Kleines feuilleton.
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Die Opfer der Polarforschung. An der Tatsache, daß die deutsche Spißbergenegpedition des Leutnants Schröder- Stran schwer gefährdet ist, läßt sich nicht mehr zweifeln. Hat sich in der nordischen Eiswüste eine neue Tragödie abgespielt? Haben sich den zahlreichen Opfern, welche die Polarforschung im Laufe der Jahrhunderte ge fostet hat, neue hinzugefellt?
Gerade die Nordpolarerpeditionen find, weil zahlreicher als die Südpolarexpeditionen, sehr verlustreich gewesen. Unermüdlich hat die furchtbare Eisfee ihr Reich gebütet und manchen Wagemutigen unter ihrem weißen Leichentuche begraben. Unfägliche Anstrengungen und Entbehrungen, Kälte, Hunger, Krankheiten und tüdische Unglüdsfälle waren Begleiter der Expeditionen.
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To möchte ich ihn schmücken." Huch wenn das zeichnende Kind die so Mutter dicht vor sich hat, bringt es doch nicht mehr als das übliche Schema: Kopf, Arme und Beine zu Papier . Jedes Kind zeichnet aus seiner Vorstellung heraus das, was es weiß und nicht eine bestimmte Gestalt. Dem Kinde erscheinen die Knöpfe für einen Mann charakteristisch; flugs seßt es die Knöpfe auf den nadten Körper. Alles, was das Kind fennt und ihm charakteristisch erscheint, muß daher auf das Bild, so unmöglich auch die Zusammenstellung sich ausnimmt. Das Kind zeichnet nach seinem Gedächtnis. Und geht es dem Erwachsenen nicht ähnlich? Von einer perspek tivischen, einer Raum darstellung ist daher bei Kindern feine Rede. Sie zeichnen linear. Gibt man Kindern einen Pinsel mit grüner Farbe in die Hand, mit der Aufgabe ein Blatt zu malen, so werden fie in jüngerem Alter nur die Umrißlinie ziehen; die Blattfläche lassen sie weiß.
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Bon drei zur Aufsuchung einer nordwestlichen Durchfahrt im Wie verhalten sich nun Kinder, wenn man ihnen ein Stück Jabre 1553 ausgesandten Fahrzeugen unter Führung von Willoughby, Kitt in die Hand drückt und sie bittet, einen Mann zu formen? Gefferson, Durfooth und Chancellor kehrte nur der letztere zurüd, Auch hier beginnen die kleinen Kinder den Mann zu zeichnen", die anderen gingen zugrunde. Wenige Jahrzehnte später, im arktid. H. fie formen einen Kopf und sehen nacheinander Ohren, Nase, schen Winter 1596-99, bedrohte der Tod die Expedition des Arme, Beine an. Das Kind sieht und stellt auch hier lineare UmHolländers Barents; die Kälte war so schneidend, daß die Teilnehmer risse vor. Erst mit fortgeschrittenem Alter formen die Kinder des führen Unternehmens in dickster Belzkleidung dem Erfrieren nahe räumlich. Bei der Aufgabe, ein Wassergefäß zu bilden, kommen waren. Unter den Expeditionen der Folgezeit, denen von Hudson, Bylot erst die erwachseneren Kinder auf den genial- einfachen Ausweg, und Baffin, Roß, Parey und Kane, hat der Tod sich ebenfalls manches mit dem Daumen ein Loch in die Kittmasse zu drücken. Die jünOpfer geholt. Doch die furchtbarste Tragödie bietet das Schicksal der geren bilden einen flachen Boden und sehen mühsam aus einer Franklin- Expedition. Am 19. Mai 1845 jegelten die Schiffe Erebus zweiten flachen Rolle den Rand herum. Diese linienhafte und aus und Terror mit Franklin, den Kapitänen Crozier und Fißjames und Flächen gebildete Darstellung von Körpern ist um so auffälliger, einer Bemannung von hundertachtunddreißig Personen von England als das Material( Ritt, Ton) zum förperlichen Sehen und Geab. Am 26. Juli wurden die Schiffe in Melvillebai von dem Wal- stalten drängt. Luise Potpeschnigg glaubt daher der Zeichnung fischfänger Danner angesprochen, und dann waren fie für immer( Malerei) die Priorität vor der Plastik auch in der Entwickelungs. berschollen. Die ausgesandten zahlreichen Hilfsexpeditionen fanden geschichte der Menschheit zugestehen zu müssen. Lebende nicht mehr vor, wohl aber 1850 auf der einsamen Beechey- Die Beobachtungen der Wiener Zeichenlehrerin das muß Insel drei Gräber und im Mai 1857 auf King- William- Land einschränkend gesagt werden franken allerdings an einem Fehler Schriftstücke, die besagten, daß beide Schiffe am 12. September der Versuchsanordnung. 2. P. ließ die gleichen Gegenstände zuerst 1846 von Eismassen völlig umschlossen wurden, und daß nach dem zeichnen und dann sofort in Ritt formen. Da bei den Kindern die Tode Franklins am 22. Mai 1848 die Ueberlebenden, hundert- Beharrlichkeit der Vorstellung und Tätigkeit einen noch weit größeundfünf an der Zahl, die Schiffe verlassen hatten, um unter ren Einfluß hat als bei Erwachsenen, wird die Tätigkeit des ZeichCroziers Kommando den Großen Fischfluß zu erreichen. Eine nens die des Formens mitbestimmt haben. Die Uebereinstimmung völlige Aufklärung über das Schidial dieses Restes der Expedition der findlichen plastischen Arbeit mit dem Zeichnen muß mindestens erbrachte erst die Schwattasche Landreise 1880-81; fie ergab, zu einem Teil hierauf zurüdgeführt werden. daß alle durch Hunger und Entbehrungen umgekommen 2. P. geht auch auf die Entstehung des Ornaments ein. waren. Und weiter die Leilen, die die Mannschaften des Nichtet man an Kinder die Aufforderung, ein Gefäß zu zeichnen Dampfers Hansa" der deutschen Expedition im Sommer 1869 zu oder zu modellieren, so fehlt auffälligerweise jeder Schmud, jede ertragen hatten. Die„ Hansa" wurde vom Eise zerdrückt und die Verzierung, jedes Ornament. Erst die Bitte, die Arbeit zu berMannschaft gezwungen, sich auf einer riesigen Scholle zu retten, zieren, förderte ornamentale Bildungen. Es bedarf also eines mit der sie vom 70. Grad bis zum 61. Grad trieb. Erst nach un- Anstoßes zur Entstehung des Ornaments. Das gleiche gilt für endlichen Mühen und Gefahren gelang es den wackeren Männern, die künstlerische Einwickelung primitiver Völker. Zeitlich gehen mit ihren Booten Frederiksschaal zu erreichen, von wo sie mit einem die rein naturalistischen Darstellungen voraus; rohe FelszeichnunSchiff in die Heimat befördert wurden. Furchtbarer gestaltete sich gen sind die ersten Anfänge primitiver Kunst. Erst der Fortschritt das Geschick der Mannschaft des bon Gordon Bennett ausgerüsteten zur Benugung dauernder Gebrauchsgegenstände( Töpferkunft!) Expeditionsdampfers Jeanette". Am 12. Juni 1891 fant die stellte die Zeichnung in den Dienst eines wirtschaftlichen Zwedes. " Jeanette" ins eisige Grab. Die Mitglieder der Expedition Erst jezt wird die Darstellung zur Dekoration. Damit ist die retteten sich mit ihren drei Booten aufs Eis. Nach wochen Schwelle zur Kunst überschritten: an die Stelle der Kindlichen Luft langem Marsche über die tüdische, bon Spalten zerrissene am rein stofflichen Vorgang des Abfärbens der Kreide tritt die Fläche bestiegen fie am 12. September die Boote, um das überlegte Anordnung. Lenadelta zu erreichen. Die Besagung des einen Bootes erreichte ihr Ziel und fand bei ben Tungufen Sibiriens Aufnahme, aber die der beiden anderen ging bis auf zwei Mann zugrunde. Das von W. Gilder mit dem Dampfer Rodgers" aufgefundene Tagebuch De Longs gibt über die fürchterlichen Situationen und Strapazen der Expedition Auskunft. Nicht besser erging es der Expedition des Leutnants Greely als sie im Herbst 1884 in der Nähe von Cap Sabine im Smithfund aufgefunden wurde, lebten von fünfundzwanzig Mann nur noch sieben. Nicht zu vergessen das Schicksal Andrées, der mit seinen Begleitern Strindberg und Edholm das fühne Unternehmen, den Pol mittels Luftballons zu erreichen, mit dem Tode gebügt hat, denn höchst wahrscheinlich ist das luftige Fahrzeug in die See gestürzt. Die Katastrophe, die der Amerikaner Wellmann im Sommer 1894 erlebte, wobei sein norwegischer Dampfer vom Eise zerdrückt wurde, ging für ihn und die Mannschaft noch glücklich ab, aber Schiff und Ausrüstung ivaren verloren. Die ganze Folargegend ist in Wirklichkeit ein Schlachtfeld, auf dem Scharen waderer Männer ihr Leben gelaffen
Haben.
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Das neue internationale physikalische Insti= tut. Im Jahre 1911 fand in Brüssel eine Zusammenkunft von Gelehrten statt, um die allgemeinen Theorien der Strahlung zu erörtern, die jetzt als der wichtigste Forschungsgegenstand der Physik gelten. Der Einberufer dieser Versammlung war ein reicher Brüsseler Bürger Ernest Solvah, der am Schluß der Beratung das Anerbieten machte, eine erhebliche Geldsumme zu stiften zur Förde rung wissenschaftlicher Untersuchungen auf den Gebieten der Physik und Chemie. Weitere Besprechungen mit den Fachmännern führten zu dem Beschluß, ein internationales physikalisches Inſtitut zunächst für die Dauer von 30 Jahren zu errichten, dessen Sik in Brüssel sein sollte. Solvay erklärte sich zur Hergabe eines Grundtapitals von einer Million Frant bereit. Ein Teil der Zinsen wird für Unterstüßungen wissenschaftlicher Forschungen in Belgien , ein anderer Teil zur Bestreitung der Kosten internationaler Busammenfünfte, zur Besprechung wichtiger wissenschaftlicher Probleme und der Rest für Beihilfen an Gelehrte überhaupt bergeben werden. Zum letzten Zwed werden am 1. Mai dieses Jahres bePlastische Arbeiten von Kindern. Während die reits etwa 15 000 m. zur Verfügung stehen. Im Anschluß an die zeidhmerische Entwickelung von Kindern mehrfach ausführlich be- erwähnte erste Versammlung ist der Vorschlag gemacht worden, handelt worden ist, gibt es über die plastischen Versuche von Kin- diese Summe vorzugsweise zugunsten der Studien über die allgedern nur gelegentliche Beobachtungen. Eine Wiener Zeichenlehrerin, meinen Erscheinungen der Strahlung zu verwenden, wobei RöntgenLuise Potpeschnigg, hat nun auf Grund von Experimenten ftrahlen, die Strahlen von radioaktiven Körpern, die allgemeine an Volfs- und Bürgerschulen in Graz und Wien die Beziehungen Molotulartheorie und die Theorien von Energieeinheiten eingeder findlichen Plastik zur findlichen Malerei zu erforschen gesucht. schlossen sein sollen. Die Bewilligungen erfolgen ohne Rücksicht ( Aus der Kindheit bildender Kunst", Verlag B. S. Teubner, 1,60 auf die Nationalität durch einen Verwaltungsausschuß, dem die Mart.) Jhre zur Beobachtung von Kindern anregenden Ausführun- Berliner Physiler Nernst und Warburg , ferner Frau Curie in gen betonen die bereits bekannte Tatsache, daß das Kind in seiner Paris , ihr Fachgenosse Brillouin, Professor Kamerlingh- Onnes in Darstellung nicht einen Gegensand in seiner Naturtreue wieder- Leiden, der Entdeder der Verflüssigung des Heliums, und andere geben kann oder will. Die Zeichnungen des Kindes sind eine bedeutende Physiker angehören. Anträge auf Verleihung von BeiSprache, bedeuten Aeußerung. Das Kind sagt uns in seiner Zeich- hilfen sind bis zum 1. Februar an Professor Lorenz in Haarlem nung: Diejen Gegenstand tenne ich, oder möchte ich haben, zu richten, wobei die gewünschte Summe und die beabsichtigte Ardas und jenes weiß ich von ihm. Nicht aber: so sieht er aus, und beit anzugeben ist.
Psychologisches.
Berantw. Redakteur: Alfred Wielepp, Neukölln. Drud u. Verlag: VorwärtsBuchdruderei u.Verlagsanftelt Baui Singer& Co., Berlin SW.
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