93- ksmioch muß über iedeu noch, einmal abgestimmt werden, und was einer zu sagen hat, mag er sagen..." Nach einer stunde ungefähr führte Orawiec feierlich ein Häuflein Bauern auf d-? Lichtung. Sie kamen neugierig mit vorgestreckten Köpfen und leuchtenden Augen näher, als hätten sie erwartet, etwas sehr Ungewöhnliches zu erblicken. Es waren tüchtige Burschen, jung, doch nicht allzu jung, in verschiedener Kleidung, doch alle in Stiefeln, in sauberen Hemden und gewaschen wie am Sonntag. Die Kampfgenossen hatten sich in zwei Reihen aufge- stellt. Am Flügel stand ein Mann mit der Fahne, neben ihm Marek. Alle außer ihm hatten die Waffen entblößt. Die Neuen stellten sich getrennt auf und grüßten auf Oratviecs Befehl die Fahne durch Hutabnehmen. Marek trat in die Mitte der Lichtung, sah scharf auf die Neuen und begann: Was Ihr jetzt tut, bedeutet einen wichtigen Augenblick in Eurem Leben. Denn von nun an ist jeder von Euch in die heiligste Verpflichtung getreten, in den würdigen und schweren Dienst des ganzen Volkes. Ihr dienet Euch selbst, denn Ihr seid das Volk! Wenn Ihr fallet, so geschieht das für Eure Sache. Denn Ihr seid das Volk. Fallen aber kann man leicht bei uns. Und als Belohnung gibt es nichts als das reine Geivissen erfüllter Pflicht. Güter werdet Ihr nicht er- werben, außer der Ehre, daß Ihr Leben und Gesundheit für die Sache der Befreiung hingebt. Wir haben einen großen, schweren, blutigen Kampf be- gönnen. In den Dörfern und in den Städten. Die Herren, die Geistlichen, die Kaufleute, Fabrikanten, alles, was reich und niächtig ist und von der menschlichen Arbeit lebt, alle sind von diesem Kampf zurückgetreten, und bei der Sache allein geblieben sind wir: Arbeiter und Bauern. Wie haben einen Bund auf Tod und Leben geschlossen, wir haben einander die Hände gereicht, und es muß geschehen, was wir wollen." Wir Kampfgenossen kommen ins erste Feuer. Wir sind die vordersten bei der schwierigsten Arbeit. Uns ist es zu- gefallen, den großen Krieg vorzubereiten und zu beschleunigen, welcher uns ehrliche Freiheit erobern soll, Erleichterung für das arbeitende Volk in Stadt und Land. Unser Blut wird fließen und muß fließen, anders wird der Feind nicht weichen. Es wird viel Elend und Unglück geben, aber fo ist das Recht des Krieges. Ohne dies wird es keinen Sieg, wird es kein Glück gebend (Fortsetzung folgt.D prahtxfcbc JV�oraltbcologlc. Von Peter Scher . Ein Herr Aeorg N. Piepte fuhr in den ersten Tagen dieses Monats vom Görlitzer Bahnhof in Berlin über Görlitz -Zittau ins Böhmische, um einen Freund zu besuchen. Der Freund hatte Herrn Piepte geschrieben: Vergiß nicht, deutsche Zigarren und leichten Tabak mitzubringen. Die österreichische Sorte kannst Du nicht vertragen. Herr Piepte hatte diesem Rate ent­sprechend Zigarren und Tabak in reichlicher Fülle mitgenommen. Als der ehrliche Mensch, der er war, hatte- er diesen Vorrat in seinem Koffer obenauf placiert. Da die Geschichte nun einmal verzollt werden mußte, sollte sie der Beamte auch gleich parat finden. Viel- leicht würde er sich, durch soviel Ehrlichkeit gerührt, bewegen lassen, von einem weiteren Durchwüblen des Koffers, der nichts «erzollbares enthielt. Abstand zu nehmen. So hatte Herr Piepte argumentiert, ohne mit jenen mystischen Zusammenbängcn zu rechnen, die ehedem sogar einen Striudberg verniochten, an Mächte zu glauben, deren Fingerzeigen sich die Einsicht der Sterblichen platterdings nicht «ntziehen könne. Der ahnungslose junge Mensch kaufte sich in Görlitz die Abend- zeitung und halte das Blatt kaum aufgeschlagen, als sein Blick sich wie magnetisch angezogen auf einen Artikel heftete, in den, von einer Ördensverleihung an den Würz- vurger Theologieprofessor Franz Adam Göpfert die Rede war. Herr Piepke behauptete später, er habe zunächst über sich selbst lachen müssen. Was zum Henker, habe er bei sich gesagt, geht mich Franz «dam Göpfert und sein Orden an I Gleichwohl habe er doch das merkwürdig-mystische Gefühl nicht los werden können, daß da etwas Besonderes dahinter stecke. Und richtig I Am Schluß des Artikels war um dem Leser plausibel zu machen, für welche Leistung Herr Göpfert den Orden erhalten hat ein Satz ans seinem Haupt- werke, derMoraltheologie", zitiert. Dieser Satz schlug wie ein Blitz in Herrn Piepkes Gemüt. Er soll darum auch hier folgen: Dagegen kann man eS nicht als ungerechtes lwenn auch nn« erlaubtes) Mittel ansehen, wenn jemand, um der Steuer oder dem Zoll zu entgehen, Mangel an Zeit vorschützt, ernstlich be- horchtet oder beschwört, er habe nichts Steuerpflichtiges, oder wenn er auf Fragen sagt, man habe nichts zu deklarieren; es liegt auch keine Ungerechtigkeit vor, wenn der Steuerbeamte die fehlende Summe ersetzen müßte; denn das hat er seiner eigenen Nachlässigkeit und Leichtgläubigkeit zuzuschreiben." Der Reisende las den Satz dreimal durch. Er starrte eine Weile vor sich hin, dann kniff er sich in den Arm und flshlte Schmerz er war also bei Bewußtsein. Hier war seine Hand mit der Zeitung dort der Koffer kein Zweifel: er war wach l Nach einer Weile llärte sich seine bestürzte Miene.»So, so" murmelte er,dafür hat er also vom Staat den Orden gekriegt I Na, da wäre man ja schön dumm, wenn man nicht..." Das Ende des Satzes, ging in dem Getöse unter, das die Hantierung mit dem Koffer verursachte. Als Herr Pieple den Deckel wieder zuschlug, hegte er keine Besorgnis mehr, die Zigarren zu beschädigen. Er war infolgedessen sehr vergnügt. An der Grenze kam der Zollbeamte ins Coups:.Nichts zu verzollen Tabak Zigarren?" Absolut nichts I" rief Herr Piepke. Er rief es aber mit solcher UeberzeugungSkraft, daß der Beamte stutzte und befahl, den Koffer zu öffnen. Herr Piepke schloß mit zitternden Händen auf. Der Beamte scharrte ein bißchen zwischen Kleidern und Wäsche herum und förderte mit geübtem Griff Zigarren und Tabak ans Licht. Aha!" sagte der Zöllner. Weg dal" schrie der Sünder. Schmuggler!" zischte der Beamte. Flegel!" kreischte Herr Piepke in besinnungsloser Wut. Bcamtenbeleidigung auch noch!" donnerte der Zöllner und schleppte den Reisenden vor den Oberzöllner. Wiffen Sie nicht, daß Schmuggeln ein Verbrechen ist?" schnarchte der Vorsteher. Unsinn," schrie Herr Piepke schäumend,moralisch ist er theologisch ist er eine religiöse Handlung ist eil" Lästerung I" tobte der Unterbeamte. Er ist irrsinnig!" der Oberbeamte. Das Protokoll wurde aufgenommen. Natürlich Protestant!" bemerkte der eine Beamte mit» Genugtuung. Und aus Berlin, " setzte der andere hinzu. Das Protokoll legte Herrn Piepke Zollhinterziehung und Beamtenbeleidigung zur Last. Bon der Lästerung habe ich nichts erwähnt, um Sie nicht ganz unglücklich zu machen, junger Mensch," sagte der Vorsteher väterlich. Im übrigen haben Sie laut Gesetz den elffachen Wert des hinter» zogcnen Zolls zu deponieren. Herr Piepke deponierte, bestleg den nächsten Zug und langte mit erheblicher Verspätung bei seinem Freunde an. Noch am selben Abend schrieb er folgende Zeilen: Herrn Franz Adam Göpfert, Theologieprofessor und Ritter pp. in Würzburg . Sehr geehrter Herr Professor! Ich erlaube mir, Ihr wertes KontoMoraltheologie"(Abteilung Zollhinterziehung. Bd. II S. 270) mit 88 M. zu belasten. Gestatten Sie mir die ergebene Anfrage, ob ich befugt bin, auch den zurzeit noch ideellen Wert der in logischer Konsequenz unterlaufenen Be- amtcnbeleidigung auf das nämliche Konto zu buchen. Sollten Sie damit einverstanden sein, so wäre ich nicht abgeneigt, bei nächster Gelegenheit auch probeweise eine Steuerhinterziehung auf moraltheologischer Grundlage zu versuchen. Mit vorzüglicher Hochachtung Georg N. Piepke, stuck, rnorsltdeol. l�inäerspracbe unci Gcdicbt- fpracbe. Von Karl Röttger . Wir haben da gleich eine Reihe Probleme. Das Problem Kind", das ProblemSprache",Gedichte",Erwachsener" usw. Man wird an sie einzeln heran gehen müssen, ehe man übers Ganze einen Blick bekommt... Das ist ja bislang immer so unheilvoll gewesen, daß diese Dinge dem Geistigen von heute meistens gar keine Probleme mehr waren, sondern Selbstverständlichkeiten, über die er nicht nachzudenken brauchte. Da war die Pädagogik, da war die Lehrerschaft, die im Sinne dieser Pädagogik unterrichtete, da waren die Schulbücher, und nun, Kind, lerne und lebe dich allmählich gefälligst ein in unser Erwachsen- sein, wie in unsere(sogenannte) Nationalliteratur, in unseren ach ja, geistigen Besitzstand. Ja. schade nur. daß solche Dinge auf die Dauer immer gar nicht so selbstverständlich erscheinen für die unruhigen Geister, die immer suchen, nachprüfen, ob auch im Geistigen alles in Ordnung sei. Was wir jahrelang, was die Menschheit jahrhundertelang glaubte, als wahr, als gut ansah, das wandelt sich unter reifer werdendem �Blick, wird überlebt, un- brauchbar. Der geistige Besitzstand unterliegt einer dauernden Revision. In der Pädagogik ist der erlösende Zweifel seit Jahren wirksam. Waren doch die sogenannten pädagogischenWahrheiten" allmählich