Anterhaltungsblatt des Vorwärts
Nr. 246.
Donnerstag den 19. Dezember.
1912
13]
Albertine.
( Nachdruck berdoten.)
,, Ach ja, verzeihen Sie!"
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da is' er!"
Die Mufit, die vor der Fahne des Schulschiffes herging, spielte: Ja, wir lieben das Land...", und der Zug marschierte in die Marktstraße hinein."
Immer langsam voran! Immer langsam boran!" Surra- a!"
,, Wenn er bloß aushalten kann!"
Ach Gott, wie schön!"
Ne, seh doch bloß all' die Kinder!"
., Ach ne, ach ne, wie schön!"
Frauen und Mütter gingen auf dem Bürgersteig; einige steckten die Köpfe zum Fenster hinaus.
Eduard marschierte taktfest zwischen den andern mit seiner Flagge. Die Augen strahlten, die Wangen glühten.
"
Stehst Du, Line! siehst Du, er sieht schon viel besser aus; er wird gewiß wieder ganz gesund, wenn es nur erst wärmer wird!"
Rings um sie her wurde ununterbrochen geschwatzt und
gelacht.
"
„ Ach ne „ Ach ne
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-
ach ne sich doch mal all die Kinder da!" - wie schön!"
Was für' ne Schule is das denn?"
Sie hab' ich auch' ne Ewigkeit nich' gesehen!"
Siehst Du ihn nu?"
Ja
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Jada is' er! Leih mir mal Dein Taschentuch, Tine, ich will mir den Schweiß abtrocknen. Hu, gräßlich, wie warm es is'! Die Sonne scheint schon ganz heiß!"
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Hurra- a- a!" Fanfare.
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Guck, da is der, der die Rede halten soll. Gott , wie fein! Weißer Schlips und weiße Handschuhe, das is gewis ein ordentlicher Student," sagte Mutter Kristiansen.
Fanfare.
Der Student nahm die Müße mit dem Troddel ab. Die Sonne schien auf seinen jugendlichen Kopf. Hinter ihm schimmerte die blaue Luft.
Endlich trat Stille ein. Er begann.
Jungens! Ihr habt ja alle mit Stolz und Begeisterung unsere alte Königsgeschichte gelesen. Harald Haarfager , Olaf Trygoason, Svere und Haakon haben Glanz über die Geschichte unseres Landes ausgebreitet und die Freiheit des alten Norwegens gewahrt.
Und Norwegen ist geehrt und gefürchtet worden, aber weil der Bruder das Schwert gegen den Bruder erhob und Norwegen befleckt ward von dem Blut seiner eigenen Kinder, traf das größte Unglück unser Land, es büßte seine Freiheit ein, und vierhundert lange Jahre mußten unsere Väter dems Befehl einer fremden Macht gehorchen.
„ Ein Glück, daß das Wetter heut so schön geworden is'!" ein neuer Tag an. Im Jahre 1814 erhob sich Norwegen " Siehst Du ihn noch, Tineja, da is' er!" „ Hurra- a- a- a- a- a- a- a!"
"
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,, Wo woll'n wir nu hin, Tine? Ich glaub', sie ziehen nach dem Park!"
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nach der langen Nacht und zwar mit einer solchen Kraft, daß alle Ketten und Banden zerrissen, und es frei und stark dastand. Und mit unseren Urgroßeltern beginnt eine neue und herrliche Zeit für Norwegen . Der 17. Mai 1814 ist der erste Gedenktag, und unser Vater und unser Großvater haben ihrer mehr hinzugefügt. Und wenn Du nun heute hier ,, Hurra- a, der König soll leben! Hurra- a!" stehst und Dein Hurra jubelst da versprichst Du zugleich, ,, Nu glaub' ich, spielen sie wieder Norwegens Söhne"," daß auch Du, wenn Du ein Mann wirst, die Freiheit und sagte Albertine und sah nach der Musik hinüber.
Ja, wir müssen rund um das Schloß herum, da oben, dent' ich, wird mehr Platz sein."
"
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Ja, es war heute wirklich herrliches Wetter und wie hübsch die Stadt heute war!
Sie glaubte, sie hätte sie noch nie so schön gesehen mit all den Flaggen und all den kleinen hellgrünen Blättern an den Bäumen, und die Karl Johann- Straße mit den unzähligen Flaggen oben auf den Häusern und den vielen, die in die Straße hineinhingen, und es war ganz schwarz von Leuten und Akershus und der Fjord.
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Ja, es war gut, daß sie doch mitgegangen war, wenn es auch ärgerlich war, daß sie hier in dem alten, häßlichen Winterkleid herumgehen sollte, während alle die andern ihre neuen Frühlingsmäntel anhatten. Sie tam sich wie eine Ausgestoßene bor ; aber das half nun nicht, der siebzehnte Mai war nun doch ein so besonderer Tag.- Hurra!- hätt' fie beinah in die Luft hinausgerufen.
„ Hurra- a- a!" tönte es den ganzen Zug entlang und weiter rund um das Schloß herum und kam auf der andern Seite wieder heraus, da, wo sie hinaufströmten, und dann fingen die ersten wieder von neuem an und so ging es bis ins Unendliche.
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Wo is' er nu, wo if' er nu?" rief Madam Kristiansen, die im Gedränge an der Ecke des Postgebäudes in die Klemme geraten war. Ach, Gott bewahr' mich!"
Ja, wir werden ihn schon finden, laß mich Dir nur das Tuch ein wenig gerade rücken."
Während der Druck sie weiter führte, um die Ede herum, zupfte Albertine der Mutter das Tuch zurecht und steckte ein paar dünne, graue Haarsträhnen, die sich losgelöst hatten, hinein.
Du schwißst so, Mutter, fomm, laß Dich ein bißchen abtrocknen!"
„ Ich glaub' er is' noch immer hinter uns." ,, Ach wir werden ihn schon finden." Sie waren an die Festung gelangt.
,, Sieh, da is' die Fahne vom Schulschiff, siehst Du wohl? Die Flagge gerade unter der Rednertribüne! Wir wollen sehen, daß wir dahin kommen, denn da steht er ja."
Sa, wir wollen sehen, daß wir da hinkommen!"
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Ehre unseres alten, lieben Norwegens schirmen wellst. Und die Flagge, die Du in Deiner Hand schwingst, iss das Zeichen der Freiheit. An dem Tage, wo Du sie verlierst, büßt Norwegen seine Freiheit ein.
So halte sie denn fest, auf daß Norwegen sein teuerstes Gut nicht verliere, sondern frei und fest dasteht wie seine eigenen Berge! Norwegen lebe hoch!
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,, Hurra, hurra- aa! Hurra, hurra - a-a- a- a!" Fanfare. Man sah die Flaggen nicht mehr in langen Schlangen. windungen, sondern überallhin ausgesät.
,, Nu müssen wir aufpassen, daß Eduard uns nich wieder wegkommt," sagte Albertine.
Da is er!"
In der Menge entstanden größere und größere Deff nungen. Man blieb hier und da in Scharen stehen.
,, Na ja, das war das Vergnügen, eine hübsche Redek Ja, nu müssen wir mal sehen, daß wir wieder nach Haus kommen!"
,, Nein, Mutter, wir gehn noch nich nach Hause," sagte Eduard. Seine Augen blißten, und seine Wangen waren stark gerötet. Ich spendier ein Glas Bier, wenn Ihr wollt, es is ja der 17. Mai! Oder wollt Ihr vielleicht lieber Limonade?"
Er steckte die Hand in die rechte Hosentaschje.
Sie lachten, aber sie dankten ihm, sie wollten am lieb. sten Bier haben, es fonnte gut tun, ein Glas Bier zu trinken, Albertine meinte, sie wollten in den Pavillon hinaufgehen, da wäre es am feinsten und hübschesten, und es war so amüsant, da zu sißen und die Leute zu betrachten, und sie wollten durch die Kirchenstraße und die Karl Johann- Straße gehen.
Hätte sie doch nur ihren neuen Frühlingsmantel gehabt. Herr Gott, da saßen ja Helgesen und Smith und tranken. Die fingen aber früh an, na ja, heute war ja der 17. Mai .- Hoffentlich hatten sie es nun aufgegeben, sie zur grüßen. Jedenfalls würde sie nicht wieder grüßen.- Nein! Ja, aber! Sie neigte den Kopf und erwiderte den Gruß. Ach, hätt sie nu doch bloß den neuen Früh
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