fingsmantel gehabt! sehen.

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Hans

und

Ja, zu Pfingsten, da fellten fie] 5]

Es war wirklich Bahr, was Jussa sagte, daß sie fein in Zeug waren, namentlich Helgesen, er war gewiß der feinste. Herr in der Stadt. Ein Glück, daß die Alte nicht gesehen hatte, daß sie grüßten, denn hätt das Fragen und Ausforschen wohl kein Ende gehabt.

Du, Mutter, der Lehrer hat mir versprochen, daß ich zum Herbst wieder einen Platz auf dem Schulschiff haben foll, ich hab ihm gesagt, denn wär ich wieder gefund," sagte Eduard.

" Ja, heut geht es Dir wirklich viel besser, mein Jung! Wenn es bloß erit' n bißehen wärmer werden wollt! Das hilft viel besser als der Doktor."

Ach was! Es geht mir schon viel beffer, ich hab viel Lauter Hurra gerufen als all die anderen; das haben sie selbst gejagt."

Ja, ich hab Dich Hurra rufen hören, mein Jung! Ganz deutlich!" Sie waren an den Pavillon gekommenes wimmelte es wimmelte dort schon von Leuten. Eduard fand trotzdem einen Tisch, von dem gerade jemand aufstand.

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Ja, nu müßt The Euch bitte flegen. Heda! Kellner! Hören Sie! Bringen Sie uns eine Flasche bayrisch Bier und drei Gläser!"

Endlich kam das Gewünschte. Was macht das?" m

und Heinz Kirch.

Bon Theodor Storm .

Seitdem waren fünfzehn Jahre hingegangen. Die teine Stadt erschien fast unverändert; nur daß für einen jungen Kaufherrn aus den alten Familien am Markt ein neues Haus erbaut war, daß Telegraphendrähte durch die Gaffen liefen und auf dem Post­hausschilde jest mit goldnen Buchstaben Kaiserliche Reichspost" au lesen war; wie immer rollte die See ihre Wogen an den Strand, und wenn der Nordwest vom Ostnordost gejagt wurde, so spülte das Hochwaffer an die Mauern der Brennerei, die auch jezt noch in der roten Laterne ihre beste Kundschaft hatte; aber das Ende der Eisen­bahn lag noch manche Meile landwärts hinter dem Hügelzuge, sogar auf dem Bürgermeisterstuhle saß troh, der neuen Segnungen noch im guten alten Stile ein studierter Mann, und der Magistrat be­hauptete fein altes Ansehen, wenngleich die Senatoren jetzt in Stadträte" und die Deputierten in Stadtverordnete" verwandelt waren; die Abschaffung der Bürgerglode als eines alten Zopfes war in der Stadtverordnetenversammlung von einem jungen Mit­gliede zwar in Vorschlag gebracht worden, aber zwei alte Herren hatten ihr das Wort geredet; die Glode hatte sie in ihrer Jugend von manchem dummen Streich nach Haus getrieben; weshalb sollte jetzt das junge Volk und das Gesinde nicht in gleicher Zucht gehalten werden? Und nach wie vor, wenn es zehn vom Turm geschlagen hatte, bimmelte die eine Glode hinterbrein und schredte die Pärchen auseinander, die auf dem Markt am Brunnen schwahten. Nicht so unverändert war das Kirchsche Haus geblieben. Heinz war nicht wieder heimgekommen, er war verschollen; es fehlte nur, daß er auch noch gerichtlich für tot erklärt worden wäre; von den jüngeren Leuten wußte mancher taum, daß es hier jemals einen

Er hielt die kleine durchsichtige Hand mit dem blauen Sohn des alten Kirch gegeben habe. Damals freilich, als der alte Anker fest geschlossen.

,, Vierzig Dere."

Er öffnete die Hand und legte ein fünfzig Dereftück auf das Teebrett.

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Der Kellner wollte ihm zehn Dere geben, aber er lehnte fich zurück und sagte: Nein, behalten Sie das bitte, das ist für Sie! Es war sehr reichlich," sagte er, aber es is ja nur einmal im Jahre der siebzente Mai!" Dann nahm er die Flasche, trodnete die Defft.ung mit der Handfläche ab, schenfte einen Tropfen in sein eigenes Glas, füllte die anderen bis zum Ueberschäumen und schenkte dann sich selbst ein.

Sie faßen eine Weile schweigend da.

Marten den Vorfall mit dem Briefe bei seinen Gängen mit herum getragen hatte, war von Vater und Sohn genug geredet worden; und nicht nur von diesen, auch von der Mutter, von der man nie­mals redete, hatte man erzählt, daß sie derzeit, als es endlich auch ihr von draußen zugetragen worden, zum erstenmal sich gegen ihren Manr. erhoben habe. Hans! Hans!" so hatte sie ihn angesprochen, ohne der Magd zu achten, die an der Küchentür gelauscht hatte; bas war Dein Recht nicht ohne mich zu tun! Nun können wir nur beten, daß der Brief nicht zu den Schreiber wiederkehre; doch Gott wird ja so schwere Schuld nicht auf Dich laden." Und Hans Adam, während ihre Augen voll und tränenlos ihr ansahen, hatte hierauf nichts erwidert, nicht ein Sterbenswörtlein; fie aber hatte nicht nur gebetet; überall hin, wenn auch stets vergebens, hatte sie nach ihrem Sohne forschen lassen; die Kosten, die dadurch verursacht wurden,

Ja, nun müßt Ihr zugreifen," sagte Eduard und nahm entnahm sie ohne Scheu den kleineren Kaffen, die sie verwaltete; und fein Glaser huste e- Bitte schön!"

Sie griffen zögernd nach ihren Gläsern. Prost, Mutter! Prost, Tine!"

Prost, Eduard!"

Der siebzehnte Mai soll leben!" Hurra!"

Sie tranken. Er nahm die Flasche und verteilte Sen Rest gleichmäßig.

Ne, was für schönes Wetter wir doch gekriegt haben!" " Ja, am siebzehnten Mai is immer," er bekam einen Hustenanfall, is immer schönes Wetter!"

Er hatte sein Taschentuch herausgeholt und hielt es vor den Mund; als er es weg nahm, war ein wenig Blut dar­auf; er sah haftig zu den anderen hinüber, die Alte hatte es nicht gesehen, dahingegen Albertine, er lächelte ihr zu und Schüttelte den Kopf. Ach was!" fagte er und steckte das Taschentuch in die Tasche.

Sie faßen eine Weile da.

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Mir deucht, Du bist so blaß, Eduard, nu, find ich, is es genug für heute. Du bist gewiß müde. Ein andermal fannst Du länger draußen sein. Nn, mein ich, gehen wir nach Harts. Es is doch noch Eis in der Luft, Du!"

,, Komm, ich will Dich führen!"

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Sie schlenderten langsam die Straße hinab Mutter Kristiansen ließ sich von Eduard führen, Albertine ging auf

der anderen Seite.

,, Ne, was doch für schönes Wetter is!" fagte Eduard. Schließlich kamen sie an das Reichstagsgebäude . Herr du meines Lebens! War das nich Jossa ? Ne, wie fein die war!"

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Guten Tag, guten Tag! Gut, daß ich Dich treffe. Na, was sagst Du denn zu mir! Magst Du den Mantel leiden? Fiong, was? Und der Hut! Pariser Modell! Haben wir nich herrliches Wetter? Herr i Eduard, Du bist auch draußen? Willst Du mein Schaß sein? Heut wolf'n wir uns' nen lustigen Tag machen! Komm nu, Line,- Du willst doch nich schon nach Haus gehen? Bist Du matt?" Nein, fie tonnte gern noch ein wenig mitgehen,

( Bortfegung folgt.)

Hans Adam, obgleich er bald des inne wurde, hatte sie still gewähren laffen. Er selbit tat nichts dergleichen; er fagte es sich beharrlich vor, der Sohn, ob brieflich oder in Person, müsse anders oder nie­male wieder an die Tür des Elternhauses klopfen.

Und der Sohn hatte niemals wieder angeflopft. Hans Adams Haar war nur um etwas rascher grau geworden; der Mutter aber hatte endlich das stumme Zeid die Brust gernagt, und als die Tochter aufgewachsen war, brach sie zusammen. Nur eins war start in ihr geblieben, die Zuversicht, daß ihr Heinz einst wiederkehren werde; doch auch die trug sie im stillen. Erst da ihr Leben sich rasch zu Ende neigte, nach einem heftigen Anfall ihrer Schwäche, trat es einmal über ihre Lippen. Es war ein frostheller Weihnachtsmorgen, als sie, bon der Tochter gestüßt, mühsam die Treppe nach der oben gelegenen Schlaftammer emporstieg. Eben, als sie auf halbem Wege, tief auf­atmend und wie hilflos um sich blickend, gegen das Geländer lehnte, brach die Wintersonne durch die Scheiben über der Haustür und erleuchtete mit ihrem blaffen Schein den dunklen Flur. Da wandte die kranke Frau den Kopf zu ihrer Tochter:" Lina," sagte sie ge­heimnisvoll, und ihre matten Augen leuchteten plöblich in bes ängstigender Verklärung, ich weiß es, ich werde ihn noch wieder schen! Er kommt einmal so, wenn wir es gar nicht denken!" Meinst Du, Mutter?" fragte die Tochter fast erschroden. " Mein Kind, ich meine nicht; ich weiß es ganz gewiß!" Dann hatte sie ihr lächelnd zugenidt; und bald lag sie zwischen den weißen Linnen ihres Bettes, welche in wenigen Tagen ihren toten Leib umhüllen sollten.

"

In dieser letzten Zeit hatte Hans Kirch seine Frau fast keinen Augenblick verlassen; der Bursche, der ihm sonst im Geschäfte nur zur Hand ging, war schier verwirrt geworden über die ihn plötzlich treffende Selbstverantwortlichkeit; aber auch jetzt wurde der Name dea Sohnes zwischen den beiden Eltern nicht genannt; nur da die schon erlöschenden Augen der Sterbenden weit geöffnet und wie suchend in die leere Kammer blidten, hatte Hans Kirch, als ob er ein Versprecher gebe, ihre Hand ergriffen und gebrüdt; dann hatten ihre Augen sich zur letzten Lebensruhe zugetan. Aber wo war, was trich Heinz Kirch in der Stunde, als seine Mutter starb?

Ein paar Jahre weiter, da war der spike Giebel des Kirchschen Hauses abgebrochen und statt deffen ein volles Stockwert auf das Erdgeschoß gesetzt worden; und bald hausete eine junge Wirtschaft in den neuen Zimmern des Oberbaues; denn die Tochter hatte den Sohn eines wohlhabenden Bürgers aus der Nachbarstadt geheiratet, der dann in das Geschäft ihres Vaters eingetreten war. Hans