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„ Alles. Entweder gehen wir zum Teufel oder der gewesen, und andererfeits erinnerten sie sich, wie ihre älteren Brüder Kapitalismus . Zahn für Zahn. So ist es jetzt in der vor zwei Jahren unter ähnlichen Umständen das Elternhaus ber ließen. Mit steifem Kopfniden nahmen sie schweigend das Geld in ganzen Welt, und es ist gut so." Empfang.
Sie versuchte, sein Herz zu erweichen. Was soll denn aus mir werden? Ich kann nicht mehr arbeiten! Ich bin alt, verbraucht!"
„ Eben darum handelt es sich, daß kein Mensch im Alter ohne Hilfe sein soll. Das gilt es, und so wird es sein. Bis So haben auch Sie Geduld, dahin müssen wir leiden. Mutter. Meine Schuld ist es nicht. Es ist so in der Welt. Schuldig wäre ich nur dann, wenn ich untätig bliebe, nur an mich oder an Sie dächte. Wenn jeder Arbeiter nur ein guter Sohn wäre, dann würde die Welt nicht vom Fleck fommen. Das muß man einsehen..
Ach mein Kind, mein Sohn!"
Es kam der Krieg und darauf die Revolution, die großen Streiks, die blutigen Demonstrationen. Aus dem tiefsten Schlamm von Elend und Unrecht wuchs ein geheimnisvolles Wesen hervor, die dunklen Tiefen belebten sich und begannen unerhörte Ereignisse, seltsame Dinge, große Taten und große Verbrechen auf die Oberfläche auszuspeien.
Tag um Tag brachte neue Ueberraschungen. Immer seltsamer veränderte sich die Gestalt des sozialen Lebens und die Form der menschlichen Seele. Der Arbeiter selbst wunderte sich darüber. Es wunderte sich der Feind, und es wunderten sich die Parteien, die doch angeblich das alles leiteten. Am hellen Tage, in vollster Deffentlichkeit ereigneten sich Dinge, an die man nicht zu glauben wagte. Aber schon einen Tag später hatte sie die Welt verdaut, vergessen, und ging vorwärts. Alles schien möglich, und alles schien notwendig. Die alte Welt erhob ihre Klagen bis zum Himmel. Es fürchteten sich die Mächtigen, und es wurden fühn, die niemals gewagt hatten. Alles stand auf dem Kopf. Ordnung und Ruhe waren vernichtet, Recht, Sitte, Autorität zertreten. Die einen sagten, es sei das Ende der Welt, die andern, ein neuer Anfang. Niemand begriff etwas. Man wartete auf den nächsten Tag. Die Publizisten wußten nicht, was sie schreiben sollten, die Führer der Nation, wessen sie gewärtig sein sollten,
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Es war gut, daß die Regierung ihre Macht einbüßte, und es war schlecht, denn das Gesindel kam obenauf. Es war gut, weil eine Aenderung notwendig war, und es war schlecht, denn die Veränderung konnte zu weit gehen. Gut waren die Arbeiterdemonstrationen, die Aufrufe gegen die Regierung, die Attentate, schlimm waren die Streiks, die Zeuerung, der unheimliche Niedergang von Handel und Gewerbe.
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Gut war, daß die Sozialisten der Regierung in den Arm fielen, schlimm, daß die Regierung die maßgebenden Faktoren nicht berief, um das Land zu beruhigen. Gut maren die Unruhen, schlimm, daß es feine Aussicht auf Nuhe gab.
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Herz und Sinne erwarteten alles Gute, die Augen aber sahen nur Böses. Damals geschah es, daß die besten Kräfte das Land verließen, um draußen den Erfolg von alledem abzuwarten. Die Führer der Seelen, die Pfleger der Vergangenheit, die Regenten der Zukunft emigrierten in langen bequemen Schlafwagen über die Grenze.
Im Lande blieb die Anarchie zurück, die auf Tod und Leben gegen die Repressalien der Regierung fämpfte. Und von verschiedenen Punkten des Auslandes richteten sich aufmerksame Blicke nach dem Vaterlande, als fragten sie: wird Petersburg nun bald um Hilfe rufen? Und man teilte sich im stillen bereits in die zukünftigen Würden, in die Arbeit im neuerstandenen Vaterlande.
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( Fortfegung folgt.)
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Das Geschäft ist zu flein , um mehr als vier hungrige Mäuler, wie Eure zu füttern", fügte der Vater hinzu, dem vermutlich eine Erklärung notwendig dünfte. Abermals nickten die Geschwister, denn auch das war ihnen nichts en die das war i
neues.
Jedes mit seinem Bündel in der Hand, verließen sie am folgenden Morgen das elterliche Haus und zogen in die Welt hinaus. Der Abschied war kurz und tränenlos. Die Eltern waren bei der Frühjahrsarbeit, der älteste Bruder hatte bereits zwei jüngere denfelben Weg ziehen ſehen, und die kleinste Schwefter begriff noch nicht, um was es fich handele.
Adien, Tina 1" sagte die Mutter, bleib' brab, daß man fich Deiner nicht zu schämen braucht."
Das Mädchen murmelte etwas zwischen den Zähnen und war zur Tür hinaus.
,, Tu' Deine Pflicht, Hans!" ermahnte der Water mit einem anflug von Rührung.
Bill's versuchen," entgegnete der Sohn, indem auch er fich beeilte, hinaus ins Freie, in den Sonnenichein zu kommen. Senti mentalität war ihm fremd, und es ärgerte ihn fast, daß man von einer so alltäglichen Sache Aufhebens machte. Er war nur froh, von allem befreit zu sein, das ihm Zwang deuchte. In seinem Gebirn regten sich weder Gedanken noch Wünsche, auch hegte er weder Furcht noch Hoffnungen, ebenso wenig wie er von einer glänzenden Zukunft träumte, wie es sonst Jünglinge zu tun pflegen, wenn sie ins Leben hinaustreten.
Hans war ein untersetter, breitschultriger Bursch mit etwas zu langen Armen und einem Paar groben Arbeitsfäusten, in die er noch nicht hineingewachien zu jein schien. Lächelte er auf seine täppiiche Art, zeigte er ein Gebiß, start genug, um eiserne Nägel zu zerbeißen.
Die Geschwister gingen schweigend, ein jedes auf einer Seite der Landstraße. Biele hundertmal hatten fie diefelbe zurückgelegt und fannten jeden Stein am Wege. Daß dieser sie fort von ihrer Heimat führte, beunruhigte sie weiter nicht. An der Schiffsbrüde angelangt, warteten sie geduldig auf das Dampfboot, während sie gleichgültig und gedankenlos hinaus ins Meer starrten, an dessem Strande fie aufgewachsen waren.
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Sobald das Schiff angelegt hatte, gingen fie an Bord und nahmen, ohne ein Wort zu verlieren, auf dem Zwischended Blatz. Der alte Mortensson war wegen seiner Wortfargheit bekannt, und den Kindern war fie in Fleisch und Blut übergegangen. Bei der Ankunft in Stockholm erfundigten fie fich nach einem Mietskontor, und da sie wie man ihnen fagte Glück hatten und feinerlei Ansprüche machten, erhielten sie sogleich Stellen, die Schwester als„ Mädchen für alles", bei einer mit Kindern reichlich gefegneten Familie, der Bruder als Laufbursche bei einem Viktualien bändler. Dhne Lebewohl trennten sie sich und steuerten mit ruhigen, festen Schritten ihren verschiedenen Zielen zu. Zwei Jahre später besuchte Hans eines Sonntags die Eltern auf der Insel.
" Na?" fragte der Vater.
" D, ja," entgegnete der Sohn.
Das genügte dem Vater, und damit war die Unterhaltung zu Ende. Wohl stellte die Mutter noch ein paar Fragen, worauf Hans antwortete:
"
Ich flage nicht."
Stall hinaus, streichelte die drei Stühe, besichtigte die Schafe und Sie war gleichfalls zufrieden gestellt, und Hans ging in den warf einen Blick auf die Neder. Was er dachte, wenn er überhaupt Gedanken hegte, war nicht auf seinem Geficht zu lesen. Wie's recht und billig war, erhielt er zu essen, und als die Zeit der Rückkehr nahte, fragte er:
Und hier?"
Wie früher", entgegnete der Vater.
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Mehr verlangte Hans nicht zu wissen, worauf er ging, wie er gekommen war.
Es währte drei Jahre, bevor sich Hans wieder bliden ließ. Da die Eltern sahen, daß er gut gefleidet war und Zigarren rauchte, sparten sie sich überflüssige Fragen. Er seinerseits merkte, daß alles beim alten war und schwieg ebenfalls. Nachdem er fich gründlich in Stall und Scheune umgesehen hatte, nahm er Abschied. Der Bruder begleitete ihn zur Schiffsbrücke. Er schien etwas auf
An die Scholle gebunden. bem Herzen zu haben, aber wie dem nun ſein mochte, blieb es un
Von Gustaf Janson.
In demselben Jahre als Hans Mortensson eingefegnet war, fagte eines Tages der Vater zu ihm und seiner etwas älteren Schivefter:
Hier find für jeden von Euch sechs Krontaler, mehr kann ich Euch nicht geben. Morgen fahrt ihr nach der Stadt und sucht Euch einen Dienst.
Ais Hans das nächste Mal die Insel besuchte, trug er Garde
uniform. " Hoho!" brach der Vater aus.
" Ja, ja!" entgegnete der Sohn.
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" Kommt was dabei raus?" fragte bie Mutter, nachdem die be gonnene Unterhaltung beendigt schien.
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Essen und Wohnung."
Weiter nichts?
Muß man abwarten."
Die Geschwister standen in der Küche und starrten mit ihren grauen, ausdrucelosen Augen die Eltern an, die auf dem hölzernen Damit war das Thema erledigt. Auch dieses Mal leistete ihm Sofa Mittagsruhe hielten. Die Mitteilung bereitete den Kindern der Bruder auf dem Heimwege Gesellschaft und es glückte ihm wirk feine Ueberraschung, denn erstens war bereits früher davon die Rede lich, das Zungenband zu lösen.