzerreißbaren mit Versen von Adolf Holst ist ein neun Blatt starkes BilderbuckiFür die Kleinen" hergerichtet worden, das 30 Pf. kostet. Nun können diese Bilder der Easpari im wahrsten Sinne des Wortes volkstümlich werden. Der Verlag verdient aufrichtigen Dank. Das Arbeitspaar Caspari-Holst sind vortreffliche Erzieher zur farbenfrischeit Fröhlichkeit. Int Stile unk» Umfang des großenLustigen KleinkinderbucheS" haben beide Ber- fasser auch etne neue Gabe geschaffen:Für unsere Ein» jährigen" iAlfred Hahn, 2,60 37k.). Die Bilder Jind kunstlerisH eine Ueberraschung. Sie zeigen eine Entivickelung deS Casparistils zun, noch mehr Einfachen und zugleich Kräftigen hin. Das ist erreicht worden durch ein Abgehen vom schlicht und scharf konturierendei, Federstrich; an deffeit Stelle ist jetzt der derbbreite Umriß mit den, Kohlenstift getreten, der den farbigen Inhalt der Bilder prächtig zu- sammenfaßt und aufleuchten läßt. Wieder ist ein Buch schöner, kindechter Freudigkeit entstanden, asch durch die tanzfingendei, Reime des vortrefflichen Adolf Holst . Nur den Titel des Buches, der für buchsuchende Eltern bestimmt.ist, möchte man durch ein gutes Wort, das dem Kinde eingehen kann, ersetzt sehen. Eugen Oßwald hat wieder auf dem Felde geerntet, auf dem er berufen gut zu ackern versteht. In dem unzerreißbaren Breitbuche Komm!"(Scholz. 3 M.) gibt er 22 Seiten Tiere, die da? Kind in Haus, Feld und Wald kennen lernt. Dir Bilder sind deutlich und lebendig, die Verse leider nur recht nüchtern lehrhaft, arm an Humor und ig einigem gar nicht kindlich. Das Vorbild alter berühmter Kinderreime, wie sie in dem schönen Schmidhammerschcn Volks- BilderbuchHoppe- Hoppe- Reiter"(unzerreißbar, k>0 Pf.) verwandt worden find, sollte bei solchen Büchern nicht aus dem Auge gelassen werden. UebrigenS ist dies Schmidhammerfche Buch auch eins von den wohlfeilen, die aus dem Bilderschatze teurerer Bücher zusammengesetzt worden find. » Die Saat, die Heinrich Wolgast , der treue Eckehart deutscher Jugendliteratur, mit seiner SammlungSchöner alter Kinderreime" vor Jahren ausgestreut, ist kräftig aufgegangen.. Dankbar weist Karl Henniger in seinem mit Klavierbegleitung herausgegebener, WerkeAlte liebe Lieder" dararf hin. Dem vor drei Jahren erschienenen ersten Teile dieser ausgezeichneten Sammlung ist jetzt ein zweiter gefolgt. Der erste brachte Wiegen- und Koselieder, und der neue wandert nun mit den größer gewordeneu Kindern ins Freie hinaus und singt durch Frühling. Sommer. Herbst und Winter fünfzig Weisen, die der VolkSmund meist vor hundert Jahren und länger zurück geschaffen hat.Im Jahreskranze" nennt sich das Buch. Was eS an Lust und Laune goldig birgt» daS hat Wolgasts Reimbuchyefährte Josef Mäuder auch hier mit den farbcnftohen Zeugniffm seines berühmten Zeichnerhumors durch- streut. Der Münchener Verlag der Jugendblätter hat ein Werk ge- leistet. daS man ehren kann. Der Preis von 8 M. ist nicht zu hoch. So viel kostet jetzt auch das Kaulbach-Güll- Bilderbuch, das derselbe Verlag vor zwei Iahten herausgab, als jin würdiges Gedenkwerk für den berühmten Dichter der Kinderstube, dessen hundertster Geburtstag vor kurzem begangen wurde. Ein Kinderbuch, das seit Jahrzehnten Ruf hat daS Buch ,J m Freien" mit seinen zwanzig Zeichnungen von Oökar Platsch ist von, Leipziger Verlage Heyel und Rhode in dritter Auflage heraus- gegeben worden.(1,S0 M.) Platsch hat die Sttmmung Ludwig Richters. Sonnige Innigkeit ist sein Wesen, naiv und sauber sein Sinn. liebevoll friedlich seine zeichnerische Art. �iZie sorgfältig hergerichtete neue Ausgabe hält ein gutes Erbe lebendig. Aus altbekannten Verschen wiederum ist Gertrud Römhildte Büchlein ,S i n g S a n g l" entfproffen(Schreibers Verlag, Eßlingen , 50 Pf.). Ein reizender Einfall I Aus Blättern in Liliput-Format steht je ein Kinderreim mit einem farbigen Bildchen, das an die lang vergangene Zeit Hand- gemalter Bilderbogen erinnert, die zu Stechbuchzwecken in kleinste Teile zerschnitten wurden. Die Bilder sind wunderhübsch in ihrer schelmisch belebten Zierlichkeit; künstlerischer Sinn hat jedes Blatt aufs glücklichste geordnet: An alte Rei ne knüpft endlich auch daS BoltS-Bilderbuch Fr öh lich er Rei gen" an(Scholz, 50 Pf.). in dem Hans SchrödterS frische, launige Kunst sich be- währt, und dann daS Bolls- LiederbuchRat einmal" (50 Pf.), in dem zu allen Rätselreimen fiirS Kind die Auflösung von M. Langhein in Bildform gegeben ist. DieS Buch ist schätzenswert