Mit sanftem wohlwollenden Lächeln entgegnete HanSZ.>Sag' er» für alle Fälle!"Der Besitzer gab eine bedeutend höhere Summe an.Fast schien es, als freue sich Hau» Mortcnsson des hohen Kauf-Preises.„Recht sol" rief er vergnügt,„das Gehöft ist sein GeldWert!"Mißtrauisch kniff der Bauer die Augen zusammen undtnuftcrtc den Mann vor sich.Der nickte ihm freundlich zu und fragte, ob er Stall undScheune sehen dürfe. Dagegen hatte der Besitzer nichts einzu-wenden, er selbst begleitete ihn und wies sein Eigentum vor. Wiefrüher stöberte Hans in allen Winkeln umher, verglich und rechnete.Nachdem er alles gründlich besehen, fragte er beiläufig:„Wie alt ist er?".Fünfzig Jahre."„Er sieht älter aus/'Wiederum trat eine Pause ein. Schließlich räusperte sichHans Mortensson:„Will er mal verkaufen, komm' er zu mir!" Dabef schlug erMit der Hand auf seine Brusttasche..Daraus wird nichts, Hab' ich schon mal gesagtN.Ucberlcg' er's sich, wenn die Zeit kommt!"(Fortsetzung folgt.)Blumen des Südens.Die gewaltigen Berge blühender Blumenmengen, die zurzeit inder Blumcninarkthalle feilgeboten werden, wie auch der Reichtum inden Auslagen der Blumenhandlungen stammen nur zum geringstenTeile aus den Kulturstätten einheimischer Züchter. Das meiste davonist unter dem ewig blauenden Hnnmel des Südens, an den Ge-ftaden des Mittelländischen Meeres erblüht. In besonderen Blumen-eilzügen und in einzelnen Postfrachtslücken wurde all' die Herrlicdkeitvon dort eingeführt. Vor etwa drei Jahrzehnten wurden die erstenschüchternen Versuche mit dieser Blumeneinfuhr unternommen, diesich zunächst auch nur langsam entwickeln konnte, dann aber einenplötzlichen Aufschwung nahm. Jetzt konimen alljährlich rund70 000 Doppelzentner Blumen und Lanbzweige nach Deutschland.und davon stammt weit über die Hälfte von der Riviera. Dieersten Blumen, die vor rund 30 Jahren von dort zu uns kamen,waren Rosen, ganz kurz geschnitten und in kleinen Kistchen verpackt.Die Reisedauer betrug damals noch etliche Tage mehr als heute, undda Blumen beim Transport recht empfindlich irnd, war ihr Zustand beider Ankunft recht erbarmungswürdig. So blieb es lange Zeit, bisder Versand derart organisiert werden konnte, daß die Blumen durch-schnittlich nur zwei Tage reisen. So ist es denn jetzt eine Selten-heit, daß in normalen Zeiten die Blumen verdorben ankommen.Nur in Ausnahmefällen, wenn plötzlich ein starker WitterungS-Umschlag eintritt oder bei Verkehrsstockungen, gibt es großen Aus-fall, da sind dann oft die ganzen Sendungen erfroren oder verfault.Je günstiger die Versandbedingungen für die Blumen wurden,um so größer wurden auch die Anlagen, in denen die Blumen ander Rivrera besonders herangezogen werden. Aber nicht nur das,auch die Sortenanzahl der zum Versand gelangenden Blumen wurdestärker. Zu den Rosen gesellten sich Veilchen, Margareten, Levkojenund Reseden. Nelken, Kamelien, Ranunkeln, Anemonen und vielesandere folgte. Jetzt werden selbst Zwiebelblumen, wie Narzissen,Schneeglöckchen und dergleichen ausgeführt. Dazu treten vonBäumen und Sträuchern abgeschnittene Blütenzweige, die teilweisekünstlich zur Oesfnung ihrer Blüten gezwungen werden.Zunächst wurden die Blumen nur von Pflanzen beS freienLandes geschnitten und die ganzen Kulturstätten waren Kleinbetriebe.Heute bedient man sich an der Riviera in ausgedehntem Maßeallerlei technischer Hilfsmittel, darunter künstlicher Wärme in großenGewächshausanlagen nicht die geringste Rolle spielt. Und nebenden an Zahl bedeutend zugenommenen Kleinbetrieben bestehen jetzteine Menge umfangreicher' Großbetriebe, die durchaus auf kapl-talistischer Grundlage aufgebaut sind.Daß die Blumen an der Riviera wild warfen und in der Er-zeugung gewissermaßen nichts kosten, ist eine irrige Anschauung. ImGegenteil verursucht die Anzucht nicht unerhebliche Kosten. DieGärten ziehen sich an den Abhängen de? Küstengebirges hin. EbeneFlächen sind im Zusammenhang selten, durch Terrassenbautenmußten solche geschaffen werden. Brunnen und BewässerungSeinrich-tungen waren anzulegen. Gute Erde und Dünger galt es zu be-schaffen. Die Transportkosten dafür sind nicht unerheblich, da Fuhr-Werk gar nicht oder doch nur schlecht auf den schmalen. Be'gpfadenVerkehren kann. Die besonderen Kultureinrichtungen, wie Gewächshäuser und dergleichen, bedingen größere Ausgaben. Die Pflanzenmüssen das ganze Jahr hindurch sorglichst gepflegt werden. Dazukommt, daß den Kulturen manche Feinde erstehen. Gerademit Ausdehnung der Großkulttiren und Anlage der im allgemeinenja rationeller arbeitenden Spezialkulturen erhielten die tierischen wieauch pflanzlichen Schädlinge eine größere Macht. Manchmal wirddas Ergebnis all der Mühen durch einen trockenen, tagelang an-dauernden Wind in Frage gestellt, der alle Kulturbccte anLdörrt.Auch plötzlich einsetzende Fröste sind den Kulturen schon manchmalzum Verhängnis geworden. Wenn nun trotz all dieser ProdustionS-Unkosten, wozu noch"die Spesen des Versandes und des Handel»kommen, fich die Blumen bei uns zu Lande billiger stellen als jene,die in unseren Gewächshäusern erblühten, so ist dies einzig auf da»Konto der günstigen klimatischen Verhältnisse an der Riviera zusetzen. Verhältnisse, denen wir in Deutschland selbst mit dem größte»Aufwand künstlicher Wärme kein Gegengewicht gegenüberstellenkönnen.Werden die Blunien an der Rivicra meist auf Kulturbetten gepflegt, so werden die meisten Laub- und Blätierarten, die von dortnach hier eingeführt werden, zumeist in den geräumigen Gärten alterFamilienhäuser oder auch in den Wäldern geschnitten. Nur einigesdavon wird besonders herangezogen. Die Unkosten für diesesMaterial sind darum noch geringer als bei den Blumen.Der vorwiegende Kleinbetrieb bei den Blumernultiustätten begünstigte die Eniwickelung eines besonderen Handelsstandes, dem dieVermittelung zwischen dem Züchter an der Riviera und dem Ab-nehmer in Deutschland sund natürlich auch in anderen Ländern) ob-liegt. In verschiedenen Städten an der Riviera wird alltäglichwährend der etwa vom Okiober bis in den Mai hinein dauernde»Saison regelrecht Markt abgehalten, der in frühester Stunde einsetzt.Mit Wagen und in Traglasten bringen die Züchter, es sind meistensBauern, ihre Produkte zum Markt. Hier kauft der Kommissionärdiese auf und versorgt dann damit seine Kundschaft im Auslande.Dieser Handel wird vielfach von Deutschen ausgeübt. Die Groß-betriebe, meistens von Gärtnern, darunter wieder viele Deutsche,geleilet, haben fich größtenteils selbst Abnehmer im Auslände gesichert.Die nach Deutschland reisenden Blumen finden nur in derMinderzahl direkte Austiahme im Blumengeschäft. Zumeist passierensie auch hier noch den Zwischenhandel. Außer nach Deutschlandgehen von d-r Riviera auch noch nach der Schweiz, nach Oester-reich, nach Skandinavien und nach England nicht unbedeutendeBlumenmengen. Der Blumenvervrauch an den Kulturorten selbst istim allgemeinen gering: nur zur Zeit der Blumenfeste braucht manauch dort größere Mengen, meist abcr der geringeren Oualitäten.Doch befinden sich neben den geschilderten Blumenkulturanlagen auchnoch weitere Gärten, in denen Blumen herangezogen werden, dieausschließlich im Lande verbleiben; diese Blumen dienen der Par-füineriegewinnung._ Herin. Krafft.kleines feuilleton.Literarisches.Der deutsche Lausbub in Amerika. Erinnerungenund Eindrücke von Erwin Rosen sVerlag Robert Lutz. Stuttgart.2 Bände). Der Verfasser hat sich vor zwei Jahren bekannt gemachtdurch ein Buch Erlebnisse in der Fremdenlegion, von dem bis jetztsechzehn Auflagen erschienen sind. Mußte man mancherlei Schilde-rungen von überstandenen Abenteuern und romantischem Heldentumanzweifelnd begegnen— eins zeigte sich doch: ein urwüchsigesDarstellungStalent. Rosen ist ein echtes„Münchner Kindt".Als Gymnasiast war er ein waschechter„Lausbub"— vonjener Sorte, die Ludwig Thoma so köstlich humorvoll gezeichnet hat. Weil er nirgends gut tat. mußte er über'»„großen Teich". Da hat er denn als Farmer, Apotheker, Arbeiter,Fiichpökler, Tramp, Vrofesior, Reporter sich durchgeschlagen undschließlich als nordamenkaniilber Soldat den Krieg auf Kuba mitgemacht.Von ihm handelt der zweite Teil— charmant, abwechselnd, auf-regend, wie'S trifft. Dem Inhalt des ersten Bandes gebührt aberein Allgemeininteresse. In dem Wort„Lausbub", das man inMünchen am vertraulichsten, weil sowohl von seiner verächtlichen wie„aufgekratzten" Seite handhabt, liegt ja schon das Leitmotiv. Einer.dem's weder an Wagemut, noch an„Hamur" gebricht, demonstriertam eigenen Erleben, wie man. um ein wirklicher"Amerikaner zuwerden, erst sich neunundncunzigmal häuten muß. Bei den wenigste»verläuft die Prozedur schmerzlos. So manch einer läßt Haut undHaar— schließlich auch die zermürbten Knochen dabei. DaS persönliche Erlebnis hat immer nur etwa» Individuelles— jeden trifft'Landers. Und jeder erzählt es anders. Eine gute Dosis Don-quixoterie und Maulheldenmm läuft dabei unter. Vollends voreinem honorigen humoristischen Lausbuben wird man aus der Hut seinmüssen. Humoristen sind BiertelS-Poeten und DreiviertelS-Wolken-kuckucksheimer.Sehen wir also lieber hin auf das. was von Land und Leute»gesagt wird. Da kann man dem Verfasser eine geschärfteBeobachtungsgabe zugestehen. Nur, die tieferen Zusammenhängesoziologisch und ökonomisch zu denken, wie daS Hollistcher tut— daskann Erwin Rosen nicht. Er rechnet einfach mit dem Gewordenen—und nichts als blanke Tatsachen schildert er so, ivie sie ihm imbrutalen Zm'ammenprall erscheinen. Das ist freilich wenig undkostet bloß eine Portion rofsinierte Reportergabe, um die Eindrückesektionsweise aufmarschieren zu lasse., und sie dann einzelnnacheinander mit verblüffendem Knalleffekt abzufeuern. Sokomint es aber, daß wir in Rosens Buch eigentlichnichts Neues über Amerika erfahren. Daß dieses dasLand des rücksichtslosen ElldogenrechrS und des Bluffs sei; daßFrömmelei und Geschäft sich decken; daß der lluge Aincrikancr dieTendenz habe, immer äußerlich den Gentleman zu zeigen; daß dieTramps in drei Kategorien: die arbeitsuchenden, die ausgemergelten.