-
194
-
fährt über die Leute dahin, stiftet efne gräßliche Verwirrung, verfuchte ich zu arbeiten. Jch nähte außer dem Hause. Aber Ste wissen ja..( sich verbessernd): Der Herr weiß ja, wie schlecht stellt alles auf den Kopf- aber schließlich schafft es Rat.
in Stellung.
So half fich auch das Leben in der schwierigen Schneider. Schneiderei bezahlt wird. Und da ich ganz gut fochen fann, ging ich Sache. Die Schneider errieten endlich, woher ihre Niederlage stammte. Freilich kam diese Erkenntnis etwas spät, aber Verzweiflung und Hunger vermögen es schließlich, einen zur Vernunft zu bringen. Es wurden weise Stimmen laut, welche sagten:
Diese Gebildeten, diese Parteien, diese feinen Herren haben uns einfach den Kopf verdreht. Der Arbeiter muß felbst über sich verfügen, nicht irgendein Zentralfomitee. Fort mit den Intelligenten!
Biche( freundlicher): So, so... Das muß nicht angenehm sein!( Um etwas zu sagen): Haben Sie denn niemand, der etwas für Sie tut? Kein Kind?
..
Die Köchin( noch hastiger): Nein, Herr, ich habe kein Kind! ( Langsamer und sehr leise, mehr zu sich selbst): Ich habe kein Kind mehr!
Biche( der fein Freund von Traurigkeit ist): Na, das geht mich nichts an... Sie gefallen mir! Ich behalte Sie und gebe Ihnen den verlangten Lohn.
Die Köchin: Danke schön, Herr.
Biche( nach kurzem Zögern): Nun also
UT
Diese Losung ertönte freilich zur Beit, als es schon längst Biche( leicht): Es ist nunmehr an Ihnen, mich mit Ihren an Intelligenten fehlte. Und im Grunde war man auch des- Talenten zu blenden! Gehen Sie in die Küche und bereiten Sie halb so bös auf sie. Man wußte nämlich ohne sie nichts an- uns für präzise 7 Uhr ein exquisites fleines Diner! Die Zusammen zufangen, doch störte jetzt wenigstens niemand mehr. Es ent- ftellung des Menüs überlasse ich Ihnen, aber vergessen Sie nicht: wickelte sich ein mächtiger elementarer Schneiderstreik. Juden wir sind Feinschmecker! sowohl als Christen retteten sich, so gut sie konnten und taten Die Köchin( erstaunt): Verzeihung, der Herr ist nicht allein. alles, was nur möglich war. Man vernichtete Waren, prügelte Biche: Nein, ich bin nicht allein.( Scherzend): Geniert Sie das? die Meister auf den Straßen und in den Häusern, verfolgte Die Köchin: Durchaus nicht, Herr. Aber weil der Herr selbst die Streikbrecher auf die grausamste Weise furz, man ins Bureau fani und alles erledigte, dachte ich, der Herr wäre nicht führte einen unerhörten Terrorismus ein. Die Zeitungen verheiratet. waren voll von schauerlichen Geschichten, die wohlgesinnten ich bin verBürger hatten ihre Seelen voll Entseßen, und das Gefängnis heiratet!.... Uebrigens werden Sie niemals mit Madame zu tun im Rathaus war voller Schneider. haben. Sie mag sich nicht mit der Wirtschaft befassen. Das langweilt sie. ich werde Ihnen den Lohn zahlen... Na, gehen Sie jetzt!... Ich werde Ihnen die nötigen Weisungen erteilen, ( Sie zurückrufend): Sehr pikant, die Küche! Ich liebe alles sehr pifant! Die Köchin verläßt das Zimmer. Herr Biche macht sich wieder an seine Arbeit. Fünf Minuten vor 7 1hr wird die Tür aufgerissen und ein sehr chides, sehr junges, sehr parfümiertes Dämchen stürmt wie ein Wirbelwind ins Zimmer. Das ist Madame oder vielmehr Lolotte.
Unter anderem wurden auch in dem großen Kleidermagazin des Herrn Zolopowicz alle Scheiben eingeschlagen. Das hatte eigenhändig Newilak vollbracht, der jetzt den Schneidern half wie früher den Schustern. Batschka selbst hatte ihn hingeführt und stand auf der Straße gegenüber, mit Wonne auf den Schaden des Tyrannen blickend. Der arme Schwindfüchtige war schließlich außer sich geraten und unerfättlich in seiner Rache. Seine Frau hatte Angst vor ihm und glaubte zuweilen, er sei verrückt geworden. Er hielt Reden, hezte die Leute auf, ja, er ließ sich einmal sogar hinreißen, bei einem Streifbrecher Stoffe zu vernichten, freilich in Abwesenheit des Verbrechers. Doch der Streifbrecher hatte eine tüchtige Frau. Der Terrorist fehrte nach Hause zurück, verprügelt, durcheinandergerüttelt, im Gesicht zerkragt und vor Wut und Scham weinend. Er mußte sich ins Bett legen, zum Trost feiner Frau, welche eben wie ein Weib dachte: wenn wir gewinnen sollen, so wird das auch ohne ihm geschehen, und menn er die schlimmste Zeit im Bett liegt, kommt er wenig stens nicht ins Gefängnis.
0%
( Fortiezung folgt.)
Die Köchin.
Von Léon anrof. Autorisierte Uebersetzung.
Herr Biche( ein wohlbeleibter Fünfziger, legt den Federhalter fort, um die neue Köchin zu mustern): Also Sie kommen vom Bermietungskontor und heißen Madeleine?( Die Köchin nicht bejahend.) Nach dem Schreiben des Bureaus zu urteilen, müssen Sie ja eine wahre Berle sein!( Mit der aufgeblasenen Wichtigkeit eines Menschen, der das Leben fennt" und sich nichts vormachen läßt.) Was solche Auskünfte wert sind, weiß man ja!( Mit einem groben Lachen.) Na, mir soll's egal sein, vorausgesetzt, daß Sie mich nicht zu sehr übers Dhr hauen!
Die Köchin( eine alte, saubere Frau mit offenem Blick, aber gefurchter Stirn und gebeugtem Rücken, auf den die Last eines langen, freudlosen Lebens zu drücken scheint): Was Ehrlichkeit anlangt, da hat mir noch feiner etwas vorwerfen können.( Als Herr Biche ein etwas ungläubiges Gesicht macht.) Wenn der Herr mich erst fennen wird, wird der Herr schon sehen.
Biche: Wenn Sie's selbst fagen!... Man schreibt mir, Sie feien eine perfekte Köchin. Gott , so etwas schreibt man ja immer! Die letzte Köchin, die man mir schickte und als ein wahres Genie der Kochkunst pries, tat Pfeffer in den Vanillecreme und Knoblauch an die Sezeier!( Mit einem leichten Achselzucken.) Na, wir werden ja sehen!( In den Papieren kramend.) Ich finde hier nur ein Zeugnis, nämlich das von Ihrer letzten Stelle, auf der Sie drei Jahre gewesen sind. Warum verließen Sie diese Stelle?
Die Köchin: Die Tochter des Hauses heiratete, und das junge Baar führte mit der alten Herrschaft gemeinsame Wirtschaft. Der Dienst wurde mir zu schwer.( Traurig.). Ich bin nicht mehr jung
Biche: Und wo haben Sie vorher gedient?
Die Köchin( hastig, als wünsche sie möglichst schnell über diesen Teil des Verhörs hinwegzukommen): Nirgends. Erst nach dem Tode meines Mannes, der mich in sehr traurigen Verhältnissen zurüdließ,
Biche( strahlend): Ah, da bist Du ja, Mäuschen!
Lolotte( ohne Herrn Biche den erwarteten Kuß zu geben): Schnell! Geld her! Ich habe feinen Heller bei mir, und draußen wartet die Modistin mit einer Rechnung über 160 Frank! Bezahle I Biche( schüchtern, während er das verlangte Geld aufzählt): Nein, wirklich... ich habe Dir doch erst heute morgen 200 Frank gegeben?
Lolotte: Na und..? Du möchtest eine hübsche, fleine Frau wie mich wohl ganz umsonst haben?
Biche Aber nein!( Er flingelt und übergibt der eintretenden Aufwärterin das Geld.) Hier! Bezahlen Sie die Modiftin und laffen Sie dann auftragen!( Die Aufwärterin verschwindet.) Höre mal, Schatz, Du könntest wohl ein bischen netter zu mir sein. Mir scheint, ich bringe Opfer genug für Dich!
Lolotte( heftig): Jch etwa nicht? Oder meinst Du, es ist kein Opfer, mit Dir ganz allein zu leben?
Biche( traurig): Wie? Gefällt Dir das Leben als anständige fleine Frau nicht? Ist es nicht hübsch, geachtet und respektiert zu werden?
Lolotte: Respektiert? Jch pfcife drauf!
Biche( erregt): Nimm Dich in acht! Schließlich reißt mir auch mal die Geduld!
-
trennt sich eben! Lolotte: Nun und....? Man ist nicht verheiratet man
mal sehen, ob alle Männer so nett, so gefügig find wie ich; ob ein Biche( fast energisch): Jawohl, man trennt sich! Dann sollst Du anderer Mann Dir gestatten wird, auszugehen, wann es Dir beliebt, nach Hause zu kommen, wann es Dir beliebt; ob ein anderer Mann alle Deine Launen befriedigen wird; ob.
Essen sei serviert. Im nämlichen Moment ist auch die plötzlich er In diesem Augenblick tritt die Aufwärterin ein und meldet, das wachte Energie von Herrn Biche dahin. Er schweigt verwirrt und folgt seiner Gebieterin ins Speisezimmer. Lolottes böser, verschlossener Gesichtsausdruck, ihre bebenden Nasenflügel und harten Augen verraten, daß bei ihr noch keine milderen Empfindungen Platz gegriffen haben.
Erschreckt bei dem Gedanken an einen möglichen Bruch, überhäuft Herr Biche seine Gefährtin mit Zuvorkommenheiten und Aufmerksamkeiten. Aber mürrisch weist die Getränkte mit verbissener Wut alles zurück.
Biche( flehend): Na wollen wir uns wieder vertragen, Liebchen? Ich bitte Dich tausendmal um Verzeihung...( Sucht nach einer Ablenkung.) Jß doch, süßer Schaß!... Weißt Du auch, daß wir heute eine neue Stöchin bekommen haben?
Lolotte( unverföhnlich): Jit mir egal!
Biche( unbeirrt fortfahrend): Koste wenigstens mal! Ich glaube, ihre Küche wird Dir gefallen. Ich finde fie ausgezeichnet!
Lolotte( achselzuckend): Ausgezeichnet? Das möchte ich doch mal sehen!( Sie kostet von dem soeben servierten Gang und stößt sofort mit allen Zeichen lebhaften Abscheus ihren Teller zurück.) Ich wußte es ja! Ein Schweinefraß!
Biche( erstaunt): Aber ich versichere Dir, für meinen Ge schmad...