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nochmals hinunter und ließ ausrichten, wenn's teinen gäbe, täme
er felber, dann aber würd's rauchen. Das richtete ich dem Rod Der friedhof der Deportierten.
Roch
Wort für Wort aus. Er spielte ruhig weiter und fagte bloß: Du
"
famt Deinem Unteroffizier fannst mich... gern haben." Ich weiten Biefenplan begrenzt, auf dem ble letzten Rämpfer der Die Mauer der Föderierten", die auf dem Père Lachaise den wartete noch eine Weile; da er aber keine Miene machte, Kaffee zu Kommune von der Versailler Ordnungs- Soldatesta erbarmungslos holen, setzte ich meine Müße auf, tehrte ihnen den Rüden und ging der Türe zu. Diese Gelegenheit benützte der Batterieschuster und aufammengeschossen wurden, ist der Gegenstand pletätvollen Er warf mir einen Holzschemel ins Kreuz. Der traf mich so heftig, innerns geblieben. Jahr um Jahr legt das Pariser Proletariat in daß ein Stüd Fleisch aufgerissen wurde und mir das warme Blut den Maitagen dort feine Stränge nieder und die Stadtverwaltung herunterrann. Ich tehrte mich sofort um, um zu schauen, wer den hat dem trauernden Gedächtnis der Arbeiterschaft Rechnung getragen, Schemel geworfen habe. Da sprang der Schuster auf mich zu und indem sie den Plaz vor der Mauer dauernd von der Anlage von schrie: Was, Du verdammter Hammel, Du hast nicht genug an Grabstätten ausnahm. Auch auf dem Barifer Friedhof von Monte einem Schemel, scheint's willst Du noch einen zweiten ins Kreuz." Parnasse ist einem Kommunengrab die dauernde Erhaltung gesichert. Dabei padte er mich am Hals. Kaum hatte er mich angerührt, Es gibt aber noch einen anderen Kommunardenfriedhof, der verso gab ich ihm einen solchen Knietritt gegen den Bauch, daß er mich nachläffigt und jetzt von völliger Berstörung bedroht ist. Er liegt fahren ließ und schlug ihm die Kaffeekanne in blinder Wut so auf der Fichteninsel, einem zu Neukaledonien gehörenden auf den Schädel, daß er um Hilfe schrie. Die anderen Alten waren Eiland, das bis zum Jahr 1911 als Deportationsort diente. nicht faul. Kaum fahen sie, daß ich Meister wurde, holten sie ihre Hierher wurden nach der Niederwerfung des Parifer Aufstandes hinten an, riffen mir die Blechkanne aus der Hand und verschlugen von 1872 bis 1880 haben 3425 Deportierte die Fichteninsel be mich. Es waren alles große, fräftige Kerle und durchweg stärker wohnt. Dazu kamen noch einige Familien, die ihrem Haupt und massiger als ich. Dennoch wehrte ich mich wie ein wildes folgten. Der französische Senator Cornet hat im Januarhefte der Tier und hieb auch einige um. Wenn ich zuschlug, sah ich darauf, Revue Socialiste" die Geschichte diefer Deportierten und ihrer daß ich zwischen die Augen traf, das zeichnete jeden; es gab die geGrabstätte erzählt. fürchteten blauen Brillen". Doch der Ueberzahl war ich nicht gewachsen. Ich fühlte, daß ich bald ausgeschöpft sei und erspähte einen günstigen Moment zum Ausreißen. Zuerst schrie ich so laut ich fonnte, in der Hoffnung, daß sich ein Chargierter zeigen würde. Vergeblich Nur zwei Refruten tamen herunter, wurden aber mit Schlägen hinaufgejagt. Der Gefreite vom Dienst, der eigentlich für Ruhe hätte sorgen follen, hatte sich gleich zu Anfang der Schlägerei vors Tor gestellt, so daß er nachher mit reiner Seele fagen konnte, er habe nichts gesehen und gehört. Unter meinen Widerparten war ein langer, feiger Kerl, der sich nicht an mich herantraute und mit einem stäblernen Wischstock über der Anderen Köpfe hinweg nach mir schlug und mich so traf, daß mirs Blut ins Genid lief. Den mußte ich mir taufen. Ich stieß die weg, die an mir hingen, erwischte ihn und gab ihm mit aller Wucht einen Stoß, daß er gang bleich wurde und fich fette. Dann nahm ich noch einen Anlauf und zwängte mich zur Türe hinaus. Mühe und Kaffeekanne ließ ich liegen. Ich war froh, daß ich noch lebte, und ging sofort zu meinem Unteroffizier. Der meinte, ich solle mir das nicht gefallen laffen und die ganze Geschichte melden. Ich sagte: das tue ich ohne. hin. Dann wusch ich mich ab und verband mich, so gut ich eben
fonnte.
Am anderen Morgen machte ich vollzähligen Fußdienst mit, obwohl ich mich taum aufrecht halten fonnte. Troß meinem Elend mußte ich doch lachen, als ich die verschwollenen und verschundenen Gesichter etlicher Alten sah. Der Schuster war nicht dabei. Er hatte sich frant gemeldet.
Die„ einfache Deportation" ist eine politische Strafe, eine Ver bannung nach einer franzöfifchen Befizung" und kann nicht mit dens Bagno verwechselt werden. Der Gefangene hat Bewegungsfreiheit, ist zu feiner Arbeit angehalten, kann nach Belieben wohnen und fich leiden und darf seine Familie nachkommen lassen. Für Deportierte, die in günftigen Vermögensverhältnissen find, ist das Eril erträglich, nicht so für den Armen und zu diesen gehörte die große Mehro zahl der Kommunarden. So fam es, daß sich einige der Deportierten zu Hausdiensten bei gutfituierten Kameraden verdangen. Der größte Teil aber lebte im Elend, ohne indes an Energie und Schaffens freude einzubüßen. Die Kommunarden haben die Insel in einen blühenden Zustand gebracht. Sie bauten Straßen, Brüden, Wohn häuser, Wasseranlagen, Kanäle, pflanzten edle europäische Frucht forten und gewannen dem unfruchtbaren Boden soviel, als nur möglich war, ab. Die Intelleftuellen" gründeten auch Zeitungen, um die Kameraden nicht in Melancholie und Hoffnungslosigkeit ver fallen zu lassen.
Dies Kulturwerk der Kommunarden, dieser von der kapitalistischen Breßmeute aller Länder so geschmähten modernen Barbaren" ist heute gänzlich verschwunden. Undurchdringliches Didicht bedeckt alles, selbst den fleinen, in einem Talgrund verlorenen Friedhof, wo einige Hunderte der Märtyrer liegen. Wer denft noch der Leiden, Helden taten und Tragödien, deren Schauplatz die Insel war? Da ist z. B. die Geschichte des Dr. Rascoul und seiner 17 Gefährten. Dr. Rascoul hatte in Numea bleiben dürfen, wo seine ärztliche Kunst, die sich mit echter menschlicher Güte paarte, viele Dienste leistete. Nach der Flucht Rocheforts aber wurde ein strenges Regime eingeführt. Rascoul mußte nach der Fichteninsel, seine Frau, die mit ihren Kindern aus Frankreich nachgefommen war, wurde brutal ausgewiesen. Sie ging nach Sidneh. Dr. Rascoul vermochte die Trennung nicht zu überwinden. Er beschloß zu fliehen, mochte dabet auch der Tod drohen. In einer Waldhöhle nahe am Meere zimmerte er mit 17 entschlossenen Gefährten eine Schaluppe. Nach einigen Monaten war fie fertig. In einer Aprilnacht des Jahres 1876 stach fie, mit genügendem Proviant für die Ueberfahrt nach Australien be laden, in See und vermochte zwischen den Wachtschiffen unbemerkt hindurchzukommen. Unglücklicherweise aber stand den Schiffern, von denen einige mit der Seefahrt vertraut waren, feine Karte der Rüstengewässer zur Verfügung und so wurde das Boot an ein Rorallenriff geworfen, wo es zerschellte. Von den achtzehn wurde nicht einer geborgen.
Nachmittags um vier Uhr putte ich den vierten Anzug, setzte meinen Belm auf, ging zum Feldwebel in die Wohnung und fagte ihm, ich möchte den Herrn Hauptmann sprechen. Er entgegnete, ich folle bis morgen früh warten und auf die Schreibstube tommen, wenn der Hauptmann da wäre. Ich tat so. Der Hauptmann war vom Feldwebel bereits unterrichtet und schrie, er hätte gute Lust, mich ins Loch au steden. Am Nachmittag mußten ich und alle an der Schlägerei Beteiligten zum füngsten Beutnant, der ein Protokoll aufnahm. Die Alten logen wie gedrudt, allem Anschein nach hatten fie fich miteinander verabredet. Zwei Tage später ließ mich der Batteriechef rufen und fragte mich, ob ich Antrag auf gerichtliche Bestrafung stelle. Ich sagte, mir läge nichts daran, daß die Merle so und so lange eingeschachtelt würden. Der Hauptgrund, warum ich diese Geschichte gemeldet hätte, fei, daß er einmal einen Einblid in Bustände gewinne, die einem das ganze Soldatsein verleideten. Die Bataillonsbesichtigung verlief gut. Vorsorglicherweise Der Friedhof aber trägt einige Hundert Leichen. Cornet gibt Hatte mich der Hauptmann als Pferdehalter abtommandiert, um die Lifte bekannt, die von der Republik nie veröffentlicht worden ist. nicht durch meinen Egerziermarsch hineingelegt zu werden. Jch Für 1872 werden 7, für 1878 86, für 1874 48, für 1875 24, für erfältete mich aber von dem vielen Herumstehen im Regen und 1876 42, für 1877 89, für 1878 80, für 1879 15, für 1880 2 Tote mußte für einige Tage ins Revier überfiebeln, weil ich leichtes verzeichnet was für sechs Jahre( 1872 und 1880 tönnen ja nicht Fieber hatte. Hier ging der sehnlichste Wunsch meines Feldwebels gana zählen) 280 Todesfälle auf 3245 Personen ausmacht, eine in Erfüllung, ich ließ mich zu einem Blödsinn berletten, der mir ficherlich hohe Biffer, da es fich doch zumeist um jüngere Menschen drei Tage eintrug. handelt. Unter den Toten findet sich eine Anzahl Frauen. Bet einzelnen der Verstorbenen ist der Beruf angegeben: so finden wir awei Literaten, einen pensionierten Zollbeamten, einen dramatischen Künstler. Bei den übrigen aber fehlt die Berufsangabe, vermutlich find alle zumeist Proletarier.
Bet Water Philipp war es nicht schön. Drei Tage lang gabs nichts als trodenen Rommiß und reichlich lange Zeit und beim Heraustreten grobe Worte. Aber auch die schlechten Lage haben ein Ende. Als ich wieder in die Raferne tam, hatte ich gerade noch Belt, meine Sachen zu paden und zu rüsten. Am Abend fuhr der Zug nach Wahn auf den Schießplan, wo wir vier Wochen bleiben sollten.
Als die Amnestie erlassen worden war, errichteten die nach Frankreich Burüdlehrenden auf dem Friedhof eine Byramide mit der Inschrift: Ihren im Exil verstorbenen Brüdern. Die Instand haltung des Dentmals und der Gräber übertrugen fle einem De portierten, der sich in Kaledonien ansässig machte, und übergaben ihm zu diesem Bwed 3500 Fr., die fie durch eine Sammlung auf gebracht hatten. Leider ließ sich dieser, mehr ungeschickt als unehr lich, in Spekulationen ein, worin er außer feiner persönlichen habe auch den Fonds verlor. Der Friedhof verfiel nun sehr rasch. Nicht und eigennützige Beschädigungen. Die Grabtafeln aus Zinn, die fast alle die Inschrift:" Hier liegt X., Republikaner, im Eril geftorben. Finis exilii mors"( der Tod ist das Ende des Exils") oder auch„ Finis laborum mors"( der Tod ist das Ende der Mithen") trugen, wurden systematisch gestohlen. 1909 waren
Mit Hingender Mufit zogen wir an den Bahnhof, wo wir verladen wurden. Weil die Berfonentvagen nicht ausreichten, mußten wir zum Teil mit Viehwagen vorlieb nehmen. Nur einmal auf der ganzen langen Reise wurde Raft gemacht und Freibier aufgestellt. Mitbags um zwölf Uhr waren wir an Ort und Stelle. Bis sum Baradenlager hatten wir noch eine halbe Stunde zu marchieren. Unterwegs hielt der Regimentskommandeur und wir nur unter der Unbill der Zeit, sondern vor allem durch boshafte mußten mit steifem Genid und burchgebrüdten Knochen an ihm Borbeiftelsen. Es fiel niemand auf als der Baldamus, der Mensch mit den Sobawasserknieen, der seine ganze Batterie blamierte. Der Sauptmann schnaufte... ( Schluß folgt.)