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zurück und mit ihr die Erinnerung an den vergangenen Tag. I gleicher Worte nicht viel dachten, sie waren doch von der Wichtig Aber Kamas Erschöpfung war ungeheuer. Das Zuhören, feit und Nüglichkeit ihres Tuns überzeugt. das Denken schmerzte sie.

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Der alte Straffer saß in seinem Lehnstuhl am Fenster und fah Was tut's"- sprach Zeo weiter Nach uns dem Holzmacher zu, der vor dem Hause mit Hilfe seiner Frau werden neue Zeiten kommen. Das erwarten win. Der Buchenscheiter zerjägte. Er war did, sehr rund und gemästet ge­große Kampf wird kommen und der Sieg. Ich wünsche worden in den fünf Jährlein, die er jest privatifierte. In feiſtent ihnen alles Gute, diesen Generationen von morgen! Große Frieden glänzte sein glattrafiertes Geficht. Blinzelnd spähten seine Ereignisse, große Taten werden unsere lächerlichen Kämpfe unter Fettwulsten verschwimmenden Aeuglein die Straße entlang. verschwinden machen. Große Namen werden auftauchen, und Auf dieser kamen nun ganz langsamen Schrittes drei dide alte fein lahmer Hund wird sich an das erste, zweite und dritte Männer gegangen. Sie trugen die Hände auf dem Rücken ver­Hundert jener Namenlosen erinnern, welche ihr Leben ge- schränkt und waren halb städtisch, halb wie Bauern gekleidet. Wie geber Straffer die drei von weitem fah, rief er seine Alte aus der opfert haben und mehr als das Leben. Unser Ruhm! Küche. Die zog ihm weite, wattegefütterte Schuhe an, denn mit Der Ruhm unserer Kämpfe, unserer Arbeiten! Wer wird dem Bücken war's bei ihm vorbei, und half ihm in den Rock, reichte nach uns fragen? Wer wird uns diese Bein lohnen? Welcher Sut und Stod. Dann zwängte er seine zweieinhalb Zentner die Psychologe wird unsere Wahrheit ausgraben? Welcher Treppe hinunter vors Haus, winkte den dreien, ein Grüaß Gott" Dichter unsere Schönheit entdecken? Darum mag jeder von brummend, zu und schweigend trampelten sie langsam miteinander uns gehen, jeder, der von Ruhm träumt. Einsam und un- weiter. Manchmal blieb einer zurüd und schnaufte tief auf. Wenn belohnt ist unser Heldentum. Wer ein solches Los zu er- die anderen das merkten, blieben sie umschauend stehen und warteten tragen vermag, der gehört zu uns. Wer es bewußt trägt, bis der Säumige nachkam. So gingen sie, schier die ganze Straßen­der wird bis zum Ende ausharren. Solche Leute sind in breite für sich in Anspruch nehmend, bis zu einer Linde vor dent Städtchen, um deren dicken Stammt eine massive Bank gezimmert unserer Zeit nötig. Wie viele sind ihrer?..." war. Dort nahmen sie aufschnaufend und seufzend Platz. Der Er lachte, und kaltes Entseben drang Rama bis in die Spec ihrer Körper füllte zum Plazen prall die Kleider. Jeder tiefste Seele. Sie glaubte etwas zu bemerken, etwas zu erzog feine Porzellanpfeife aus der Tasche und stopfte sie mit billi­raten, Ein neuer Vorhang schob sich vor ihr beiseite. Sie gem Grobschnitt. Der Strasser schlug mit Stahl und Stein Feuer wollte Leo anrufen, daß er aufhöre. Sie fürchtete etwas. und legte den glimmenden Zunder sorgfältig auf den Tabak. Sie wollte vergessen, was sie gehört hatte.

Und plötzlich entdeckte sie in sich etwas wie den Schimmer einer Flamme. Der Wille zu leben ergriff sie wieder heiß. Etwas wie Stolz erhob sich in ihr, und sie erkannte, daß sie ein anderer Mensch geworden war. Ob besser oder schlechter das wußte sie nicht.

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Aber sie fühlte wieder Kraft in sich. Das Drama, das fie an dem Tage durchlebt hatte und das vor kurzem noch sie für immer, für das ganze Leben gebrochen zu haben schien, zeigte sich ihr jegt als ein unbedeutendes Ereignis. Sie wollte wieder leben. Und sie dachte an das, was sie erwartete, was immer es sein mochte, mit Freude.

Du bist die Poefie! In Dir ist der Aufschwung der Jugend. Eine Schlachtbank, eine Mördergrube wäre unsere ganze Arbeit, gäbe es nicht solche wie Du, Mädchen! Nun siehst Du, wozu uns die Frauen nötig sind. Nicht nur, weil sie leichter durchkommen, weil die Spitel auf der Straße fie weniger beobachten! Man möchte Euch schonen, man möchte das Schönste für Euch suchen Wenig genug davon ist in unserem Leben! Wozu bist Du auch zu uns ge­fommen? Zu den Schlächtern? Wäre es nicht besser für Dich, die Menschen auf den Versammlungen zu begeistern, das Herz mit den Massen zu teilen, welche so sehr nach etwas Herzlichkeit leczen und von dieser ganzen Partei so wenig Savon geboten bekommen..."

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( Fortiebung folgt.)

Der Lebensabend.

Die anderen rieben die Phosphorhölzchen an den Schenfeln in und stießen ihn gleich bedächtig wieder hervor. So langsam und Brand. Dann saugten sie in langen langsamen Zügen den Rauch foul wie Menschen, die viel Zeit haben. Die glattrasierten Gesichter glänzten vor Behagen.

" Da Russ' und da Türk' hafeln wieda mitanand," hörte man auf einmal den Baß des Gog'lbauern.

Bon mir aus, ian ja weit weg," war die specheisere Antwort des Limpartner, wann no grad da Franzos nig macht." " Da sell traut fie net, a'wegen unsern Militär," meinte der Leitner.

" In der Kron"" redt morg'n auf d' Nacht a Sozi," teilte der Goglbauer mit, ma funnt ebba do hingeh, i möcht dengerscht a mal so an Sozi sehg'n."

A Schand und a Schpott is, daß solchene Menschen git, dia o nia mit nig a'frieden san. Teil'n wolln's hat da Pater Am­brosius am Sunntag predigt."

..A solchas Lumpag'sindel g'hörat grad daftocha," schimpfte der

Limpartner.

Bo mir aus," sagte der Strasser, i geh in mei Kirch, ess' und trint und i möcht mei Ruha ham. Zu was privatifier i denn sunscht? Geht's, seid's stad mit derana Politik."

Der Gesprächsstoff war wieder zu Ende. Schnaubend und badenblasend erhoben sich nach einer halben

Stunde die vier von der Bank und wanderten breitspurig die Straßen entlang ihren Behausungen zu.

Der Straffer betrat, schier den ganzen Haustürrahmen füllend, den Borflur, schnaufte ein paarmal tief und tat denn die Reise über die Treppe hinauf in seine Wohnung. Dort ließ er sich in das auffrachende Sofa fallen. Sofort erschien seine Frau mit der Suppenschüssel. Dann setzte sie sich mit an den Tisch und in breiter Behaglichkeit schlürften sie geräuschvoll die mit Safran schön gelb gefärbte Suppe. Eine mächtige Pfanne voll gebadener Gier ber­vollständigten das Abendessen. Sie wischten sich gerade den Mund, da ertönte in der Nähe die Glocke der Marienkapelle, zur Maien­andacht einladend.

Der Strasser nahm wieder Hut und Stock, seine Frau band das Kopftuch um, dann wanderten beide langsam dem Kirchlein zu. Eine Bauerngefchichte von Hermann Steng. Von allen Seiten tamen Beter gezogen. Einzeln, paarweise oder Hell stach die weiße Glocke der schwer messingenen Betroleum Wachsstock bei sich. In der Kapelle herrschte bereits Dunkel, das in Gruppen, jedes Alter vertretend. Alle trugen Rosenkranz und Tampe von der fräftig blau gestrichenen mit hellgelben Sternen spärlich gemusterten Wand ab. Aepfel lagen auf Kommode und sich jedoch mit der zunehmenden Zahl der Beter verringerte. Jeder Schrank. Rote und gelbe Aepfel, einen durchdringend seinen Ge- zündete ſein Lichtlein an dem des Nachbars an und setzte oder kniete ruch verbreitend, dem selbst der Pfeifenrauch des alten Strasser hörige der unteren Voltsschichten bildeten die Teilnehmer an der sich einstweilen in die dunklen eichenen Bänkte. Meistens Ange­bauern nicht ganz Herr wurde. Das Hauptstück der Stube aber Maienandacht. war der vieredige Reliquienfasten. Er hatte seinen Platz dicht über der Kommode gefunden. Es war ein ziemlich tiefer überglafter Der Strasser und sein Weib trugen zwei in Altötting geweihte Raften aus dicen, vergoldeten Leisten, und er barg Echäße, nein Rosenkränze, deren auf Seidenschnur gefaßte Perlen aus rotem Heiligtümer! Zwischen Ornamenten von edelsteinimitierten, rot Holz geschnitten schienen. Es ist eine merkwürdige Sache um so und grünen metallgefaßten Gläsern, Wachsperlen, Goldflittern und einen Rojentranz, etwas ungemein Wichtiges für diese Menschen. bunten gerollten Papierstreifchen fl.bten zwölf Pergamentblättchen, Auf die zusammengefnotete Schnur find fünfzig gleichgroße Kügel­auf denen je der Name eines Heiligen geschrieben stand. Unter chen von der Größe eines Kirschfernes gereiht, an der Schnur ver­denselben aber befanden sich in Silber gefaßte Knochensplitter der schiebbar, oder man hat sie auf Kettchen gefaßt.. Zwischen je zehn auf dem Blättchen benamsten Heiligen. Fahl stachen die Toten- fleinen Berlen, die zehn Ave bedeuten, fibt immer eine doppelt * nöchlein aus all dem Flimmer, ehrfurchtgebietende Stüdlein von größere, ein Vaterunser. Unten hängt noch ein weiteres Stück einem Dußend heiliger Leichen, an Tod und Seelenheil mahnend. Schnur oder Kette und daran drei kleine und zwei große Perlen, Einige terzenbestedte Messingleuchter und eine Anzahl frommer drei Aves, ein Baterunser und einen Glaube an Gott " vorstellend. Borzellanftatuetten vervollständigter den Hausaltar, die Kirche im Diejes ganze Gehänge ist der Rosenkranz . Er kann verschiedene Haus. Das Bewußtsein, etwas Heiliges im Heim zu befizen, gab Grade von Weihen befizen und diese können mit gewissen Ablässen dem Fleckchen über der Kommode besondere Weihe. Sie glaubten verbunden sein, welche ihm bei der Weihe in Lourdes , Altötting , feft an die Echtheit der Knochen, unerschütterlich fest und beteten Maria Einsiedeln oder einem sonstigen Wallfahrtsorte verliehen feierlich ihren täglichen Rosenkranz vor ihnen herunter. Selbst wurden. Manchesmal ist einer der Gläubigen der Meinung, daß wenn fie fich während des Gebetes in der Wiederholung immer der Ablaß doch schon ein bissel abgenutzt sein könnte. Dann läßt

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