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finden Sie die Aufschrift Kontor". Dort ist der Direktor Straße in das Restaurant und läßt dort wenige Minuten später bei Bier und Wein den reichen Toten leben. und die Beamten. Dort ist die Leitung."

Jst auch einer gestorben. dreißig Schwerkranten.

II.

Weszycki ging bis zum Mittag vor der Fabrik herum. Als die Sirene ertönte, und die Arbeiter durch das Tor hinauszuströmen begannen, mischte er sich unter fie, sab sich um und horchte. Doch die Arbeiter beeilten sich, und er er­Die Totenkammer, in der sein Leichnam aufgebahrt liegt, ist .haschte kein Wort, das darauf hätte schließen lassen, daß sie so licht und luftarm wie die Werkstätte, in der er sich den Keim zur Partei gehörten. Er machte sich endlich aufs Geratewohl au jeiner Todeskrankheit geholt. Eine blafende Stearinterze blin­an einen heran, erzählte ihm, was ihn bekümmerte, und belt scheu über das schmutzige, geflicte Bahrtuch hin, das den rissigen, braungestrichenen, weichhölzernen Armensarg bedeckt. sprach offen, damit der andere gleich sehe, daß er ein Zu- Die dünnstimmige Armeseelenglode zeigt verdrossen die gehöriger und Anständiger war. fogStunde der Beerdigung an. Der schnell herbeigeeilte Anstalts geistliche macht ein lässiges Kreuzzeichen über den Sarg, murmelt einige unverständliche Worte und trabt schleunig in seine Bes haujung, zu seinem Jausenkaffee zurück.

" Ja, sehen Sie," meinte der Arbeiter, ich habe nie einer Partei angehört, aber ich kann wohl sagen, ich kenne ver­schiedene. Und Sie, was sind Sie?"

PPS."

Wie das?"

,, Nun, einfach."

" Ja, aber von welcher PPS.?"

,, Von der bekannten. Von der polnischen Partei!" Schon gut. Doch es gibt eine linke und eine rechte.

Wieso wissen Sie das nicht?"

Weszycki verstand nicht.

Zwei Männer schieben den Sarg in den schwarzen Kasten­wagen; der Kutscher schnalzt und- hot, fort gehts zum Friedhof hinaus. Dort wartet schon ein enges Pläßchen in einem Schacht­grab auf die Armenleich", die tragen zwei Friedhofsarbeiter mit aufgestreckten Hemdsärmeln und die Pfeifen zwischen den Lippen durch das Grün der Gräber.

Zwei Freunde des Toten und ein Mädel, das bitterlich in seine Sonntagsschürze weint, folgen dem Sarg. Einer der Ar­beiter steigt in den schon mit einigen Särgen angefüllten Schacht-

Was sind Sie für ein Parteimitglied, wenn Sie das" Ho rud", der neuangekommene hat seine Rubstatt gefunden. nicht wissen."

Ich verstehe fein Wort."

" Nun, jo geben Sie acht. Es gab eine Krisis, das heißt, es sind jetzt zwei Parteien entstanden, die einander noch schlimmer bekämpfen, als früher die PPS. die SDK.... Die alte Partei aber existiert nicht mehr."

,, Eristiert nicht mehr?"

,, Schon länger als vier Monate. Ich will Sie nicht ver­Tegen, aber das sieht ja aus, als wären Sie nie bei einer Partei gewesen, wenn Sie das nicht wissen!"

( Fortießung folgt.)

Begräbniffe.

Von Alfons Petzold . I.

Eine schtvere, riesige Trauerfahne schlägt in trägem Ge­wimpel gegen Fenster und gelbgraubrüchiges Mauerwerk des großen Zinshauses.

Auf der Straße drängt sich eine schwarzgefleidete, trauerum­florte Menschenmenge um das mit nachtdunklem Tuch drapierte Haustor.

In der hohen Wölbung der Toreinfahrt, darin sonst Kinder mit den fröhlich klappernden Murmeln spielen, schwimmt in einer Atmosphäre von Weihrauch, Kerzendunst und Treibhausblumen­schwüle wie ein silbernes Schiff mit dem ebenholzenen Kruzifix als Mastbaum und den seidenen Kranzschleifen als Segel ein mächtiger Sarg.

Ein Gewoge von Blumenkränzen umgibt mit seiner wachs­gleichen Winterpracht sein Fußende.

Sechzehn feierlich- düfter brennende Windlichter umjäumen ihn. Brausende Glockentöne dringen durch jedes Wandgefüge und Dachgeramme, fündend dem verstecktesten Gelaẞ:

Gin reicher Mann des Bezirks wird begraben!" Und die flatschmäulige Neugier stürzt aus den Häusern und pflanzt sich ent.ang der Straße auf.

Und Haß, Neid, üble Nachrede kriechen gleich eflen Schlangen dem Leichenzug voraus.

Grell und mißtönend fliegen die Worte des Vorbeters in die Geräusche des Wehtlagens, die ihnen wie ein höhnisches Echo nachhallen.

Die drei Priester an der Tete des Zuges, in ihre schweren goldbrokatenen Festkleider gehüllt, schleichen unter dem starken Strahle der Nachmittagssonne gelangweilt und voll übler Laune dahin.

In keinem Auge der vielen Leidtragenden, die dem Sarge folgen, brennt eine Träne.

Die Frauen strecken die Hälse nach ihren Spiegelbildern in den Auslagescheiben, ar denen sie im Schreiten vorbeikommen, aus und mustern sich gegenseitig mit schiefen Blicken.

In den Reihen der Männer stöhnt einer unter der Last seines Fettes auf: Herrgott, hab ich einen Durst!"

Manch zustimmender Blick trifft den Dicken.

Durch das Tor des Friedhofes zwängt sich der lange Zug, wie eine träge, bollgefressene Riesenschlange.

Die Sargwinden fnarren- irgenover hält eine Leichenrede die drei Priester sprechen hastig ihr" Requiescat in pace" auf ben gruftwärts schaukelnden Sarg hinab.

Raum, daß die erste Schaufel Erde in das Gruftdunkel hinab­riefelt, drängt sich schon alles zum Friedhof hinaus, über die

Keine Gebete, die laut und aufdringlich in das blühende Fliedergebüsch fallen, keine Reden

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Nur leise, zaghaft weint es wie die Stimme eines armen Kindes, hinter der schwarzklothenen Schürze hervor: Pfüat di Gott , pfüat di Gott !"

Als die drei Leidtragenden, jeder nach seiner Weise, Abschied genommen haben von dem Freunde, Kameraden und Lebens­genossen, gehen fie still nach Hause.

Nach Hause in die kleine Kammer, die der Tote mit seinem Mädel bewohnte. Der Stube einziges Fenster blidt über Felder und Gärten in der Richtung zum Friedhof hinüber. Allmählich verdämmert der sonnige Tag Die drei fizen am Fenster und schauen in den kommenden Abend. Lange schauen sie....

Da sagte der eine der Freunde:

Der arme, orme Teufl!"

Nach einer Weile der andere:

Na, er hats überstandn, auf uns warts no!"

Und wieder nach einer Bause, ganz, ganz leise das Mädel: Und so viel lieb hat er mich ghabt. Pfüat di Gott, Toni, Pfüat bi Gott !"

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Zur Ofterfrage.

Von Prof. Wilhelm Foerster ( Berlin ).

Die mit der übergroßen Veränderlichkeit des Osterdatums verbundenen Uebelstände werden bei dem diesjährigen Osterfest wieder einmal besonders drückend empfunden.

Die etwas mehr als einen ganzen Monat erreichenden Schwan. fungen dieses Datums im Sonnenjahr könnten so einfach auf etwas weniger als eine Woche eingeschränkt werden, wenn man es end­lich aufgibt, den Anschluß der Festzeiten an das Sonnenjahr mit dem Anschluß an die Wiederkehr von Vollmondnächten zu ver­binden, welche letteren von den ältesten Zeiten her und in den heißen Ländern als besonders günstig erachtet wurden für Wande­rungen, insbesondere für die Wanderungen zu gemeinsamen Festen und Heiligtümern. Einen tieferen Sinn kann aber die an sich stets ernst zu nehmende Tradition auf diesem Gebiet des Gemein­schaftslebens nicht beanspruchen, und es scheint daher auch den firchlichen Mächten unbedenklich, jene uralte, aber jetzt bedeutungs los gewordene Fesfregel durch eine lediglich dem Sonnenjahr anzu­passende zu ersehen.

Man hatte demnach begonnen, sich in den weitesten Kreisen der nach dem Gregorianischen Kalender rechnenden Kulturländer, mit vorläufiger Zustimmung der kirchlichen Autoritäten, dahin zu einigen, daß von einem bestimmten Jahre ab der erste Sonn. tag nach dem 4. April als der Ostersonntag gelten solle. Dies würde beispielsweise in den nächsten fünfzehn Jahren bon 1915 ab für das Datum des Ostersonntages folgende Reihen ergeben:

1915 April 11. 1916 April 9.

1920 April 11. 1921 April 10.

1925 April 5. 1826 April 11.

1917 April 8.

1922 April 9.

1927 April 10.

1918 April 7.

1923 April 8.

1928 April 8.

1919 April 6.

1924 April 6.

· 1929 April 7.

Zur Vergleichung möge hier für die fünf Jahre von 1918 bis 1917 die Reihe der Ostersonntage nach der jetzt geltenden Regel angefügt werden:

B

1913 März 23.

15 Tage früher als im Vorjahre

1914 April 12.

20

"

1915 April 4. 1916 April 23. 1917 April 8.

"

19

"

später früher später

11"

"

"

"

15

12

22888

früher"

11"