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Kleines feuilleton.

Anatomisches.

Ein Geheimnis des Knochengerüste 8. Unbegreiflichkeiten, die man, weil sie gewohnt und alltäglich sind, als selbstverständlich hinnimmt, gehört auch die Tatsache, daß die Teile des menschlichen Knochengerüftes nicht auseinanderfallen, trop dem sie doch teilweise nur sehr locker durch sehnige Häute verbunden und durch Muskeln befestigt sind. Die Erfahrung des Metzgers und auch der Hausfrau in der Küche zeigt, daß ein Lostrennen der Knochen von selbst bei den Tieren auch dann nicht erfolgt, wenn man alle verbindenden Teile wegschneidet. Eine feste, die beiden Knochen etwa aneinander leimende Verbindung existiert nicht, da sonst jede Bewegung verhindert wäre. Es ist im Gegenteil eine fo ausnehmend große Beweglichkeit z. B. der Hand oder des Armes in ihrem Gelent da, daß darin die menschliche Hand von keinem Apparat ubertroffen ist. Hierauf beruht ja zum Teil ihre außer gewöhnliche Kunstfertigkeit.

Untersucht man den Bau eines solchen Gelenks näher, findet man, daß es sich hierbei im wesentlichen um zwei sich lückenlos be rührende, genau aneinander angepaßte Kugelflächen handelt, die von einer schleimigen Flüssigkeit, der Gelenkschmiere, überzogen ist, so daß fich ihre Reibung auf ein Minimum verringert.

Die Erklärung dieses Verhaltens ist einfach, wenn auch an Luft ist es, der unseren Knochenbau zusammen bält. An diesen Luftdruck ist der menschliche Organismus so angepaßt, daß sich jede Aenderung des Luftdruckes rächt, wenn sie ein gewiffes Maß übersteigt. Schon auf hohen Bergen, noch häufiger auf Ballonfahrten, die ja bis zu höhen über 10 000 Meter emporführten ereignet es sich, daß die feineren Blutgefäße z. B. in den Lungen, in der Nase usw. plazen. Sie waren an stärkeren Luftdruck angepaßt und der gewohnte Blutdruck geriet nun in ein Mißverhältnis zu dem schwächeren Luftdruck, mit dem Endergebnis, daß die Blutgefäße dem einseitig stärkeren Druck nicht mehr standhalten. Aus gleicher Ursache muß der Mensch für immer der Illusion entfagen, jemals auf einen anderen Himmelskörper als die Erde dringen zu können. Wo eine dünnere oder dichtere Atmosphäre herrscht als auf der Erde, versagen seine Blutgefäße und sein Knochengerüft.

auch wegen seiner übersichtlichen Aufreihung des Inhalts, die alles einzelne fürs Auge gut von einander abtrennt. Endlich kam ein neuer Beitrag zu den vielen Versuchen letzter Jahre, neue Fibeln zu schaffen. Sie stammt von Wilhelm Kotte, dem Schmidhammer mit dem Besten seiner Bilderkunft geholfen hat: Des Kindes Fibel"( Scholz), und will den ABC- Schüßen bis zur Schwelle des Lesebuches hinauf begleiten. Mit Kindergedichten, Märchen, Rätseln fchließt das lebendig geratene Buch. Auch Gebete mit frommen Bildern stehen auf den letzten Seiten. Kopte liebt es, eigenen Be­dürfnissen zuliebe sich über die Bedürfnisse des Kindes zu täuschen. Die Umwandlung der kostspieligen künstlerischen Bilderbücher in wohlfeile Ausgaben erstreckt sich auch auf die Bücher mit neuen Kinderversen, an denen Paula Dehmel , Gustav Falke und andere mitgewirkt haben. So ist für 60 Pf. ein Buch Schöne Kinder Lieder" mit Bildern von Gertrud und Walther Caspari bei Alfred Hahn, Leipzig , herausgekommen, das seinen Titel mit Recht trägt. Im gleichen Verlage erschien auch ein größeres Buch Kindergedichte, dessen Verstert ganz von Paula Dehmel bestritten wurde: Auf der bunten Wiese"( 3 M.) Unter den Neutönern der Kinderlieddichtung hat die Dichterin einen geachteten Namen. Ihre Verse haben eigene Anschauung, die dem Kinde eingehen kann, und eigene Rhythmen, die sich ebenso gut einschmiegen, weil sie einfach und singhaft sind. Sie versteht sich auf ein luftiges Spielen aus der gesunden Kindnatur heraus, ohne ins Spielige zu verfallen, und die feste Art der bunten Bilder von Else Rehm- Vietor paßt Welche Kraft hält diese beiden Kugelflächen nun zusammen? gut zu ihren resoluten Liedern. Gegen den Schluß des hierüber gewährt ein einfacher Versuch Aufschluß, wenn man die Buches hin tauchen einige erzählende Gedichte auf, die leider konkave Kugelfläche, also die sogenannte Gelenkpfanne, anbohrt und ohne die gerühmte Einfachheit sind. Dann wieder Adolf dadurch der Luft Zutritt zwischen die Gelentflächen gewährt. Sofort Holft. Er trifft den Nagel auf den Kopf Jauch in dem fallen die zwei Knochen auseinander und der alte Zusammenhalt wäre wunderschönen Bilderbuch Ringsumher"( Scholz 3,00 M.), auch nicht mehr zu erlangen, wenn auch Gelenkkapsel und Muskulatur in dem Eugen Dgwald eine Menge lustiger Erlebnisse unversehrt vorhanden wäre. mit Tieren, wie die Phantasie des Kindes sie in naiver Ungebunden­heit ausdenkt, farbenkräftig schildert. Die wohlfeilste Sammlung fich schwer glaublich. Der Drud der uns umgebenden meist neuer Kinderlieder, von Güll und Herz herauf, gibt Schaff steins Blaues Bändchen, Jm Sonnenschein", das von Friß Philipp Schmidts Feder mit frisch ausgedachten Zeichnungen versehen ist( Schaffstein, Köln , 30 Pf.). Das Büchlein gehört vor allem den Großen. Einer, der unter uns lebt, aber mit dem schlicht gefunden Naturfinn der Dichter von Mathias Claudius bis zu Robert Reinic ist Wolrad Eigenbrodt. In dem Maler Hans von Wolfmann hat er einen Gleichgestimmten gefunden, der der Natur so nah ist wie er selber. Eine warme ruhige Helle durchsonnt das Heimatbüchlein für unsere Kleinen", das beide ge­meinsam schufen. Wer die friedlich- schöne, man möchte sagen, trauliche Romantit unserer blumigen Wiesen und Waldiäume und leichten Täler und sanften Hügel kennt, dem muß dies Buch lieb sein, in dem jedes Blatt fein Lied und sein Bild hat.( Berger u. Söhne, Langen­falza, 1,20 M.) Ein origineller Dichter furzer Versgeschichten fürs Kind ist Hans Bötticher, ein neuer Name auf diesem Felde. Er hat groteske Einfälle, die ihn zur Besonderheit machen. Einiges ist zwar gedanklich von vorgestern und sollte im fleinbürgerlichen Fernsprecherstatistit. Seit längerer Zeit ist Stockholm als Staube liegen bleiben; das meiſte aber hat echte Komit. Wir die telephonreichste Stadt Europas bekannt und sie hat diese Ehren­hoffen diesem Dichter wieder zu begegnen, und gern auch in Gestellung im letzten Jahre nicht nur erhalten, sondern auch befestigt. meinschaft mit dem Maler Frizz Petersen. Kleine Weien" Damit soll allerdings nicht gefagt sein, daß sie an sich eine heißt das Buch der beiden.( Schreiber, Gßlingen, 1 M.) Das Buch größere Bahl von Fernsprechanschlüssen habe als die viel größeren für die Jugend Vom täglichen Brot" versucht sich an einem Weltstädte Berlin , Paris oder London , sondern die Berechnung ge= oft behandelten Thema.( Th. Schapky, Breslau , 1,50 M) In ichieht gewohnheitsmäßig im Verhältnis zur Einwohnerzahl. In Federzeichnungen schildert Elfriede Landsberger, in begleitenden Stockholm hat jeder fünfte Einwohner einen selbständigen Fern­Versen Amanda Sonnenfeld, wie das Brot wächst und wird. sprechanschluß, in Kopenhagen und Kristiania erst jeder fünfzehnte, Das Buch will vor allem unterhaltend belehren, aber leider läßt es in Berlin etwa jeder zwanzigste. Das sind die vier fernsprech ganz aus dem Auge, daß ein Acker voll Aehren noch lange nicht ein eifrigsten Großstädte Europas . An fünfter Stelle folgt Hamburg fröhliches Sattessen für alle bedeutet. Sonst ist das Buch mit Liebe mit 4,7 Anschlüssen auf je 100 Einwohner, dann erst in weitem Ab­gearbeitet. Unterrichten will auch das Bilderbuch für Jung und stand London mit 2,8, Paris mit 2,7, Wien mit 2,3 und Peters Alt": Mit Heidi und Trallala"( Verlag der Jugend burg mit 2,2 Proz. Ungefähr in derselben Folge stehen auch die blätter, München , 2,80 M.). Es will das Bilderbuch der Staatseinnahmen aus dem Fernsprechwesen, die in den standi­hygienischen Erziehung dienstbar machen und be- navischen Ländern ebenso wie in Deutschland die Einkünfte aus der zieht sich in begleitenden Zeilen ausdrücklich auf das Struwelpeter- Telegraphie weit übertreffen. In Frankreich sind beide Ziffern vorbild. Der Bonner Zahnarzt Günther hat es geschrieben etwa gleich, während in Italien , in Rußland und in Spanien die und der berichtet nun in einer ungemein heiter ver- Einnahmen aus den Telegraphengebühren erheblich höher find. fifizierten Geschichte, was die Zähne bedeuten und wann sie Eine Weltstatistik des Fernsprechers lehrt ferner, daß Europa Luft und Leid bereiten. Dies Buch. dem Harry Schulz in der Entwicklung dieses Verkehrszweiges von Amerita weit über­die bergnügtesten Bilder gegeben hat, muß unterstüßt werden. Vielflügelt worden ist. Ueber zwei Drittel aller Fernsprechanschlüsse der Leicht entschließt sich der Verlag, noch eine wohlfeile Ausgabe zu ver- Erde entfallen auf die Vereinigten Staaten , nur wenig mehr als ein anstalten. In die Reihe der Bildergeschichten nistet sich auch das Viertel auf ganz Europa . Gibt es doch in Europa immer noch einige Schatten Liliput" ein, das der Kunstwart- Verlag heraus- Großstädte, die nicht eine einzige Fernsprechstelle für öffentliche gegeben hat( 1 M.). Man hat es da mit Schwarzpapier Scheren Benutzung haben. Diese liegen selbstverständlich in der bisherigen arbeiten zu tun, die vor einem halben Jahrhundert entstanden sind europäischen Türkei , und zwar sind es Konstantinopel felbst und jetzt zum ersten Male in Buchform veröffentlicht werden. Diese und außerdem Adrianopel und Saloniti. Au die Vereinigten Schnittbilder hat ein armer Maler, der seine Arbeiten in Staaten haben übrigens nur eine einzige Stadt aufzuweisen, den Wirtschaften gegen freie Behrung weggab, geschaffen: deren Einwohnerschaft an Telephonfreudigkeit noch über der von Karl Fröhlich . Die Bilder sind technische Wunder und Stockholm steht, nämlich Los Angeles in Kalifornien , wo fast jeder find mehr. Von dem Staunen über ihre Zierlichkeit kommt vierte Einwohner, auch die kleinsten Kinder mitgerechnet, einen man bald zur Freude über das, was sie darstellen, und spürt den eigenen Fernsprecher zur Verfügung hat. Aber die Städte Chicago , Menschen und Künstler, der dahintersteckt und der die kleinen Dinge Boston , Philadelphia und New York haben sämtlich mehr Fern der Welt mit liebevollem Humor anzuschauen wußte. Dem hat sich sprecher im Verhältnis zur Einwohnerzahl als irgendeine Stadt nun wieder der Humor Avenarius' beigeiellt, der das Vielerlei der Europas mit Ausnahme der schwedischen Hauptstadt. Im ganzen Bildchen lustig aufreihte und mit wohlgelaunten Verschen zusammen- gibt es jetzt 122 Millionen Fernsprechabonnenten auf der Erde, nähte. Das Kinder an dem Büchlein ihren Spaß haben, ist gewiß, und die Länge der Fernsprechleitungen würde mit 47 Millionen aber nicht bloß Kindern geht es so, und die Erwachsenen möchte Kilometer die Erde im Aequator mehr als tausendmal umspannen an ganz besonders darauf aufmerksam machen. fönnen.

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Verkehrswesen.

Berantw. Redakteur: Alfred Wielepp, Neukölln.-Drud u. Verlag: BorwärtsBuchdruckerei u.Berlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW