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und zur Gewissenhaftigkeit deutscher Geschichtsschreibung. Alle An- dieser Prozeß des Einfangens, als die eigentliche Gestaltung, was gaben über die Höhe der Kontribution gehen nämlich auf eine Be- uns diese Bilder interessant macht. Das Motorische, die Erregung rechnung" Mag Dunders zurüd. Es wird aber niemals erwähnt, in den grünen Fahnen der Baumkronen, das Grollen in den Ackerwann und zu welchem 3wede dieje Berechnung angefertigt schollen, das Trommeln in den Lüften, dazu das grelle, fast schrille worden ist. Ergänzen wir diese Kontributionssumme noch durch Hellgrün, alle diese Elemente nervöser Unrast lassen uns die Bilder die Höhe der Kontribution, mit der die geschichtliche Wahrheit dieses temperamentvollen Landschafters ehrlich gern haben. Nicht belastet wird. Die Arbeit Dunders, deren Ergebnis immer nach- minder angenehm ist das Werk des Rudolf Großmann . Er geschrieben wurde, erschien zuerst 1871 im Aprilheft der Beit- beschert uns mit der Geste eines alten Sünders Roheiten, wie sie nur schrift für preußische Geschichte und Landeskunde". Schon der erste das Auge eines verliebten Jünglings zu sehen vermag. Was GroßSaz des Auffazes beweist den Zwed und die Glaubwürdigkeit:" Die mann sieht, ist vom Augenblick geboren; wie er es gibt, das ist Bräliminarien vom 26. Februar dieses Jahres legen Frankreich faserig, welkend, müde. alkoholisiert. Vorstadtstimmungen, jen eine Kriegstostenentschädigung von fünf Milliarden zugunsten seits der metropolen Herrlichkeiten, draußen, wo Schutthaufen einDeutschlands auf. Die außerdeutsche Presse hat hierin eine jame Häuser belagern und alles nur da zu sein scheint, um wieder exorbitante Forderung, den schnödesten Mißbrauch des Sieges er- bergehen zu sollen; Menschen, die wie Schatten auftauchen und vorblidt." Herr Dunder hatte also, um die öffentliche Meinung über beitorkeln, irgendwo Schreie und über allem ein zähes, qualvolles die Fünfmilliardenforderung zu beruhigen, den Auftrag erhalten, Leiden. Eine Schwere, die fliegen möchte, und eine Beweglichkeit, einen Präzedenzfall herzurichten. Und er setzte sich hin und rechnete die in sich selber starr wurde, so parador ist alles, was Großmann in einem wilden Phantasiestück, daß Napoleon vom November 1806 macht. bis 8. November 1808 aus Preußen 1 129 374 217 Fr.- und 50 Cent. erpreßt habe. Für die Zeit vom November 1808 bis Oftober 1813 errechnete er dann weitere 583 821 843 Fr. 8 Cent. Eo genau war die Rechnung, bis auf 8 Centimes genau. Und Mar Dunder hatte dann die Moral von der Geschichte fertig, um derentwillen er seinen Rechentopf strapaziert hatte: nach dem Maßstabe jener napoleonischen Kontribution und nach dem Unterschiede der Größe und des Reichtums Frankreichs und des damaligen Preußen hätte Frankreich nicht 5, sondern 20 Milliarden Kriegskostenentschädigung auferlegt werden müssen.
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Daß eine unter solchen Umständen und zu solchem Zweck entftandene Berechnung an sich für feinen ernsthaften Historifer als eine durchaus lautere Geschichtsquelle gelten darf, ist eine Grundregel der Geschichtstritit. Es wäre eine dankbare geschichtsfritische Humoreste, einmal die Dundersche Rechnung Im einzelnen zu zergliedern. Indessen, das ist nicht notwendig. Jeder, der nur einmal einen Blick in alte preußische Finiangrechnungen geworfen hat, erkennt die lächerliche Unmöglichkeit jener Zahlen. Unmöglich in einem Lande, dessen höchste Jahreseinnahme vor der Tilsiter Halbierung 25 Millionen Taler gleich 92,5 Millionen Frant betragen hatte, dessen Kassenbestände nach der Schlacht bei Jena für den preußischen König gerettet, in dem keine entsprechende Kredite iin Anspruch genommen, feine neuen Einnahmequellen erschlossen worden waren; in dem endlich die leistungsfähigen Klassen teine Steuern bezahlten! Wenn jene Summe herausgeholt sein soll, so müssen doch Lente dagewesen sein, die sie hergegeben haben. Die Rechnung Dunders wird schließlich widerlegt durch eine amtliche Aufstellung des späteren Präsidenten der preußischen Seehandlung Rother, der die gasamten außerordentlichen Aufwendungen Breußens, in denen auch alle unmittelbaren und mittelbaren Leistungen für Kriegszwecke enthalten sind, für die ganze Zeit bon 1806 bis 1812 auf 144,5 Millionen Taler gleich 534,7 Mill. Frank berechnet. Noch schärfer wird das Bild der wirklichen preuBischen Leistungen, wenn man die außerordentlichen, aus eigenen Mitteln gewonnenen Einnahmen betrachtet, die nach derselben amt= lichen Angabe für die Zeit von 1806 bis zum Ende der Freiheitsfriege im ganzen aus außerordentlichen Steuern 23,5 Millionen Taler, aus Zwangsanleihen 17,7 Millionen Taler erbrachten oder insgesamt 153,4 Millionen Fr.! Mit diesen wirklichen Zahlen vergleiche man die 1871er Phantasiezahlen Dunders.
Aus den Kunstfalons.
Bei Pau! Cassirer sieht es diesmal etwas bunt aus. Da find zunächst einige Grecos, von denen aber nur einer, ein bon fahlem Bau umwitterter astetischer Heiliger, den jungen Ruhm des alten Meisters einigermaßen rechtfertigt. Daneben gibt es eine Wand, behangen mit den letzten Arbeiten des Ulrich Hübner , eine andere mit denen des Waldemar Rößler. Hübner ist als Stillebenmaler bekannt genug; ein gewandter Arrangeur, ein tüchtiger Zeichner und ein geschmackvoller Farbengeber. Man fragt sich aber: ob diese Bilder ihre Reize behielten, wenn nicht bereits die Objette biedermeierlich romantisch wären. Das unterscheidet Hübner sehr wesentlich von den alten Holländern, denen er wohl verwandt sein möchte. Vermeer, Terborch und die übrigen registrierten redlich, wenn auch mit Wahl die Zimmer genau so, wie sie jie fanden; es war beste Gegenwartsmalerei. Hübner fühlt sich nur wohl, wenn Parez und andere Schlösser aus dem Anfang des neunzehnten Jahrhunderts sich auftun; er braucht also Historie. Braucht Effekte und Assoziationen, die mehr kultureller als malerischer Art find. Man tann taum sagen, wie seine Bilder geraten würden, wenn er einmal einen modernen Raum, etwa ein Zimmer von van de Velde, tonterfeien würde. Aufmerksamkeit verdienen seine Versuche, sich der Landschaft zu nähern. Er zeigt uns einen stillen Gartenwinkel, zwei, drei einsame Beete, irgendeine verlorene Ede zwischen winkelnden Häusern; man empfindet eine summende Stille unt etwas von der sommerhaften Müdigkeit, wie sie alten Städten, beren Höfen und Menschen eigen ist.
Waldemar Rößler wagt es, der Natur feck in das Antlih zu sehen. Das ist es, was ihn uns sympathisch macht. Man sieht fozusagen, wie der Maler die Natur an sich reißt; und es ist mehr
Friz Gurlitt( Potsdamer Straße 113) will seinen Salon den Jungen und Jüngsten ein Sprungbrett werden lassen. Das zeigten alle seine letzten Ausstellungen; das bestätigt sich auch diesmal. 3war Charles Camoin , ein Pariser, ist nicht allzuviel wert; ein Illustrator mit dem Ehrgeiz, dekorativ zu wirken. Er hat aus Cézanne das gepflückt, was sich nußen läßt, um ein wenig mertwürdig zu erscheinen. Der Mann fann übrigens mehr, als er können dürfte, um ein Eigener zu sein. Er kann aber nichts mit soviel Intensität, wie notwendig ist, um eine grüne Scheibe wirklich als Apfel und so als ein Symbol glorreicher Natur wirken zu laffen. Drei junge Dresdener find weit hoffnungsvoller. Zwei von ihnen, Ernst Müller - Graefe und Johann Johannson, saßen als Schüler bei Gustav Kühl. Von der Manier des Lehrers spürt man an ihnen fast nichts; man sieht aber deutlich, wie ein erfahrener Fachmann sie warnte, an den Klippen vorbeizusteuern. Solch Ergebnis spricht ungemein für die erzieherische Begabung des Dresdener Altmeisters. Wenn man sich der Bracht- Schüler erinnert, die einander zum Verwechseln ähnlich sind, so muß man vor Kühl, dem Lehrer, großen Respekt haben. Müller wagt sich an bedeutende Formate; er strebt zum Wandbild. Maurice Denis hat es ihm angetan mit seiner flimmernden, weißleuchtenden Blondheit. Badende Frauen, glückliche Menschen, die den Sommer genießen, das heftig Bewegte, fliegendes Haar, zuweilen Explosionen, die an Delacroix erinnern, solcherlei gärt in diesem jungen Maler. Johannson kommt irgendwie von Anders Zorn . Er hat des Schweden Sonnenseligkeit. Der dritte Dresdener ist ein Bildhauer, Paul Pils. Eine starte plastische Begabung ließ sich durch den Barock des Zwingers begeistern und lernte zugleich von Rodin und Maillol . Das Fleischliche wird zum Monumentalen gesteigert. Gewagte Entrenfungen, Verschiebungen des Schwerpunktes werden zu Grotesken in der Art des bockenden Negers oder irgendeines teuflischen Wasserspeiers( barocke Gotif) genußt. Am besten ist ihm eine Bildnisbronze gelungen, starf in der Menschlichkeit des Ausdrucks und schön geflärt im architektonischen Drang.
Seit einiger Zeit ist der modernen Graphit eine würdige Stätte bereitet. In dem graphischen Kabinett von J. B. Neumann ( Kurfürstendamm 33) trifft man gutgewählte Kollektionen unserer besten Radierer, Lithographen und Zeichner. Ein geschickt zusammengestellter Katalog hilft uns die Blätter unserer Liebe schneller finden. Mann fann Barlach, Beckmann, Feigl, Hodler, Lehmbruck , Liebermann, Meid, Munch, Pottner und so fort sich reichen lassen und den Augen nahe bringen. Zum Genuß der Graphik gehört solche Intimität. Es gibt bei Neumann auch immer irgendeine fleine Ausstellung; diesmal Radierungen von Oesterle, ernste Arbeiten eines sich bedenkenden Naturbeobachters. Außerdem: des russischen Balletts, eine gemäßigte Blafatfunst. Lithos von Ludwig Kainer , flotte Szenen aus den Tänzen
Mojes( Potsdamer Straße 118c) erstanden zu sein. Der Mann Ein neuer Polykrates scheint in dem Kunsthändler Hugo tritt zum erstenmal vor die Oeffentlichkeit und bringt gleich eine Sammlung von Zeichnungen, Lithographien und Radierungen von Mag Bechstein, eine Sammlung von so unerhörter Kraft und Schönheit, daß man darüber fast alles vergißt, was es sonst wäh rend dieses Sterbens der Saison in Berlin zu sehen gibt Bechsteins können ist wie ein Sturm, verheerend, aber fruchtbar zugleich. Gr bricht die Dinge, um sie neu aufzubauen. In einigen dieser Blätter ist eine Großheit, wie wir sie spüren beim Anhören jener Schöpfungsgeschichten, die den Jugendzeiten der Menschheit entwuchsen. Jung wie der Urwald und doch flug und von zartester fünstlerischer Weisheit gelenkt ist das graphische Werk Bechsteins.
Robert Breuer.
Kleines Feuilleton.
Aus der Vorzeit.
Abermals ein vorgeschichtlicher Mensch in England gefunden. Eben erst hat der Aufsehen erregende und des Schädels einer prähistorischen Frau zu Pittdown in Suffer die wissenschaftliche Welt überrascht und schon wieder werden Einzelheiten über eine neue hochbedeutsame Entdeckung bekannt. Nahe bei dem Dorfe Halling, am Westufer des Medway, 4 Meilen von Rochester , wurde ein menschliches Stelett aus einer prähistorischen