Datz er aber uns trotzdem so finnlich rtgreift und fast unsekeMuskeln in Wallungen bringt, das bestätigt nur den Wialer,dessen Kraft und Qualität alles Zeitliche vergessen machen._ Robert B x e u e r.Kleines feuilleton«Rubine für jedermann. Die Herstellung künstlicher Edelsteineknüpfte vor allem an den Rubin, dieses kostbarste aller Natur-Produkte, an. Das Problem erschien von vornherein nicht aus-sichtsloS, da man die Zusammensetzung deS Steines aus Tonerdeund etwas Chromoxhd auf das genaueste kennt und durch die Er-folge der Chemie an solche Zusammensetzungen längst gewohnt war.Tatsächlich gelang es dem französischen Chemiker V c r n e u i lbereits im Jahre 1902, künstliche Rubine durch Anwendung sehrbolier Temperaturen auf chronihaltiges Tonerdepulver herzustellen,die aber praktisch deshalb keinen Wert besaßen, weil sie völligundurchsichtig waren. Gerade die Eigenschaft, die der Liebhaberbezahlt, fehlte ihnen.Wie nun Großmann und Neuburger in ihrem neuenWerke über die synthetischen Edelsteine mitteilen, ließ sich seitdemdieser Uebelstand dadurch beheben, daß man seitdem die ftrisialli-sation des Steines sehr verlangsamte. Man läßt das Tonerde-Pulver in einem mit Sauerstoff gespeisten Gebläse bei 1800 bis2000 Grad Hitze schmelzen und kann durch ein dem Apparat ein-gesetztes Fenster aus Kobaltglas unmittelbar beobachten, Wie sichdie entstehenden feinsten Tröpfchen langsam vcrgrößcni. EinGebläse liefert in der Stunde etwa 10 Karat künstliche Rubine, diesich nach dem ZerNeinern. Polieren und Schleifen für das Publikumin keiner Hinsicht von den echten, natürlich gewachsenen Rubinenunterscheiden. Nur der subtilste Kenner wird an großen Steineneinen zarten Schimmer vermiyen. der in den natürlichen Rubinen.von mikroskopisch kleinen Einschlüssen herrührt. Kleine Steineaber kann selbst fachmännische Prüfung nicht von den natürlichenRubinen unterscheiden, so daß dadurch in absehbarer Zeit derWert des einst so wertvollen Rubinschmuckes für immer sinkenwird. Wenn heute schon in Frankreich jährlich an fünf MillionenKarat Rubine erzeugt werden, wenn die nicht weniger rührigedeutsche Edelsteinindustrie in Idar täglich an etwa 4000 Karatherstellt, muß bei dieser Uebcrschwemmung des Marktes der Rubinals LuxuSgegenstand der Reichen bald verschwinden. Die so Wechsel-volle und phantastische Geschichte der Edelsteine wird eines ihrervon Greueln. Blut und allen Niedrigkeiten des Lebens strotzendenKapitel für immer abschließen müssen, für Millionen aber ist eineneue kleine Verschönerung deS Daseins durch die Wissenschaft ge-Wonnen: die Freude an dem schönen blutroten edlen Stein.Medizinische«.Die Ursachen der häufigen Halsentzün-düngen. Die Ernpfindlichkeit der Schleimhäute des Mundesund des Halses bedingt das häufige Auftreten von Entzündungen,die in der Regel zu einem gewissen Teil durch Ansteckung herbei-geführt werden. Im allgemeinen wird immer der Staub dafürverantwortlich gemacht, der freilich überhaupt als der schlimmsteFeind der menschlichen Gesundheit zu betrachten ist, weil er stetsauch ansteckende Keime enthält. Epidemische Halsleiden werdenaber, wie in den letzten Jahren festgestellt Ivorden ist, auch durchStreptokokken verursacht, und zwar durch Vermittclung der Milch.Dadurch ist die weitere Frage entstanden, wie diese Bazillen in dieMilch hineingelangen. Das könnte einmal schon durch die Kuhgeschehen, außerdem aber und wahrscheinlicher durch die Behandlungdes Menschen. Die Sache ist so lange der Aufmerksamkeit derForscher entgangen, weil eine bestimmte Art des Streptokokkus, dersich stets im Körper und daher auch in den Milchlcitern der Kuhvorfindet, als ein normaler und unschädlicher Bestandteil derMilch betrachtet worden ist. auf dem zum großen Teil die Milch-sänregärung oder überhaupt da? Sauerwerden der Milch beruht.Infolgedessen hat man früher übersehen, daß auch der bedenklicheBruder dieses Streptococcus lacticus, der sogenannte citererregendeoder Streptococcus p�ogenes gleichfalls in der Milch sogar ge-sunder.Kühe mit gesunden Eutern vorhanden sein fanm Diesewichtige Tatsache hat Dr. Rosenow im Journal für Jnsektious-kraukheiten nachgewiesen. Der Zusammenhang zwischen dem Milch-genuß und der Verbreitung einer Halsentzündung ist in den letztenMonaten gelegentlich einer ziemlich ausgedehnten Epidemie dieserArt in Chicago festgestellt worden. Dabei ist nun freilich auch her-vorgetreten, daß die weitaus größte Zahl von Streptokokken erstspäter in die Milch gelangt, indem sie sich zuweilen in großenMengen in den Separatoren und anderen Meiereigerätcn zu-samnienfinden. Versuchstiere, die Dr. Rosenow mit dem Rückstandaus den Klärgefäßen geimpft hatte, gingen ausnahmslos an Blut-Vergiftung durch Streptokokken zugrunde. Noch bedenklicher ist dievon demselben Forscher gegebene Aufklärung, wonach die Strepto-kolken der Milch sich unter gewissen Umständen verwandeln undgiftigere Eigenschaften annebmen Man steht hier an der Schwelleeiner neuen Erkenntnis, die schon jetzt eine weitere Mahnung zurVorsicht beim Genuß roher Milch bedeutet.Kann die Halsentzündung Blinddarm-e n t z ii n d n n g her o r r u f e n? Diese auf den erstenBlick überraschende Frage beschäftigt seit kurzem die Kreiseder medizinischen Forschung in England und ist eine Folgeder Experimente und Forschungen, die in jüngster Zeitim Krankenhause des Londoner Univerfith College unternommenwurden und deren Ergebnis in der britischen Aerztewelt berechtigtesAussehen erregt. Schon fett einiger Zeit vertreten manche Medizinereine Hypothese, nach der die Blinddarmentzündung durch einenBazillus hervorgerufen werden soll, der mit wissenschaftlicher Sicher-heit bisher noch nicht festgestellt werden konnte. Eine Reihe vonExperimenten haben dieser Theorie manche Stützen gegeben.Jetzt aber ist eS, wie die ärztliche Fachzeitschrist„Lancet" berichtet, im Londoner University College gelungen,einen Bazillus festzustellen, der imstande ist, bei TierenBlinddarmentzündungen hervorzurufen. Dabei wurde aber beobachtet,daß der Patient, in dessen Organismus der Bazillus gefunden wurde,zugleich an einer leichten Halsentzündung litt und mit Ueberraschungwurde festgestellt, daß der gleiche Bazillus, den man als einen Er-reger der �ppouckioitis ansah, in der Mandclgegend deS betreffendenPatienten eine Kolonie begründet hatte.„Man weiß," so be-merkt hier der„Lancet".„daß empfindliche Kehlen eine will-kommene Eingangspforte für Mikroben aller Art find; imvorliegenden Falle wird es wahrscheinlich, daß Halsentzündungen in-direkt zu Blinddarmeiitzündungeii führen können und daß manche Fällevon Appendicitis als die mittelbare Folge einer Halsentzündung anzu-sehen sind....„Aber", so fügt das offizielle Organ der englischenAerztewelt hinzu,„diese Beobachtung bietet keinen Grund zu be-sonderer Besorgnis: diese Feststellung mag dazu dienen, die Allge-meinheit da, an zu erinnern, von welcher Wichtigkeit eS ist. den Halsund die Mundhohle stets in eineni hygienisch einwandfreien Zu-stand zu erhalten. Vor allein bei Kindern find schadhaste Zähne undchronische Mandelentzündungen Vorläufer und Syniptome schwerererStörungen, denen beizeiten durch eine radikale Behandlung desHalses und der Mandeln vorgebeugt werden muß."Astronomische«.Schluß mit den MarSkanälent Die Beobachtungenvon Antoniadi und Comas Sola, die die Marökanäle gelegentlichder letzten günstigen Erdnähe deö Mars in einzelne perlfchnur-artige Ketten von Flecken auflösten, finden auch durch die Be-obachtungen von A. S. Williams, Aitken und neuerdings durch dieArbeiten von Carl Wirtz am großen Refraktor der StraßburgerSternwarte Bestätigung. Die Existenz regulär verlaufenderLinien ist damit endgültig widerlegt. Gerade die großen Jnstru-mente haben gezeigt, daß von gleichmäßigen Linien keine Rede seinkann, gerade sie zeigen die„Kanäle" recht wenig gut, so daß hoffentlich auch bald der Unfug verschwindet, der mit ihnen getrieben wird.Leider hat SchiaparelliS nicht glücklich gewählte Bezeichnung„Kanäle", die er selbst mit keiner Deutung in Zusammenhangbringen wollte, dazu beigetragen, falsche Vorstellungen zu erweckenund Spekulationen wirrer Köpfe geradezu begünstigt. ES wirdaber noch lange dauern, bis alle diejenigen, die darüber zu faselnsich für befugt halten, von den neuen Erkenntnissen selbst Kenntniszu nehmen geruhen werden. Die Marskanäie werden in derPhantasie vieler noch lange nicht verschwinden. Eine befriedigendeDeutung der„Kanalerscheinungen" hat der Schwede SvanteArrheniuS gegeben; er sieht in ihnen Verwerfungstäler, die mitseichten Salztümpeln erfüllt sind.Au« dem Tierleben.Hören mit der Zunge. Daß das Gehör nicht allein oderwenigstens nicht immer unmittelbar durch das Obr geschieht, kannder Mensch selbst beobachten. Man hört auch durch die Schädeldccke.und nicht nur das. sondern sehr schwerhörige Personen können eineerstaunliche Verbesserung ihrer Wahrnehmungsfähigkeit für Schall-wellen herbeiführen, wenn sie einen Färber aus Hartgummizwischen die Zähne nehmen. Diese Zusammenhänge bedürfen nochsehr der Auftlärung. aber man kann darauf verweisen, daß hockstwahrscheinlich zahlreiche Tiere durch die Zunge hören. Das istnatürlich so zu verstehen, daß die Zunge eine besonders hoheEmpfindlichkeit besitzt, die sogar zur Wahrnehmung von Schallwellenausreicht. Namentlich die Zunge der Schlange, die wegen ihrereigentümlichen schmalen und in zwei Spitzen gegabelten Form zurabergläubischen Vorstellung, als ob das Reptil damit stechen könnte,Veranlassung gegeben hat. dient vermutlich als GehörSorgan. DieOhren der Schlange können kaum etwas leisten, denn sie sind nurverkümmert vorhanden, tief in den Schädel eingebettet und habenkeine Ocffnung nach außen. Früher nahm man infolgedessen an.daß die Schlangen ganz taub wären. Die Beobachtung hat jedochim Gegenteil gelehrt, daß sie zuweilen recht scharf zu hören ver-mögen, und das geschieht eben durch die Zunge, deren Spitzenäußerst fein und empfindlich sind. Ihre Färbung ist sehr ver-schieden, meist aber schwarz. Sie liegt zu ihrem Schutz in einemfleischigen Futteral und kann durch eine winzige Oesfnung desMauls vorgeschoben werden, ohne daß die Schlange ihre Kiefer zuöffnen braucht. Sobald die Aufmerksamkeit des Reptils erregtwird, streckt es die Zunge bor und hält sie ständig draußen mit einerzitternden schnellen Bewegung. Ohne Zweifel ist die Zunge einTastorgan, aber sie dient wahrscheinlich eben auch zur Untersuchungder Richtung und Stärke von Schallwellen, also zum Ersatz desOhres._____iverantw. Redakteur: Alfred Wielcpp, Neukölln.— Druck u. Verlag: vorwartsBuchdruckerei u.BerlagSanstalt PaulSingertCo., Berlin SVk,