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der Erwachsene fein Kind mehr ist, bei ihm also als Folge feines| Kilometern den Simplontunnel   noch erheblich übertreffen. Dafür Erwachtseins das Bewußtsein da ist, das er doch beim Schaffen würde die Eisenbahn auch nur bis 1310 bezw. 1420 Meter aufzu­nicht ganz ansschalten kann. Aber die Unschuld braucht er auf alle steigen brauchen. Immerhin liegt Wladitawlas nur 715, Tiflis  Fälle. Die Unschuld, die es für sündhaft hält, aus einer Literatur sogar nur 453 Meter über dem Meer. Abgesehen von der Länge heraus zu dichten und dadurch neue Literatur" zu schaffen. Der- des Tunnels, fehen Ingenieure und Geologen keine besonderen gleichen haben wir genug. Was wir immer brauchen ist Menschen- Schwierigkeiten für eine Herstellung voraus. wert, ist: was mit Blut und Seele geschrieben ist.

Alter Baum,

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Du hängst deine Aeste zum Wasser Ist dir der Himmel zu boch?

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Alter Baum, nun ists Herbst, und der Himmel im Wasser Liegt immer noch unter dir

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Völkerkunde.

Wo aber einer mit Blut und Seele dichtet, fann er nicht mehr in übernommenen Formen dichten, muß er leztlich seine Form, Das Männerkindbett der Chinesen. In einem in feinen Stil, finden. Diese Form, dieser Etil tann jeweils nur der Berliner   Medizinischen   Gesellschaft gehaltenen Vortrag wies aus dem Erlebnis felber folgen, daraus, daß der Dichter feine Worte Herr Dr. Wolff auf einen sehr merkwürdigen Geburtsgebrauch hin, fagt in engster Fühlung mit dem Objekt. Dann fommen all die der allerdings nur bei einigen im Innern von China   wohnenden, leisen Schwankungen und Vibrationen auch in sein Gedicht, die das von aller Kultur abgeschlossenen Ständen verbreitet ist. Das ist Erlebnis, die das Geschaute selbst umzittern. Es sei mir gestattet, das sogenannte Männerkindbett. Wenn eine Frau niederkommt, fo das an ein paar Gedichten zu zeigen: muß sich der Ehemann in einen dunkelen Raum zurückziehen. Er legt sich sofort nieder. Hat die Frau geboren, fo wird das Kind zum Manne ins Bett gelegt, die Frau steht wieder auf und der Mann, der sich nun so jämmerlich anstellen und gebärden muß, als ob er das Kind bekommen habe, bleibt 40 Tage im Bett liegen. Während dessen arbeitet die Frau und kocht dem Manne seine Lieblingsspeisen. Dieses Männerkindbett ist nicht nur bei den Urvölkern Chinas  , sondern auch bei vielen anderen Volksstämmen, z. B. bei den Drawidas in Indien  , den Karaibu in Südamerika   und noch vor 50 Jahren bei den Basten der Pyrenäen  in Gebrauch gewefen. Die Ethnologen nehmen an, daß dieses Männer­findbett ein leberbleibsel des uralten Matriarchats, also der Mutter­familie ist, in der der Mittelpunkt und Repräsentant der Familie nicht der Bater, sondern die Mutter ist. Während in den Beiten des Matriachats die Beziehung der Kinder zum Vater nicht weiter entwickelt werden, sei diese Sitte eingeführt worden, um beim lebergang zum Vaterrecht die Männer in ihrer Rolle als Bater zu befestigen. Diese Sitte sei also der Anstoß dazu gewesen, daß jedes Kind seinen eigenen Vater bekommen habe und dadurch die vater­rechtliche Familie geschaffen worden sei.

Alter Baum,

So schütte dein Laub in den Himmel

Stehe nackt im Winter an des Wassers Nand Wenn der Frübling kommt und der Sturm dich fält- Fällst du vornüber; warum schwimmst du nun und fintst nicht: tief in den Himmel?

( Otto zur Linde.) Das ist hier nun ein Bersinken, ein Eicheinfühlen ins Objekt". daß auch das feinste Schwanken des Baumes ins Gedicht über gegangen zu sein scheint. Natürlich hat jeder Dichter seine Art der Formgebung.

Oder ein Gedicht, das im Stil wie ein ganz einfaches schlichtes Sprechen erscheint, und hoch boll innerlichen Bebens ist:

Ich habe in der weiten Gotteswelt

Einen Menschen lieb,

Und weiß doch nicht, went.

Und wenn ich durchs Leben gehend

Die Menschen alle sebe,

Fragen meine Augen wohl jeden.

Aber ich finde ihn nicht,

Und hab' ihn boch lieb zum Sterben,

Und bin doch so müde vom vielen Suchen, Müde zum Sterben." ( Franziska Otto.) Das soll nun teineswegs heißen, daß nur der sogenannte freie" Vers noch möglich sei, aber auch die metrisch erscheinende Strophe soll ihre Form von irnen heraus", aus dem Erlebnis gewonnen

haben.

Um es noch einmal zu sagen: der Dichter steht wie das Kind immer wieder den Urproblemen gegenüber. Er fängt immer von vorn an, wie jeder Baum, jede Blume immer wieder von vorn an fangen muß, denn alles Blühen aller Jahrtausende hat ihr doch nichts genugt, fie muß das alles für sich noch einmal tun. Das ist das einigende Band: daß die Sprache beim Dichter und ( unberbildeten) Kind von Jnnen fließt, nicht übernommen wird.

Kleines feuilleton.

Sand, Berkehrswesen.

Aus dem Gebiete der Chemie.

Wachs- und Fettgewinnung aus Pflanzenab fällen. Eine neue Erfindung von weittragender Bedeutung ist dem Gießener   Privatdozenten Dr. Thomae gelungen. Es banbelt sich um die Gewinnung von Wachs und Fett aus vegetabilischen und tierischen Stoffen. Die Versuche im Laboratorium haben außerordentlich günstige Ergebnisse zu verzeichnen; sie sollen nun im Großbetrieb erprobt werden.

Die Erfindung stüßt sich auf die Tatsache, daß alle Vegeta­bilien mit einer Oberhaut, der sogenannten Epidermis, versehen find, die die darunter liegenden Gewebe vor dem Austrodnen schüßt. Die Wasserundurchlässigkeit dieser Oberhaut wird durch einen gewissen Gehalt an Pflanzenwachs bedingt. Auch die Pflanzenfarbstoffe, z. B. das Chlorophyll( Blattgrün) und die Blütenfärbstoffe sind, wie man schon lange weiß, in Wachs ein­gebettet. Sogar die einzelnen Bellen eines jeden Organismus follen nach Ansicht mancher Forscher und die Untersuchungen Dr. Thomaes bestätigen das in ihren Wandungen Spuren von Bett enthalten. Wenn auch dieser Fettgehalt gering ist, so bildet er doch in seiner Gesamtheit eine Riesenmenge. Es handelt sich bei den Versuchen Dr. Thomaes aber nicht um die besonders fett­und ölreichen Pflanzen wie Oliven, Nüsse, Mandeln, Kokosnüsse usw., sondern nur um fettarme, wie z. B. Gras, Laub, Stroh usw.

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Seither war die Gewinnung der Fette aus den fettarmen Pflanzen nach den gebräuchlichen Methoden in technisch befriedi gender Weise nicht durchzuführen. Anders liegen aber die Ver­hältnisse bei der neuen Methode. Die Pflanzenteile werden im Die Durchfunnelung des Kautafus. Mit dem luftleeren oder luftverdünnten Raum( Vakuumerhizung) erbitt, Plan eines großen Eisenbahntunnels mitten durch den Kaukasus was sowohl mit frischem als auch getrodnetem Material borge­scheint es ernst zu werden. Wenigstens wiederholen sich die Aus- nommen werden kann und nur geringe Kosten verursacht. Hierbei führungen über dies Projekt in den russischen Veröffentlichungen. wird das Wachs ausgeschmolzen und destilliert. Die Versuche haben Das Bedürfnis ist freilich auch ein sehr großes. Die russischen sich seither auf Apfelschalen, Traubenschalen, die Fruchthäute der Gebiete diesseits und jenseits des Kaukasus sind nur durch eine Apfeljinen, Blütenblätter, Tannennadeln, grünes und verdorbenes Eisenbahnlinie verbunden, die an der Westküste des Kaspischen Laub, auf Gemüseblätter, Heu und Stroh erstrect. Dr. Thomae Meeres entlang führt. Auf diesem Weg wird der Petroleumbezirk hat dabei mit einem Schmelzpunkt bon 60 Grad gelbliches oder von Baku   direkt erreicht. Dagegen ist ein enormer Umweg nötig, weißes Wachs erhalten, das feiner besonderen Reinigung mehr um nach der Hauptstadt Tiflis   zu gelangen. Diese Stadt liegt bedurfte. Aus verdorrtem, lufttrodenem Eichenlaub hat Dr. südlich vom Kaukasus, wo dies gewaltige Scheidegebirge im Kasbek Thomae ungefähr Proz. Wachs erhalten, und darnach liefert massiv seine höchste zentrale Anschwellung befißt. Wladitawkas, der ein Zentner rund ein Kilo Wachs, das gegenwärtig mit 4 M. Hauptort auf der Nordseite, befindet sich gerade gegenüber, so daß bezahlt wird. zivischen beiden Blägen in der Luftlinie nur eine Entfernung bon Bedeutungsvoll ist, daß die Rüdstände der Vakuumbestillation taum 150 Kilometern ist. Um aber mit der Eisenbahn von Wladi- zu allen Zweden wie in nicht entfettetem Zustand verwendet wer fattas nach Tiflis   zu fahren muß man mehr als 1000 Kilometer den können. Nach der Entziehung des Wachses können die Rück­Bahnstrede zurüdiegen. Daburch fennzeichnet sich ohne weiteres stände sogar nicht nur leichter zerfleinert werden, sondern sie gehen die Bedeutung des Plans einer Ueberquerung des Kaukasus   durch auch viel rascher in Fäulnis über. Der erste Fall ist deswegen von eine Eisenbahn. Die geographischen Verhältnisse liegen dafür auch Wichtigkeit, weil die Rückstände ein vorzügliches Brennmaterial einigermaßen günstig, benn gerade östlich von dem mehr als 5000 liefern und ohne Schwierigkeit zu Briketts berarbeitet werden Meter aufragenden Bergstock des Kasbet bricht das Tai des Teret fönnen. Das Verfahren wird für eine städtische Verwaltung von von Süden ber durch die ganze Breite des Gebirges durch. Von großer Wichtigkeit sein, denn sie ist in der Lage, Ab- und Anfälle, diesem Tal führt der 2379 Meter hohe Kreuzpaß in das des Arugwa, die seither nicht nußbringend zu verwenden waren, in gewinn der etwas oberhalb Tiflis   in den Kura   mündet. Die Paßstraße ist bringender Weise auszunußen. In ähnlicher Weise sind auch aus aber immer noch zu kurz und zu steil, um den Bau einer Eisenbahn tierischen Abfällen, z. B. Haaren, Häuten von Eichenschalen usw., etwa nach Art der Brennerbahn   zu ermöglichen, sondern febt die Fette zu gewinnen. Wahrscheinlich werden sich auch die in ben Anlage eines Tunnels voraus, und zwar würde dieser nach den Häfalien und dem Schlamm der Kläranlagen enthaltenen großen bestehenden Absichten der längste der Erde werden und mit 26½ Mengen Fett durch Vakuumdestillationen gewinnen laffen. Berantw. Redakteur: Alfred Wielepp, Neukölln. Drud u. Verlag: CorwärtsBuchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin   SW