Freundin" versprochen, in»tugendhafter Ernsthaftigkeit'.»ES waraber dabei nichts von der Wonne oder grohen Freude, welche unsereneueren Zeitgenossen in so vielen Romanen poetisch malen und gargefühlvoll darstellen!' In Kciurg wohnt er bei der verwitwetenDoktorin Dröbner, und hier erhält er den sehnlichst erwünschten'Ruf nach der Universität«Udorf:»Endlich soll er lehrenund wirken dürfen I Doch er hat kein Geld zur Reise; er hatSchulden bei seiner Wirtin, und nach langem, qualvollem Ringen erkennter als einziges Mittel, die wohlhabende Tochter der Doktorin, die erbisher nicht beachtet, zu gewinnen! er»bequemt sich unter das all-gemeine einzige Gesetz der höchsten Regierung Gottes,' entsagt derstüheren Verlobten und heiratet die Dcmoiselle Dröbner. führt mitihr eine lange, glückliche Ehe und preist ihre einzigen Tugenden nachihrem Tode in einer rührenden Lobschrift.Ein ähnliches Bild sei aus einem anderen Lebenskreis nach-gezeichnet: Ein Herr v. Nützler ist mit einer Hofdame in Merse-bürg tierlobt und reist mit hochbepacktem Brautwagen durch Schneeund Nacht zur Hochzeit; er verirrt sich, wird von einem Pfarrer inOtzmünde aufgenommen und erfährt von dessen Mutter, daß dieHofdame eine schlechte und zänkische Person sei, von der ein unehe-licher Sohn im Dorfe erzogen werde. Der Appetit zu dieser Heiratvergeht ihm, aber wohin mit dem Brautstaat? Der Pfarrer rätihm, zum Kanzler v. Ludewig nach Halle zu fahren, der zwei mann-bare Töchter habe. Da der Kanzler angesehen und reich ist, macht sichNüßler auf den Weg, wird in der Familie freundlich aufgenommenund hält um eine Tochter an. Er liebt die zweite, aber er muß dieälteste nehmen, da die andere schon fast verlobt ist. und siehe da—er wird sehr glücklich mit ihr. Dast die Dichter nicht idealistischerwaren als die Gelehrten und Beamten, zeigt die Ehe FriedrichHagedorns, der die weder junge, noch schöne, noch kluge Tochtereines angeblich reichen Schneiders heiratete, um aus seinen Schuldenherauszukommen, aber schließlich nicht« bekam; zeigen die Heirateneines Wieland, Weiße u. a. Die Motive der Mädchen waren meistBefehl der Eltern, Angst vor dem Sitzenbleiben. Wunsch nach Ber-sorgung, wie wir das'z. B. von Frau Reiöke wissen.So war das Ehe-Jdeal um die Mitte des 18. Jahrhunderts unendlich fern von dem unsrigen. Kant hat eS am klarsten formuliert,indem er fordert:»In dem ehelichen Leben soll das vereinigte Paargleichsam eine einzige moralische Persönlichkeit ausmachen, welchedurch den Verstand des Mannes und den Geschmack der Frau belebtund regiert wird.' Aber damals erhoben sich schon immer stärkerdie Mächte des Gefühls, die dies nüchtern tüchtige Gebäude einerbürgerlichen Ehe zu erschüttern drohten. Klopstocks schwärmerischeZärtlichkeit für seine Meto, LesfingS mannhaft stolzes, leidenschaftlichverhaltenes Ringen um Eva König boten Beispiele von gauz neu-artigen, ungeahnten Herzensbeziehuugen. Mozart schrieb an den strengenVater, im Gedenken an sein mit irdischen Gütern nicht gesegnetesKonstanzerl:»So nach Geld möcht' ich nicht heiraten: ich willmeine Frau glücklich machen, und nicht mein Glück durch sie machen.'Als„armer Mensch' hält er es für sein Recht,„eine Frau zunehmen, die ich liebe und die mich liebt'. Damals hatte schonRousseauS„Reue Heloise' den Sieg des Herzens über den Verstandverkündet, aber während hier noch die Liebenden entsagen, stirbtWerther, weil er Lotte nicht erringen kann. Seine Liebe bedeutetibm sein Leben. Und da die Liebe nun zum Mittelpunkt der ganzenExistenz geworden ist, wird sie auch zum Mittelpunkt der Ehe. DieFrüb-Romantik vor allem Friedrich Schlegels und SchleiermacherSerklären Ehe ohne Liebe für null und nichtig und für Voraussetzungjeder echten Ehe ewige Liebe.kleines feiiületon.Geologisches.G. E. Graf, Entwickelungsgefchichte der Erde-(Bibliothek des WisienS. Verlag Buchhandlung Vorwärts, Berlin.Preis geb. 1 M.)Es ist eine recht glückliche und hoffentlich auch eine recht fnicht-bare Idee, die dem neuen Unternehmen deS Vorwärts-BerlageSzugrunde liegt. Die„Bibliothek des Wiffens' soll ganz für An-fänger bestimmt sein. Ihre Darstellungen sollen dem Leser mit dengeringsten Vorkenntnissen verständlich sein und in ihm die Liebe zurNatur und die Lust zum weiteren Studium erwecken.Das erste Bändchen, das aus etwa 80 Seiten die EntwickelnngS-geschichte unseres Erdballs behandelt, entledigt sich dieser Aufgabemit anerkennenswertem pädagogischen Geschick. Das Wichtigste, dasMarkante der Erscheinungen wird überall scharf hervorgehoben, dieeigene Anschauung deS Lesers in ausgiebigem Maße zu Hilfe ge-rufen. Die geschickte Verteilung des Materials und die flotte Schreib-weise gestalten die Lektüre des Werkchens wirklich anziehend undleicht. Aber bei ollen diesen unbestreitbaren Borteilen sollen auchdie Schattenseiten des Werkcheus nicht verschwiegen werden, schonaus den, Grunde nicht, weil, wie die weiteren Erscheinungen derBibliothek von ihnen möglichst frei ivissen möchten. Wir meinenhier insbesondere jene naiv dogmatische DarstellungSweise, die sichim Werkchen breit macht und die auf dem Gebiete der Erdgeschichteweniger denn irgendwo angemessen ist.Gleich daS erste Kapitrl über das Innere der Erde mag alsBeispiel dieneir.verantw. Redakteur: Alfred Wielepp, Neukölln.— Druck u» Verlag:Der Verfaffer trägt die Lehre über den glühenden Zustand deSErdinnern als größte Selbstverständlichkeit von der Welt vor. Mitspielender Leichtigkeit und im Tone der Unfehlbarkeit werden hierProbleme entschieden, die bei dem heutigen Zustande unseres Wissenszu den geradezu unlösbaren gehören. Die Erde verhält sich astro«nomisch wie ein fester Körper und doch soll im Erdinnern eineTemperatur herrschen, bei der alle uns bekannten Körper, trotz desenormen Druckes, in gasförmigem Zustande sich befinden müssen.(NB, Die entgegengesetzte Bemerkung des Verfassers ist physikalischunhaltbar.) Dieser Widerspruch ist bis heute noch ungelöst, trotz desgroßen Aufwandes von Theorien, an denen die hervorragendstenGelehrten beteiligt sind. Nun wird allerdings nicht verlangt, daß allediese Theorien oder auch nur die wichtigsten von ihnen in einederart elementare Darstellung wie die von Graf aufgenommenwerden. Aber die sachlichen Denkschwierigkeiten des Gegen-standeö muffen den Lesern doch unbedingt klar gemacht werden, sonstwird der ureigenste Zweck des Popularisierens verfehlt, der dasDenken deS Lernenden aufwecken, aber nicht einlullen soll. Unddiesem letzteren Ergebnis kommt die Darstellung von Graf leidersehr bedenklich nahe.Auch in den anderen Kapiteln des Büchlein? tritt derselbe Fehler,allerdings nicht so arg, zutage.Neben diesem Hauptfehler des Werkchens wären einige VerstößedeS VerfafferS gegen die Strenge der wiffenfchaftlichen Termino-logie(so z. B. der Gebrauch des Wortes„Wärme" statt„Teniperatur"und umgekehrt) zu rügen. Recht eigentümlich ist auch die Vorliebedes VerfafferS für Zahlenbeispiele, insbesondere wenn sie den ge-waltigen Maßstab der Borgänge veranschaulichen sollen. Nun ist ansich dagegen nichts zu sagen, wenn nur die schätzungsmäßige Naturaller solchen Zahlen klar ausgesprochen wird. Da« ist aber nichtder Fall. Unter diesen Umständen wäre eS wirklich Keffer, de« Gutenetwas weniger zu tun; auf jeden Fall ist eS durchaus ratsam, solchephantastische Angaben wie die, daß»von der Sonne in jeder Sekunde3800 Milliarden Pferdestärken auf die Erde gelangen', fallen zu lassen,wenn keine zuverlässigeren Zahlen zur Hand find.Die Ausstattung deS Buches ist in Anbetracht des mäßigenPreises durchaus zufriedenstellend, wenn man auch die Zeichnungenetwas deutlicher wünschen möchte.Sehr lobenswert ist das dem Buche angehängte kleine Wörter-buch der Kachausdrücke und ein kurzes Literaturverzeichnis.Unter den dort genannten größeren Werken wollen wir an dieserStelle eins besonders hervorheben, da« vor kurzem in der zweitenAuflage erschienen ist und den Namen deS geologischen Lesebuchesdurchaus verdient. Es ist dies die Geologie Deutschlandsvon I. W a l t h e r(Verlag Quelle u. Meyer in Leipzig: Preisgeh. 3,40, geb. 9,40 M.>. Dos schöne, reich illustrierte Werk ver-einigt in vorbildlicher Weise die Vorzüge der streng wiffenschaftlichenBehandlung des Materials mit denen einer breit an-gelegten anschaulichen Beschreibung. ES wird niemand die auS demBollen geschöpften Schilderungen deS VerfafferS lesen ohne reich-lichen Genuß und kräftige Förderung seines Wissens von den Kräften.die das deutsche Landlchaftsbild geschaffen haben. Besonders denArbeiterbibliolheken sei daS Werk bestens empfohlen.V. Mr.Aus dem Tierlebe».Die Hauskatze in der Wildnis. In Australien hatman vor längerer Zeit zur Bekämpfung der Kaninchenplage Haus-katzen ausgesetzt. Im„Busch", wie in Australien allgemein derWald heißt, verwilderten die Katzen schnell und trafen auch ihreeigene Wahl in der Art ihrer Ernährung. Sie stellten kleinenSäugetieren nach, ebenso Vögeln, Eidechsen und, wo sich die Ge-legenheit bot, fielen sie auch Lämmer an. Daneben gingen siefleißig auf die Kaninchenjagd, aber es ist fraglich, ob sie das ihnengesteckte Ziel, die Vertilgung der Kaninchen erreichen werden.Mauöbem will eS scheinen, als ob die„Kamickelwirtschaft" den Siegdavonträgt.In einigen Gegenden machen die Katzen besonders Jagd aufdie Seevögel, zum großen Aerger der Schiffer, die die Eier derSecvögel zu ihren Nahrungsmitteln zählen. Anderswo habendie Katzen das einheimische Bodengeflügel und die Keinen Beutel-tiere so arg vermindert, daß man fürchtet, sie könnten einzelne Artenganz ausrotten. Deswegen hotte man auf einigen Inseln Hundegegen die Katzen losgelaffen. Die Hunde aber machten nebenbeiauch eine gefährliche Jagd auf die Robben, so daß man die Hundewieder abschießen mußte.— In der Freiheit gingen die Tiere immerihre eigenen Wege und kehrten sich mcht daran, was der Mensch be-absichtigt hatte.Bei den Katzen, die mehrere Generationen hindurch verwildertwaren, hat man beobachtet, daß sie ein ganz veränderte? AuS-sehen gewannen, und zwar ändert sich ihr Sussehen verschieden.je nach der Gegend, in der sie leben. Im allgemeinenwerden sie stärker, größer und gefleckt, besonder? die Kater. Ineinigen Teilen von Queensland bekommen sie ein gestreiftes Fellund entwickeln eine starke Nackenkrause. Auf der Lord Howe Inselwerden sie dunkel, grau gesprenkelt und sehr groß, bis zu neun Kilo-gramm schwer.Eine ähnliche Verwilderung ber Hauskatze hat man auch inAmerika manchmal beobachtet, zum Beispiel auf der unbewohntenZiegcninsel(Goat Island) in der Bai von San Francisco._vorwärtSBuchdruckerei u.VertagSanstaU Paul SmgertCo., Berlin SW.