auf einmal entfernt werden und die nächste, schon borher aufge baute, raschest an ihre Stelle rüden kann. Diesen Effekt bewirkte zuerst die von dem Maschinerie- Direktor der Münchener Hof­theater, Lautenschläger, fonstruierte Drehbühne. Sie besteht aus einer in den Bühnenboden eingelassenen großen drehbaren Scheibe. Man baut die erste Szene auf dem Teil der Scheibe auf, der ge­rade der Bühnenöffnung gegenüberliegt. Dahinter tann man bann einen zweiten und, bei räumlich wenig ausgedehnten Szenen, evie z. B. Zimmern, auch noch einen dritten Aufbau herstellen. Beim Szenentechsel braucht die Scheibe nur gedreht zu werden, um die neue Deforation vor die Bühnenöffnung zu bringen.

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wird durch Wasserdampf in gleichfalls ftets ungefährlicher Weise hervorgebracht. Die Versenkungen fahren von unten her mit Hilfe großer hydraulischer Pressen auf. Diese Plattformen sind oft mehrere Meter lang und vermögen riesige Aufbauten aus der Unterwelt emporzuzaubern. Dann gibt es noch die Flugwerke, mit denen Personen über die Bühne fliegen können, die Blige, Donner- und Schußmaschinen, die Rund- und Kuppelhorizonte als trefflichen Ersatz der früheren in häßlicher Weise senkrecht her­unterhängenden Himmel"-Feßen, die Windmaschine und vieles andere. Bei einer großen Aufführung sind also heute wirklich " Prospekte und Maschinen" in allereifrigster Bewegung. TIK.

Kleines feuilleton.

Aus der Natur.

Die Drehbühne ist eine vortreffliche Erfindung. Sie ge­stattet das Herrichten von schweren, ausgedehnten Deforationen, bie bis dahin kaum möglich waren, weil das Auf- und Abbauen auf dem festen Bühnenboden viel zu lange Pausen notwendig ge= macht hätte. Die durch ihre Plastik berühmten Bühnenbilder Reinhardts mit ihrer subtilen Ausgestaltung wären ohne die Dreh­bühne fast unmöglich gewesen. Heute aber, nach überraschend furzer Zeit, gilt diese Stonstruktion schon als veraltet. Sie wird bei feinem großen Neubau, wenn nicht gerade die Platzverhältnisse sich einmal aufs Wasser begeben hat, bon haushohen Meereswellen sehr beschränkt sind, mehr verwendet. Die Drehbühne ist nun durch Die Schiebebühne abgelöst, wie sie 3. B. das große Hoftheater in Stuttgart und das Deutsche Opernhaus in Charlottenburg in sehr großen Dimensionen zur Freude ihrer Maschinerie- Direktoren be­fißen. Die Drehbühne hat nämlich eine Reihe bedeutender Fehler. Wenn gespielt wird, ist es sehr schwer, auf dem hinteren Teil der Scheibe zu bauen, da hierbei Geräusch gar nicht vermieden werden fann. Dann war man durch die gebogene Randform der Scheibe Stets zu unangenehmen, nach vorn sich verjüngenden Formen des Aufbaus gezwungen, da doch alle einzelnen Stüde auf der Dreh­fcheibe stehen mußten. Meist tvar es unmöglich, die wirklich vor- Ueberfeedampfers Narrung", der beim legten Sturm handene Breite der Bühne ganz auszunuben. Dann machte auch die Konstruktion der Unterbühne, die Anlage der Versenkungen Schwierigkeiten, wenn man nur eine einfache drehbare Plattform Gatte. So wurde es natürlich unmöglich, die Versenkungen überall da benutzen zu können, wo man sie gerade brauchte. Sobald aber bie Unterbühne mit ihren mächtigen Maschinen mit drehbar ge­macht war, wie das z. B. im Neuen Schauspielhaus in Berlin der Fall ist, gelangte man au ganz ungeheuren, sehr teuren Son ftruftionen.

Die neue Schiebebühne beruht auf einem ganz anderen, praktischen Prinzip. Rechts und links neben der eigentlichen Bühne liegt je ein Raum, der so breit ist wie die Bühnenöffnung. In jedem dieser Räume steht ein Fußboden von der Breite der Bühne, der nach der Seite verschoben werden kann. Die beiden Seitenbühnen fino durch eiserne Tore zu verschließen, durch die tein Schall dringt. Wenn eine Szene aufgebaut und der Podest auf die Bühne geschoben ist, so kann auf der andern Seite die zweite Dekoration hinter geschlossenen Türen in aller Ruhe her­gestellt werden. Auch die Darsteller der zweiten Szene, insbeson­bere schwierige und umfangreiche Statistengruppen, fönnen hier schon Aufstellung nehmen. Sobald der Vorhang fällt, wird der erste Podest nach rechts fortgezogen und sofort rollt die nächste Szene von links heran. Es fann, selbst bei gang gewaltigen Auf­bauten, schon nach kürzester Zeit weiter gespielt werden. Rechts baut man indeffen von neuem auf, und die Verschiebung geht dann in umgekehrter Richtung vor sich. Dabei entstehen für Berjenfungen und sonstige Anlagen gar keine Schwierigkeiten.

Die moderne Bühne hat dann vor allem noch einen sehr fein and tompliziert aufgebauten Beleuchtungsapparat. Es befinden sich in der Beleuchtungskammer vier Serien von Hebeln, von denen jede eine bestimmte Farbe in den Lampenreihen bedient. Man hat jetzt überall weiße, vote, grüne und gelbe Lampen nebenein­ander. Durch deren Mischung sind alle Farbennüancen zu er­zielen. Man kann durch die einzelnen Hebel in jeder Reihe be­Liebig viel Lampen von jeder Farbe einschalten. Bei Uebergängen, von Nacht zum Tag 3. B., fann man mit Hilfe eines sinnreichen Mechanismus alle eingeschalteten Lampen derselben Farbe durch Drehen eines Rades gemeinschaftlich und gleichmäßig beeinflussen, fie ganz allmählich heller oder dunkler werden lassen, so daß sehr weiche Nuancierungen entstehen.

eine

die

Haushobe Meereswellen. Wenn eine Landratte, die erzählt, so ist dieser Ausdruck meist nicht ernst zu nehmen, obgleich er insofern schon vorsichtig gewählt ist, als es ja Häufer von sehr verschiedener Höhe gibt. Selbstverständlich hat man sich bemüht, die Höhe der Meereswellen genauer zu bestimmen, und ist zu dem Er­gebnis gelangt, daß Wellen bon mehr als 10 Meter Höhe Schon zu den Seltenheiten zu rechnen find. Die ungewöhn lich heftigen Stürme, die um die Zeit des Jahreswechiels im nördlichen Atlantischen Ozean, und im Kanal geherrscht und selbst großen Schiffen erheblichen Schaden zugefügt haben, lenken die Auf­merkiamfeit wieder auf die Frage, welche Höbe die Meereswelle im Höchftfall erreichen fann. Der erste Offizier des großen schwere Havarie erlitt, erlitt, schäßte die Höhe der Welle, den größten Teil der Zerstörung verursachte, auf 70 Fuß oder rund 21 Meter. Wahrscheinlich ist auch diese Angabe, obgleich fie von einem erfahrenen Seemann stammt, etwas zu hoch gegriffen. In den Lehrbüchern der Meereskunde werden Höhen von 16 bis 18 Meter als äußerste Biffern angegeben. Die Wochen schrift" Nature " stellt einige Angaben über die höchsten Meeres wellen zusammen. Admiral Fitzroy berichtet in einem Wert, daß er in der Nähe der Bucht von Bistaya selbst Wellen gesehen habe, die nicht unter 18 Meter Höhe haben fonnten und ſezt allerdings hinzu, daß er nie zuvor eine solche See gesehen habe, weder am Kap Horn noch am Kap der Guten Hoffnung . Mit der neuesten Schätzung stimmt der Kapitän Kiddle vom Dampfer Celtic " überein, der für einige Wellen im mittleren Atlantischen Dzean durch zuverlässige Messungen gleichfalls eine Höhe von 21 Meter bestimmt haben will. Admiral Wharton, der frühere Hydrograbh der englischen Marine, hält 15-18 Meter für das wahr fcheinlichste Maximum, obgleich er ganz ausnahmsweise Bogen bis au 27 Meter Höhe anerkennen will.

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Meteorologisches.

Eisregen. Jm Winter tritt der in anderen Jahreszeiten unerhörte Fall ein, daß die Luft mit der Erhebung vom Erdboden an Wärme zunimmt. Im Sommer fann nur die Schicht unmittel bar über dem Erdboden zur Nachtzeit sich stärker abfühlen, wenn der Himmel besonders Ular und infolgebeffen die Ausstrahlung der Wärme von der Erde auch start ist. Darauf beruht dann der Nieder­schlag des Taues. Sonst aber wird die Luft gewöhnlich nach oben bin immer tälter. Man nennt daher den im Winter eintretenden Ausnahmefall auch die Temperaturumfehr. Sie kann sehr beträcht liche Abweichungen von der Regel bedingen. An einem Wintertage beispielsweise, an dem in der Umgebung von Berlin am Boden eine Temperatur bon-15 Grad herrichte, stellte ein mittels Flugbrachen gehobenes Thermometer in 500 Meter Höhe knapp 2 Grad und in 800 Meter sogar eine Temperatur von 3 Grad über dem Gefrierpunkt fest. Auf solchen Temperaturverhältnissen beruht auch die Erscheinung, der Eisregen. In den Höhen der Atmosphäre, wo die Verdichtung der Wolfen erfolgt, bildet sich Regen, der aber beim Niederfallen gefrieren muß, weil er in Luft­schichten gerät, deren Temperatur tveit unter dem Nullpunkt liegt. In Mitteleuropa find derartige Eisregen ziemlich selten, recht häufig dagegen in den Neuenglandstaaten Ameritas. Der Riederschlag fann noch als Regen zum Boden gelangen, wenn die Temperatur bis zu 12 Grad gesunken ist, muß aber natürlich so­fort gefrieren, wenn er auf die Erde felbst auftrifft. Nicht selten überzieht sich der Boden mit allen darauf befindlichen Gegenständen mit einer Eisschicht von Bolldicke, und bei einem Eis­regen, der einmal drei Tage lang über Boston niederging, erreichte der Eispanzer sogar eine Dicke von drei Boll oder 72 Bentimeter und war erst bier Tage nach dem Aufhören des mit heftigen Stürmen verbundenen Regens berichtounden. Ein Drachenaufstieg vom Blauen Hügel bei Boston hat gelehrt, daß folche Eisregen das Borhanden fein einer verhältnismäßig warmen Schicht in größerer Höhe voraus­sett. Bei diesem Versuch wurden die Hilfsdrachen, die zur Hebung des Hauptdrachens in gewissen Abständen an der Leine befestigt Große Brände werden nach derselben Methode burch starken werden, so start mit Eis bedeckt, daß sie den Drachen herunter­Wind und beleuchtete Seidenzungen dargestellt. Der Qualm zogen.

Offene Flammen werden heute auf der großen Bühne über­haupt nicht mehr benutzt. In den Lampen jeglicher Art, die auf der Bühne brennen, stedt schon seit langem in irgendeiner Ver­hüllung eine elektrische Glühbirne. Bis vor kurzem aber waren bie Fadeln immer noch offen brennende Flammen. Das hat nun durch eine Erfindung des Maschinerie- Direktors der Königlichen Theater in Berlin , Brandt, auch aufgehört. Die Fadeln find jetzt taschierte Nöhren, in denen eine fräftige Glühbirne und ein kleiner Elektroventilator nebst einem Affumulator stecken. Am oberen Rand der Röhre sind spit zulaufende Seidenbänder in roter und gelber Farbe angebracht. Wenn man den Einschalteknopf drückt, fo läuft der Ventilator an und läßt die Seidenbänder durch den entstehenden Luftzug hin und her zuden. Sie werden ferner von der Lampe grell beleuchtet, so daß fie vollkommen den Eindruck eines flaffernden Feuers erroeden.

Berantw. Redakteur: Alfred Wielepp, Neukölln.- Drud u. Verlag: Borwärts Buchdrudereiu.Berlagsanstalt Paul Singer& Co. Berlin SW