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nur noch bier Jaschriften au sehen, sest überhaupt eine einzige. Diese Grünen  ( virides) waren die begnabigten Büßer, bie nach ber Charakteristisch für die Dentweise der Behörden ist die Tatsache, während der Fastenzeit vollbrachten öffentlichen Buße von ihren daß die offiziellen Dokumente der Deportationsverwaltung und die Vergebungen und Kirchenstrafen losgesprochen und als Sündenlose Statistiken der Marine die Deportierten, die feine Religions- wieder in die Gemeinschaft der Gläubigen aufgenommen wurden, augehörigkeit angegeben hatten, also offenbar Freidenker waren, als um an der am Gründonnerstag stattfindenden Abendmahlsfeier idolâtres": Gößendiener verzeichnet! teilnehmen zu können. Der Gründonnerstag führt auch heute noch Viel Schuld an diesem Vandalismus hatten die Missionare, in manchen Gegenden den Namen Antlaßtag", Ablaßtag. Büßer die den eingeborenen Kanalen die Toten, auf deren Grab das stellten sich an dem durch die Einseßung des Abendmahls geheiligten Kreuz fehlte, als Teufelstnechte" hinstellten. Natürlich machten sich Tage vor den Kirchentüren ein und erhielten die erbetene: Ber­die Kanalen fein Bedenken daraus, die Gräber zu plündern. Aber zeihung. Ehchman sagt in seinem Vocabularium paedicantium auch Beamte der Republik   lösten Grabtafeln für ihre Privat- vom Jahre 1483: biridis, ein grunender, der da on sunde ist, fammlungen ab. Jndes gab es auch Grabschändungen aus rein grun." Die Feier des Gründonnerstags wurde in der christ geschäftlichen Motiven. So hat ein Kantinenpächter der Straf lichen Kirche im Jahre 692 durch Papst Leo II.   angeordnet, der Fest­verwaltung nach der politischen Amnestie waren 3000 gemeine tag hieß zuerst dies coenae domini, Fest des Abendmahles; aber Verbrecher nach der Insel gebracht worden zur Anlage eines später trat an die Stelle dieser Bezeichnung der Name dies abso­Herdes Grabziegel verwendet, die er den Grüften der Depor- lutionis, Tag der Lossprechung. Bei den Franzosen heißt der tierten entnahm. Der Dfen existiert noch heute. Der Friedhof aber Gründonnerstag noch heute jeudi saint oder jeudi absolu, die ist nur noch an der halb in Schutt zerfallenen Pyramide zu er- Dänen und Schweden   nennen ihn den reinen oder reinigenden fennen. Donnerstag, und für die Engländer ist er der Sheer Thursday, ber lautere, flare, reine Donnerstag.

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Senator Cornet erklärt, es sei die höchste Zeit, die Gedächtnis­stätte zu retten. Die Insel ist fast ganz berlassen. Sie wird dem Maristen  - Orden zur Kolonisation übergeben werden der Anti flerifalismus ist ja für die Republit fein Ausfuhrartifel und so droht die Gefahr, daß die lezten Spuren des Friedhofs verschwinden. Une fie zu erhalten, bedarf es hauptsächlich der Ausrodung der Appigen Begetation und einer Umzäunung des Plates. Es bleibt dann noch die Reparatur der Pyramide, die neben ein paar Grab steinen und einer abgebrochenen Säule, die das Grab eines jungen Mädchens bezeichnet, das einzige Ueberbleibsel des Friedhofs ift. Der ganze Geldaufwand würde ein paar hundert Frank betragen. Die Arbeit müßte allerdings Kanalen vom Festlande übertragen werden, da die von den Mönchen fanatisierten Infulaner sie sicher ablehnen würden. Und notwendig ist die Festsetzung strenger Strafen für Beschädigungen, um erneutem Vandalismus und flerifalem Fanatismus vorzubeugen.

Vom Worte grün und dem Gründonnerstag.

Bon Dr. J. Stanjet.

Go

Im Volksmunde ist noch vielfach die Ansicht berbreitet, der Gründonnerstag verdante seinen Namen der Sitte, an ihm die ersten grünen Sträuter des Frühlings auf den Tisch zu bringen. Diese Sitte ist sehr alt; schon in Rollenhagens Froschmäufefrieg" lesen wir: Am grünen Donnerstag im Mai focht eine Bäuerin ihren Brei, von neunerlei Kohlfräuterlein, folt wider alle Krant­heit sein." Das Wort Mai hat hier die allgemeine Bedeutung von Frühling. In verschiedenen Gegenden Westfalens   stellt man am Gründonnerstag die sogenannte Negenstärke her, einen Trant, zu dessen Herstellung neun( negen) verschiedenen Frühlingsfräuter ver­wandt werden. Grüne Kräuter am Gründonnerstag genossen, so sagt man vielfach, erhalten nicht nur die Gesundheit, sondern be­wahren auch das ganze Jahr hindurch vor Geldmangel. Aber zweifellos ist der Name Gründonnerstag nicht aus dieser Sitte entstanden, sondern er hat umgekehrt wahrscheinlich im Laufe der Zeit die Sitte, an diesem Tage grüne Kräuter zu genießen, hervor­gerufen. Das Bolt will sich immer unter einem Namen etwas denken: ist ihm dieser nicht ohne weiteres flar, so wird irgendein Zusammenhang hergestellt. Solange beispielsweise der Hollunder ( der Baum der Holla), nur diesen Namen führte, galt er nirgends als Liebesbaum. Nun wurde der Name in manchen Gegenden zu Holder verkürzt; sofort war durch den Anklang an" hold" die Verbindung mit der Liebe gegeben; und der Holder wurde der Baum der Verliebten.

Kleines feuilleton.

Authropologisches.

Von allen unseren Farbenbezeichnungen spielt im Leben unferer Sprache keine eine so hervorragende Rolle als der Aus­druck grün. Das Wort, eine Ableitung von der germanischen Wurzel gro( ivachsen, grünen  ), geht auf denselben Ursprung zurüd twie das Wort Gras". Das Wachsende ist das Grünende. fonnte grün" auch die Bedeutung von frisch" annehmen. Bon frisch gefangenen, noch nicht gepötelten oder geräucherten Heringen Sprechen wir als von grünen" Heringen, der Bayer bezeichnet junges Bier als grünes Bier, und für den Hutmacher sind grüne Eine gefledte Regerfamilie. Bei Tieren ist es etwas Haare die Haare von frisch abgezogenen Fellen. Die Bedeutung ganz Getvöhnliches, daß eine Kreuzung verschiedener Rassen Aende bon grün" als Farbenbezeichnung ist in diesen Fällen vollständig rungen der Hautfarbe bei der Nachkommenschaft herbeiführt und daß verschivunden, wie auch in dem befannten Worte Goethes: Grün sich diese auch durch Vererbung fortpflanzen lassen. Bei Menschen ist des Lebens goldener Baum". Schiller   sagt: Unsere Be- pflegt eine entsprechende Erscheinung nur insoweit einzutreten, als tanntschaft ist noch grün", und wir sprechen von grünen Jungen oder die Hautfarbe im ganzen einen anderen Ton annimmt. Sehr selten von einem Grünschnabel. Der grüne Zweig ist das Symbol des dagegen ist das Vorkommen einer gefledten Haut, und einzigartig Kräftigen, Gebeibenden. In Goethes Sprüchen" heißt es: Es steht der Fall da, daß eine solche Fleckung fich in einer Familie, die ist traurig anzusehen, wie ein außerordentlicher Mensch sich gar durch die Mischung von Reger- und europäischem Blut herborgegangen oft mit fich, feinen Umständen, seiner Zeit herumwürgi, ohne auf ist, durch mehrere Geschlechter vererbt bat. Ueber diese Familie von einen grünen Zweig au fommen. Trauriges Beispiel Bürger." gefledten Negern ist jetzt eine wissenschaftliche Veröffentlichung Und in dem berühmten Simplizissimus" des Grimmelshausen im American Naturalist" erschienen. Ihre Geschichte geht stebt an einer Stelle: Nach diesem bedachte ich, was ich tun und etwa 60 Jahre zurück. Angeblich sollen die Stammeltern der ge­toie ich meine Händel anstellen wollte, damit ich wieder recht grün würde." Den grünen Biveig" haben wir wohl biblischem Einfluß zu verdanken, beißt es doch im Lucas- Evangelium: Denn so man das tut am grünen Holz, was will am dürren werden?

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fledten Nachkommen beide Neger von normalem Bau gewesen sein, was wohl aber faum zutreffen dürfte. Die Kinder zeigten eine merkwürdige Veränderung der Hautfarbe an bestimmten Stellen. Schwarz   war ein Streifen, der am Kopfe begann und sich über die Unsere Vorfahren erhoben dann Grün, die Farbe des neu- ganze Länge des Rumpfes erstreckte, nach unten aber schmäler wurde erstehenden Frühlings, zur Farbe der Freude, der Hoffnung und und am Gefäß endete. Alle übrigen Körperteile waren schwarz und der Liebe. Das Wort grün" nahm die Bedeutung von lieb" an; weiß gefleckt und zwar besaß die Haut an den weißen Stellen über bie grüne Seite" in dem bekannten Volfsliebe Mäbel rud, rud, haupt feinerlei Farbstoff. Die Grenzen von Schwarz und Welß rud" ist die liebe Seite, die Herzseite des Menschen. Und blieben im Verlauf des Wachstums diefelben, wie sie bei der in Schüßes Holsteinischem Jbiotikon" lesen, wir:" Die platt- Geburt gewesen waren. Eine dieser geflecten Negerinnen galante Hofsteinerin pflegt den Herrn zum Siben an beiratete und gebar 15 Kinder, bon denen 8 wie die ihrer Seite mit den Worten einzuladen: Setten se sif man an Mutter gefledt waren, 7 normal schwarz. Bon diesen 15 Mit­mine gröne Sid, dar is noch teen een verdrögt!" Bisweilen wird grün auch zur Bezeichnung des Gewöhnlichen, Alltäglichen. Das Sprichwort: Wer sich grün macht, den fressen die Biegen" sagt, daß der Allzubescheidene eine schlechte Behandlung zu gewärtigen hat. Und der grüne Tisch" ist bekanntlich jener oft mit grünem Tuch bezogene Tisch der Behörden, von dem mitunter sehr un­praktische Verfügungen ausgeben sollen. Aber diese Fälle, in denen das Wort grün" eine herabfeßende Bedeutung hat, bilden eine verschwindende Minderzahl.

gliedern ber alveiten Generation heirateten je 3 не­fledte und 3 schtvarze, und zivar verbanden fie fich ivieder mit echten Negern. Die schwarzen Mütter hatten nur sieben normale. Stinder. die gefleckten dagegen zwei normale und neun gleichfalls geffedte. Diefer Umstand ist besonders geeignet, das Er staunen der Vererbungsforscher zu erregen, da nach der bisherigen Annahme über die Gefeße der Vererbung nur die Hälfte der Groß­finder hätten gefleckt sein dürfen. Sollte sich der eigentümliche Typus noch weiter fortpflanzen und würde es dahiu fommen, daß sich zwei geffecte Perfonen heirateten, die nicht zu nabe miteinander verwandt find, so wäre es denkbar, daß eine neue Masse entstünde, die vielleicht eine weitere Ausbreitung finden könnte. Der Bericht flingt nads einem Aprilscherz, doch befißt der American Naturalist" den Ruf

Die Mannigfaltigkeit der Bedeutung des Wortes grün macht es verständlich, daß dem Namen Gründonnerstag eine Fülle von Deutungen zuteil wurden. Die meiste Wahrscheinlichkeit hat die Verknüpfung des Gründonnerstag" mit einer Ueberseßung des lateinischen Namens dieses Festes dies viridium( Tag der Grünen  ). einer ernsten, wissenschaftlichen Zeitschrift. Berantw. Rebatteur: Alfred Wielepp, Neukölln.- Drud u. Verlag: Borivärts Buchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin   SW.